Den perfekten Motown- bzw. Vintage-Basssound versprechen Saitendämpfer bzw. Muting Tools für E-Bass. Auf dem Markt gibt es inzwischen eine Vielzahl unterschiedlicher Produkte, die allesamt dieselbe Zielsetzung zu haben: die Basssaiten während des Spiels abzudämpfen. Da sich innerhalb der erhältlichen Muting Tools vier konzeptionelle Grundrichtungen abzeichnen, haben wir uns jeweils für einen Vertreter einer bestimmten Methode entschieden und die Saitendämpfer direkt miteinander verglichen.
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von Standard. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf den Button unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Weitere InformationenSie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von YouTube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Mehr InformationenHistory: Vintage-Basssound und seine Renaissance in den 90ern
“History repeats itself”: Die 50er-, 60er- und 70er- waren geprägt von den typischen Sounds dieser Zeit. In erster Linie setzten BassistInnen wie der legendäre James Jamerson früher Fender Precision- und Fender Jazz-Bässe ein, die in der Regel mit Flatwound-Saiten bestückt waren (Roundwounds kamen erst Mitte der 1960er auf). Ab den 80ern und noch bis weit in die 90er-Jahre hinein hatten aktive (Edel-)Bässe mit transparent-klarem Ton das Ruder übernommen, was auch zum Sound der Pop- und Rockmusik dieser Zeit passt.
“Und dann kam Pino!” Hm, das wäre nicht nur ein guter Filmtitel, sondern ist auch die kompakte und überaus treffende Beschreibung für die Rückkehr der Vintage-Basssounds. Mitte der 90er wurde ein neues Genre populär, der sogenannte Neo Soul.
Für dich ausgesucht
Der Bassist, welcher von so ziemlich allen Vertretern dieses Genres gebucht wurde, war Pino Palladino – sein Mittel der Wahl für diese Musik war ein Fender Precision, welcher mit fetten Flatwounds besaitet war. Das Ergebnis: Mit einem Schlag war dieser “alte” Sound wieder extrem angesagt und ist es bis heute geblieben!
Hand in Hand mit der Verwendung von Flatwound-Saiten geht ein kleines Helferlein, um den Sound noch trockener und kürzer – sprich: authentischer ‑ zu machen: ein handelsüblicher Schwamm! Bei den ersten Precision-Bässen war dieser in die Abdeckung (Cover) der Brücke integriert, später begann man, diesen sich selbst zurechtzuschneiden und in der Nähe der Brücke unter die Saiten zu stopfen. Diese Prozedur kann allerdings auf die Dauer etwas nervig werden, vor allem, wenn man manche Songs “mit” und manche “ohne” spielen möchte.
Aufgrund der Popularität dieses Sounds begannen daher einige findige Köpfe, sich Gedanken zu diesem Thema zu machen. Drei der Lösungen möchten wir euch heute vorstellen und klanglich miteinander vergleichen. Fehlen darf natürlich auch nicht die vierte Methode: der “Do It Yourself”-Schwamm, den wir als Reverenz hinzugezogen haben, weswegen er auch den Anfang unseres Vergleichs bildet.
Muting Tools für E-Bass: Schwamm
Wir erwähnten es ja schon: die ursprünglichste Methode ist die Verwendung eines Schwammes. Hier eignet sich jedoch nicht jedes Produkt zu gleichen Teilen, denn das Material sollte nicht zu fest, aber auch nicht zu weich sein. Die Abteilung “Autopflege” im Baumarkt bzw. der Tankstelle ist da eine gute Adresse – hier findet man nach meiner Erfahrung sehr gut “klingende” Schwämme. (Darüber hinaus ist die Nachfrage beim Fachpersonal, ob denn dieser Schwamm auch gut für gemutete Vintage-Basssounds funktioniert, jedes Mal ein unschlagbares Highlight!)
Am besten lassen sich Schwämme mit einem Dämmstoff-Messer zurechtschneiden. Wer keines zur Hand hat, kann aber auch ein Brotmesser nehmen – die richtige Schärfe vorausgesetzt! Scheren führen eher zu einem unsauberen Ergebnis. Die Stärke des Schwamms sollte genug sein, um die gewünschte Dämpfung zu erhalten, aber nicht so dick, dass die Saiten nach oben gedrückt werden, denn dann verstimmen sie sich unweigerlich.
