Die Peavey HP2 ist die Wiedergeburt der Eddie van Halen Signature aus den Neunzigerjahren, wobei auch das Korpusholz der ersten 400 Exemplare aus alten Holzbeständen des vorigen Jahrhunderts stammt. 2020 verlor die Gitarrenwelt mit Eddie Van Halen den wohl einflussreichsten Rockgitarristen nach Jimi Hendrix. Und auch wenn der gebürtige Niederländer gerne auf den revolutionären Einsatz seiner Tappingtechnik reduziert wird, die er wie wenige andere in sein Spiel zu integrieren vermochte, hat er seiner Nachwelt doch wesentlich mehr als nur ein paar beeindruckende Solotricks hinterlassen.
Seine Kreativität und sein Innovationsgeist gehen dabei weit über das rein Spielerische hinaus, denn was das Gitarren- und auch das Ampdesign des späten 20. Jahrhunderts anbelangt, hatte Eddie ein gehöriges Wörtchen mitzureden. Überraschenderweise kam er erst zu einem relativ späten Zeitpunkt seiner Karriere in den Genuss eines persönlichen designten Modells, das ursprünglich aus dem Hause Music Man stammte.
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Da sein Signature Amp „5150“ Anfang der 90er Jahre jedoch von Peavey gefertigt wurde, lag es für Eddie Van Halen nahe, auch seine Gitarre aus den gleichen Werkstätten kommen zu lassen, was 1996 zum ersten „Wolfgang“-Modell führte. Zwar wechselte er 2004 zu Fender und rief seine eigene EVH-Serie ins Leben, doch Peavey entschloss sich dazu, das alte Signature-Modell unter dem Namen HP2 (Hartley Peavey) wieder in die Produktion aufzunehmen. Dies geschah bereits erstmalig 2017 und nun erneut seit 2020. Das alleine wäre noch nichts Besonderes, würden nicht die ersten 400 Exemplare des 2020 Reissues aus ordentlich abgelagertem „new-old stock“ (NOS) Holz aus den 90er Jahren in tschechischen Gitarrenwerkstätten gefertigt werden.
Eines dieser auserwählten Schätzchen liegt mir nun als Testexemplar vor und ich möchte hier ergründen, ob die HP2 der Rockikone ein würdiges Denkmal zu setzen vermag.
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Korpus
Eddies Anliegen beim Ur-Modell war es, einen Korpus zu schaffen, der das Beste aus Les Paul- und Stratocaster-Eigenschaften vereint, und so sehen wir auch beim HP2-Modell einen Body, der zwar als Double Cut ausgelegt ist und sehr ergonomisch wirkt, aber dennoch die Kompaktheit des Paula-Looks in sich trägt.
Beim Holz fiel die Wahl auf Linde, wobei dem schwarzlackierten Korpus eine schön gewölbte Decke aus Ahorn aufgeleimt wurde, die mit einem cremefarbenen Binding eingefasst ist. Die Gitarre wirkt gut ausbalanciert und bringt mit 3,7 kg auch ein angenehmes Gewicht auf die Waage. Neben Schwarz ist die HP2 auch in Moon Burst, Deep Ocean und Tiger Eye erhältlich, wobei die schöne Ahornmaserung nur bei den letztgenannten Farben sichtbar wird, beim schwarzen Modell leider nicht.
Bei der Bridge entschied man sich – wie soll es beim Meister der Whammy-Bar-Orgien auch anders sein – für das hauseigene, von Floyd Rose lizenzierte chromfarbene Locking-Tremolo-System. Dieses ist mit einem schraubbaren Tremoloarm bestückt und ab Werk so eingestellt, dass sich die g-Saite einen Halbton nach oben verstimmen lässt.
Die Korpusrückseite ist, übrigens auch bei den Modellen mit anderem Finish, gänzlich in Schwarz gehalten und offenbart lediglich drei ebenfalls schwarze Kunststoffdeckel, unter denen sich die Elektrik und die Tremoloaufhängung verbergen. Die Eingangsbuchse ist an der unteren Zarge in einer schwarzen Metallplatte angebracht. Die Gurtpins befinden sich ebenfalls an den dafür üblichen Stellen in den Zargen.
