PRAXIS
Inbetriebnahme
Schon während des Hochfahrens gibt das Display Auskunft darüber, welche Firmware-Version im Speicher des Players installiert ist. Bei unserem Testgerät handelt es sich um die Revision 3.2. Ein Blick auf die Pioneer-Hompage offenbart, dass die Programmierer bereits einen ganzen Zähler weiter sind – nämlich bei 4.01. Stattliche acht Megabyte umfasst das aus vier Dateien bestehende Installationsarchiv. Ganz schön viel Holz für das Betriebssystem eines Audio-Players – viele VST-Plug-ins kommen mit weniger aus. Gleichzeitig sagt das aber auch einiges über die Komplexität der im Hintergrund aller Bedienvorgänge werkelnden Software aus. Das Update selbst vollzieht sich unproblematisch: Dateien in das Wurzelverzeichnis eines USB-Sticks verschieben, den CDJ mit gedrückt gehaltenen USB- und Reloop/Exit-Tasten starten, auf Aufforderung den Stick in den USB-Port einsetzen und schon startet der ungefähr zwei Minuten dauernde Vorgang, an dessen Ende ein manueller Neustart und darauf folgend eine Willkommensmeldung mit der neuen Versionsnummer steht.
Bedienung
Zunächst einmal fällt auf, wie elegant es den Entwicklern bei Pioneer gelungen ist, den riesigen Funktionsumfang und die neuen Features in den CDJ-2000 zu integrieren: Auch ohne eine Seite Handbuch gelesen zu haben, gelingt die Nutzung der Standard-Funktionen auf Anhieb. Zum einen, weil traditionelle Bedienelemente (u.a. Track-Skip/Search) an ihrem Platz belassen wurden. Zum anderen, weil die Kern-Funktionen (Transport, Pitch, Navigation) optimal im Layout angesiedelt sind. Warum man allerdings beim 2000er auf die praktische Slip-Play-Funktion (Track spielt auch während des Scratchens weiter) des 900ers verzichtet hat, mochte sich mir nicht wirklich erschließen. Trotz des üppigen Platzangebotes sind dennoch einigen Doppelbelegungen (Taster Time Mode/Auto Cue) implementiert. Allein beim Wiederaufruf von gespeicherten Cue-Punkten hat mich das dann wirklich gestört, denn dazu ist es erforderlich, die Call-Tasten für mindestens zwei Sekunden gedrückt zu halten. Ich meine, wenn ich einmal auf einem Datenträger Startpunkte gesetzt habe, will ich doch bitte schön nicht beim nächsten Öffnen diese noch mal bestätigen müssen. Auch die Berechnung der Wellenform erstmalig eingeladener Stücke von USB- oder SD-Medien hätte ich mir eigentlich vorausschauend gewünscht. Und nicht erst, wenn die entsprechende Position abgespielt wird. Zugegeben, beim nächsten Aufrufen des entsprechenden Tracks, ist sie dann zwar vorhanden, aber ich bin mir trotzdem ziemlich sicher, dass die Rechenpower des CDJs eigentlich ausreichen sollte, um hier vorauseilend zu analysieren. Überhaupt ist das Thema Dateiverwaltung der am schwächsten ausgelegte Bereich des CDJ-2000. Die Sortier- und Such-Funktionen, sowie das Eingeben von Tags mittels des Needle-Search-Controllers gehen zwar reibungslos von der Hand, aber mal schnell eine Audio-CD direkt am Gerät grabben? Nö! Kurz ein paar Tracks von SD- auf USB-Medium kopieren? Auch nicht! Batch-Analyse von Musiksammlungen über Nacht? Wo denken sie hin! Hier ist die Ansage von Pioneer, dass man dazu doch bitte auf seinen Computer und die beiliegende (frei verfügbare) Software Rekordbox zurückgreifen soll. Ein guter Zeitpunkt also, um einen Blick auf das Programm zu werfen:
Rekordbox