Da sich aus einem handelsüblichen Autoschwamm mehrere “Dämpfer” gewinnen lassen, kann man hier sehr gut mit verschiedenen Dicken experimentieren. Etwas umständlich ist das fummelige Anbringen des Schwamms, da man ihn unter die Saiten schieben muss. Das geht nicht gerade einfach zwischen zwei Songs – entfernen kann man ihn hingegen schnell. Und so klingt der gute alte Schwamm:
Muting Tools für E-Bass: Gruvgear “The Fump”
Das kleine US-Unternehmen Gruvgear ist spezialisiert auf clevere Detaillösungen, praktische Helferlein, Gigbags und ganz allgemein Zubehör für Musiker. Auch sie erkannten den Notstand bei Bassisten bzgl. einer einfachen und schnellen Lösung, um die Saiten bei Bedarf zu dämpfen. Heraus kam “The Fump”, welcher die Saiten “in die Zange” nimmt.
Der Fump ist ähnlich aufgebaut wie eine Stimmgabel: Er wird auf die Saiten gesteckt und besitzt sowohl auf der Ober- wie auch auf der Unterlippe eine Beschichtung aus einer Art Textilband. Diese dämpft die Saiten dann von oben und von unten.
Das Anbringen und Abziehen des Fump ist kinderleicht – beim Thema Setup ist er auch tatsächlich der schnellste im Feld! Klanglich konnte er mich jedoch im Vergleich zu einigen anderen Methoden nicht auf voller Linie überzeugen. Zum einen ist durch die Konstruktion der Dämpfungseffekt nicht auf allen Saiten ganz ebenmäßig, manche Töne auf dem Griffbrett waren sogar nahezu “tot”. Zum anderen besitzt er im Direktvergleich deutlich weniger Low End als die anderen Kandidaten.
Muting Tools für E-Bass: Nordstrand “The Nordymute”
Carey Nordstrand wurde zunächst durch seine hervorragenden Bässe bekannt, in welche er seine eigenen Pickups verbaute. Mittlerweile hat er sich fast ausschließlich auf die Produktion von Tonabnehmern verlegt, da die Nachfrage stetig größer wurde. Carey ist selbst Bassist und kennt daher natürlich unsere Probleme und Wünsche. Daher nahm er sich des Muting-Themas an und kam schließlich mit einem genial-einfachen Teilchen auf den Markt: dem Nordymute!
Der Nordymute ist eine ca. 2 cm x 1cm starke Leiste aus Holz, an dem ein spezieller Schaumstoff angebracht ist. Das Tool wird ganz einfach von oben in der Nähe der Brücke auf die Saiten gedrückt, wofür er an den entsprechenden Stellen über entsprechende Saiten-Schlitze verfügt.
Das Ganze dauert zwei Sekunden – genauso wie das Entfernen. Daher eignet sich der Nordymute natürlich perfekt für ein schnelles Wechseln zwischen Songs oder sogar innerhalb eines Songs. Der Nordymute ist für 4-, 5-, und 6-Saiter erhältlich. In der Standardausführung ist er für einen Saitenabstand von 19 mm vorgeschnitten. Aber auch andere Abstände sind erhältlich oder auf Kundenwunsch realisierbar.
Muting Tools für E-Bass: Ellio Martina “The Bass Mute”
Bisher waren alle drei Methoden für einen temporären Einsatz ausgelegt, man kann sie also relativ schnell anbringen und wieder entfernen. Einen gänzlich anderen Ansatz wählte Ellio Martina bei der Entwicklung seines “The Bass Mute”. Die metallene Unterkonstruktion ist eine Schiene, welche mit einem doppelseitigen Klebeband fest am Bass installiert wird.
Diese Schilderung mag den ein oder anderen zunächst abschrecken, aber das Ganze ist wirklich kinderleicht anzubringen und absolut rückstandslos wieder zu entfernen. Um den Bass Mute korrekt zu installieren, habe ich mit der beiliegenden ausführlichen Beschreibung nicht mehr als fünf Minuten benötigt. Einfach die Saiten lockern, den Bass Mute darunter in die gewünschte Position bringen, diese mit einem Klebeband oder Bleistift markieren, das Klebeband abziehen und an der markierten Stelle befestigen – fertig!
Auf der Schiene befinden sich einzelne bewegliche Schaumstoffelemente, die sich per Hebel in verschiedenen Positionen bewegen lassen. Sie berühren dadurch mit mehr oder weniger Kontaktfläche die Saiten. Das Resultat ist natürlich mehr oder weniger Dämpfung – und folglich auch verschiedene Sounds.
Vier Positionen bietet der Hebel, wobei “Position 0” keine und “Position 3” die maximale Dämpfung bedeutet. Der wirklich große Vorteil des Bass Mute ist denn auch seine Flexibilität. Während alle anderen Lösungen binär funktionieren ‑ sie sind entweder “an” oder “aus” ‑ und daher nur einen Sound bieten, stehen einem mit dem Bass Mute drei verschiedene Sounds zur Verfügung.
