Pioneer DDJ-Ergo-V Test

PRAXIS

Ein Ausflug zur Homepage des Herstellers kann nicht schaden, wenn ein DJ-Controller ins Haus geflattert kommt. Pioneer hält auf seiner deutschen Website neben einem Firmware-Update und den aktuellen Windows-Treibern auch schon ein Traktor-File bereit. Zudem stehen ein Benutzerhandbuch, ein Addendum und das Quickstart-Manual als PDF zur Verfügung.  
Mit dem Erwerb des DDJ-Ergo V bekommt der Käufer gleich zwei DJ-Softwares angeboten, und zwar das auf CD befindliche VDJ7LE mit nativen Vierdeck-Support. Und nicht zu vergessen Serato DJ Intro, welches per Download auf den Rechner kommt – aber in der kompatiblen Versionsnummer erst Ende Dezember verfügbar sein wird. 
Von VDJ ist man ja seit Jahren auch als Packungsbeilage Qualität und Feature-Reichtum gewohnt, obschon dieser natürlich im Vergleich zur Vollversion beschnitten ist. Frischling Serato Intro muss sich noch beweisen und wird wohl getreu der Itch-Philosophie je nach Kommandozentrale mit unterschiedlichen Hardwarezugriffen ausgestattet sein. Schaut man sich die jüngsten und anstehenden Controller-Releases an, entdeckt man immer häufiger die beiden zuvor erwähnten Softwares. Nur wenige Neuankömmlinge im Konsolen-Universum schmücken sich zum Testzeitpunkt mit einer Traktor-LE Dreingabe. Bedenkt man, dass das Layout der meisten Mittelklasse-Debütanten Sampler, Cues und umfangreiche FX-Unterstützung einfordert, müsste schon fast eine Traktor-Pro herhalten, damit später niemand mosert. Statt dessen beschränken sich die Hersteller oftmals auf eine kostenlose Konfigurationsdatei für den „Trecker“, was einerseits für die Verbreitung der Berliner Software spricht, andererseits ein Hinweis auf veränderte Lizenzgebühren- oder Beigaben-Politik sein könnte. 

Installation 
Der Mac kommt ohne Audio-Treiber aus, daher geht’s gleich an die Softwareroutine. Auf der Beipack-CD steht Virtual-DJ LE 7.05. Nun gut, denke ich, dann kann der erste Probelauf ja mit meiner gerade upgedateten Vollversion stattfinden (ebenfalls Nummer 7.05). Doch Pustekuchen, denn das grafische Benutzerinterface von Pioneer ist nicht implementiert. Okay, dann spiele ich halt die mitgelieferte Nummer direkt auf. Doch sie startet nach dem Installationsvorgang eine ältere VMS2-Fassung, woraufhin ich diese letztlich in den Papierkorb verschiebe und lösche, um dann einen Re-Install nebst Neustart durchzuführen. Nach dem zugegebenermaßen nur fünfminütigen Hick-Hack (VDJ7LE ist nur knapp 50 MB groß), schließe ich den Pioneer an den iMac an, rufe die Software auf, gebe die Serial ein und blicke auf das angestrebte Ergo-Skin. 

Fotostrecke: 5 Bilder Hier gibt’s nicht viel zu erkunden.


VDJ7 
In puncto ergonomischem Arbeiten macht die Kombination aus Atomix DJ-Programm und Pioneer-Hardware unterm Strich eine ordentliche Figur. Die Softwareoberfläche ist dem Design angepasst und bildet die Kontrolleinheit in weiten Teilen nahtlos ab. Was bedeutet, dass Virtual Deejay eigentlich mit brandneuen Features aufwarten müsste, um etwa die vier Effekt-Regler auszustatten. Ist dies bereits ein dezenter Hinweis auf eine anstehende Version 8.0? Man könnte es vielleicht so interpretieren. Vor allem vor dem Hintergrund, dass die Amerikaner ja kürzlich erst Adionsoft (djDecks, PCDJ, Dex) aufgekauft haben. Aber gemach, gemach. 

