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Pioneer DDJ-RX Test

Praxis

Interface

Ist euer Controller eingeschaltet und ihr bootet im Anschluss Rekordbox DJ, geht alles wie von Geisterhand – die Konfiguration erfolgt automatisch.
Das USB-Audiointerface weist sich mit 24 Bit und einer Samplingrate von 44,1 kHz aus. Der Mac bescheinigt dem DDJ-RX vier Ausgabekanäle (2x stereo), aber nur zwei Eingänge. Das erscheint ein wenig seltsam, müssten doch zur Steuerung via DVS mehr Inputs zur Verfügung stehen. Nun, das DVS-Erweiterungspaket ist zwar noch nicht erschienen, aber beim SX2 verhielt es sich seinerzeit so, dass die zusätzlichen Inputs erst mit Erwerb des DVS-Zusatzmoduls freigeschaltet wurden, was im Test des Serato-Controllers bemängelt wurde.
In den Voreinstellungen schlägt Rekordbox 512 Samples Buffer vor, was in 11,6 Millisekunden Latenz resultiert. Ich korrigiere den Audiopuffer und setze ihn manuell auf 5 Millisekunden herab. Das sollte reichen.
Ich drehe meine Runden, lade Tracks, pitche und schubse manuell in den Takt. Leicht lassen sich die EQs drehen und sanft gleiten die Fader auf deren Leiterbahnen. Die Teller fassen sich toll an und verrichten ihren Job sehr gut. Das Leucht-Display blinkt, wenn es mit dem aktuellen Track zu Ende geht. Der Arbeitsbereich des Pitch ist wählbar (6, 10, 16 und 100 Prozent), er arbeitet präzise und verfügt über einen Pick-up-Mode mit LED-Richtungsanzeige. Damit bei Tempoveränderungen keine unliebsamen Tonhöhenschwankungen auftreten, aktiviert die Software, sobald ihr die Master-Tempo-Taste betätigt, eine Tonhöhenkorrektur, die sich hören lassen kann. Nachstehend als Audiodatei festgehalten. Generell ist die Soundqualität des DDJ-RX sehr gut. Und: der Kopfhörerausgang hat genug Power für den Club, das steht mal fest.

DDJ-RX Setup in Rekordbox
DDJ-RX Setup in Rekordbox
Audio Samples
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Master Tempo +/-10

Beim Autosync, der bei korrekter Analyse problemlos funktioniert, gilt für das Master-Deck „first played“, aber natürlich darf man das auch selbst vorgeben. Es gibt in der Software allerdings keine Master-Clock mit optionaler Tempoangabe, so wie man dies zum Beispiel aus Traktor kennt.
Ich belade alle Decks, synchronisiere automatisch, feuere Loops und Slices ab und merke, dass sich das grundsätzliche Handling nicht wesentlich vom DDJ-SX2 und Serato unterscheidet. Gut, das GUI ist anders und es hakt ab und an etwas hinterher. Es hat aber auch einiges darzustellen, nämlich einen kompletten Mixer, vier spektralfarbene Wellenformanzeigen, die Player und die vielen kleinen Vorschauen im Browser.
Sämtliche Pad-Funktionen in einem separaten Bereich unter den Decks grafisch aufzubereiten, ist sicher anschaulich, doch für Hotcues, Slicer und Co etwas „oversized“, denn es wird dadurch ziemlich eng auf dem Screen. Auch fehlt mir am Controller ein dedizierter Browser-Knob, der die Library maximiert und die Decks ausblendet. Stattdessen: Griff zum Laptop. Find ich hinderlich. Was also tun? Wie wäre es denn mit Multiscreen-Browsing? Watt, wie, in der Disco mit ’nem 27-Zöller unterm Arm? Wohl eher nicht. Aber tatsächlich lässt sich in Rekordbox DJ der Browser (siehe Foto) entkoppeln, was sehr selten für eine DJ-Software ist.

Fotostrecke: 4 Bilder Rekordbox mit vier Decks, Sampler und Effekten.

Analog-In

Aufgrund seiner Standalone-Mischpultfunktion ist der DDJ-RX in der Lage, bis zu vier externe Signalquellen simultan ins Geschehen einzubinden. Das Mikrofon und das Plattenspielersignal kommen sauber und rauscharm rein. Es können zwar vier Line-Geräte und zwei Mikrofone genutzt werden, allerdings gibt es nur zwei Phono-Kanäle für Plattenspieler. Wer mit Timecode-Vinyl unterwegs ist, kann in Zukunft über das DVS-Plug-in und seine Turntables Rekordbox dirigieren. Allerdings geraten die Wege zwischen Plattenspieler und Pult etwas lang für turntablistische Einlagen, somit ist dies wohl eher was für die Mix-Fraktion.
Auch ließe sich eine kleine Gesangsdarbietung oder Rap-Performance einbauen. Dass das Mikrofon in den Channelstrip geleitet wird, bringt gegenüber dem direkten Signalfluss auf den Master den Vorzug, die Color-Effekte auf die Vocal-Einlagen anwenden zu dürfen, um der Stimme ein wenig mehr Ausdruck zu verleihen, doch man muss dafür – anders als beim DDJ-RZ – immer ein Deck opfern. Schade. Ferner wären Klangveredler wie Echo, Delay oder Reverb beim Mikrofoneinsatz den CFX Noise, Crush, Pitch und Filter vorzuziehen. Jene gibt es zwar auch, aber lediglich in der Software, die das Einschleifen des Mikrofonsignals als „Live-Input“ (noch) nicht zulässt. Eigentlich wäre es auch schön, wenn man einen Live-Input dann direkt sampeln könnte. Was mich zu den Performance-Modi, insbesondere dem Sampler führt:

