Praxis
Auf meinem Laptop warteten schon rekordbox DJ und Serato DJ Pro auf den Testkandidaten, der sofort erkannt wurde. Ich musste noch den Audiotreibern in einem selbsterklärenden automatischen Dialog installieren, aber dann konnte es auch schon losgehen.
Selbst wenn man eher das „große“ Pioneer Club-Setup aus CDJ-2000NXS2/3000 und DJM-900NXS2/A9 gewohnt ist, fühlt man sich sofort auf dem DDJ-FLX10 zu Hause. Einige Designentscheidungen wie die großen Performance-Pads unter den Jogwheels würde ich mir sogar ebenfalls auf den Einzel-Playern wünschen.
Jogwheels
Die beiden acht Zoll großen Jogwheels des FLX10 glänzen mit hochauflösenden Jog-On-Displays. Die dort sehr detailliert abgebildeten Informationen umfassen Cover-Artwork, BPM, Tonart, Pitch-Bereich, Wellenformen sowie die Zustände von Loop, Sync und Track Separation.
Das ist so komplett, eigentlich muss DJ beim Spielen gar nicht mehr auf den Laptop starren. Man kann aber auch einfach nur das Track-Artwork anzeigen lassen oder das eigene DJ-Logo draufladen. Der Widerstand der FLX10 fühlt sich für mich auch auf der stärksten Einstellung etwas leichtgängiger an als bei CDJ-2000NXS2/3000.
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Track Separation beim Pioneer DJ DDJ-FLX10
Der Pioneer DJ DDJ-FLX10 ermöglicht es DJs, mit dem Feature “Track Separation” Drums, Vocals und Instrumente von jedem Song in Echtzeit zu isolieren und individuell zu remixen.
Platt gesagt: rekordbox DJ hat jetzt Stems – und zwar ohne externes Analyse-Tool wie beispielsweise dem Native Instruments Stem Creator. In jedem Songfile stehen auf Knopfdruck drei Instrumententeile (Drums, Musik, Gesang) zur Verfügung. Dies eröffnet sensationelle neue Möglichkeiten, um verschiedene Parts zu vermischen und Acapellas oder Instrumentals on-the-go zu kreieren.
Wird der Cue-Button des Kanals doppelt betätigt, verwandeln sich die Regler des Dreiband-EQs im sogenannten „Part ISO-Mode“ in Lautstärkeregler für die einzelnen Tracks (Bass = Drums, Mid =Vocals, High = Instruments), womit die einzelnen Parts auch geboostet (!) werden können. Natürlich steht dann die Equalizer-Funktion der Regler auf dem entsprechenden Kanal nicht mehr zur Verfügung.
Mit „Part-Instant-Double“ kann zudem ein beliebiger „Track“ dem zweiten Deck des Jogwheels zugewiesen und dann mit dem Mixerkanal des zweiten Decks kontrolliert werden. Selbst das Aufbrechen der Timeline und das Scratchen des separierten Tracks ist damit dann möglich. Instant Remixes werden so tatsächlich Realität. Die Übersicht über die jeweils aktiven Tracks hat Pioneer auch sehr schön gelöst.
In den äußeren oberen Ecken können wir ganz easy mit drei farbigen Buttons die drei Tracks Drums, Instruments und Vocals an- und ausschalten. Die äußere Illuminierung der Jogwheels gibt mit ihrer Farbgebung ebenfalls Aufschluss über die angewählten „Stems“.
Aber vielleicht ist euch das fast schon zu viel des Guten und ihr wollt einfach nur den Gesang ohne die Drums und die anderen Instrumente in den Hall fahren. Auch kein Problem, denn der FLX10 verfügt über eine dreiteiligen „FX Part Select“ nicht nur für die Beat FX, sondern auch für die Sound Colour FX. Klasse!
Einschränkungen Track Separation
Serato DJ Pro-User werden den vierten Stem-Track „Bass“ vermissen und sicherlich auch bemängeln, dass der rekordbox Algorithmus die Tracks nicht so sauber trennt wie Serato. Es gibt sehr viel „Bleed“, die Trennung ist nicht so sauber und die Transienten wirken weniger knackig.
Mit seiner Drei-Track-Kontrolle bietet der FLX10 keine optimale Unterstützung für die vier Stems, die bei Serato möglich sind. Zumindest sind das Muten und die Track-FX-Zuweisung über die acht Performance-Pads im Pad FX 2-Modus möglich.
History in the making
Perfektionisten mögen auch bemängeln, dass Serato und rekordbox Stems je nach Audiomaterial manchmal ziemlich schrottig klingen. Aber hey, das ist gerade History in the making und wir sind live dabei. Track Separation steckt einfach noch in den Kinderschuhen, etwa so wie das Timestretching vor 20 Jahren. Ich möchte aber fast darauf wetten, dass diese Art von Audiodegradierung in der Zukunft mal genauso abgekultet werden wird wie heutzutage Sampler der alten 12-Bit-Schule.
