PRAXIS
Im Lieferumfang befindet sich außer dem Netzkabel auch ein dünnes Manual, dessen Sicherheitshinweise in vier Sprachen gehalten sind. Die eigentliche Bedienungsanleitung gibt’s leider nur in Englisch. Was aber prinzipiell kein Problem ist, denn beim Windsor gibt es nicht viel zu erklären. Außerdem erforscht der gemeine Gitarrist seinen Amp ja in der Regel ohnehin zunächst einmal selbst, bevor er in einem Handbuch blättert. Bevor zur Tat geschritten wird, gibt es noch einen Hinweis von meiner Seite: Die im Text angegeben Zahlen zur Reglereinstellung beziehen sich nicht auf die Uhrzeit-Definition, sondern auf die angegebene Skala am Amp.
0 = Minimal – Regler auf Linksanschlag
6= Mitte – Regler auf 12 Uhr Position
12= Maximal – Regler auf Rechtsanschlag
Immer schön der Reihe nach wird der Amp von Clean bis zur vollen Verzerrung durchgecheckt. Dabei fällt auf, dass der Windsor sehr früh zu Zerren beginnt. Bei einer Preamp-Volume-Einstellung von 2 und einer Singlecoil-Gitarre am Low-Gain-Eingang bekommen wir gerade noch einen Cleansound hin. Allerdings hat der schon einen leicht dreckigen Charakter.
Der Low Gain-Input ist um 10dB leiser als der vom Hersteller empfohlene High-Gain-Input. Man sollte Gitarren mit extrem hohem Ausgangspegel an den Low Gain anschließen, damit die Vorstufe nicht komplett überfahren wird. Aber selbst mit einer Singlecoil-Gitarre mit wenig Ausgangspegel ist der Amp an diesem Eingang nicht zu einem richtig cleanen Sound zu überreden. So kann mit einer Strat zum Beispiel dreckiger Funk mit angezerrtem Ton gespielt werden.
Wenn man hier, wie Anfangs erwähnt, von der Optik auf den Klang schließen würde, läge man voll daneben. Ab Preamp-Volume 3 ist der Verstärker schon ordentlich verzerrt, vor allem wenn eine Les Paul im Hi-Input angeschlossen ist. Jetzt wird die Auswirkung des Texture-Reglers, der stufenlos zwischen Class A und Class A/B wechselt, überprüft. Die komplette Power erhält man in der voll aufgedrehten Stellung (Class A/B), wird der Regler zurückgenommen, so wird laut Hersteller eine Hälfte der selektierten Endstufenröhren leicht aus der Schaltung herausgenommen. Als Folge daraus kommt die Endstufe mehr ins Schwitzen und beginnt früher zu zerren. Ihr hört jetzt drei Einstellungen des Texture-Reglers im Vergleich. Zuerst Class A, (links) dann Mitte 12 Uhr, dann ganz rechts Class A/B.
Für dich ausgesucht
Mein Favorit ist hierbei die Class A/B Einstellung. Im Class A Bereich klingt der Amp mir persönlich zu kratzig und auch das Ausklingverhalten ist nicht sonderlich harmonisch.
Als nächstes ist die Klangregelung an der Reihe. Preamp-Volume steht auf 7, Bass und Treble auf 6 und der Mitten-Regler wird zuerst auf 0, dann auf 6 und abschließend auf 12 gedreht. So klingt das Ganze:
Sehr guter Regelbereich! Die Mittenfrequenz liegt bei etwa 650 Hz. Hier ist von metallischem Sägen bis britischen Dampfmitten alles möglich. Die komplette Rockbandbreite kann bedient werden.
Als nächstes folgt der Bassregler, Mitten und Treble stehen auf 6, die Bässe zuerst auf 0, dann 6 und danach 12.
Auch hier gibt es einen großen Wirkungsbereich. Sattes Bassfundament ist gewährleistet, vor allem hat man mit dem Resonance-Regler eine weitere Kontrollinstanz für den tieferen Bassbereich zur Hand. Fehlt uns noch Treble.
Dieser Regler hat einen breitbandigen Wirkungsbereich und bearbeitet die Höhen bei 2-4kHz. Voll aufgedreht kann der Verstärker extrem spitz klingen.
Kommen wir jetzt zur starken Seite des Verstärkers. Bei Pre-Amp-Volume unter 6 klingt er für meine Ohren nicht so überzeugend, aber ab 7 kommt der Gute richtig in Fahrt. Besonders, wenn man die Mitten herausdreht und Presence in der Master-Sektion weit aufzieht (12). In diesem Setting liefert der Windsor eine körnige Metalzerre. Volles Brett mit Drop D Tuning und Powerchord Riffs. Der Verstärker spricht auch gut auf Artificial Harmonics an, man kann den Ton ordentlich quietschen lassen.
Mehr Zerre und ab in den tonalen Keller! Die Baritongitarre wird ausgepackt. Mal sehen was der Windsor dazu zu sagen hat. Pre-Volume auf 9 und los geht´s. Die tiefen Frequenzen verträgt der Windsor richtig gut, der Ton ist trotz hohem Gain immer noch differenziert und nicht matschig.
Man muss aber nicht nur Metal mit dem Amp spielen. Auch für Alternative Rock Styles mit höheren Verzerrungsgraden ist der Windsor bestens geeignet. Wenn in der Master-Sektion Resonance und Presence voll aufgedreht sind, dann muss man die Klangregelung gar nicht so weit aufziehen, um einen warmen Distortionsound zu bekommen Hier die Einstellungen: Preamp Volume 8, Bass 6, Middle 4, Treble 3. Das Ganze wurde mit einer ES-335 eingespielt. Die Transparenz ist in Ordnung, die einzelnen Töne sind – trotz High-Gain- ausreichend gut zu erkennen.
Auch der serielle Effektweg funktioniert mit Pedalen und Multis tadellos, es gibt keine Probleme mit Pegel oder Soundverlust. Hier ein Beispiel mit einem Lead-Sound bei Preamp Gain auf 10 Uhr.
Zum Abschluss hört ihr noch ein Beispiel mit maximaler Gain-Einstellung in Verbindung mit einer Les Paul am High-Gain-Input.