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Phonic IS16 Test

Aktuelle Digitalpulte nehmen zumeist für sich in Anspruch, besonders gut via Tablet-Computer fernsteuerbar zu sein. Nicht so das Phonic IS16: Es bietet richtig schöne Hardware mit Fadern, Tasten und Knöpfen zum Anfassen. Wer will, kann natürlich trotzdem per Tablet fernsteuern. Der Digitalmixer kostet 1111 Euro UVP. Wir haben uns das Pult näher angesehen und heraus gefunden, wo Stärken und Schwächen liegen.

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Details

Die Oberfläche des Phonic IS16 vermittelt einen aufgeräumten und übersichtlichen Eindruck. Das Pult arbeitet nach dem Layer-Prinzip, das heißt 17 motorisierte 100-Millimeter-Fader regulieren entweder Kanal-, Aux-, Gruppen- oder Masterpegel in Abhängigkeit vom vom aktivierten Layer bzw. Modus. Zum Einschalten und Selektieren der Wege sowie für die PFL/Solo-Abhörfunktion dienen griffige, beleuchtete Gummitaster. Oberseitig sitzen 16 analoge XLR-Mikrofoneingänge und alternativ nutzbare Line-Klinkenbuchsen. Dazu gesellen sich ebenso viele analoge Inserts zum Einschleifen externer Effekte. Peak-LEDs und Pad-Schalter (-20 dB) vervollständigen die Ausstattung. Bevor die A/D-Wandler zum Zuge kommen, sorgen analoge Gain-Regler für optimale Arbeitspegel. Deren Werte sind leider nicht speicherbar, und auch die Phantomspeisung kann nur in Vierergruppen aktiviert werden. Per AES/EBU-Eingangs nimmt das IS16 ein zusätzliches digitales Stereosignal in Empfang und leitet es über einen Fader in den Hauptmix.
Zentrales Element ist das Touch-Display zur Steuerung des Pults. Sechs Softkeys sowie ein Cursor-Stern erleichtern die Navigation. Auf dem Display dargestellte virtuelle Schalter lassen sich durch Antippen direkt betätigen, berührt man einen virtuellen Regler, ist der passende Parameter über den rechts angeordneten Dreh-Encoder im direkten Zugriff. 

Der IS16 in der Draufsicht: Alle Eingangsbuchsen befinden sich mitsamt den analogen Vorverstärkern an der Oberseite. Zum Lieferumfang gehören Rackwinkel, USB-WiFi-Stick und das externe Netzteil.
Der IS16 in der Draufsicht: Alle Eingangsbuchsen befinden sich mitsamt den analogen Vorverstärkern an der Oberseite. Zum Lieferumfang gehören Rackwinkel, USB-WiFi-Stick und das externe Netzteil.

Acht stirnseitig angeordnete Klinkenbuchsen geben neben den Aux-Wegen wahlweise die Signale der Subgruppen aus, weswegen Phonic diese als Multi-Ausgänge bezeichnet. Der finale Mix gelangt über zwei analoge XLR-Ausgänge zur PA. Wer möchte, kann dies auch digital bewerkstelligen und den AES/EBU-Ausgang nutzen. Weitere Digital-Optionen ermöglicht die in einem Slot montierte „Universal Card“. Sie streamt den digitalen Output aller 16 Kanäle zu einem Rechner, inklusive Rückspiel-Möglichkeit bereits aufgenommener Spuren, die dann im Pult gemischt werden können. Dies geschieht wahlweise über USB 2.0 oder zwei Firewire 400-Anschlüsse, die zudem das Kaskadieren zweier IS16 und damit eine Verdopplung der Aufnahmekapazität auf 32 Spuren ermöglichen. Das IS16 arbeitet mit Sampling-Raten von 44,1 bis 96 kHz.
Möchte man das Pult fernbedienen, funktioniert das per Maus und VGA-Bildschirm, via Ethernet-Verbindung über einen Rechner oder drahtlos mit Tablet. W-LAN stellt der mitgelieferter USB-Stick bereit. Die Software gibt es auf einer beiliegenden CD oder unter www.phonic.com, die Apps für iOs und Android halten die jeweiligen App-Stores vor.
Ein Lampenanschluss (XLR), zwei BNC-Buchsen (In, Out) für externe Wordclock sowie ein versenkt angebrachter Hauptschalter vervollständigen die Ausstattung. Die Stromzufuhr übernimmt ein externes Netzteil. Das Pultgehäuse besteht aus Metall und hinterlässt einen stabilen Eindruck.

