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Pioneer CDJ-900NXS Test

Praxis

Wer keine Musikanalyse benötigt, weil er beispielsweise Cross-Genre-Musik, Charts oder Mainstream mit USB-Medien oder CDs spielt, muss eigentlich nur den Einschaltknopf betätigen und kann nach dem kurzen „Bootvorgang“ und dem knapp dreisekündigen Einlesen des Mediums in gewohnter Manier loslegen. Doch es gab auch Zeiten, da konnte man froh sein, wenn der CD-Player neben einer Audio-CD auch noch das MP3-Format vom Silberling lesen konnte – die sind mit Ausnahme der Low-Budget-Liga inzwischen jedoch passee. Die Liste der unterstützten Formate beim 900NXS ist dementsprechend beträchtlich: Er spielt AAC, AIFF, MP3 und Wav (iOS nur AAC und MP3), liest die Dateisysteme FAT, FAT32 und HFS+. Die Musik kann von folgenden „Datenträgern“ stammen: Audio-CD, CD-R/RW, iPhone, iPad, iPod touch, Android-Phone und -Tablet, USB-Flash-Speicherstick, USB-Festplatte, Mac oder Windows PC. Alle Achtung. Die Auswahl erfolgt bequem mit den seitlich angeordneten Direktzugriffs-Tasten „Link“, „Disc“ und „USB“ sowie der neu hinzugekommenen „Rekordbox“, deren Funktion nun im Übrigen nicht mehr den vormals halbtransparenten hintergrundbeleuchteten Buttons entnommen wird, sondern kontraststark im Display angezeigt wird. Die obere Horizontale hingegen widmet sich mit den Tasten „Browse“, „Tag“, „List“ und Info“ primär der Musikauswahl, wobei „Menu“ das Konfigurationsmenü für individuelle Anpassungen aufruft. Von der digitalen Ausgabefrequenz, dem MIDI-Kanal, Spracheinstellungen oder der LCD-Helligkeit lassen sich hier individuelle Präferenzen festlegen und mit einem Rutsch auf die Sippschaft der angeschlossenen Geschwister übertragen.  
Beatmixer werden sicherlich darauf stehen: Es gibt eine Wellenformgesamtvorschau „fürs Grobe“ und eine fünffach zoombare Wellenauschnittsbetrachtung für die Feinarbeit, etwa beim Cueing und Loops. Das Display ist sehr gut abzulesen, teilweise gibt es funktionsbedingte Farbabwandlungen, wie bei den gelb hinterlegten Loops. Und selbstverständlich mangelt es auch nicht an Tempo-, Track- und Laufzeitinformationen. Durch den Datendschungel meines Speichermediums navigiere ich per Push-Encoder und „Back“-Taste, verwende Suchfilter wie „Artist“, „Genre“, „Tempo“ oder den alphabetischen Index. Maximal sechs Songs mit Highlighting der aktuellen Auswahl zeigt mir das Display an, der Encoder ruft auf Knopfdruck weitere Unterseiten auf.  
Die Informationsaufbereitung ist natürlich formatabhängig und erwartet, um alle Register zu ziehen, eine Rekordbox-Analyse. Rekordbox zaubert aber nicht nur in Windeseile eine Wellenformansicht, das Taktraster, BPM-Wert, Cover-Grafiken, potenzielle Cuepoints, Loops oder sogar die Tonart (!) auf den Screen, sondern eben auch Playlisten – das A und O im DJ-Geschäft. Besonders interessant: Ich kann mir im laufenden Betrieb die Titel, die ich zu spielen gedenke, in eine Tag-Liste schieben. Eine Historie aller Titel, die länger als 1 Minute abgespielt wurden, ist ebenfalls mit von der Partie. Die Tag-Liste darf zudem als Playlist abgespeichert werden. Die Arbeit am aussagekräftigen Display steht dem „Computerworkflow“ kaum nach. Ein Tastenhieb auf den Rekordbox-Button startet die Fahndung nach kompatibler Gerätschaft im Netzwerk. Einziger Haken: Es ist kein WLAN-Modul verbaut und somit muss die Verbindung über das RJ45-Kabel erfolgen, welches ich bereits am Hub angeschlossen hab. Jedes verfügbare Gerät erhält dann eine eigene Player-Nummer im Net-Link-Verbund. Dabei stellt die Pro DJ Link-Funktion allen anwesenden Playern im Netzwerk Informationen über die Kommilitonen bereit, wie die Master-Player-Nummer, Den Phasen/Sync-Status oder ob die Tonart eines Titels passt (grün hinterlegt).

