Unser aktueller bonedo-Test ist der zweite Teil einer Peterson Tuner Trilogy, und mit dem Peterson Stomp Classic stellt sich ein Stimmgerät vor, dessen Name unmissverständlich zu verstehen gibt, dass man es auf sein Pedalboard schrauben kann. Dass das durchaus wörtlich zu nehmen ist, zeigen die Mounting Plates, die der Hersteller gleich mitliefert.
Aber das ist nicht das einzige Extra, das der Stomp Classic im Gepäck hat. Welche Funktionen er außer der klassischen Lauflichtanzeige noch aufbieten kann, erfahrt ihr im folgenden Test.
Details
Gehäuse/Optik
Im äußerst stabilen Metallgehäuse mit komplett gummierter Unterseite wird der Tuner ausgeliefert. Das Teil sieht nicht nur robust aus, es sollte auch die üblichen Strapazen on the road weitgehend unbeschadet überstehen. Dass so eine Bauweise natürlich etwas an Gewicht auf die Waage bringt, ist klar. Die Stimmungsbombe wiegt mit 700 Gramm (inklusive Batterie) locker genau so viel wie zwei Standard Boss-Pedale. Das runde Anzeigenfenster, bei dem die obere Hälfte vom Display und die untere von vier Schaltern und einer kleinen LCD eingenommen wird, belegt mehr als die Hälfte der Oberseite, der Rest bleibt dem großen Fußtaster mit dicker Gummierung und dem darunter befindlichen Batteriefach.
Ein- und Ausgang sind an den beiden Seiten positioniert, links finden wir zusätzlich den Anschluss für ein optionales 9V-Netzteil und an der Front eine XLR-Buchse. Ein schönes Feature, denn bei ihr handelt es sich um den Ausgang einer DI-Box, die man dem Stomp Classic Tuner mit auf den Weg gegeben hat. Und die kann, wie es sich für eine amtliche DI-Box gehört, auch mit Ground Lift-Schalter und wählbarer Pegelabsenkung (0 dB, -10dB, -20dB) aufwarten. Wer zum Beispiel auf der Bühne Akustikgitarre spielt, schließt sie an das Stimmgerät an und verbindet den XLR-Ausgang direkt mit dem Mixer. Auch für Bassisten, die ihr Signal vor dem Amp abgreifen, ist das eine optimale Lösung. Denn während das symmetrierte Line-Signal via XLR direkt zum Mixer geht, steuert der normale Ausgang den Amp an. Auch bei Aufnahmen hat man so die Möglichkeit, das Signal zu splitten und zum Beispiel die “nackte” Gitarre zusätzlich aufzunehmen. Der XLR-Anschluss wird von einem Metallbügel vor Tritten des Künstlers oder seiner Mitmusiker geschützt.
Für dich ausgesucht
Daneben finden wir einen Schalter, mit dem drei Betriebsmodi angewählt werden, denen wir uns direkt im Anschluss widmen. Ein Wort noch zum Batteriebetrieb: Obwohl die Batterie sehr bequem und ohne Aufwand unter der Schaltfläche ihren Platz findet, sollte man den Anschluss eines Netzadapters vorziehen, denn der Stomp Classic saugt mit 80 mA einiges an Energie weg.
Bedienung
Anzeige und Betrieb werden von den bereits erwähnten drei unterschiedliche Modi bestimmt, die mit dem Schalter an der Front angewählt werden:
Modus 1 – TB (True Bypass)
Das Signal durchläuft den Schaltkreis nur dann, wenn der Tuner per Schalter aktiviert wird. Die Anzeige ist auch nur in diesem Fall aktiv, ist der Tuner ausgeschaltet, dann ist auch das Display dunkel. Der DI-Ausgang ist in diesem Modus generell nicht aktiv.
