Praxis
Der DDJ-XP1, der mittlerweile auf einem Ständer hinter dem DJM-750MK2 Platz genommen hat, flankiert von zwei PLX-Turntables, wird mit dem MacBook verbunden und zeigt unter Strom zunächst einmal ein Farbspektakel in Blau-Lila, das man so ähnlich vom Serato-Geschwistermodell kennt. In Verbindung mit rekordbox dj gibt´s dann die volle RGB-Pracht. Fürs Protokoll: Das Teil funktioniert nicht direkt am XDJ-RX2 – unsupported device – und muss somit einen eigenen USB-Port bekommen.
Via Encoder/Load-Kombi landen die Titel im Deck und können nun im absoluten Timecode-Modus manuell „gebeatmatcht“ oder mit Master-Tempo und Sync im relativen Modus automatisch in Gleichschritt gebracht werden. Es gibt am DDJ-XP1 keine Play-Taste (aber eine Next-Track-Taste) und keine Absolute-Taste, für diesen Modus muss das GUI bemüht werden. Im absoluten Modus stehen Loops und Co. nicht zur Verfügung. Zwischen internem und relativem Modus schaltet die Taste INT um. Mittels Quantize könnt ihr die Quantisierung ein- und ausschalten. Slip Reverse, der echtzeitpuffernde Rückwärtslauf, und Instant Doubles sind ebenfalls an Bord. Der kleine Schleifenbaukasten setzt erwartungsgemäß manuelle und automatische Loops, halbiert oder verdoppelt deren Länge, retriggert und reloopt etc.
Performance-Pads und Pad-Editor
Die Pads messen 27 Millimeter im Quadrat, fühlen sich gut an und reagieren prima. Das kunterbunte Treiben der unterschiedlichen Performance-Layer hat man nach einiger Zeit ganz gut verinnerlicht, als da sind:
- Hot Cue: 16 Hotcues pro Deck
- Pad FX1: 16 Effekte
- Beat Jump: Sprung im Takt vor und zurück, diverse Größen
- Sampler: 16 Sample Slots
Und via Shift zugänglich:
- Keyboard: jeweils acht Halbtöne hoch/runter pitchen für ausgewählten Cuepoint
- Pad FX 2: noch einmal 16 FX
- Beat Loop: Schleifen von 1/64 – 512 Beats
- Key Shift: jeweils acht Halbtöne hoch/runter pitchen
Übrigens sollte man für den Ständer ein standfestes Modell (hier im Testmarathon) wählen, damit es bei härterer Gangart nicht so wackelt. Keine Seltenheit beim Triggern von Cues und Samples.
Besonders gut gefallen mir, neben bekannten Funktionen wie Slicer und (Slip-) Loops, die konfigurierbaren PAD-FX, mit denen man pro Deck zweimal 16 (inklusive Shift) Klangschredder im Zugriff hat.
Dazu gibt es die Slide-FX, bei denen ihr drei von 17 Effekten (zwölf Beat-FX, fünf Release-FX) auslösen und via Touch-Streifen regeln könnt, jedoch nicht simultan. Schade eigentlich. Für Fans gepflegter Tonartspielereien sind außerdem der Keyboard- und Key-Shift-Modus dabei, die sich dadurch unterscheiden, dass erstgenannter bei laufendem Titel dessen Tonhöhe ändert, letztgenannter dies für den aktiven Hotcue erledigt und folglich zu diesem zurück springt. Außerdem können die Decks mit Key-Sync- und Halbton-Tasten im oberen Drittel des Controllers in der Tonart angeglichen sowie resettet werden.
Für dich ausgesucht
Mit 16 Performance-Pads pro Seite ausgestattet, ist der DDJ-XP1 in der Lage, über einen Editor von den Vorgaben abweichende Betriebsarten abzufeuern oder diese anders zu kombinieren. Der Pad-Editor ist schnell erklärt: Ihr habt die Möglichkeit, die vier plus vier (Shift) abrufbaren Performance-Modus-Tasten frei zu belegen, also auch mit Slicer, Active Censor und Sequence Call sowie acht User-Presets. Diese wiederum können dann mit den normalen Modi, mit Pioneer-Werkskombinationen oder eigenen Vorgaben gefüllt werden.
Wow, so lässt sich quasi jedes Pad einzeln zuweisen, allerdings belegen einige Funktionen mehrere Pads. Das wäre doch auch eine tolle Sache für alle anderen rekordbox-kompatiblen Controller, die über eine Pad-Matrix verfügen. Der Schnelltest mit dem XDJ-RX2 und DDJ-SX2 zeigt: Der Pad-Editor im GUI ist nicht anwesend, wenn kein XP1 verbunden ist.
Um auf meinen anfänglichen Vergleich zurückzukommen: Auch für gediegene Sampler-Action sind die 16 Pads interessant, denn die rekordbox-Software verfügt über einen 4-Bar Sequencer-Mode, mit dem sich live eingespielte Pattern recorden lassen. Dazu kann man gleich den „Sequencer Call“ zum Abruf in den unteren Reihen parken.
Schade nur: Der DDJ-XP1 ist nicht anschlagsdynamisch, es gibt keinen Sampler-Volume-Regler und die Abspielmodi (One Shot, Loop, Gate) lassen sich nicht wie beispielsweise beim Reloop Neon via Controller selektieren. Außerdem würde es mir gefallen, könnte ich via Controller eine Capture-Action auslösen, um einen Loop aus einem Track live auf ein freies Sample-Pad zu manövrieren. Das gelang (via Shift-Pad) nur für den ganzen Track. Aber klar, hier hat jeder seine eigenen Ideen und Vorlieben.
Wie auch immer: Pioneer DDJ-XP1 ist ein gelungenes Feature-Monster für rekordbox dj und dvs, das sich obendrein über einen simplen wie intuitiven Editor konfigurieren lässt. Chapeau! Und dann gibt es auch noch die Software-Preferences, wo sich weitere Einstellungen vornehmen lassen. So könnt ihr zum Beispiel die Taktraster-Schnappfunktion (um es mal in Deutsch zu sagen) oder die Quantisierung von Hotcues, Loop, Reverse und Sequencer getrennt vorgeben (1/16- 1, beim Sequencer sogar 1/32). Aber das ist eine andere Geschichte, der wir im rekordbox-5-Test nachgehen.
Einen Wunsch hätte ich hier noch bezüglich der Pads: Man muss im GUI scrollen, möchte man sämtliche Pads visualisiert bekommen – das könnte man doch auch via Preferences einstellen (half/full Rack). Vor dem Fazit noch ein Hinweis auf das Zubehör: Pioneer hat einen neuen Ständer namens DJC-STS1 und die Tasche DJC-XP1-Bag im Sortiment.