Praxis
Anschluss und Leistung
Ausstattungsseitig ist der Phil Jones Bass BigHead ja unbestritten vielversprechend. Gut: Mit Mobilgeräten dürfte er gerne noch klarkommen. Wichtig ist aber natürlich in erster Linie der Klang. Oder genauer: die Klänge – schließlich gilt es, Kopfhörerverstärkung und Preamp zu bewerten, das sind offenkundig unterschiedliche Dinge. Ich schließe also zunächst verschiedene Headphones an, um analoge und per USB gespeiste Signale zu beurteilen.
Viele Kopfhörer kommen mittlerweile mit 3,5mm-Kabeln und Adaptern oder an der Höreinheit komplett tauschbaren Kabeln – aber meinen BigPhones konnte ich an den BigHead nicht ohne Adapterkabel anschließen, da er über eine feste 6,3mm-Klinke verfügt. Schade um das schöne „Big“-Treffen.
Ist es noch verständlich, dass der PJB nur kleine Klinken akzeptiert, ist es schon etwas schade, dass man auch darauf achten sollte, dass der angeschlossene Kopfhörer eine geringe Impedanz besitzt, also möglichst unter 32 Ohm. 200 Milliwatt Leistung konnten die Membran meines Beyerdynamic DT-150 (250 Ohm) nicht ausreichend stark auslenken, weshalb der maximale Pegel recht schlapp war.
Bewertung des D/A-Converters und Kopfhörer-Verstärkers
Weniger verzeihbar, nein, ich beschwichtige… durchaus problematisch ist die klangliche Leistung des Kopfhörers. Das Signal ist rausch- und verzerrungsarm, jedoch in den Höhen etwas belegt, störender finde ich jedoch die durchaus mangelhafte Auflösung. Details gehen zu sehr unter, Transienten werden verschleift, was wohl auch der Grund dafür ist, dass die Ortungsschärfe nicht gerade hervorragend ist. Sicher, um das Signal des Instruments zu hören und ein Playback einzuspielen, ist es qualitativ ausreichend. Wer allerdings geglaubt hat, sich mit dem BigHead die Anschaffung eines hochwertigen, mobil nutzbaren Kopfhörerverstärkers sparen zu können, muss leider enttäuscht werden: Die Unterschiede zu meinem Apple MacBook Air (2013) sind kaum auszumachen, die zum RND RNHP, dem ifi iDSD nano oder dem Lavry DA-11 hingegen sind enorm. Der ifi beispielsweise bewegt sich sogar in der gleichen Preisklasse, ist aber wie die anderen genannten ein anderer Produkttyp, nämlich ein mobiler Multiformat-D/A-Wandler mit Kopfhörerverstärker. Apropos Wandlung: Den Schuh anziehen muss sich nicht der gesamte PJB, sondern der eingebaute HP-Amp. Speist man ein Line-Signal eines externen Digitalwandlers analog in den PJB, treten die gleichen Probleme auf. Ich möchte den HP-Amp so zusammenfassen: Eine Katastrophe ist er nicht, aber begeistern kann er keineswegs.
Preamp: Wieso eigentlich nur „Bass“?
Die Bass-Files hat unser Autor Rainer Wind beigesteuert – diese habe ich per Re-Amping-Box von Radial über einen Lavry-Wandler ausgespielt, um das immer gleiche Signal zur Verfügung zu haben. Im Vergleich mit hochwertigeren Ketten (im Test: True Systems P-Solo Ribbon in den Lavry AD-11 sowie Röhrenpreamp Tube-Tech MP 1A in das MotU 896mkIII) fällt auf, dass der Bighead in den Höhen etwas verhaltener ist, dafür aber im Tiefbass mit ordentlich Saft aufzeichnet. Er ist damit weniger von der kernig-rockigen Sorte, sondern eher sanftmütig. Sehr gut ist, dass das Instrumentensignal vom PJB trotz des eindeutigen Klassenunterschieds mit hohem Abstand zum Rauschen aufgezeichnet wird. Begibt man sich in den zu „heißen“ Gain-Bereich, mit aktiven System schnell mal erreicht, gibt es eine kleine Zone von Sättigung, der spitze Verzerrungen folgen, die man tunlichst vermeiden sollte. Allerdings zerrt die Analogstufe deutlich vor der Clipping-Grenze des Analog-Digital-Converters, was eine Aufnahme ja zweifelsohne zerstört.
