Praxis
Sehr gute Übersicht auf dem iPad mini
Ich teste die Peter Erskine Apps auf meinem iPad mini 2, das im Landscape Modus, also im Querformat, eine bequeme Bedienung mit ausreichend großen Buttons, Symbolen und Fadern ermöglicht. Im linken Fenster befindet sich das Main Menu, in dem auch die Tracks aufgelistet sind. Wählt man einen Track aus, taucht oben das Bedienfeld mit den Start/Pause- und Restart-Buttons sowie, bei den Essentials Apps, der Aufnahmetaste auf. Weiterhin gibt es einen Positionsanzeiger, mit dem man durch den jeweiligen Song scrollen kann. Im Hauptfenster können wahlweise die Begleitmaterialien wie Charts, Übungen oder Lead Sheets oder der Mixer mit den Fadern angezeigt werden. Ein Notenblatt kann, in einigen Fällen nach leichtem Verschieben nach unten, komplett angezeigt werden, bei mehrseitigen Charts muss gescrollt werden. Im Portrait Modus, also im Hochformat, ist jeweils nur ein Fenster zu sehen, was die Bedienung, sobald man zwischen verschiedenen Play-Alongs oder Charts wechseln möchte, etwas umständlich macht, daher rate ich zum Landscape Modus.
Hervorragende Qualität und unzählige Begleitoptionen bei den Essentials
Bei den Jazz Essentials können für jeden Track Charts in drei verschiedenen Versionen, nämlich für Instrumente in den Stimmungen Bb, C und Eb, angezeigt werden. Die Charts können, bei Verbindung mit einem Drucker, direkt ausgedruckt oder per E-Mail verschickt werden. In der Mixer-Sektion befinden sich vier Fader, drei für Drums, Bass und Piano sowie einer für den Click. Jeder der Kanäle kann über jeweils einen Button gemutet oder solo abgespielt werden, und auch eine Reset-Funktion für die Fader ist vorhanden. Der „Vocal Countoffs“ On/Off Button tut leider nicht, was er soll, denn Herr Erskine zählt die Tracks immer wieder geduldig ein, egal auf welcher Position der Button steht.
Sowohl der Sound als auch die musikalische und spieltechnische Qualität der Jazz Essentials Backing Tracks sind überragend. Es ist eine wahre Freude und große Inspiration, die einzelnen Spuren durchzuhören, vor allem weil es sich hier nicht um wiederkehrende Abläufe, sondern von vorne bis hinten durchkomponierte Tracks handelt.
Gleiches gilt für die Afro Cuban Play-Alongs, die neben der Click-Spur – je nach Instrumentierung des jeweiligen Tracks – bis zu sechs Instrumentenspuren, im allgemeinen Piano, Bass, Drums sowie verschiedene Percussion-Stimmen, enthalten. Für jeden Track gibt es Hintergrundinfos zur musikalischen Struktur oder Entstehungsgeschichte sowie Charts zu den Einzelinstrumenten und Lead Sheets. Teilweise beinhalten die Charts, sofern es sich um komplexes Material handelt, auch Übungen mit Hinweisen zu den Handsätzen.
Bei den Mintzer Big Band Essentials ist die Mixer-Seite mit bis zu 13 Instrumentalspuren plus Click-Spur und Extra-Spur für die Anzähler bis zum Anschlag vollgestopft. Als Extra gegenüber den Jazz- und Afro Cuban Essentials ist hier jede Spur mit einer Pegelanzeige versehen worden, so dass man immer sehen kann, welche der zahlreichen Instrumente gerade aktiv sind. Die Möglichkeiten, unterschiedliche Instrumente oder Instrumentengruppen miteinander zu kombinieren, sind schier unerschöpflich und laden zum Experimentieren ein. Wann hat man schon einmal die Möglichkeit, wie der Sound Engineer höchstpersönlich im Studio an den Mischpultreglern zu schrauben? Selbstverständlich sind auch hier Charts zu allen Instrumenten enthalten.
