Praxis
Für den Praxislauf nehmen die CDJ-3000 rechts und links neben dem DJM-9000NXS2 ihren Platz ein und werden mittels Ethernet-Kabeln verbunden. Außerdem steht ein Update der rekordbox-Software an, aktuell Version 6.1. Solltet ihr zuvor noch mit Version 5 gearbeitet haben, plant etwas Zeit für die Konvertierung der Musikbibliothek auf dem Rechner ein. Die CDJ-3000 arbeiten allerdings auch mit rekordbox-Datenträgern der letzten Version zusammen, ohne zu murren. Ihr müsst dann allerdings auf die neue 3-Band-Fequenzcolorierung der Waveforms verzichten. Das nur am Rande, so man noch nicht update-willig ist. Der Player spielt selbstverständlich auch gar nicht analysierte Tracks ab, eine rekordbox-on-Board-Analyse ist nach wie vor allerdings (noch) nicht zugegen.
Also rein mit dem Stick und ran mit der SSD. In wenigen Sekunden sind die rekordbox-Libraries an den Units erkannt und angewählt auf dem Touchscreen werden sensitive Shortcuts für Tracks, Artist, Album, Key, Playlists, Match (Titel gleicher Tonart), History und Folder und ausgewiesen. Damit kommt man ruckzuck und komfortabel zur jeweiligen Übersicht. Je nach eingestellter Schriftgröße finden 10–12 Titel auf dem Bildschirm Platz, eine Wellenvorschau ist auch dabei.
Für die gezielte Titelfahndung gibt’s eine Bildschirmtastatur. Geplante Musikstücke lassen sich in eine Playlist (Tag-List) schieben, eine Historie wird auf den Stick gespeichert und zudem stehen als Übersicht die „last played tracks“ auf Tastendruck bereit – sehr schön, so lässt sich bei einem Team Battle jederzeit erkennen, was schon alles auf dem jeweiligen Player lief. Allerdings nur, solange der Stick angeschlossen ist, anders wäre in Kombination mit einer Löschfunktion auch nicht schlecht.
Noch mehr DJ-Link dank Gigabit-Ethernet
Nicht weniger schnell gelingt der Zugriff seitens des Gegenübers via Ethernet. Wer möchte, kann obendrein sein Tablet oder Smartphone mit der rekordbox-App verbinden, entweder über Netzwerk oder Camera Connection Kit und TYP-B-Buchse. Direkt an den CDJ-3000 anschließen lässt sich das Smartphone nicht. Das ist schade, verkompliziert es doch den Vorgang, wo man sich ansonsten doch gegen “WIFI bzw. Streaming“ entschieden hat. Was ich im Übrigen sehr schade finde, selbst wenn die Hauptzielgruppe dies mitunter wenig nutzen würde. Aber vielleicht wird dies ja bei zukünftigen XDJs eingeführt, wer weiß.
Mit dem neuen Gigabit-LAN stellt Pioneer DJ erstmalig in Aussicht, auf Audiodateien von bis zu sechs CDJ-3000 zuzugreifen, diese auszutauschen und abzuspielen. Einziger Haken an der Sache: Man benötigt dafür einen 6-Kanal-Mixer wie den DJM-V10. Wird ein Datenträger entfernt, gibt’s den nützlichen Emergency Loop, aber warum keine Komplett-Pufferung?
Touchscreen
Der imposante neue Touchscreen misst stattliche 9 Zoll. Darüber geben vier Tasten den Direktzugriff auf die Datenquelle (Source), den Browser, die aktuelle Playlist und das Menü, welches auch als Aufruf für die „last played tracks“ fungiert. Mittels Browser-Encoder könnt ihr durch die Listeneinträge navigieren, alternativ über den Bildschirm swipen. Bei den vier den Encoder umgebenden Tasten ist der Name Programm: Back, Tag Track/Remove, Track-Filter/Edit und Shortcut.
Erster Eindruck vom neuen Bildschirm: Klasse, der schlägt den 2000er um Längen und dies nicht nur aufgrund der Größe, der besseren Ablesbarkeit und einer laut Hersteller gesteigerten Helligkeit von bis zu 150 %. (Ihr könnt das natürlich anpassen und nebenbei auch die Schriftgröße regulieren etc.)
