Praxis
Harmonisch
Auffällig ist direkt nach dem ersten Anschließen, dass das Peluso 2247 das Signal stärker mit Harmonischen anreichert als ich erwartet hätte. Dick und groß klingen Stimmen, die mit diesem Röhrenmikrofon aufgenommen wurden, mancher User wird den Charakter mit Sicherheit abfeiern. Schon mit einem cleanen Mic-Preamp verstärkt, erhält man ein Audiosignal, welches nicht wie viele andere nach weiterer Bearbeitung schreit. Ob es nun zu Stimme und Produktion passt, muss natürlich früh genug überprüft werden, nutzt man einen Preamp wie einen 1073 oder einen 610, kann die Färbung schnell zu viel des Guten werden und Platz für andere Signale rauben. Meine Assoziation ging übrigens sofort zum Telefunken AR51, welches sehr ähnliche Eigenschaften aufweist. Die Nähe zum U 47 hingegen ist deutlich geringer als bei den beiden anderen Pelusos, die dieses Claim führen. Besonders in den unteren Mitten merkt man dem zum Vergleich herangezogenen MG UM 92.1S die Erbfolge der M7-Kapsel-Mikrofone (zu denen auch das frühere U 47 zählt) an.
Nah und intim, trotzdem nicht überbasst
Die Bässe werden durch den Proximity Effect auch dann nicht zu stark überbetont und indifferent, wenn man sich der Schallquelle stark nähert, das ist sehr angenehm. Aber trotzdem erzeugt das 2247 eine angenehme Nähe und Intimität, wie man sie bei manchen hochwertigen Bändchenmikros finden kann. Diesen Eindruck verstärkt bei allen aber auch die spürbare Abwesenheit ausgeprägter Höhen. Aber nicht vergessen: Es muss nicht schlecht sein, ein weniger brillant abgestimmtes Mikrofon für Vocals einzusetzen, im Gegenteil. Wer jazzige, nahe Stimmen einsetzen will und auf deutlichen „Schmatz“ und „hauchigen“ Charakter steht, kann mit dem 2247 Shortbody sicher eine Menge anfangen.
Reibende Präsenzen
Die leicht vorhandene „dunkle Wärme“ eines Neumann U 67 lässt sich zwar im 2247-Signal feststellen, doch gibt es eine Klangeigenschaft, die man vor allem hierzulande beim Aufnehmen von Stimmen besonders vorsichtig beachten sollte: Das Mikrofon produziert zwar “fertig gemixt” klingende, breite und reiche S- und T-Konsonanten, reibt dabei aber recht stark – das gefällt mir weniger. Bei sehr „deutscher“, also spitzer und scharfer Aussprache kann das störend wirken, weil es ein wenig aufgesetzt und unnatürlicher klingt, auf der anderen Seite verbessert sich dadurch die Durchsetzungsfähigkeit im Mix. Dynamisch zeigt sich das Peluso insgesamt zwar offen, bei sehr hohen Pegeln ist es vor allem der Bereich zwischen 2 und 10 kHz, in welchem die Dichte über die Maßen zunimmt – auch das kann bei „lauter“ Musik durchaus praktisch sein, wenngleich weniger gut steuerbar als im Mix mit einem Kompressor (den man ja dann eh einsetzen wird).
Die Niere ist die beste Richtcharakteristik des Peluso 2247
Sehr offensichtlich ist die Optimierung des Mikrofons auf den Klang der Niere. Das gilt allerdings nicht nur für die Hauptachse, denn selbst seitlich eintreffender Schall wird gebührlich behandelt und färbungsarm übertragen. Kommt die hintere Membran ins Spiel, ist es ein wenig anders. Die Kugel ist in den Bässen und unteren Mitten erstaunlich straff, hat gleichzeitig aber sehr weiche Präsenzen. Das ist eine interessante Kombination, will in meinen Augen aber nicht so recht zusammenpassen. Auch die Acht steht der Niere qualitativ etwas nach, sie dürfte etwas konkreter und griffiger klingen. Toll ist aber, dass man hier viel mit den Zwischenpositionen von Kugel, Niere und Acht regeln kann.
Für dich ausgesucht
Power!
Der Output des 2247 Shortbody ist signifikant höher als der von 2247LE und 2247SE, gleichzeitig ist das Rauschen angenehm gering. Hier macht sich die Verwendung der neueren, modernen Röhre also eindeutig bezahlt. Was viele vergessen: Bei Kompressionsverhältnissen moderner Mischungen kann Rauschen vor allem bei leisen Vokalisten zum ausgewachsenen Problem werden, wenn stark rauschende Vintage-Mikrofone eingesetzt werden. Das Peluso 2247 erlaubt besser als die beiden Longbody-Mikros den Betrieb an schwächeren Preamps. Natürlich gilt das auch für die vielen Gain-armen Vorverstärker in Audio-Interfaces (wobei das geradezu ein Frevel wäre!), aber beispielsweise ein Chandler REDD.47 mit seinen deutlich unter 60 dB Gain kommt in Betracht.