Achtung Aufnahme!
Um die eigene Performance aufzuzeichnen, muss man, nachdem über den Mixer die Wunschbegleitung zusammengestellt wurde, die REC-Taste aktiviert werden, woraufhin diese durch Blinken die Aufnahmebereitschaft signalisiert. Nach dem Drücken der Start-Taste beginnt die Aufnahme, dies kann übrigens an beliebiger Stelle im Song geschehen. Falls bereits eine Aufnahme existiert, gibt es eine Warnung, dass diese mit der neuen Aufnahme gelöscht wird. Die aufgenommene Spur erhält automatisch einen eigenen Fader. Über die „Print and Email Recording“-Funktion kann die Aufnahme, nachdem sie bezüglich der Lautstärke mit den restlichen Spuren in Einklang gebracht wurde, gesichert und als E-Mail-Anhang im MPEG-4 Format an Mitmusiker, Lehrer oder an das eigene Mail Account verschickt werden. „Print“ meint hier übrigens nicht drucken, sondern einen „Abdruck“ der vorgenommenen Einstellung erzeugen.
Um eine Aufnahme zu erstellen, die qualitativ mit den existierenden Spuren mithalten kann, empfiehlt sich der Anschluss eines externen Mikrofons. In unserem iOS-Mikros Testmarathon könnt ihr euch einen Überblick über die wichtigsten zum iPhone und iPad kompatiblen Modelle verschaffen.
Auf „Joy Luck“ kann man in die Fußstapfen des Meisters treten
Auch wenn die Joy Luck Play-Along App längst nicht so umfangreiche Möglichkeiten bietet wie die Essentials Apps, so gibt sie doch einen schönen Einblick in die Trommelkünste des Peter Erskine, die man hier bis ins kleinste Detail verfolgen kann, und dasselbe gilt natürlich auch für Piano bzw. Keyboards und Bass. Für jeden der elf Album-Tracks gibt es – teilweise handgeschriebene – Begleitmaterialien, darunter Full Scores, Instrumental Charts, Begleitideen für das Drumset, Transkriptionen oder Lead Sheets. Einen Mixer gibt es nicht, aber die „Music minus one“-Funktion ist zum Mitspielen mehr als ausreichend. Der Click kann wahlweise für den ganzen Track oder nur zum Einzählen aktiviert und in der Lautstärke variiert werden. Auch hier ist die musikalische und tontechnische Qualität über jeden Zweifel erhaben.
Der Code Of Funk ist nicht leicht zu knacken
Für Anfänger ist „The Code Of Funk“ definitiv nicht geeignet, denn hier werden hohe Ansprüche an die Koordinationsfähigkeiten der vier Gliedmaßen des Drummers gestellt. Fortgeschrittene Schlagzeuger, die sich für Funk, Soul und R&B begeistern können, finden hier hervorragendes Lernmaterial, welches erstens durch begleitende Übungen, Lead Sheets und Drum Charts sowie zweitens durch die Möglichkeit, einzelne Drum-Spuren zu isolieren oder das Schlagzeug komplett zu muten, praxisgerecht aufbereitet ist. Allerdings hätte ich mir eine Möglichkeit gewünscht, die Tracks zu verlangsamen, denn viele Bewegungsabläufe wären so für nicht ganz so versierte Trommler leichter zu erlernen. Bei den vier Drum Tracks (Kick, Snare, HiHat/Toms und Overhead) bleiben Übersprechungen zwischen den Kanälen natürlich nicht aus, immerhin handelt es sich um die Originalspuren aus dem Studio. Aber gerade dadurch entsteht der Eindruck, man sitze direkt an den Reglern, was ich als sehr inspirierend empfinde. Wie in den restlichen Apps können sämtliche Noten und Sheets auch hier wahlweise ausgedruckt oder per E-Mail versandt werden.