Fotostrecke: 4 Bilder Der USB-Stick beinhaltet eine riesige Rekordbox-Library und ist innerhalb weniger Sekunden startklar.

Drathlos und Verkabelt

Das Gleiche gilt für Festplatten der unterstützten Win/Mac-Formate, wobei auch aktuelle Terrabyte-Größen im Test kein Problem darstellten. Kaum angeschlossen sind sie in wenigen Sekündchen startklar, jedoch sind die Zeiten für den örtlichen iPod nano wegen „Error Codes“ gezählt. Auf dem (per Kabel verbundenen) iPod-Touch Screen erscheint eine Aufforderung, Rekordbox aus dem App-Store zu laden, was auf meinem iPad bereits geschehen ist, weshalb ich kurzerhand dieses verwende. Es sucht beim Start erst mal im WLAN nach Verbundgeräten, erkennt aber schnell die Direktverbindung und lässt mich dann unverzüglich meine bereits analysierten Tracks auf den Player schaufeln. Schön – und geladen wird das Apfel-Flachbrett  auch noch. Androiden müssen sich beim CDJ ebenfalls nicht benachteiligt fühlen, zumindest was den grundsätzliche Verbindungsbereitschaft des Galaxy S4 über USB- oder WiFi-Rekordbox betrifft, allerdings kabelgebunden häufig die Verbindung abbricht, trotz der Beachtung, das Gerät in den Flight-Mode zu versetzen. Gesteckt wurde auch der ansonsten eher durch seine etwas träger anmutende Schreib/Lese-Rate bekannte 32 GB große Cruizer, der eine Rekordbox-Library von rund 1000 Tracks in knapp acht Sekunden einliest. Das passt.  
Besser sieht es für das Galaxy aus, wenn es über WiFi mit dem CDJ-900 Kontakt aufnimmt. Das Gestaltet sich wie folgt: Gleiches Netzwerk auswählen, Rekordbox auf den Handy starten und die Taste „Load“ betätigen. Dann die Connection am CDJ auswählen und die Party kann steigen. Die Ladezeiten sind, was mein Ad-Hoc-Netzwerk (300MBit) angeht, sehr flott und der Stream läuft ohne Aussetzer oder Verzögerungen selbst bei zeitkritischen Aktionen rund. Der CDJ puffert das komplette Audiostück, zu erkennen an der roten Leiste und ist bei „vollgelaufenem“ Puffer selbst dann noch in der Lage den Titel bis zum Ende abzuspielen, wenn das Galaxy aus dem WLAN verschwindet (Handy zeigt dies an, CDJ nicht). Ist der Track noch nicht vollständig zwischengespeichert, wird im Ernstfall in der Regel ein 4-Beat-Emergency Loop eingeleitet. Das Gleiche trifft auf das iPad zu.

Fotostrecke: 2 Bilder Die mobile Androiden- und Apfeltruppe möchte mit dem CDJ Kontakt aufnehmen.

Der CDJ besitzt ein integriertes Audiointerface und kann so zur Soundausgabe an einen DJ-Mixer „motiviert“ werden. Manchmal ist es in Profi-Kreisen allerdings auch so, dass der Mischer selbst ein USB-Interface besitzt, das Traktor oder Serato zertifiziert ist oder der DJ mit seinem Dongle zum Set erscheint. Ein Thema, das dann unweigerlich auftritt und dem digitalen DJ sehr am Herzen liegt, wenn er am Veranstaltungsort auf Equipment trifft, ist die unkomplizierte Verbindungsaufnahme seines Notebooks und der dazugehörigen Software sowie der Steuerumgebung in Form von Controllern, Interfaces oder eben eines CDJs. In diesem Punkt muss der 900er noch einiges an Aufholarbeit ableisten, denn der native HID-Betrieb ist aktuell noch nicht mit keiner der führenden Programme möglich – sollte aber erfahrungsgemäß bald der Fall sein.  
Vor dem Fazit noch ein paar Worte zu dem, was den 900 NXS vom Flaggschiff (2000 NXS) unterscheidet. Das sind zum Beispiel der einstellbare Jogwheel-Widerstand, die drei Cuepoint-Tasten, der Touchstrip für die Nadelposition und Loops oder die Tatsache, dass eine SD-Karte als Soundquelle angewählt werden kann, sowie einige loopspezifische Features wie z.B. den Loop-Roll-Stripe. Doch die Beat-Divider mit ihrer Alternative „Slip-Loop“ sind sicher kein schlechter Ersatz hierfür. Da sich die Cue-Punkte und die gespeicherten Loops aber immerhin durch die Call-Taste ansteuern lassen, sehe ich für das bloße Anfahren von Positionen auch kein wirkliches Problem.

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