Der Screen zeigt nicht nur Datenträgerinhalte, Playlisten und Cover Art, Titelinfos, frequenzkolorierte Waves (neuerdings auch im 3-Band-Style), etc. an, hier lassen sich auch einige Performance Features direkt triggern. Und nicht weniger wichtig ist die deutlich gesteigerte Response des Bildschirms. Damit macht es nun tatsächlich Laune, Funktionen über den Bildschirm zu dirigieren, als da wären
- Beat Loop (auch ungerade wie 5,9, 3/2)
- Key Shift (12 Schritte)
- Beat Jump
- Touch Cue
- Touch Preview
- Needledrop
- u.v.m.
Und nicht zu vergessen die vielen kleinen Annehmlichkeiten und Infos beim Browsen, Suchen, Taggen und vor allem auch beim Beatmatchen.
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Beat Loop, Key-Shift, Beat Jump
Jeweils auf zwei Seiten sind die Beat Loops (taktgenaue Wiederholschleifen) und Beat Jumps (im Takt vor- und zurückspringen) in verschiedenen Taktungen verteilt (siehe Screenshot). Damit bleibt ihr im Takt, mittels aktiviertem Slip werden Loop-Rolls abgefeuert.
Das Key-Pitch-Feature erlaubt euch, das Transponieren der Tonhöhe für das Harmonic Mixing, für Build Ups und Break Downs oder effektartige Spielereien. Dabei zeigt euch ein Pitchmeter an, wie viele Schritte ihr von dem originären Key-Wert weg seid oder noch gehen könnt. Auf Tastendruck setzt ihr die Tonhöhe zurück auf den Ausgangswert und der Track klingt wieder normal.
Touch Preview, Touch Cue, Stacked Waveform
Ein besonders erwähnenswertes Feature in der Library-Ansicht ist Touch Preview . Damit kann man einfach den Finger an einer bestimmten Position in der Wellenformansicht platzieren, um sich den Titel beginnend an diesem Punkt anzuhören – nötig dazu ist allerdings ein via Netzwerk angebundener Cue Link, also ein DJM-900NXS2 oder DJM-V-10, die dieses Feature anbieten.
Mittels Touch Cue hingegen kann man einen anderen Teil des gerade laufenden Tracks anhören, indem man einfach die Wellenform an der gewünschten Stelle antippt. Nützlich zum Beispiel bei einem Handover oder bei einer Back2Back-Session, wenn man den Track nicht komplett auf dem Schirm hat und einen Übergangspunkt sucht.
Stacked Waveforms bieten sich als Alternative zum Phrase-Sync-Display an und zeigen die Wellenform des gegenüberliegenden Players am aktuellen Master an, also den Track der als nächstes reingemixt werden soll, inklusive potenziell laufender Loops etc.
Der Bildschirm reagiert beim Triggern von (Performance) Features sehr zügig und auch bei der inkrementellen Sucheingabe mittels On-Screen-Tastatur. Selbstverständlich bietet der CDJ-3000 auch einen Utility-Modus und in diesem dürft ihr diverse Parameter einstellen wie beispielsweise Touchscreen-Kalibrierung, Jog- und Display-Helligkeit, Hotcue-Farben und Verhalten. Dazu einige Screenshots.
Jogwheel
Das hinsichtlich des Laufwiderstands einstellbare Jogwheel wurde redesignt. Nach wie vor misst es 206 mm im Durchmesser, laut Hersteller wurde Latenz halbiert und es fühlt sich auch noch etwas besser an als sein Vorgänger. Das zentrale LCD zeigt Cover Art an, die Abspielposition, Vinyl- oder CD-Modus und Reverse/Slip. Ein eigenes DJ-Logo als Grafik im Root Folder wird zum Zeitpunkt der Niederschrift dieser Zeilen soweit ich weiß noch nicht unterstützt.
Loops und Co.