Modus 2 – MON (Tuner Monitor)
Bei dieser Einstellung ist die Tuner-Anzeige permanent eingeschaltet und das Signal wird über beide Ausgänge gesendet. Für einen geräuschlosen Stimmvorgang lässt sich das Signal stummschalten. Das betrifft beide Ausgänge, also die Klinken- wie die DI-Buchse. Sind die Ausgänge gemutet, leuchtet die rote LED links oben.
Modus 3 – DI (Active DI)
In diesem Modus arbeitet der Tuner permanent als aktive DI-Box, die beim Stimmen genau wie der Klinkenausgang stummgeschaltet wird. Das Display ist nur dann aktiv, wenn der Tuner eingeschaltet ist.
Die Anzeige ist bei allen Modi gleich. Im Display wird im Halbkreis die virtuelle Stroboskop-Anzeige dargestellt, ist der Ton zu tief, drehen sich die Balken nach links, ist er zu hoch, drehen sie sich nach rechts. Der Notenname wird im Ziffern-Display darunter angezeigt. Weitere Einstellungen werden mit den Tastern unter dem Display vorgenommen.
Drop/Capo
Nach mehrmaligem Drücken des M-Tasters meldet sich die Drop/Capo-Einstellung durch Blinken. Mit ihrer Hilfe lassen sich Transpose-Stufen von -6 bis +5 Halbtönen einstellen. Das ergibt vor allem dann Sinn, wenn man die Gitarre komplett zum Beispiel einen Halb- oder Ganzton tiefer stimmt und der Tuner weiterhin die gewohnten Töne (E-A-D-G-B-E) bei den Leersaiten anzeigen soll. Wer einen Kapo verwendet, nimmt entsprechend die erhöhten Werte und auch hier werden die gewohnten Leersaiten angezeigt.
Referenzton
Ebenfalls über den Menü-Taster wird der Referenzton angewählt. Dieser lässt sich im Bereich von 390 bis 490 Hz festlegen. Eine Cent-Feineinstellung wie beim StroboPlus HD hat man hier nicht integriert, was aber meines Erachtens für den Bühnenbetrieb auch nicht unbedingt notwendig ist – in 95% der Einsätze sollte es ohnehin bei 440 Hz bleiben.
Sweetener
Ein hauseigenes Feature bringen die Tuner von Peterson mit, das es erlaubt, neben der akkuraten gleichschwebenden Stimmung auch die Tonerkennung an das entsprechende Instrument und dessen temperierte Stimmung (Standard, Open Tuning, etc. ) anzupassen. Eine normale Gitarre hundertprozentig rein zu stimmen ist unmöglich, denn dann müsste jedes Bundstäbchen zu jeder Saite einzeln ausgerichtet werden. Daher ist das Stimmen mit Leersaiten immer eine gewisse Annäherung. Hat man mit einem absolut akkuraten Tuner die Leersaiten gestimmt, dann klingt ein D-Dur mitunter nicht mehr so schön und es ist ratsam, mit gegriffenen Tönen nachzustimmen. Das aber bedeutet, dass die Leersaiten unter Umständen einen kleinen Hauch tiefer gestimmt werden müssen. Die Sweetened Tuning-Funktion bietet Voreinstellungen für diverse Instrumente, bei denen die einzelnen Töne der temperierten Stimmung des Instrumentes angepasst werden. Dadurch wird der akkurate Stimmvorgang bereits etwas verkürzt. Beim Stomp Classic gibt es 23 verschiedene Sweetened Tunings, unter anderem Standard Tuning, DADGAD, Bariton, 7-Saiter, 12-String, Bass, Dobro, Pedal Steel oder Mandoline. Sogar die geringe Anzahl der Nutzer von Buzz Feiten Tuningsystemen wurden berücksichtigt.
Auch gibt es die Möglichkeit, einen eigenen Sweetener am Rechner mithilfe des Classic Stomp Editors zu erstellen und dann über den USB-Anschluss im Pedal zu integrieren. Auch eventuelle Firmware-Updates können so aufgespielt werden. Der Stomp Classic ist in der Lage, neun verschiedene Einstell-Kombinationen (Sweetener, Drop/Capo, Referenzton) zu speichern.