Praxis
Was natürlich als erstes ins Auge springt, ist der zentral angebrachte graphische siebenbandige EQ. Neben allen existierenden EQ-Typen erscheint mir der graphische EQ in der klassischen Ausführung mit Schiebereglern immer noch am nutzerfreundlichsten – und geradezu ideal in seiner Einfachheit! Kein anderer EQ kann so schnell, intuitiv und vor allem deutlich ablesbar eine Klangeinstellung generieren und optisch erfassbar machen. Konzeptionell kann ich daher die Gestaltung der Klangregelung unmittelbar nachvollziehen und begreifen. So dauert es dann auch keine drei Handgriffe, bis man dem Topteil einen wirklich brauchbaren Basston entlockt. Dabei wirkt der Peavey Headliner 1000 bereits in der Neutralstellung sehr souverän. Mit etwas Anhebung der Bässe und Höhen und ohne bislang den graphischen EQ angetastet zu haben, geht hier schon gleich zu Beginn ordentlich die Sonne auf:
Möchte man ab diesem Zeitpunkt diverse Feinjustierungen vornehmen, beispielsweise Mitten bei 800 Hz für einen funky Sound absenken oder Tiefmitten um 200 Hz für einen kräftigen Rocksound anschieben, dann ist das mit dem zuschaltbaren EQ binnen Sekunden erledigt. Zwar fühlen sich die Schieberegler haptisch nicht ideal an – sie sind relativ klein, hakelig und lassen gewisse Zweifel aufkommen, wie lange sie wohl halten mögen – aber immerhin packen die einzelnen Frequenzbänder ordentlich zu und sowohl Boost als auch Cut scheinen ausreichend Regelspielraum zu lassen. Allerdings vermisse ich ein entscheidendes Feature beim grafischen EQ: einen separaten Level-Regler in der EQ-Sektion! Durch die Möglichkeit, die Frequenzbänder insgesamt stark anheben oder absenken zu können, ergeben sich mitunter auch drastische Pegelunterschiede, wenn man den Graphic EQ an- oder ausschaltet. Um dem entgegenzuwirken, besitzen graphische EQs nicht selten eine eigene Level-Einheit, um den Gesamtpegel des EQ-Ausgangs wieder auf Grundniveau anzugleichen. Natürlich ist das ein Kostenfaktor, aber wenn man einen graphischen EQ auf diese Weise integriert, sollte meiner Meinung nach auch ein Pegelausgleich möglich sein. Das Fehlen desselben ist zwar kein Drama, aber schade ist es schon!
Nachfolgend präsentiere ich euch zwei kurze Videos, denen ihr die Wirkunsgweise des siebenbandigen EQs entnehmen könnt.
Der Kompressor ist für mich in seiner Wirkungsweise ein typischer On-Board-Compressor: nicht schlecht, aber auch nicht umwerfend gut! Im ersten Drittel des Regelweges ist er durchaus gut verwendbar und schneidet nicht allzu opulent und wahrnehmbar die Dynamikspitzen ab. Darüber hinaus fördert er jedoch für meinen Geschmack vor allem ein überdeutliches Pumpen zutage und besitzt dann im Grunde nicht mehr allzu viel in der Praxis brauchbares Potenzial. Dennoch ist er allerdings durchaus in Maßen einem ausgewogenen Sound zuträglich und allemal gut genug, um ihn als sinnvolles “Add-on” gelegentlich einzusetzen – zumal er übrigens optional per Fußschalter abrufbar ist!
Zuletzt bieten die drei Druckschalter der Eingangssequenz interessante Zusatzfeatures in Sachen Erweiterung der Klangregelung: Die zwei Pre-Shape EQ-Schalter Bright und Contour erweitern die Klangpalette durchaus sinnvoll, speziell dann, wenn es in den Höhen etwas aggressiver zur Sache gehen soll (Bright) und für einen schnellen Slapsound in die typische “Scoop”-Kurve gehen soll, also eine Bass- und Höhen-Anhebung bei gleichzeitiger Mittenabsenkung.
Wie schon erwähnt ist es nicht immer ganz leicht zu erkennen, ob die jeweiligen Drucktaster gerade gedrückt sind; der Schaltweg ist sehr kurz und der gedrückte Schalter unterscheidet sich selbst aus geringerer Distanz nicht gerade opulent vom nicht gedrückten. Dass sowohl Schalter als auch Frontpanel in einem satten Schwarz daherkommen, hilft ebenfalls nicht gerade der Ortung im dunklen Proberaum oder auf der Bühne. Auch dies ist freilich kein tragisches Delikt, aber es ist natürlich allemal erwähnenswert.
Im nächsten Klangbeispiel hört man nacheinander vier Einstellungen, die sich jeweils nach 8 Takten ändern:
- Ohne Graphic EQ
- Mit Graphic EQ
- Mit Graphic EQ & Contour
- Mit Graphic EQ & Contour & Bright
Die Crunch-Funktion zur Emulation röhrenartiger Verzerrung gelingt ganz gut, so lange man nicht versucht, den Effekt in die volle Verzerrung zu treiben. Allerdings sollte man, wie in der Bedienungsanleitung bereits empfohlen, etwaige Hochtöner seiner Bassbox ausschalten, damit der Sound nicht einen unangenehm sägenden Charakter erhält. Darüber hinaus ist es ein wenig kniffelig, die Crunch-Funktion in Verbindung mit dem DI-Ausgang einzusetzen. Um den Crunch-Sound mit den von mir zum Test verwendeten Bässen sinnvoll einzusetzen, musste ich den Input-Pegel entsprechend hoch ansetzen, so dass der DI-Ausgang gleichfalls einen sehr heißen Pegel weit über Line-Level Niveau ausgab. Beim Recording oder auch im Liveeinsatz kann das schon mal problematisch werden! In Maßen eingesetzt, kann die Crunch-Schaltung aber durchaus sinnvoll sein. Für drastische Overdrivesounds hingegen würde ich lieber externe und wesentlich flexiblere Overdrive-Pedale vorziehen. Hier hört ihr ein Beispiel mit dezenter Verzerrung:
Zuletzt steht natürlich noch die Frage nach der Leistung im Raum! Nachdem beim Vorgänger des Peavey Headliner 1000 – dem Headliner 600 – hin und wieder kritisiert wurde, dass die Leistung unterdimensioniert sei, kann ich dies dem Headliner 1000 nicht attestieren. Obwohl ich ihn an 8 Ohm (also mit 700 Watt Maximalleistung) betrieben habe, konnte ich nicht über mangelnden Headroom klagen. Das muss man natürlich von Fall zu Fall und im musikalischen Kontext unterscheiden, und ich bitte um Feedback, falls es User-Langzeiterfahrungen gibt, die diese Frage hilfreich kommentieren könnten!