Also: Beschweren wir uns nicht über die Artefakte, sondern feiern eine neue Technologie, die wir uns früher in unseren kühnsten Träumen nicht vorzustellen wagten.
Eingebaute Hardware-Effekte beim Pioneer DJ DDJ-FLX10
Die Beat-FX-Unit des Pioneer DJ DDJ-FLX10 greift nicht auf die Software zurück, sondern ist in die Hardware eingebaut. Auch angeschlossene physikalische Tonquellen wie Turntables oder CD-Player können im Stand-alone-Mixer-Mode von den Effekten profitieren. Sogar beatgenaue Effekte sind möglich, weil die BPM-Erkennung auch für externe Quellen funktioniert.
Leider machen die Beat-FX ihrem Namen insofern alle Ehre, dass zeitbezogene Effekte ausschließlich in beatgenauen Schritten verändert werden können. Ein Regler zur stufenlosen Einstellung, wie von Mixern wie dem DJM-900NXS2 bekannt, ist nicht vorhanden.
Andererseits werden mit den eingebauten Effekten eventuelle Probleme mit der unterschiedlichen Effektpalette von rekordbox und Serato elegant vermieden.
Die Effekte sind typische Pioneer-Klassiker. Aber auch neue Effekte wie der Mobius-Effekt des DJM-A9 sind hier sogar gleich doppelt vertreten.
Zwar bietet der FLX10 nicht die Möglichkeit, Bässe, Mitten oder Höhen aus den Beat FX auszuschließen, was bei zusätzlicher Track-separierter Effektbeschickung fast schon zu viel des Guten gewesen wäre. Aber so, wie ich FX Frequency nutze, lasse ich meist nur die Bässe weg, wenn ich den Echo-Effekt beschicke und voilà: Das erste Preset „Low Cut Echo“ macht genau das.
Audio Beat FX
So klingen die einzelnen Beat FX des Pioneer DJ DDJ-FLX10 : Zuerst hört ihr das gesamte Signal im Effekt, dann lediglich das Vocal dank FX Track Separation
Und so klingen die einzelnen Sound Color FX des Pioneer DJ DDJ-FLX10 : Zuerst hört ihr das gesamte Signal im Effekt, zuerst nach links, dann nach rechts gedreht Anschließend das gleich lediglich mit den Drums im Effekt dank FX Track Separation.
Mix-Point-Link
Mit der “Mix-Point-Link”-Option können verschiedene Tracks über Cue-Punkte nahtlos miteinander verbunden werden. Diese gewährleistet fließende Übergänge ohne selbst manuell eingreifen zu müssen. Für Club-DJs mag das dann doch schon wieder zu viel Entmündigung sein. Hochzeits-DJs freuen sich mitunter darüber, dass ihre Dinner-Playlist beeindruckend klingt und automatisch abläuft.
MAGVEL Fader
Über den MAGVEL Fader kann ich nur Gutes sagen: Er flutscht easy-peasy und präzisy. Okay, man kann ihn nicht mal eben schnell austauschen, aber Hand aufs DJ-Herz: In diese Verlegenheit kommen eigentlich nur Scratch-DJs, die täglich ihre Routines üben und damit den Crossfader arg strapazieren. Normalsterbliche DJs eher selten.
Serato DJ Pro
Damit der Pioneer DJ DDJ-FLX10 es erkennt, müssen Serato DJ Pro Version 3.0.8 und Pioneer DJ DDJ-FLX10 Firmware 1.11 installiert werden. Die Performance über den FLX10 funktioniert erst einmal identisch: Obwohl Serato DJ Pro vier Stems aufweist, werden Bass und Instrumente zusammengelegt. Möchte DJ doch Zugriff auf alle vier Stems, erfolgt der Zugriff über Performance-Pads für Loop-Roll oder Sampler, die dann als Mute -Buttons fungieren. Von links nach rechts: Vocals, Intruments, Bass, Drums. Leider wird der Pioneer-Farbcode nicht übernommen, alle Pads leuchten blau im aktiven Modus und dunkel im inaktiven.
Im „FX Part Select“ wird die Trennung in vier Stems nicht vorgenommen, hier gilt nach wie vor die Aufteilung in die drei Elemente Drums, Instrumente inklusive Bass und Gesang. Außerdem liegen im „Track Separate Mode“ des Dreiband-EQs die Vocals auf dem Höhenregler und Instrumente inklusive Bass auf dem Mittenregler. Finde ich logischer, ist aber in rekordbox DJ genau anders herum belegt.
