Pioneer DDJ-SB2 Test

Praxis

Connect and Play

So einfach ist das tatsächlich. In meinem Fall bedeutet dies:

  • den Master-Ausgang des DDJ-SB2 mit Kanal 3 der lokalen HK Audio Lukas Nano 600 verbinden
  • das MacBook und den Controller via USB-Kabel, das auch die Stromversorgung übernimmt, bekannt machen
  • Serato DJ Intro hochfahren

Pioneers Kommandozentrale wird automatisch eingerichtet, die iTunes-Library präsentiert sich mit Titeln und Playlisten und wer möchte, beispielsweise weil er ein Windows-System mit Mediaplayer oder Winamp statt Apple-Software benutzt oder auch auf dem Mac herzlich wenig mit iTunes am Hut hat, beginnt nun, virtuelle Plattenkoffer (Crates) zu packen. Das darf beispielsweise via Drag & Drop ganzer Verzeichnisse erfolgen, wobei zu erwähnen ist, dass SDJI keine rekursive Ordnerstruktur anlegt.
Sehr wohl möglich ist natürlich auch das Hinzufügen einzelner Musikstücke wie bei einer Playlist. Damit die automatische Synchronisierung der Titel funktioniert, empfiehlt es sich, die gesamte Musikbibliothek im Vorfeld von Serato analysieren zu lassen, bei großen Datenbeständen am besten über Nacht im Offline-Modus. Auf ein Beatgrid müsst ihr in Intro allerdings verzichten.

Serato_DJ_Intro_offline-1001281 Bild

Sound

Wenige Sekunden später befördert der Browser-Encoder mit seinen Ladetasten zwei Titel ins Deck, ein Hieb auf Play und der Sound wandert zielstrebig vom Rechner zum DDJ und von da aus in die PA. Das Klangbild ist detailliert. An dem, was mir aus den Boxen entgegenkommt, habe ich nichts auszusetzen.
Den Pioneer HDJ500, eingesteckt in die 6,3-Millimeter-Buchse am DDJ-SB2, beschallt eine angemessen leistungsstarke Kopfhörer-Verstärkereinheit. Wie sagt man so schön: klar und zerrfrei! Drehe ich den Pegel bis zum Anschlag auf und stecke noch einen zweiten Kopfhörer ein, ist keine nennenswerte Beeinträchtigung der Signalqualität festzustellen. Schön.
Die Mikrofonbuchse mit ihrem vergleichsweise winzigen Gain-Regler ist ebenfalls links außen beheimatet. Die Signalqualität geht für Durchsagen klar in Ordnung, die Vorverstärkereinheit arbeitet rauscharm, doch ehrlich gesagt empfinde ich es als etwas umständlich, das angeschlossene Heil Sound PR-22 UT, das wie viele Mikes nicht über einen Einschaltknopf verfügt, mit dem Mini-Poti für jede potenzielle Ansage neu einzupegeln. Ein Einschaltknopf am DDJ würde hier Wunder wirken.
Ich fasse zusammen: Beschallen, Vorhören und Durchsagen machen, das gibt das ordentlich klingende Pioneer-Interface her und das sollte nicht nur für Bedroomer ausreichen.