Zum Anschluss eines zusätzlichen Monitors gibt es einen VGA-Videoausgang und für Mehrspur-Aufnahmen ein USB/Firewire-Interface.
Zum Anschluss eines zusätzlichen Monitors gibt es einen VGA-Videoausgang und für Mehrspur-Aufnahmen ein USB/Firewire-Interface.

Einschalten

Etwas mehr als eine Minute dauert es, bis das IS16 gebootet hat. Auf dem Display erscheinen acht Hauptmenüs, von denen „View“ das Wichtigste ist, denn hier sehe ich den kompletten selektierten Kanalzug inklusive Pegelanzeigen. Durch Antippen der EQ- und Dyn-Fenster kann ich einfach weiter navigieren. Ebenso sichtbar sind die Verzweigungen in die acht Aux-Wege in Form virtueller Potis. Jeder dieser Wege lässt sich pro Kanal pre- oder post-fader schalten. Soll die Reihenfolge von Kanal-EQs, Dynamik-Sektionen und Delays geändert werden, öffnet das Antippen des „Order“-Buttons ein Popup-Fenster. Weitere wichtige Funktionen sind die Polaritätsumkehr des Signals, der Panorama-Regler und das Subgruppen-Routing.
Die Kanal-EQs arbeiten vierbandig und vollparametrisch. Alle Filter kann ich einzeln aktivieren und im Frequenzbereich zwischen 20 Hz und 20 kHz beliebig platzieren. Die Filtergüten reichen von Faktor 0,1 bis 10. Soll der Audiobereich eingegrenzt werden, lassen sich Filter 1 und Filter 4 alternativ als Low- bzw. Hi-Cut oder –Shelf nutzen. In den Dynamiksektionen stehen „Gate“, „Expand“, „Comp“ und „Limiter“ zur Verfügung. Angezeigt werden die Kennlinien, Ausgangspegel und Gain-Reduktion von Kompressor und Limiter bzw. das Regelverhalten von Gate und Expander. Alle Einstellungen der Dynamiksektionen, der Equalizer und Effektprozessoren können einzeln gesichert werden.
Gleiches gilt für komplette Kanalzüge innerhalb einer Szene. Individuelle Delays verzögern die 16 Kanäle, die acht Multi-Ausgänge sowie den Master bis zu 1000 ms bzw. 343 Meter Strecke. So lassen sich Schalllaufzeiten von PA, Delay-Lines und einzelnen Kanälen aufeinander abstimmen. Eher ungewöhnlich ist der Temperaturregler: Justiert man ihn auf die Umgebungstemperatur, werden alle Delays automatisch feinkorrigiert.
Die 16 Eingänge verwaltet das Phonic IS16 grundsätzlich als Monokanäle. Für Stereosignale nutzt man die Channel Pair-Funktion. Darüber hinaus lassen sich im Link Mode beliebige Kanalfader koppeln.

Fotostrecke: 5 Bilder Touchscreen-Menü Phonic IS16

Effekte

Zwei interne zweikanalige Effekt-Engines besitzt das Phonic IS16. Deren Eingänge können nicht nur monofon über je einen Weg angesteuert werden, sondern lassen sich auch mit unterschiedlichen Kanälen, Aux-Bussen oder Gruppen belegen und somit „echt stereo“ bzw. „dual mono“ nutzen. Nicht möglich sind getrennte Effektalgorithmen, die gelten immer für beide Kanäle gemeinsam.
Ausgangsseitig führt Kanal eins zum linken Master und zu allen ungeraden Multi-Ausgängen und Gruppen, während für Kanal 2 das Gegenteil gilt. So lässt sich beispielsweise ein Nachhall nicht nur zur PA-Summe schicken, sondern auch über die Gruppen routen und parallel den Monitoren zuführen. Prozessor 1 bietet drei gut klingende Hallprogramme (Room, Hall, Plate) mit je acht Variationen und variablen Parametern. Damit sollte in jeder Situation etwas Passendes zu finden sein.
Zur weiteren Auswahl stehen die Modulationseffekte Chorus, Flanger, Phaser, Tremolo, Vibrato und Auto Pan nebst Terz-Equalizer mit 31 Bändern. Ein weiterer Terz-EQ sitzt fest im Masterbus, und als ich Effektprozessor 2 editiere, finde ich einen dritten grafischen EQ mit 15 Bändern. Leider gibt es dort keine Hallprogramme. Somit ist es nicht möglich, zwei unterschiedliche Hallräume zu generieren.

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