Fotostrecke: 2 Bilder Mögliches Vierdeck-Layout unter Virtual DJ 7LE

Zunächst ist festzuhalten, dass VDJ7 im Vierdeck-Modus startet, welcher im unteren Teil den Filebrowser, darüber die Abspiel- und Kreativ-Module und im Norden die Mix-Hilfen beinhaltet. Zwei der Decks (blau, rot) werden im Fullsize-Mode mit Pioneer-gelabelten Jogdials sowie Pitch und Remix-Abteilungen angezeigt. Die anderen beiden (grün und gelb) können alternativ in gleichem Umfang auf den Plan gerufen werden oder sie zeigen als Mini-Decks lediglich den Teil an, der bei den Vollformaten oberhalb des neunfach skalierbaren Pitchfaders liegt. Als da wären:  
Eine click-sensitive Wellenformansicht, Laufzeiten, Trackinfos, ID3-Tags, BPM- und Pitch-Werte, Key, Gain und dergleichen. Das Farbschema findet sich auch im Beatmeter und den Peakwaves wieder. Hier kann der DJ beim Angleichen der Beats bereits rein optisch erkennen, ob die Takte eines Titels übereinanderliegen und ob sie im Gleichschritt marschieren. Zudem gibt es eine automatische Synchronisation auf Basis der Auto-BPM oder manuell eingeklopfter Werte. Sehr schön. Wird eine lokale Audio- oder Video- (!) Datei abgespielt oder ein Audio- (!) oder Video- (!!) Webstream (!!!) eingebunden, beginnen die Teller zu rotieren. 

Fotostrecke: 2 Bilder Farbgebung Decks A und B unter Virtual DJ 7LE


Die CPU-Auslastung liegt meist innerhalb des unteren Drittels der Indikator-Leiste (iMac, Core2, 8 GB, 3,06 GHz). Auch wenn sämtliche vier Softwareplayer mit aktiviertem Keylock, Loops und FX abspielen, ist hier kaum ein Zuwachs zu erkennen. Lediglich wenn nicht analysierte Musikstücke in den Mix eingebracht werden (die Software also im laufenden Betrieb Tonart, Tempo, Wellenform und Downbeat berechnet), schlägt es im Test schon mal rot aus und es können Audioaussetzer auftreten. Also immer schön vorher analysieren. 
Die BPM-Auswertung meiner House-Collection deckt sich fast ausnahmelos mit dem tatsächlichen Tempo, sodass ich mit der automatischen Synchronisation und partiellem Nachjustieren schnell ans Ziel komme. Einsteigern werden die Taktmarkierungen der Peak-Anzeigen und der Beatmeter sicherlich hilfreich sein. Beim Abwerfen einer Kickdrum oder beim Scratchen kann durchaus auch das vertikale Scratch-Panel hinzugezogen werden. 

Erinnert an Scratchlive und ist sehr praktisch
Erinnert an Scratchlive und ist sehr praktisch

Wer Beatmatching auf vier Tellern per Hand bevorzugt, dem sei gesagt: Wechselt er von A nach C und bewegt den Tempofader, aktiviert er einen Pick-up Modus. Wenn er dann auf ein anderes Deck zurückschaltet, muss er mit dem Pitch zunächst an die vorherige Position fahren, bevor eine erneute Änderung des Wertes stattfindet. So ist man vor Wertesprüngen geschützt. Gleiches gilt im Übrigen auch für die Channelfader und die Equalizer. Auch schön: Shift-Jog navigiert flink durch den Titel. Mittels Shift-Cue gelangt man wieder an den Anfang. Was das Scratching angeht, muss ich feststellen, dass die Teller hier gut eingestellt sind und auch auf sehr langsame Moves reagieren. Der rückseitige Aux/Mikrofoneingang wird alternativ zu einem Deck als Welle aufbereitet eingespeist, wobei er auf Effekte, EQs oder die Möglichkeit zum Samplen verzichten muss. 
VDJs Browser reiht sich nahtlos in das Gesamtgeschehen ein. Links ist ein übersichtlicher Verzeichnisbaum mit iTunes-Unterstützung, Playlisten, Crates und Co. zu finden. Die Inhalte der Ordner werden gut leserlich und skalierbar in der Mitte angezeigt. Anstelle der Playlisten kann der Anwender jederzeit auf die Reiter „Sampler“, „Effects“ und „Recording“ zugreifen, was ihn in der Praxis ziemlich flexibel agieren lässt. Wenden wir uns nun den Remix-Features zu.