Audio Trackseparation in Serato DJ Pro (vier Stems)
DMX-Schnittstelle für individuelle Lightshows
Mit der integrierten DMX-Schnittstelle des Pioneer DJ DDJ-FLX10 sind beeindruckende und individuelle Lightshows direkt vom Controller aus machbar. Einfach den Controller mit DMX-kompatiblen Lichteffekten verbinden und die in rekordbox DJ abgelegten Lichteffekt-Szenarien steuern.
Kompatibilität mit rekordbox DJ und Serato DJ Pro
Der DDJ-FLX10 ist sowohl mit rekordbox DJ als auch mit Serato DJ Pro kompatibel. Durch den Hardware-Unlock wird der Controller von beiden Softwareprogrammen erkannt und ermöglicht den vollen Zugriff auf die Pro-Funktionen beider Plattformen.
Da ich im Club fast ausschließlich mit rekordbox-präparierten USB-Sticks auf den bereitstehenden CDJs spiele, gestattet so ein kompaktes Abbild eines „großen Clubsets“ natürlich eine optimale Vorbereitung meiner Playlisten in rekordbox DJ, wovon ich im Test auch regen Gebrauch gemacht habe.
Transportfähigkeit des Pioneer DJ DDJ-FLX10
Pioneer bewirbt den DDJ-FLX10 als leicht transportablen Controller. Aber Größe ist ja relativ. Mobile DJs, die mit dem Auto zum Gig fahren, werden sicher auch einen Platz für den FLX10 finden, aber DJs, die das Teil in den Club mitnehmen möchten, werden feststellen, dass fast 72 Zentimeter ordentlich lang sind, z. B. deutlich größer als beispielsweise der Native Instruments Traktor S4 MK3.
Für wen ist das?
Der Pioneer DJ DDJ-FLX10 ist vor allem ein optimaler „großer“ Controller zum Spielen mit rekordbox DJ und Serato DJ Pro. Für mobile Hochzeits-DJs, die sich für eine der beiden Software-Plattformen entschieden haben, ist der FLX10 ein fantastischer Partner. In der Hochzeitsbranche ist man meist sowieso mit eigener Technik inklusive PA- und Lichtanlage unterwegs und benötigt beim Auftritt schnellen Zugriff auf Wunschmusik via Laptop-Tastatur, sodass beispielsweise Pioneers Stand-alone-Player nur bedingt in Frage kommen.
Und auch ein innovatives Feature wie Track Separation kann gerade für Hochzeits-DJs nützlich sein, um mal eben schnell den Gesang im Track stummzuschalten, wenn eine Sängerin live zum Playback ein Ständchen geben möchte oder alle auf der Tanzfläche laut mitsingen.
Hier ist allerdings Serato DJ aufgrund seines überlegenen Separation-Algorithmus (noch?) die bessere Wahl. Für DJs, die mit dem FLX10 liebäugeln, um damit zu Hause ihre USB-Sticks für Club-Gigs vorzubereiten, ist Track Separation sowieso nur ein kleines verblüffendes Extra-Feature, solange Pioneer diese Technologie nicht auch in ihre „großen“ Clubplayer einbaut.
Pioneer DJ-DDJ-FLX10 – mögliche Alternativen
Produkt | Pioneer DJ FLX10 | Rane Four | NI Kontrol S4 MK3 | Reloop Mixon 8 Pro |
Anzahl Decks | 4 | 4 | 4 | 4 |
Jogwheels | 2 x 8 Zoll, | 2 x 8,5 Zoll | 2 x 5,5 Zoll | 4 |
Multicolour-Displays | 2 x On-Jog-Wheel | 2 x On-Jog-Wheel | 2 x unter den Jog Wheels | 2 x On-Jog-Wheel |
Software | rekordbox DJ, Serato DJ Pro | Serato DJ Pro | Traktor Pro | Serato DJ Pro, Algoriddim DJ Pro AI |
Standalone-Mixer | ja, incl. FX | ja, incl. FX | Fader, EQ, Filter | Fader, EQ |
iOS-fähig | ja | nein | ja | |
USB-Ports | 2 x USB-C (Dual Soundcard) | 2 x USB-B (Dual Soundcard) | 1 x USB-B 1 x USB-A (Hub) | 2 x USB-B, 1 x USB-C (iOS) (Dual Soundcard) |
Track-Separation | 3 Tracks in rekordbox DJ, 4 Tracks in Serato DJ Pro | 4 Tracks in Serato DJ Pro | 4 Tracks, nur mit vorbereiteten STEMS-Files | |
Besonderheiten | DMX-Lichtsteuerung | Motorisierte Jogwheels | Integrierte iPad-Halterung incl. Stromversorgung | |
Preis | 1.600,- Euro | 1.898,- Euro | 899,- Euro | 1.249,- Euro |