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Peluso Microphone Lab P-87 Solid State Microphone Test

Praxis

Das Quäntchen, es ist da

John Peluso versteht was von seinem Job. Schließlich gründet sein kleines Unternehmen darauf, dass Kondensatormikrofone aus Mitteleuropa von ihm repariert und verbessert werden, die Nachbauten von Neumann-, AKG- und Schoeps-Klassikern sind bekannt und geachtet. Dies merkt man dem Peluso P-87 ebenfalls an, denn nur ein “netter Versuch” ist das Mikro gewiss nicht: Sofort wird klar, dass das Mikrofon mit den Großen (= doppelt so teuren) mitspielen kann. Unabhängig von der Frage der Nähe zum Vorbild erhält man mit dem P-87 ein wirklich universelles, gut nutzbares Mikrofon. Vocals, Amps, Blech, Snare Bottom, Overheads, Akustikgitarre, Klavier – you name it: Das P-87 erscheint vielleicht ab und zu nicht die allerbeste, geeignetste Wahl zu sein, doch selten eine mittelmäßige und so gut wie nie die falsche. Eigentlich immer erhält man ein Signal, welches sauber und detailliert genug ist, natürlich fehlerfrei, und welches sich mit einem vernünftigen Equalizer in die richtige Richtung drücken lässt. Gleichzeitig liefert es das Quäntchen Eigenständigkeit mit, das dem Sound eine interessante, aber unaufdringliche Note verpasst. Und damit sind wir auch schon am wichtigsten Punkt angelangt: Das aktuelle Neumann U 87, das U 87 Ai, gilt manchen Tontechnikern als etwas zu „grau“, zu unscheinbar, zu blass. Wenngleich es ein hervorragendes Mikrofon ist, wird oft der etwas griffigere Charakter des ursprünglichen Designs vermisst, der durch Modifikation eines neuen 87ers, durch Kauf eines Originals oder eines gut gemachten Nachbaus am Mic-Pre ankommen kann. Und genau das erfüllt das Peluso. Der Ausgangsübertrager sorgt für eine ultrafeine Körnung, die dem Signal “Anpack-Potential” bietet. Im Vergleich zum höchst genialen Arbeitstier Audio-Technica AT5045 wird deutlich, dass dieses zwar bessere Werte bietet und Details in einer atemberaubenden Genauigkeit auch jenseits der frontalen Hauptempfindlichkeit aufzeichnet, sich aber etwas mehr zurücknimmt, was den Einfluss auf den Klangcharakter des Signals angeht. Nun: Wer einen Testbericht über ein Mikrofon liest, das sich ein vierzig Jahre altes Design zum Vorbild genommen hat, der wird an diesen Attributen auch kaum interessiert sein.

Audio Samples
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Peluso P-87, 5 cm Peluso P-87, 20 cm Peluso P-87, 50 cm Audio-Technica AT5045, 20 cm

Leicht entschärft

Das liest sich ja hervorragend! Wenn ich genau in die Nierencharakteristik hineinhöre, fällt mir allerdings eine vielleicht zu starke Entschärfung der scharfen Konsonanten der Stimme auf, die meisten 87er, die ich bislang hören konnte, erschienen mir ein wenig bissiger, selbstredend vor allem bei “deutscherer” Lautbildung, als es Sänger Chul-Min und fast alle amerikanischen Vokalisten tun. Mir persönlich wird das Peluso dadurch allerdings nicht unsympathischer, dass es etwas vorsichtiger mit “Rundfunk-Aggressivität” umgeht. Präsent genug ist es generell, der EQ wird bei einem Mikrofon dieser Art eher sanft beim Recording eingeschaltet bleiben.

Das Peluso während des Testzeitraums, hier bei einer Vocalsession mit Mic Screen.
Das Peluso während des Testzeitraums, hier bei einer Vocalsession mit Mic Screen.

Minimales Klingeln vernehmbar

Dass das 5045 im Direktvergleich verfärbungsfreier ist, ist kein Wunder. Allerdings ist das nicht nur auf den Ausgangsübertrager des Peluso zurückzuführen, den man neben der Griffigkeit auch an der signalabhängigen harmonischen Veränderung des Signals erkennen kann. Ein leichtes Klingeln (das durchaus angenehm sein kann!) kann als Komponente ausgemacht werden – die Wirkung von Metallgittern direkt vor der Membran und vor allem die Einwirkungen von großen Metallröhren, die von Peluso wie beim Original unbedämpft verbaut werden, sollte nicht unterschätzt werden. Aber auch nicht überschätzt: Es dauert schon eine Weile, das festzustellen – oder aber man wird darauf hingewiesen.

Schalterei und ihre Auswirkungen

Der Pad-Schalter wird bei wirklich hochpegligen Signalen bestimmt zur Sicherheit auf -10 dB gestellt werden. Doch auch ohne Vordämpfung zeigte sich das Peluso im Testbetrieb recht pegelfest. Allerdings wird das kurzzeitige Überschreiten dieser glücklicherweise sehr hohen Grenze stärker mit Kratzen und Beißen kommentiert, als ich mir das vorgestellt hatte. Das Filter arbeitet gut austariert dem Nahbesprechungseffekt entgegen, welcher erst unterhalb von 10 cm starke Intimität, oder negativ ausgedrückt klangliche Enge erzeugt. Schaltet man dem Signal der vorderen Kapsel das der rückseitigen hinzu, erhält man eine erstaunlich konkret wirkende Doppelmembran-Kugel, welche aber besonders seitliche Signale ordentlich einfärbt. Das ist zwar typisch für diesen Modus, aber die phasenbedingten Einschnitte erscheinen mir einen Deut zu stark. Bei der schön kompakt stehenden, kernigen Acht machen sie sich weniger bemerkbar, doch das Peluso zeigt alleine durch die leicht seitliche Besprechung der Niere, dass es frontale und genau rückseitige Signale besser verträgt als seitliche. Der Aufnahme der Resonanzfellseite der Snare mit der Achtercharakteristik steht nichts entgegen, bei Singer-Songwriter-Anwendungen (Gitarre und Gesang) hingegen sollte man bei Doppelkapselverwendung kontrollieren, wie laut und wie gefärbt das jeweilige Bleeding-Signal nach der Kompression klingen wird. Aber auch hier: Das gehört eben zu den Aufgaben eines Recording-Engineers. Insgesamt ist das P-87 jedoch ein Mikrofon, das seine größte Leistung bei ausschließlich frontaler Besprechung mit Richtcharakteristik Niere liefert. Und das sind, sind wir mal ehrlich, sicher mehr als 95% aller Anwendungsfälle. Die Niere liefert übrigens auch die flotteste Transientendarstellung, die Kugel wirkt hier weicher, die Acht minimal ungenauer.

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Peluso P-87, 20 cm, Niere Peluso P-87, 20 cm, Acht Peluso P-87, 20 cm, Kugel Peluso P-87, 20 cm, Niere, 45 Grad Peluso P-87, 20 cm, Niere, HPF
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