Auf Tuchfühlung

Etwas später gesellt sich ein weiterer Track dazu und wird mittels Sync auf dasselbe Tempo gebracht. Ohne Beatgrid erfordert das Mixen mit Serato Intro nicht selten eine manuelle Phasenkorrektur, bis beide Titel im Gleichschritt marschieren. Beim Nachregeln steht euch das Jogwheel (ich komme noch darauf zurück) als kompetenter Gehilfe zur Seite. Mit dem 45 Millimeter kurzen, dreistufig (8, 16, 50) durchschaltbaren, bei +/-8 rund 0,05% genauen Pitch lässt sich natürlich ebenso arbeiten, falls ihr euch im manuellen Beatmatching probieren wollt.
Sanfte Überblendungen sind mit den 45-Millimeter-Linefadern oder dem Crossfader kein Problem. Interessant ist in diesem Zusammenhang, neben dem schmatzenden Kanalfilter, der Effekt „Filter Fade“. Auf diese Weise dirigiert ihr mit dem Crossfader je ein gegenüberliegendes Hochpassfilter, das die beiden Titel pegel- und frequenztechnisch ineinander blendet. Nichts für jeden einzelnen Mix im Set, aber zwischendurch immer mal gut.
Um ehrlich zu sein, dürfte es dem durchschnittlichen „Controllero“ im zentralen Mixer an nichts mangeln. Die Master-Sektion bietet separate Lautstärkeregler für Kopfhörer und Anlage. Sie erlaubt stufenloses Cuemixing. „Schwachbrüstigere“ Tracks können via Gain verstärkt und mit dem musikalisch zu Werke gehenden Dreiband-EQ frequenziell in Form gebracht werden. Vorhörtasten und die bereits erwähnten, Ampel-farbcodierten LED-Meter, die aufgrund der Tatsache, dass sie nur fünf Schritte machen, eher eine grobe Übersteuerungsanzeige darstellen, als für einen zuverlässigen Deck-Abgleich ohne Gehör prädestiniert sind, runden das Angebot ab.
Zum Vergleich: Im Zentrum des DDJ-SX2 ist ebenso ein fünfschrittiges Stereo-Display zu finden. Dort jedoch geben sie Aufschluss über den Summenpegel, wobei die vier Channelmeter mit je 10 Segmenten in den Kanälen selbst zu finden sind.

Audio Samples
0:00
Filter DDJ-SB2 Filter Fade DDJ-SB2 Mike DDJ-SB2

Jogwheel

Die Teller mit den seitlichen Griffmulden liegen gut an und unter der Hand und übersetzen langsame und schnelle Bewegungen akkurat an die Software. Der mir entgegengebrachte Widerstand ist sanft, das Drehverhalten beim Pitch-Bending und Kick-Abwerfen geschmeidig. Man sollte sich jedoch nicht vom Look der inneren Jogwheel-Platte beirren lassen, denn auch wenn es auf den ersten Blick so scheint, als entspringe sie einem DDJ-SX2und würde eine Status meldende LED-Show abfeuern, prangt hier doch nur ein Aufkleber. Aber einer, der sich stimmig in das Designkonzept einreiht, wie ich finde.
Die Dials taugen meiner Meinung nach auch für Basic-Scratches. Die Kurvencharakteristik des Crossfaders lässt sich in den Software-Preferences festlegen. Hartgesottene Turntable-Tricknologen würden indes wohl die drei Millimeter Lag-in des Crossfaders im Scratch-Mode bemängeln. Ich weise lediglich darauf hin, denn irgendwie muss ja auch im Hinterkopf behalten werden, dass der SB2 ein Entry-Level-Controller ist und zu einem Preis über den Tisch geht, für den sich mancher Profi einen Crossfader für sein DJ-Pult gönnt.

Fotostrecke: 2 Bilder Das Jogwheel mit aufgeklebtem CDJ LED-Look in seiner ganzen Pracht