Was die via Tasten aufrufbaren Kreativfunktionen angeht, sind neben bekannten Ingredienzien besonders die acht Hotcue Trigger zu erwähnen. Klar scheiden sich die Geister, ob die Anordnung unter dem Display satt unter dem Jogwheel besser ist. Ganz ehrlich: Solange die Tastenriege primär dazu dient, Cue-Punkte und Loops anzufahren, ist sie hier gut aufgehoben, da man die Marker am Bildschirm und die Tasten gleichzeitig im Visier hat. Immerhin hat es zuvor auch mit vier vertikalen Buttons zum Standard gereicht. Anders ließe sich dies wohl bewerten, würde Pioneer auch Slicer, Rolls und Key-Play via haptischer Tasten verfügbar machen – dann würde ich Multifunktionale Trigger Pads empfehlen, denen das Jogwheel nicht im Weg ist. Also darunter angeordnet wie bei den Pioneer DJ-Controllern zum Beispiel.
Jedoch ist man bei Pioneer DJ seit jeher gut gefahren, Veränderungen nach und nach vorzunehmen, damit es on stage nicht zu viele Überraschungen gibt, sollte man auf brandneue CDJs (oder eben noch auf die Vorgängerversion) treffen. Man kommt schnell zurecht und muss sich nicht zu sehr umgewöhnen.
Wie man diesen Aspekt auch immer selbst bewerten möchte, die verlinkten, gesyncten auf Quantisierung geschalteten Player laufen im Gleichschritt, sind gut zu handeln und kommen auch bei Cuejuggling, Loopgewitter und Slips/Rolls nicht so leicht aus dem Tritt. Die Master-Tempo-Funktion macht ihre Sache ebenfalls sehr gut. Der CDJ-3000 ist im „Stand-alone-Modus“ einfach toll zu bedienen und klingt gut.
MIDI-Controller für … rekordbox dj
Bekanntlich bietet die rekordbox-Software neben der Export-Funktion auch eine Performance-Oberfläche, die dem Laptop-DJ weitaus mehr kreative Möglichkeiten an die Hand gibt. Die Verbindung erfolgt über Selektion per Source-Taste und indem man sich zuvor festlegt, welcher Player welches korrespondierende Deck steuern soll. Einmal selektiert, lässt sich dies im Nachhinein nicht ändern, sodass der fliegende Wechsel sämtlicher vier Decks in Verbindung mit beispielsweise einem DJM-900NXS2 (nativ noch) nicht klappt. Eine weitere Besonderheit: Von Haus aus lässt sich mit MacOS-Bordmitteln im Audio-MIDI-Setup kein Audio-Aggregat aus den beiden CDJs bauen. Hierzu musste ich ein spezielles Software-Tool von der Pioneer-Website downloaden, mit dem es aber problemlos gelang, die beiden Player in rekordbox dj einzurichten.
Da der CDJ-3000 auch als Dongle für rbdj6 arbeitet, steht der Performance-Modus kostenlos zur Verfügung, ähnlich wie man es von Serato-zertifizierter Hardware kennt. Somit ist ein Abo-Plan nicht zwingend erforderlich, für bestimmte Zusatzfunktionen wie Cloud-Anbindung jedoch nötig, da die Hardware „lediglich“ den Basic/Free-Modus freischaltet.
Neben den Musikalien aus der eigenen rekordbox-Bibliothek lassen sich auch kostenpflichtige Streaming-Angebote von Soundcloud, Beatport- und Beatsource-LINK am Laptop im Gegensatz zum Stand-alone-Modus nutzen, auf der Upcoming-Liste wurde zudem noch Tidal angekündigt und wo wir gerade bei Ankündigungen sind: Serato-DJ-Kompatibilität soll ebenfalls in Kürze folgen.
Der CDJ-3000 ist zudem mit dem Lighting-Feature der Software rekordbox kompatibel und kann so Sound und Licht synchronisieren, indem er die entsprechenden Analyse-Informationen an rekordbox auf dem PC oder Mac übermittelt, das wiederum dann über das RB-DMX1 DMX-Interface Lichteffekte synct. Sicher nicht für jeden Anwender ein kaufentscheidendes Kriterium, aber in bestimmten Anwendungsszenarien nice to have.
