Praxis
Langsam
Das Peluso P-414 benötigt eine ganze Weile, bis es nach Anschalten der Phantomspeisung keinen Mucks von sich gibt, weil sich ein großer Kondensator langsam lädt. Allerdings: Wenn man die Patterns umschaltet, knackst es ganz gehörig, ohne Mute sollte man das nicht tun.
Ausgewogen und detailliert
Der Grundcharakter des P-414 ist hervorragend. Das Signal ist ausgewogen, klar, detailliert und dadurch „groß“. Nicht nur Stimmen profitieren davon, dass die Auflösung sehr hoch ist, auch akustische Instrumente wie Stahlsaitengitarren und Drumkits sind sehr dankbare Signalquellen für ein 414EB. Mit dem Peluso P-414 erkennt man, weshalb AKGs 414er immer oft als „Gegenentwurf“ zum Neumann U 87 gesehen wurden, denn auch diese können als Arbeitspferde fast überall in der Produktion eingesetzt werden. Komplette Allrounderfähigkeiten würde ich trotz der vier Patterns, Pad und HPF nicht attribuieren, weil das Mikrofon doch eine nicht unauffällige Farbe mitliefert. Es ist ein wenig Fluch und Segen zugleich, dass das Signal in den Hochmitten und Höhen angereichert wird. Es ist dadurch durchsetzungsfähig, aber edel und niemals scharf. Bei Signalen, die sehr prominent im Mix sitzen oder gar solo zu hören sind (etwa Sprache), erscheint es aber bisweilen als leicht aufgesetzte, zusätzliche Komponente.
Acht und Kugel sind super!
Das Nierenpattern fällt nicht negativ auf durch frühe Einbrüche oder extreme Unregelmäßigkeiten in den so wichtigen Mitten bei Schalleinfall im Bereich zwischen 90 und 270 Grad. Wirklich, wirklich toll sind aber vor allem Kugel und Acht! Die Acht ist im Vergleich zur Niere etwas knarziger und mit mehr „Brust“ ausgestattet. Gleichzeitig klingt sie minimal hohl. Was vielleicht zunächst etwas negativ wirken mag, finde ich besonders für Stimmen sehr angenehm. Etwas überspitzt könnte man sagen, dass dadurch ein bisschen „Röhrenwind“ im P-414-Signal weht. Beim Aston Spirit, hier zum Vergleich aufgenommen, ist das nicht der Fall.
Nun hatte ich ja nicht nur die Acht gelobt, sondern auch die Kugel. Sie ist auf eine natürliche und zurückhaltende Art höhenreich und wirkt sehr offen und transparent. Auffällig ist der recht sanft verlaufende und gar nicht mal so starke Höhenabfall bei seitlicher Besprechung. Im Audiofile der Kugel erkennt man, wie komplett das Signal noch bei 90 Grad Besprechung erscheint. Viele Doppelmembranmikros besitzen im Kugelmodus eine im Spektrum weit herunterreichende Achtercharakteristik.
Nahbesprechung und Filter
Nah besprochen, neigt das Peluso P-414 so gut wie nicht zum Verschwimmen. Der Bass bleibt bleibt immer ganz staatsmännisch. Ein griffiger und trockener Tiefbass ist etwas, das meiner Meinung nach ein hochwertiges Großmembranmikrofon mitbringen sollte – und das schafft Pelusos C414-Klon durchaus. Wirklich ganz hervorragend und sauber arbeiten die beiden Filterstufen. Auch bei 150 Hz ist das Signal noch sehr natürlich und bietet ausreichend Fundament. Ganz unempfindlich gegen Popp ist das Peluso nicht, es empfiehlt sich also ein vernünftiger Poppschutz. Die mitgelieferte Spinne erfüllt ihren Zweck.
In der Disziplin Grobdynamik gibt das Mikrofon ebenfalls ein gutes Bild ab. Es rauscht nur sehr verhalten und sehr gleichmäßig, selbst ohne Pad muss man schon Schlagzeug- und Blechblaspegel bemühen, um signifikante Verzerrungsanteile zu erzeugen.
Markus Kandzior sagt:
#1 - 02.10.2019 um 18:00 Uhr
Danke für den guten Test! Auch wenn das Peluso klanglich auf die frühe 414 Version abzielt, wie seht ihr es im Vergleich zu den beiden aktuellen AKG 414 Versionen, die ja sogar günstiger sind?
Nick (Redaktion Recording) sagt:
#1.1 - 04.10.2019 um 05:36 Uhr
Hallo Markus,ich würde das Peluso "auf die Schnelle" als minimal farbiger bezeichnen und näher am XLII als am XLS.Beste Grüße
Nick Mavridis (Redaktion Recording)
Antwort auf #1 von Markus Kandzior
Melden Empfehlen Empfehlung entfernenbaba_https://www.amazon.com 6917146 sagt:
#2 - 08.05.2024 um 12:22 Uhr
Globe Telecom