Und: Selbst an verschiedene Stringspacings bei unterschiedlichen Instrumenten hat Ellio Martina gedacht: Die Schaumstoffelemente sind mit einer Schraube an ihrer Position auf der Metallschiene fixiert. Löst man diese Schraube, kann man die Elemente dahin verschieben, wo man sie gerne haben möchte. Klanglich gefiel mir der Bass Mute mit dem Hebel in Position 3 am besten, diese ist auch hier zu hören:
Fazit
Drei große Fragen gibt es beim Thema Muting Tools:
- Wie einfach und schnell lässt sich das Tool anbringen und entfernen?
- Muss man neu stimmen, da die Saiten vom Tool gedrückt werden?
- Wie klingt das Ding? (Soll heißen: Wie stark ist die Dämpfung – und: Trifft sie meinen Geschmack?)
- Okay, eine nicht ganz unwichtige vierte Frage ist natürlich auch: Was kostet das Ding?
Bei Frage 1 ist ganz klar Gruvgears Fump der Gewinner, denn hier geht wirklich alles “ratzfatz”! Nicht viel länger braucht man aber auch beim Nordy, beide besitzen also eine hohe Bühnentauglichkeit. Beim Schwamm wird es hier schon tricky, denn den man muss unter die Saiten fummeln, und das dauert eben. Ein bisschen “außer Konkurrenz” läuft hier der Bass Mute von Ellio Martina, denn er ist von vorneherein auf eine Festinstallation ausgelegt. Einmal am Bass angebracht, braucht man nur noch einen Hebel umzulegen und somit wäre er dann wiederum der schnellste!
Beim Thema Tuning ist die Lage ziemlich einfach, denn bis auf den Schwamm machten hier alle Kandidaten eine sehr gute Figur. Der Schwamm ist der einzige, der die Saiten nach oben drückt und somit auch leicht verstimmt. Besitzt man einen Bass, bei dem der Schwamm permanent angebracht ist, spielt das keine Rolle. Wechselt man häufiger zwischen verschiedenen Sounds, kann das ständige Nachstimmen aber schon wirklich nerven.
Zugegeben, im Mix ist der klangliche Unterschied geringer als für den Spieler, denn es kommt ja noch das Spielgefühl hinzu und das ist immer schwer zu beschreiben. Für meinen Geschmack teilen sich der Bass Mute und der Nordymute den ersten Platz. Ersterer bietet zudem mit drei verschiedenen Dämpfungsgraden eine erstaunliche klangliche Flexibilität. Zudem wirkte der Sound sehr ausgewogen, da durch die Möglichkeit, die Schaumstoffelemente individuell zu justieren, jede Saite exakt gleich abgedämpft wird. An dritter Stelle liegt für mich der Schwamm, das Schlusslicht bildet der Fump. Aber macht euch mit den Klangbeispielen bzw. dem Video am besten einfach euer eigenes Bild.
Kommen wir zum Preis: Ganz klar gewinnt hier der Schwamm, mit 1,- oder 2,- Euro ist man dabei, der Fump folgt mit einem Preis von ca. 27,- Euro. Der Nordymute schlägt in der viersaitigen Version mit ungefähr 40,- Euro zu Buche. Das ist für etwas Holz und Schaumstoff eine selbstbewusste Preisgestaltung, aber das Resultat ist dann auch wirklich amtlich. Um die 100,- Euro muss man für den Bass Mute von Ellio Martina berappen. Das erscheint zwar viel, aber möchte man einen Bass dauerhaft für Muting-Sounds einsetzen, bekommt man für sein Geld eine clevere, professionelle und klanglich äußerst flexible Lösung.
Soweit erst einmal für heute – berichtet uns gerne von euren eigenen Erfahrungen mit einem oder verschiedenen Saitendämpfern für E-Bass. Vielleicht kennt ja sogar jemand noch eine Methode, die hier noch nicht thematisiert wurde?
Bis bald, eurer Thomas Meinlschmidt
Der Baba Deiner Mamma sagt:
#1 - 01.07.2020 um 16:56 Uhr
so, und wo bekomme ich den nordymute jetzt in deutschland gekauft?
sting42 sagt:
#2 - 06.09.2021 um 13:57 Uhr
Den Schwamm könnte man natürlich auch auf ein dünnes Holz oder Kunstoff Plätchen Kleben, da lässt er sich auch einfacher unter die Saiten schieben.