Praxis
Simpel, aber solide
In Reviews wird häufig die „Wertigkeit“ angesprochen. So auch beim Peluso 2247LE: Und, wirkt es denn „wertig“? Ganz eindeutig: Nö. Eigentlich sind alle Pelusos eher simpel und kostengünstig aufgebaut und ausreichend solide verarbeitet. Beste Materialien, penibelste Verarbeitung, wie etwa beim MG UM92.1S, aber auch Originaltreue bis ins letzte Detail – all das sucht man beim amerikanischen Hersteller Peluso vergeblich. Den Sound kümmert’s nicht, das Portemonnaie freut’s.
It’s in the bass…
Man ist geneigt, die Sound-Eigenschaften und -Unterschiede bei Röhrenmikrofonen besonders ab den Mitten aufwärts und bei der Anreicherung bei kurzen Konsonanten oder in Attackphasen von Instrumenten zu suchen. Will man Standard Edition (SE) und Limited Edition (LE) miteinander vergleichen, tritt aber besonders der Tiefenbereich hervor: In den Bässen und Tiefmitten ist das Peluso 2247LE deutlich knackiger als das Peluso 2247SE, ein Charakteristikum, das für alle Polar-Patterns gleichermaßen gilt. Diese „Abwesenheit von Schwammigkeit“ findet man bei Großmembran-Kondensatormikrofonen der geringeren Preisklassen seltener. Besonders Stimmen überleben auch starke EQ-Eingriffe und heftige Kompression besser, entgleiten dadurch im Mix nicht so schnell.
Nahbesprechung: hervorragend
Hervorragend ist die Steuerbarkeit der Bassanhebung bei geringen Abständen. Auch nahe Besprechung bringt das 2247 nicht aus der Ruhe, es tendiert nicht zur Schwammigkeit. Hier ist allerdings anzumerken, dass das für alle drei getesteten 2247-Mikrofone Pelusos gilt – der Hersteller scheint sich also nicht umsonst um die Auswahl seiner Bauteile zu kümmern.
Nie scharf oder nervig, dennoch präsent
Natürlich haben auch Mitten und Höhen einen gewichtigen Anteil an der Soundbeschreibung eines Mikrofons. Und so setzen sich die wesentlichen Charaktereigenschaften der Bässe auch in den Mitten fort: Das Signal am Mikrofonvorverstärker folgt dynamisch gut dem Schall vor der Kapsel, es ist eine Freude, wie man das Signal mit EQ und Kompressor weiter formen kann, ohne das Gefühl zu haben, ein fragiles Konstrukt zu beschädigen. Hier zeigen sich einfach gute Mikrofone: Man kann das Signal stark bearbeiten, wenn es sein muss. Doch auch ohne Eingriffe – wie hier in den Soundbeispielen – klingt das Signal hervorragend, auch und gerade etwas weiter oben. Die Präsenzen erlauben dem Signale gute Durchsetzungsfähigkeit im Mix, das Mikrofon klingt aber nicht penetrant oder gar scharf. Sicher sind die Höhen schwächer als bei kleinmembranigen Vertretern, doch der Roll-Off ist sanft, frei von störenden Ausbrüchen und passt genau in die Vorstellung, die man von einem Röhrenmikrofon-Klassiker hat.
Magie von guten Röhrenmikros
Die wirkliche Magie mancher Großmembran-Röhrenmikrofonen liegt aber in einem Bereich, der sich nicht einfach beschreiben lässt: Das Signal ist nah, formbar, frei von Störungen, leicht angereichert mit Harmonischen und dynamisch ordentlich. So weit, so gut. Wirklich gute Röhrenmikros, und zu denen zählen etwa das Neumann M 149 Tube, das Microtech Gefell UM 92.1S und Blue The Bottle, natürlich das Neumann U 47 und eben auch das Peluso 2247LE, erzeugen etwas, das gerne mit Dreidimensionalität bezeichnet wird. Genau das ist bei diesem Mikrofon spürbar! E-Gitarristen wird das bekannt sein, wenn sie von einem Schnickschnack-Verstärker, Transistor oder Hybrid, auf einen einfach aufgebauten Vollröhrenverstärker wechseln, etwa einen klassischen Fender oder beispielsweise einen Hiwatt DR. Dass das LE ein ganz kleines bisschen mehr rauscht als die anderen beiden 2247 ist dabei vollkommen irrelevant.
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Stabile Pattern
Die Pattern zeigen sich ausreichend stabil, anders als beim Shortbody-2247, dessen Haupteinsatzort das Vocal-Recording im Nierenbetrieb sein wird. Das 2247LE behandelt auch seitliche und rückwärtige Signale so ordentlich, wie es eine Großmembrankapsel eben zu leisten imstande ist. Dass es die Kombination Kugel, Niere, Acht und Zwischenstufen beim originalen Neumann nicht gab, hatte natürlich seinen Grund: Die Optimierung der beiden Richtcharakteristiken Niere und Kugel war noch einigermaßen gut zu bewerkstelligen, die gleichzeitige einer dritten eher nicht. Wer lieber Niere und Acht statt Niere und Kugel nutzen wollte, konnte ein anderes Mikrofon kaufen, das Neumann U 48.