Performance Plus
Ein wenig Ernüchterung dann in der Handhabung – obwohl manch einer dies wohl auch als stringent deklarieren wird. Die Features, die ihr mit dem Player im HID-Modus dirigieren könnt, sind weitgehend gleich mit der Stand-alone-Version. Allerdings gibt es kein Touch-Preview und Touch-Cue, die Search-, Playlist-, Tag-Filter- und Tag-List-Tasten funktionieren ebenfalls nicht. Keine Spur zudem von Pad-FX auf dem Screen oder von FX-Steuerung via XY-PAD oder ähnlichem, hier muss dann wohl abwarten, was zukünftig noch kommen wird oder bei Bedarf zu einem weiteren Controller wie dem DDJ-XP(2) gegriffen werden. Mag gut sein, dass hier noch einige Features via Update nachgereicht werden, doch in meinen Augen wäre eigentlich etwas mehr drin gewesen.
Ich habe also kurzerhand meinen altgedienten DDJ-SP1-Controller angedockt, der übrigens nicht mehr wie zu CDJ-2000NXS2-Zeiten direkt am Player im Stand-alone-Modus genutzt werden kann. In rekordbox dj funktioniert dieser hingegen noch und ist eine gute haptische Alternative für Cuejuggling und „Sampledreschen“ sowie Chained- und Single-Effektsteuerung und mehr. Es lässt sich via MIDI Mapper natürlich auch weitere zusätzliche Hardware definieren, doch das soll hier kein rekordbox 6 Software-Test werden, den hat Mijk van Dijk in diesem Artikel schon durchgeführt, also zurück zum CDJ-3000.
Sieht man einmal von den angesprochenen Aspekten ab, lässt sich festhalten: Die Steuerung der Software über einen Controller wie diesen lässt ansonsten kaum Wünsche offen, das Handling ist hervorragend, der Bildschirm und das Jogwheel sind ein echte Highlights und da es rekordbox dj quasi kostenlos on top gibt , ist es eigentlich ein No-Brainer, sich als CDJ-3000-Besitzer den Performance Mode der Software mal etwas genauer anzusehen.
Utility Mode
Selbstverständlich bietet der CDJ-3000 auch einen Utility-Modus und in diesem dürft ihr diverse Parameter einstellen wie beispielsweise Touchscreen-Kalibrierung, Jog- und Display-Helligkeit, Hotcue-Farben und Verhalten. Dazu einige Screenshots. Zeit für das Fazit…
Niels sagt:
#1 - 27.09.2020 um 15:41 Uhr
Dass es immer noch nicht möglich ist, dass laufende Tracks (und vlt. sogar Playlists bis zu einer bestimmten Größe) temporär komplett im internen Speicher landen, ist mir unbegreiflich. Der Platz in Clubs ist chronisch knapp und umbauten während de Betriebs in vielen Clubs Standard. Wenn ein Künstler vor einem anstehenden Umbau sagt kannst schon mal den anderen Player weg nehmen, dabei vergisst, dass der USB Stick aber in dem gelinkten Player als Zuspieler dient und der Techniker das mini Teil auch nicht entdeckt ists ziemlich doof und unnötig. Hinzu kommen bei mehreren Playern noch mögliche Probleme mit dem Ethernetkabel und ggf. den angeschlossenen Hubs wenn es mehr als zwei Player sind...
Eine Pufferung und evtl. ne Not-Batterie für kurze Störungen im Netz, hätte ich sinnvoll gefunden bei einem Gerät welches Primär auf Veranstaltungen im Betrieb ist..
Mantec128 sagt:
#2 - 13.02.2021 um 18:37 Uhr
Die 4,5 Sterne-Bewertung ist gerade im Vergleich zum parallelen SC6000 Test äußerst fragwürdig. Deutlich teurer, bei vergleichbarer Qualität und wesentlich weniger Innovation. Dual Mode, Performance Pads, Full Track Buffer, On-Board Analyse, Wifi Streaming, SSD Slot, mehrere USB Ports, größeres Display mit Multitouch, wassergeschützte Platinen (!) sowie besserer Firmware- und User-Support gibt's für 700€ (SC6000) bzw. sogar 1500€ (SC5000) günstiger!Wer wegen dem ständigen "Clubstandard"-Mantra immer noch zu Pioneer greift, ist selber schuld. Gebt doch Denon mal eine Chance in den Booths und fördert den Wettbewerb, statt einen Marktmonopolisten.