Effekte und Performance Pads

Ein guter Moment, um den kreativen Verwurstungsalgorithmen auf den Zahn zu fühlen. Sechs Bread&Butter-Effekte hat Serato Intro an Bord, jeweils drei pro Deck in der Daisy Chain, aufgrund der Parametrisierung kinderleicht zu handhaben, denn man kann wirklich nicht viel falsch machen. Tiefergreifende Parametermanipulationen sind nicht vorgesehen, stattdessen habt ihr ausschließlich Zugriff auf die Effektintensität und das Timing. Fortgeschrittene Anwender würden sich eventuell separate Drehregler pro Effekt dazu wünschen, andere pfeifen vielleicht gänzlich drauf, also passt das in Anbetracht der Zielgruppe und des Investitionsvolumens für einen DDJ-SB2 schon.
Neben vier Cuepoints sowie manuellen und automatischen Loops (von 1 bis 8 Beats) dürft ihr mit dem stark abgespeckten SP6-Sampler hantieren, der bis zu vier Audiodateien, beispielsweise einen Jingle, eine Sirene oder ein paar Drums simultan abfeuert. Die Lautstärke müsst ihr im GUI anpassen, denn die Hardware stellt keinen Regler zur Verfügung und die Pads sind erwartungsgemäß nicht anschlagdynamisch oder mit Aftertouch ausgerüstet – wer will es Pioneer verübeln.
Die Spielflächen reagieren sehr direkt, impulsiveres Hinlangen biegt die Oberfläche nicht durch. Der neu hinzugekommene Effekt „Pad Trans“ löst ein in verschiedenen Intervallen schließendes Gate basierend auf den “beats per minute” aus.  
Die untere Pad-Reihe ist fest den Funktionen Cue, Play, Sync und Shift zugeordnet. Hier hätte ich die untere Horizontale lieber für die Performance genutzt und statt der aktuellen Belegung ein Cue-Play-Layout an den Außenflanken wie beim DDJ-SX2 (Platz wäre eigentlich noch da) bevorzugt. Doch bei fast 700 Euro Preisunterschied muss natürlich an einigen Stellen der Rotstift angesetzt werden und die Pad- und FX-Sektionen schreien förmlich danach. Machen wir uns nun auf zu den Decks 3 und 4.

Fotostrecke: 3 Bilder Beleuchtete Performance Pads und Pegelmeter
Audio Samples
0:00
FX Filter Kombi Pad Trans Effekt

4Play

Im Vierdeck-Modus müsst ihr zwischen den Decks via Taste umschalten. Dann bedient das Pult die Player 3 und/oder 4. Wenn ihr dann die Fader, die EQs, den Pitch und den Gain auf dem Komplementärdeck verschiebt, stehen sie nach dem Zurückschalten natürlich nicht mehr in der ursprünglichen Position des Ausgangsdecks. Es gilt also sich zu merken, wann wo was rausgedreht wurde, falls es die Song-Passage gerade nicht erkennen lässt. Aber das Wichtigste in diesem Zusammenhang: Es kommt dabei nicht zu Parametersprüngen, sondern die Software-Regler agieren erst dann wieder, wenn ihr den „alten Wert“ angefahren, sprich abgeholt habt.

Was gibt es noch zu sagen

Für einen 250-Euro-Controller bringt der Pioneer einige Annehmlichkeiten mit und lässt für einen gewissen Zeitraum sogar vergessen, dass man es mit einem Einsteiger-Tool und einer Intro-Software zu tun hat. Möchte man allerdings tiefgreifende Manipulationen vornehmen, vielseitige Effekt-Tiraden abfahren, quantisiertes Cuejuggling betreiben, Power-Samplern oder ist bereits ein ausgebuffter „Controllero“, der das System wechselt, kommt man mit diesem Bundle nach einiger Zeit an die Grenzen.
Wer demnach mit einem Kauf der Serato DJ Vollversion für 129 Euro liebäugelt, sollte folgendes wissen. Von Serato nativ unterstütze Controller sind nicht rekonfigurierbar und ein Software-Upgrade bedeutet nicht, dass euch nun alle Serato DJ Funktionen am DDJ-SB2 zu Füßen liegen. Zwar erhaltet ihr mehr Features, beispielsweise die rot hinterlegten, den vollständigen SP6-Sampler, Recording sowie die Möglichkeit, diverse In-App-Purchases zum Aufrüsten der Effektbatterie oder des Keylocks vorzunehmen, der Slicer jedoch bleibt euch verwehrt. Hier hieße es dann, einen Add-on-Controller hinzuzunehmen. Damit möchte ich diesen Test beenden und zu meinem Fazit überleiten.

Kommentieren
Schreibe den ersten Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.