Praxis
Praxis und Sound
Eines vorweg: Ein ultraklares Echo a la TC 2290 ist hier ebenso wenig realisierbar wie eiskalte Digitaldelay-Sounds. Der Frequenzgang der Echowiederholungen reicht nie über 8 kHz. Um den Frequenzbereich der Echowiederholungen zu überprüfen, habe ich die Ausgänge des Pedals direkt in mein Audiointerface gesteckt und vorne ein weißes Rauschen reingeschickt. Gleichzeitig habe ich den Kill Dry aktiviert, um das Direktsignal zu kappen.
Als Analyzer habe ich den Standard-EQ von Logic verwendet. Selbst ohne aktive Filter ist die Frequenzkurve im Gegensatz zum originalen Signal schon deutlich verändert und reicht bis etwa 8 kHz. Im LP-Modus ist der Sound in den Obertönen noch stärker beschnitten. Wenn man jetzt den Tape-Filter aktiviert, werden auch die Bässe massiv gekappt und die Mitten deutlich angehoben, um dem Sound eines Bandechos nahe zu kommen. Gleichzeitig erhält der Delaysound eine höhere Komprimierung, die eine Bandsättigung imitiert. Im Großen und Ganzen befindet man sich hier also in einer klanglichen Zwischenwelt von Analog- und Bandecho und ist dadurch in gewisser Weise eingeschränkt. Wenn man aber, so wie ich, keine exakte Reproduktion des Originalsignals möchte, wird man hier nichts vermissen. Kommen wir zu einigen Soundbeispielen, die allerdings nur einen kleinen Einblick in die immense Funktionsvielfalt des Gerätes geben können. Zuerst hört ihr ein kurzes Slapback-Delay, das für digitale Geräte immer eine Herausforderung ist, weil es schnell nach Waschküche klingen kann. Dank der guten Filter- und Modulationsmöglichkeiten kommt der Sound dem Tape-Delay aber erschreckend nahe.
Im nächsten Soundbeispiel hört ihr dasselbe Preset noch einmal, jedoch mit einer längeren Verzögerungszeit. Auch hier ist der Tape Modus aktiviert. Zusätzlich habe ich den Obertonbereich noch weiter beschnitten, damit der Klang der Wiederholungen weicher wird.
Und weil es so schön ist, gibt es hier noch einen Tape-Delaysound mit einer Verzögerung von knapp 500 ms. Dieses Mal habe ich das Echo noch etwas dumpfer eingestellt. Eine tiefe Modulation imitiert eindrucksvoll die Gleichlaufschwankungen der Andruckrolle eines alten Bandechos.
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Mit dem Taps-Taster lassen sich unterschiedliche Delay-Pattern einstellen. Die Sounds erinnern teilweise an Klassiker wie das alte Binson-Scheibenecho oder die Geräte von Echolette. Im nächsten Soundbeispiel hört ihr ein Reihe unterschiedlicher Einstellungen und Kombination, weshalb es auch etwas länger ausgefallen ist.
Für Shadows-Fans eignet sich das Echolution2 perfekt. Wenn man die Taps 1 und ¾ mischt, bekommt man ein typisches Hank Marvin Echo, wie es der Meister damals mit dem Meazzi 600 Bandecho erzeugte.
Inspiriert vom Memory Delay Werks-Preset, das mir hier übrigens nicht so gut gefallen hat, habe ich meinen alten Memory Man Deluxe hervorgekramt und mit dem Echolution2 virtuell nachgebaut. Das Ergebnis ist wirklich verblüffend. Der Frequenzgang und die Modulation kommen dem Original sehr nahe und imitieren den Sound des Klassikers fast perfekt. Was fehlt, ist lediglich das typische Rauschen und die etwas höhere Kompression, die aber nur im direkten A/B-Vergleich auffällt.
Mit dem Comb-Filter sind phasingartige Delaysounds möglich. Zusammen mit unterschiedlichen Modulationsstärken und Geschwindigkeiten lassen sich sehr tiefe Space-Klänge realisieren.
Die Sync-Sweep-Filterfunktion moduliert genau so wie der Comp-Filter den Sound der Echowiederholungen. Sein Klang erinnert jedoch an ein Auto-Wah-Pedal und klingt im Gegensatz zum Comp-Filter wesentlich direkter und härter.
Das Preset mit dem Namen Lou Reed Delay featured den sogenannten Halo-Effekt. Bei diesem abgefahrenen Sound werden die Echowiederholungen um eine Oktave höher wiedergegeben.
Das Echolution2 kann nicht nur Delays erzeugen, dank der reichhaltigen Filter- und Modulationsmöglichkeiten sind auch Flanging- und Chorussounds kein Problem. Die beiden Effekttypen unterscheiden sich hauptsächlich durch unterschiedliche Delayzeiten voneinander, sodass auch beliebige Zwischensounds möglich sind.
Als weitere Soundmöglichkeit bietet der Tausendsassa auch Vibratoeffekte. In dieser Disziplin hält unser Kandidat durchaus mit Geräten wie dem TC Electronic Shaker mit.
Der Crush Filter steht für die exotischen Seiten des Pedals und erzeugt extrem kaputte Sounds. Bei einer sehr kurzen Delayzeit lässt sich das Pedal beispielsweise auch als digitales Fuzz zweckentfremden. Der Ton klingt allerdings sehr kaputt und eignet sich im Grunde genommen nur für extreme Features wie abgefahrene Intros oder sehr kranke Themen.
Zum Schluss gibt es noch ein kleines Beispiel mit einem Stereodelay-Effekt. Dafür habe ich das Pedal direkt mit dem Interface verbunden, was auch diesen ultracleanen Sound zur Folge hatte. Auch in dieser Disziplin lässt das Gerät keine Wünsche offen.