Auch rein analog als Übungspreamp und Headphone-Amp betrieben wird deutlich, dass die Qualitätsgründe in der analogen Schaltung zu suchen sind: Für ein Multifunktionsgerät wie den BigHead ist die Vorverstärkung wirklich sehr gut gelöst und lässt staunen, warum der Hersteller nicht deutlicher macht, dass auch Rhodes und vor allem natürlich Gitarren hervorragend mit dem PJB harmonieren (wenngleich der EQ durchaus auf den Bass abgestimmt ist). Vor allem schwächere Signale profitieren davon, dass die kleine Mobilkiste allerhand Gain-Reserven bereitstellt. Hier scheint man die Leistungsreserven mehr dem Preamp, weniger dem HP-Amp bereitgestellt zu haben, was auch sicherlich die schlüssigere Entscheidung darstellt.
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EQ: Gut zu packen, schlecht zu erkennen
Nicht nur für den Bass, sondern für alle Signale ist von Vorteil, dass hinter der Verstärkung eine zweibandige Klangregelung zur Verfügung steht. Ich hätte es allerdings begrüßt, wenn man die EQ-Schaltung per Bypass hätte umgehen können oder zumindest per Mittenrasterung weitestgehend neutral hätte einstellen können. Das gelingt optisch auch eher kompliziert, denn die Rille, die in Potikappe und -ring die Reglerstellung markiert, ist eher schlecht zu erkennen und zu erfühlen, sodass ich mich an den genau gegenüberliegenden Öffnungen für die Fixierungsschrauben orientiert habe. Toll ist allerdings, das sei an dieser Stelle angemerkt, dass alle Regler schwergängig genug sind, um sich nicht schon bei einem bösen Blick oder dem Bewegen des Phil-Jones-Geräts zu verstellen. Außerdem bauen die Dual-Potis hoch genug und der Body des BigHead ist so schmal, dass man sie immer problemlos bedienen kann.
18 dB sind echt ein hoher Hub – ein Boost um diesen Wert im Bassbereich ist fast nie nötig. Auf der Habenseite gibt es jedoch sehr viel: Der EQ arbeitet sauber, reißt auch bei starken Veränderungen keine auffälligen Phasenlöcher in das Signal, die es hohl oder sonst wie merkwürdig klingen lassen können. Auch hier erkennt man offenbar den Heimathafen der Firma: Preamps und Klangregelungen gehören zum wichtigsten Teil des Business, und dass dieses Business beherrscht wird, beweisen nicht nur die Bassverstärker von Phil Jones.
Wie eigentlich immer bei Geräten, die verschiedene Wünsche erfüllen, könnte man sich auch für den BigHead noch ein paar Sachen zusammensuchen, die den Funktionsumfang erweitern würden. So wäre es beispielsweise toll, wenn man ihn an mobile Geräte anschließen könnte, ein iPad etwa, um Tracking im Tourbus zu erlauben. Oder, einen Schritt weiter gesponnen, würde ein kleiner Memory-Button, der das gewandelte Eingangssignal in einem kleinen Flash-Speicher ablegt, den BigHead zum hochwertigen Notitzbuch machen.
Frank Behrend sagt:
#1 - 08.05.2017 um 12:06 Uhr
Hmmm. Vielleicht ist der "dumpfe" Klang ja sowas wie eine Amp-/Speaker-Simulation? Ist ein Feature, das imho in ein Gerät dieser Art eigentlich zwingend eingebaut gehört, da ansonsten das Kopfhöresignal nicht viel mit einem Bass-Sound zu tun hat. Leider hält sich der Herr Jones da auch auf seiner Homepage bedeckt...