Praxis
Der Peavey Grind EXP 6 ist mit ca. 5 kg definitiv kein Fliegengewicht, die Last ist am Gurt aber relativ gut verteilt und die leichte Kopflastigkeit lässt sich mühelos ausgleichen – absolut kein Problem. Der Korpus ist für einen 6-Saiter eher zierlich und die Shapings begünstigen ein komfortables und angenehmes Handling und eine mühelose Bespielbarkeit bis zum 24. Bund. Vermutlich um die Slap-Technik zu erleichtern, hat Peavey im Bereich des unteren Korpushorns eine Vertiefung gefräst, der Abstand zwischen Saiten und Korpus ist an dieser Stelle erheblich größer und erleichtert das Anreißen (Poppen) der Saiten. Anderseits animiert das schmale String-Spacing von 15mm nicht unbedingt zum Slappen. Manch einem wird das zu eng sein und die Trefferquote mit dem Daumen verschlechtern.
Andere Spieltechniken wiederum profitieren von einem engeren Spacing und nicht zuletzt bleibt die Halsbreite dadurch in einem Rahmen, der angenehm zu managen ist – was man von den surfbrettartigen Ausmaßen des 19mm 6- Saiter-Spacings vieler Boutique-Bässe nicht behaupten kann. Auch das mittelflache Profil des Halses liegt gut in der Hand und macht keinerlei Mühe. An der Bespielbarkeit des Peavey gibt es, außer des oben schon erwähnten nicht optimal gefeilten Sattels, nichts auszusetzen.
Für dich ausgesucht
Beim ersten Anchecken des Grind am Verstärker war ich ziemlich irritiert von der unorthodoxen Anordnung der Potis. Unter dem Pickup sitzt der Volume-Regler für den Bridge-Pickup, rechts daneben der zugeordnete Tone-Regler. Darunter parkt das Reglerpaar mit der gleichen Anordnung für den Hals Pickup. Ich finde diese Anordnung denkbar unlogisch und hätte in der oberen Reihe zuerst das Volume-Poti für den Halspickup, daneben das für den Bridge-Pickup und darunter die jeweiligen Höhenblenden erwartet.
Kommen wir zum Sound des BXP 6-Saiters. Die Holzkonstruktion mit durchgehendem Hals und den relativ schweren Tropenhölzern sorgt für einen soliden Sound mit einem gesunden Sustain über das gesamte Griffbrett. Deadspots gibt es bei meinem Testkandidaten nicht. Auch die H-Saite leistet sich keine Schwächen und klingt sehr homogen, sie ist nicht zu drahtig und produziert auch in den höheren Lagen noch einen amtlichen Ton, ohne in Obertöne umzukippen. Die gesamte Konstruktion spricht sehr schnell und sensibel an und sorgt für einen leicht komprimierten, aber ebenmäßigen Ton, wie man es von einem guten Neck-Through-Bass kennt – und hören möchte.
Ich habe allerdings das Gefühl, dass die Tonabnehmer leider nicht in der Lage sind, das ganze Potenzial des Basses, mit seiner zweifelsohne gesunden Konstruktion, zu übertragen. Der Sound ist zwar solide und druckvoll, aber eben eher deftig. Details im Frequenzspektrum bleiben auf der Strecke. Speziell der Höhenbereich ist gedämpft und klingt nicht offen und transparent – auch nicht mit aufgedrehten Höhenblenden. Für filigrane Virtuosen, die eher solistisch und mit Akkorden arbeiten und deshalb einen durchsichtigen Sound bevorzugen, dürfte der BXP 6 demnach nicht die beste Wahl sein. Die Stärke des Peavey sind eher druckvolle, kompakte Groove-Sounds, die sich im Bandkontext gut durchsetzen und für ein ordentliches Fundament sorgen. Für Feingeister könnte, dank des für einen 6-Saiter doch recht schlanken Preises und der grundsätzlich gelungenen Konstruktion, ein Nachrüsten mit einer besseren Elektronik allerdings durchaus Sinn machen.