Fotostrecke: 3 Bilder Mit dem Sequencer könnt ihr 16 Takte und acht Pattern aufzeichnen.
Audio Samples
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Mikrofonsignal Plattenspielersignal

Sampler

Was mir gut gefällt: Habt ihr euch mit Samples ausgerüstet, spielt ihr mit den Pads wahlweise anschlagdynamische (hier könnt ihr vier „Kurvenmuster“ festlegen) One Shots und Loops ab. Ein besonderes Bonbon: Über die Sequencer-Taste zeichnet ihr einen Drum Beat oder eine Hook auf und overdubbt bis zu vier Bars lang bei acht Patterns Speicherplatz. Dabei lässt sich eine Quantisierung festlegen, damit eure Sounds korrekt auf dem Takt oder einem metrischen Teiler liegen. Die Parametertasten steuern „erase“ und „mute“. Praktisch. Ein Metronom könnt ihr auf dem Headphone zuschalten, allerdings nicht vom Gerät aus.
On-the-fly „Capturen“ aus den Decks auf einen einzelnen Slot ist nur über Loops möglich, ebenso lassen sich Samples aus dem Slicer nur komplett, also mit Belegung aller acht Slots extrahieren. Diese müssen manuell gelöscht werden, solltet ihr sie überschreiben wollen. Ein Eingangssignal (Mike, Turntable) dort einzufangen, ist aktuell nicht möglich.

Pad-Effekte

Sehr gut: Die Pad-FX sind hinsichtlich Effekttypus, Parameter, Intensität und Farbcodierung einstellbar. Die meisten FX dürfen auch simultan abgefeuert werden. Sollte ein Break-FX wie Echo auf dem Pad getriggert werden, beendet dieser sämtliche anderen aktiven Klangverwurster. Damit könnt ihr euch natürlich auch mal aus der Bredouille retten, falls ihr euch FX-mäßig verzettelt habt. Warum nur die Intensität nicht anschlagdynamisch abgewickelt wird, ist mir ein Rätsel.
Ich bin gut damit gefahren, die vorgegebenen Parameter etwas auf meinen persönlichen Geschmack abzustimmen, damit einige Effekte subtiler wirken können. Außerdem wäre es schön, wenn man die Intensität der CXF wie bei den Pads auch am Mixer vorgeben könnte. Noise ist mir persönlich zum Beispiel zu laut.

Beat- und Break-Effekte

Hoch im Norden wartet die Effektsektion auf Benutzereingaben, ganz klassisch mit drei Drehreglern nebst Tasten für die Beat-FX von Rekordbox ausgestattet. Hier treffe ich auf diverse Echos und Delays, Phaser, Flanger, Filter, Slips, Rolls etc. Entweder ich dirigiere einen Effekt im Detail, beispielsweise den Flanger nebst Feedback LFO, Tone und Phase oder die Intensität dreier Effekte ohne detaillierten Parameterzugriff.
Die FX-Sektion kann auf den Master oder sämtliche Kanäle sowie den Sampler einwirken. Das Timing regelt Encoder Nr. 4 via Shift, weil er ansonsten die Break-Effekte Echo, Vinyl Brake und Backspin, die über die integrierte Push-Funktion ausgelöst werden, steuert. Generell finde ich die Effektkiste ansprechend. Sie klingt gut und ist auch gerade für Einsteiger gut zu beherrschen. Der Needle-Search-Ribbon darunter ist für das Spulen im Track zuständig.

Audio Samples
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Beat-FX Break-FX Color-FX

Slicing und Dual-Deck-Modus

Der Slicer zerschneidet im Moment des Auslösens einen Track-Ausschnitt (Domain) in acht live einstellbare Teilabschnitte identischer Länge, die via Pad angespielt werden können. Ein Lauflicht zeigt die Position innerhalb dieser Domain an. Auf Tastendruck wird das entsprechende Slice angespielt und auch hier ist das Timing justierbar. Betätige ich den Slice-Button und die Shift-Taste, wird der Track geloopt und die Lauflichtdarstellung währenddessen invertiert.
Drücke ich die Deck-Tasten 1 und 3 oder 2 und 4 zusammen, gelange ich in den Dual-Deck-Modus und darf beispielsweise Hotcues, Loops, Slips, Pad-FX oder eben auch Slicing auf zwei Decks gleichzeitig ausführen. Hier ergeben sich einige interessante Möglichkeiten.
Nehmen wir einmal an, auf Deck 1 läuft eine 4-Beat-Domain mit 1/4Q und auf Deck B eine 8-Beat-Domain mit 1/8Q. Beide Muster auf Tastendruck in Kombination laufen zu lassen, geht nicht. Pioneer hat sich was anderes ausgedacht (Software 4.0.4): Das Slice-Muster entspricht dem gewählten „Slave-Deck“. Aber: Wer ein Slice triggert und dann das Deck wechselt, kann so auch unterschiedliche Stakkatos abfeuern, die er dann via Dual-Mode gemeinschaftlich beenden kann.
Damit es taktmäßig nicht aus dem Ruder läuft, lässt sich natürlich auch die Slip-Funktion nutzen, die beim Ausführen von Scratches, Hotcues oder Spins den Titel unhörbar im Hintergrund „puffert“ und beim Beenden der Aktion wieder dort einsetzt, wo der Song ohne Interaktion angelangt wäre. Ein Slip-Reverse ist demnach auch möglich, um beispielsweise „explicit Lyrics“ zu überspringen. Praktisch sind auch die Beat Jumps. Damit lassen sich prima Stutter-Effekte erzielen, man kann im Takt „spulen“ und Passagen überspringen.

Der Slicer mit seinem Lauflicht.
Der Slicer mit seinem Lauflicht.
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