VDJ-Light7 hat manuelle und automatische Loops nebst Cutter an Bord. Dazu gesellt sich ein regelbarer Sample-Player mit 12 Slots, von denen acht über die Hardware zugänglich sind, eine Effektsektion und ein kombiniertes Hoch/Tief-Kanalfilter. Hier gibt es leider einige Ungereimtheiten. Zum Beispiel ist der mit DRY/WET betitelte Regler für die FX-Selektion verantwortlich. Auch scheint die FX-Sektion hier überdimensioniert, denn lediglich maximal zwei Attribute können mittels Ergo angesteuert werden. Ganz einfach weil es nur zwei Parameter gibt. Schade, ich hatte mich aufgrund der ersten Screenshots schon auf eine überarbeitete Effekt-Garnison gefreut, denn das hätte ihr wirklich gut getan. Auch ein paar Standards, wie Reverb oder Delay für die Moderation sind in meinen Augen längst überfällig. Beim Sampler werden sechs (Achtung: nicht lizenzfreie und irgendwie auch altbackene!!!) Audioschnipsel mitgeliefert. Das Befüllen mit eigenem Material lässt sich nur per Live-Extrahierung aus dem Deck erledigen, jedoch nicht aus dem AUX-In. Einfach so ein Sample laden ist zudem ebenfalls nicht drin. Dafür bedarf es der Vollversion. Grundsätzlich lassen sich Samples optional loopen, im Tempo angleichen und zum Beat synchronisieren. Was mir bei VDJ noch fehlt, ist eine Master-Clock, zu der sich alle Abspieleinheiten syncen lassen.

Audio Samples
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Magere Effektabteilung in VDJ 
Kombi-Filter in VDJ


Der Videomischer für Musikvideos oder Visual-FX ist auch hier wieder mit an Bord. Er gestattet die Verlinkung der Clip-Transparenz mit den Linefadern und eine Crossfader-Zuweisung. Für die beiden mitgelieferten Übergänge und Bewegtbild-FX gibt es links oben am Ergo drei gesonderte Bedienelemente. Allerdings ist der praktische Nutzen äußerst fragwürdig. Wieso? Spielt der DJ eine Videodatei ab, öffnet sich ein Mini-Fenster von 320 x 240 Pixeln Größe. Das ist nicht gerade Partyformat – die Vollbildwiedergabe ist nur mit VDJ-Pro möglich. 

Diese Controller dirigieren VDJs Videofunktion
Diese Controller dirigieren VDJs Videofunktion

Sieht man von den zuvor geschilderten Einschränkungen ab, ist VDJ-LE nicht nur ein ausgereiftes, sondern auch ein umfangreich ausgestattetes DJ-Programm. Es beinhaltet alle Basis-Komponenten für eine solide Mix-Session, eine Aufnahmefunktion und eine kleine Kreativ-Werkstatt. Das wird vielen Käufern ausreichen. Das Bundle läuft stabil und ohne Audio-Aussetzer. Das analoge Feeling bleibt dank haptischer Hardware und trotz oder wegen der digitalen Rechen- und Remix-Power erhalten. Wir machen weiter mit Traktor… 

Traktor 
Der Vergleich mit einer 199 Euro Traktor-Vollversion geziemt sich an dieser Stelle eigentlich nicht, daher vergleichen wir nicht, sondern schauen nur kurz auf das TSI-File. Grundsätzlich lässt sich zunächst einmal festhalten, dass die Umsetzung im Wesentlichen den ausgewiesenen Befehlen an der Hardware entspricht, wobei es quasi ganz egal ist, ob der User mit vier Track-Decks, vier Sample-Decks oder Kombinationen aus diesen spielt – wenngleich natürlich logische Unterschiede an das geforderte Layout zum Tragen kommen. Die Sampleslots lassen sich halt nicht vom Controller aus abfeuern, wenn keine Sample-Decks, sondern nur Track-Decks genutzt werden – logisch oder? Der rückseitige Aux/Mikrofoneingang wird entweder über den unabhängigen AUX-In eingespeist oder als Live-Input geschaltet, womit ihm Effekte, EQs und die Loop-Recorder-Funktion zur Verfügung stehen. 