Hals
Die HP2 hat einen angeschraubten Hals aus Vogelaugenahorn mit einer Mensur von 648 mm und ist mit 22 Jumbo-Bünden samt Punkteinlagen ausgestattet. Zur Stabilisierung wurden zwei Graphitstreifen verbaut, die eine höhere Steifigkeit garantieren sollen.
Beim Griffbrett entschied man sich für einen Radius von 15 Zoll, wobei der Hals mit einer Sattelbreite von 42 mm relativ schmal wirkt, dafür aber ein ordentlich kräftiges Profil hat, das auf mich wie ein solides, rundes C-Shape wirkt. Klar, Eddie Van Halen zählte mit einer Körpergröße von knapp über 1,70 m sicherlich nicht zu den Riesen im Business, und tatsächlich lassen die Halsmaße erkennen, dass sich auch Player mit kleineren oder normalgroßen Händen hier extrem wohl fühlen können, wenn sie einen kräftigen Umfang bevorzugen.
Die matt lackierte Vogelaugenahorn-Halsrückseite liefert nicht nur eine tolle Optik, sondern trägt auch zu einem geschmeidigen Spielgefühl bei. Tatsächlich fühlt man ab dem ersten Moment auf der Gitarre trotz des dicken Halsprofils sofort heimisch und das Instrument vermittelt den haptischen Eindruck, als hätte man schon immer darauf gespielt.
Der abgerundete Hals-/Korpusübergang erweist sich als sehr geschmeidig und dank des großzügigen Cutaways und des leicht verjüngten Halsfußes sind alle Bünde bis zur 22. Lage gut erreichbar. Jenseits des letzten Bundes befindet sich der Zugang zum Halsstab, der von oben mit einem Metallstift eingestellt werden kann. Die Saiten laufen über den Floyd-Rose-Klemmsattel zur ebenfalls schwarz lackierten Kopfplatte, an der die Schaller-Stimmmechaniken in einer symmetrischen 3+3 Offset-Anordnung angebracht wurden und dort ihren Dienst solide und stimmstabil verrichten.
Elektrik
Wie das Ur-Signaturemodell wurde auch die HP2 mit zwei direkt in den Korpus verschraubten und nach Eddies Ur-Vorgaben gewickelten Peavey-Humbuckern ausgestattet, die über einen Switchcraft Dreiweg-Kippschalter angewählt werden. Zur Eliminierung von Feedback-Problemen sind die Tonabnehmer gewachst, bei denen man sich hier optisch für den schwarz-weißen „Zebra”-Look entschieden hat. Im Gegensatz zur Music Man-Variante, die kurioserweise nur einen Volume-Regler mit der Aufschrift „Tone“ hatte, verfügt das Peavey-Pendant sowohl über einen Masterlautstärke- als auch einen Tonregler. Die Pickups besitzen eine Split-Funktion, die über die Volume- und Tone-Push-Pull-Potis umgesetzt werden kann, sodass insgesamt acht Pickup-Kombinationen zur Verfügung stehen. Steg- und Hals- Humbucker arbeiten sowohl ungesplittet als auch gesplittet, zuzüglich der vier Zwischenpositionen (beide ungesplittet, beide gesplittet, Steg gesplittet + Hals ungesplittet, Hals gesplittet + Steg ungesplittet).
Eine genauere Spezifikation der Pickups lässt sich leider nicht eruieren, allerdings weiß man von Eddie, dass sich dessen Vorlieben durch mittige Sounds und einen saftigen Output auszeichnen, ohne jedoch “Ultra High-gainig” zu klingen. Hier wird der Praxisteil noch Genaueres offenbaren.
Zum Lieferumfang gehören ein verschließbarer Koffer, zwei Inbusschlüssel und der Tremoloarm.