Die Software stammt nicht direkt von Pioneer, sondern ist eine Auftragsarbeit der Firma Mixvibes – keine schlechte Wahl, denn die französische Software-Schmiede hat sich im Zuge der Pflege ihrer hauseigenen DVS-Systeme (Test hier) lange schon das nötige Know-how angeeignet, um stabile und leistungsfähige Applikationen zu entwickeln. Das knapp 50MB große Installationsarchiv (Mac OS/Windows) lässt sich frei herunterladen. Eine Seriennummer findet sich auf der beiliegenden CD oder wird nach kostenloser Registrierung auf der Homepage ausgestellt. Das Ziel dieser Freizügigkeit ist klar: Rekordbox soll als Standard zur Musik-Verwaltung und Vorbereitung etabliert werden, damit der Anwender am Ende nahtlos zwischen Rekordbox als heimische Archiv/Player-Software und der echten Hardware hin und her wechseln kann. Nicht ohne Grund entspricht das grafische Benutzerinterface der Software in der oberen Hälfte eins zu eins den Bedienelementen und der Wellenformdarstellung des CDJ-2000. Loops, Cues und Hot-Cues lassen sich hier wirklich sehr gut zu editieren und stehen dann am CDJ-2000 zur Verfügung. Soweit die jeweiligen Geräte den Funktionsumfang unterstützen, sind diese Daten auch kompatibel mit den kleinen Brüdern CDJ-900, CDJ-850 und CDJ-350.
Für dich ausgesucht
Etwas unflexibel zeigt sich Rekordbox in der Datenverwaltung: Alle Musikstücke wollen nämlich zuerst in die Collection importiert werden. Einfach einen USB-Stick einstöpseln und darauf arbeiten klappt nicht, es sei denn, man ändert in der Software jedes Mal das Wurzelverzeichnis. Im Ergebnis führt dies fast zwangsläufig zu Datei-Dubletten: Denn sobald man einen Track, der sich virtuell in der Collection befindet, auf den Wechseldatenträger zieht, wird dieser von Rekordbox, ohne dass das eigentlich erforderlich ist (denn auf dem Medium ist er ja bereits vorhanden), nochmals auf den Datenträger geschrieben. Auf Nachfrage bei Pioneer war zu erfahren, dass dieses Problem, zusammen mit einigen sinnvollen Neuerungen (u.a. Import von Traktor-Playlisten) in der kommenden 1.5er Version gelöst werden soll – wir warten gespannt ab.
Betrachtet man den Anspruch der Software, zentrale Anlaufstelle für alle Audiodateien im Leben des CDJ-2000 DJs zu sein, erscheint der weitergehende Funktionsumfang von Rekordbox dann zum jetzigen Zeitpunkt leider noch etwas zu bescheiden: Weder lassen sich Audiodateien grabben, noch konvertieren, geschweige denn zum iPod übertragen. Ich finde, eine ausgewachsene Audio-Verwaltung sieht anders aus. Das alles kann man als Kritikpunkt sehen. Allerdings muss ich auch einschränken, dass die Software ihre Kernfunktionen perfekt erledigt -nämlich die Vorbereitung von Musikstücken für den Einsatz im CDJ-2000. An diesem Punkt gelangt man in den Bereich, wo das Terrain der Hersteller-Philosophie beginnt. Und da ist Pioneers erklärtes Ziel nur das, was zum Auflegen wichtig ist umzusetzen. Das aber wiederum gut.
Vor dem Hintergrund, dass ich unlängst den Allen & Heath Xone:DB4 im Test hatte, schaue ich allerdings ein bisschen nachdenklich auf den Pro-DJ-Link von Pioneer (bei Allen & Heath ‚X:Link’) und die rückseitige Ethernet-Schnittstelle des CDJ-2000: Offenbar kochen da gerade die beiden „Großen“ der Branche jeweils ihr eigenes Protokoll-Süppchen, dabei wäre es sowohl in praktischer als auch technischer Hinsicht sensationell, wenn man sich hier auf einen Standard einigen könnten und das Verkabeln von Geräten in Zukunft einfach mit robusten Ethernet-Kabeln samt Hub möglich wäre. Wie aber von Pioneer zu erfahren war, ist hier leider von beiden Seiten kein Bestreben vorhanden, Kompatibilität zu schaffen.