Zum Anschluss und Einpegeln von externen Zuspielern und Mikrofonen gedacht...
Zum Anschluss und Einpegeln von externen Zuspielern und Mikrofonen gedacht…

Ob Browser, Mixer oder Decks, die Konfigurationsdatei des Herstellers gewährleistet den Zugriff auf relevante Funktionen. Die Effekt-Units können im Detail dirigiert und befüllt werden, die Sampleslots haben hardwareseitig eine globale Lautstärkenanpassung, Kanalfilter, Slicer und Modeswitches spendiert bekommen. Zudem finden sich einige Besonderheiten im Mapping wieder, wie etwa die Steuerung des Loop-Recorders mittels F1-Encoder nebst Tasten. Die Bedienung ist schnell verinnerlicht und lässt kaum zu wünschen übrig. Lediglich der Scratch-Mode konnte mich beim vorliegenden Mapping (1.0) nicht überzeugen. Hier gilt es, im Bedarfsfall selbst Hand anzulegen.  

Dann holen wir doch gleich mal die iMaschine mit ins Boot
Dann holen wir doch gleich mal die iMaschine mit ins Boot
Audio Samples
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Fetter Kanal-Filter in TSP

Klang 
Ein wichtiges Kriterium bei der Auswahl eines Interface-gepowerten MIDI-Mischers ist sein Klang. Ordentlich Druck soll er machen, knackige Bässe, ausgewogene Mitten und luftige Höhen über den Dancefloor jagen. Die interne Signal Verarbeitung liegt bei 24-Bit, die Pioneer-Wandler verrichten ganze Arbeit und sorgen für einen detailreichen, klaren Sound. Vor allem am symmetrischen Ausgang herrscht Druck. Auch die rauscharmen Mikrofonvorverstärker und der kräftige Klang des Aux-In konnten mich überzeugen.  
Zum Kopfhörerausgang ist anzumerken, dass er sehr transparent und zerrfrei arbeitet. Für den semiprofessionellen Einsatz oder Umgebungen, respektive Parties mit weniger intensivem Schalldruck, wie in Pioneers Videoclip zu sehen, würde ich ihn als ausreichend laut bewerten wollen. Für einen pumpenden, wummernden Techno-Keller indes ist er mir doch etwas zu leise. Im Übrigen warnt Pioneer davor, zwei Kopfhörer simultan anzuschließen.

Audio Samples
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WAVE Auszug WAVE Playout Balanced MP3 Playout Cinch AUX Playthrough Mike In DDJ Ergo

Der schnöde Mammon 
Aktuell ist der Ergo Pioneers Einsteigermodell unter den DJ-Controllern, also muss er sich anderen Entry-Level-Systemen stellen. Hier wird klar, dass er deutlich über der Preisgestaltung eines Doppeldeckers im Stile eines Numark Mixtrack Pro, Vestax Spin oder American Audio VMS 2 liegt, die eher um die 250 Euro angesiedelt sind. Ich sehe ihn stattdessen als Konkurrenten zum Traktor-light gepowerten VCI-100 MK2, zum Novation Twitch, der mit Serato Itch liiert ist und natürlich zum Native-Instruments Kontrol S2, der mit einer Traktor Pro Vollversion ins Rennen geschickt wird. Knapp 500 Tacken sind an sich schon ein stolzer Preis, der noch an Bedeutung gewinnt, wenn sich der Kunde ein VDJ-Pro Update für etwa 150 Euro leisten will – womit er auf Gesamt rund 650 Euro kommt. Aber Pioneer-Fans sind es ja gewohnt, etwas tiefer in die Tasche greifen zu müssen und so wird am Ende auch der Ergo seinen Weg gehen und zahlreiche Anhänger finden, da bin ich mir ziemlich sicher. Und jetzt? Heißt es wohl kaufen oder nicht kaufen… und natürlich Fazit.

Kommentieren
Profilbild von Niels

Niels sagt:

#1 - 11.02.2013 um 22:59 Uhr

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Kann man das als Einsteiger-Set nehmen? Will nämlich in die Branche einsteigen. :)

Profilbild von Peter

Peter sagt:

#2 - 13.02.2013 um 10:37 Uhr

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Hallo Niels,
ja, das geht ;)Gruß

Profilbild von Dennis

Dennis sagt:

#3 - 30.07.2013 um 21:52 Uhr

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Hallo, funktioniert das Teil der Traktor-Software oder gibt es hier Einschränkungen? Danke

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