Pierre Henry ist mit 89 Jahren in Paris gestorben. Der französische Komponist gilt als einer der Erfinder der sogenannten “musique concrète” und war ein einflussreicher Wegbereiter der elektronischen Musik.
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Henry, der unter anderem bei Nadia Boulanger und Olivier Messiaen Komposition studiert hatte, war in den 1950er Jahren eine Schlüsselfigur der neu entstehenden elektronischen Musik. Während seiner Arbeit in den elektronischen Studios der staatlichen Radio- und Fernsehanstalt RTF in Paris entwickelte er zusammen mit Pierre Schaeffer das Konzept der “musique concrète”. Bei dieser Kompositionsweise wird mit Aufnahmen von Alltagsgeräuschen gearbeitet, die mit verschiedenen elektronischen Verfahren zu neuartigen Klängen und einer neuen Musik verbunden werden. Oft werden Pierre Henry und Pierre Schaeffer deshalb auch als Wegbereiter des Samplings angesehen. Zusammen komponierten sie das erste bedeutende Werk der musique concrète – “Symphonie pour un homme seul” – und den ersten Filmsoundtrack, der mit den neuen Möglichkeiten arbeitete. In unserer Geschichte der elektronischen Musik ist mehr zu dieser spannenden Zeit zu lesen – unter anderem auch zu den scheinbar unüberbrückbaren dogmatischen Gegensätzen, die Henry, Schaeffer und die musique concrète von den zu gleicher Zeit arbeitenden Kölner Elektronik-Pionieren um Werner Meyer-Eppler trennten.
Pierre Henry, der im weiteren Verlauf seines Lebens noch zahlreiche weitere Werke schuf, darunter Musik für Ballett (u.a. “Messe pour le temps présent) und Film, starb am 5. Juli 2017 im Alter von 89 Jahren in Paris.