Praxis
Bevor MacBook, Boxen und Kopfhörer angeschlossen werden, heißt es zunächst, das neueste Serato DJ Lite (Testversion 1.5.9) aufzuspielen, das auch die Treiber für den Pioneer-Controller bereitstellt. Wer bereits über eine Serato Musik-Bibliothek verfügt, kann direkt loslegen. Neuankömmlingen im Universum wird zunächst die Analyse der Library im Offline-Modus – sprich ohne angeschlossenen Controller – empfohlen und das Plattenkoffer packen.
Streaming mit Serato und dem Pioneer DJ DDJ-REV1
Solltet ihr als DJ-Einsteiger oder Equipment-Umsteiger noch keine digitale Musik gekauft haben oder lokale Tracks nutzen wollen, ist Streaming Music eine Option. Hier könnt ihr innerhalb Seratos auf diverse Anbieter (Tidal, Soundcloud, Beatport, Beatsource) zugreifen.
Für den Sofort-Start bekommt ihr drei Monate Tidal nach einer Registrierung auf deren Website kostenlos dazu. Aber auch Beatsource bietet sich natürlich an, um die musikalische Reise bzw. Open-Format DJ-Karriere zu beginnen. Interessant hier: Bei Beatsource könnt ihr genau wie bei Beatport zusätzlich zum Streaming-Angebot je nach Abo-Modell auch Tracks herunterladen und offline nutzen.
Ist alles so weit startklar, wird der Controller von Serato plug ’n’ play erkannt. Navigiert wird innerhalb Serato mittels Push-Encoder und Ladetasten am Controller. Schon sind zwei Titel in den Playern und es darf gemischt werden.
Für dich ausgesucht
Erster Performance-Eindruck: läuft flüssig. Erster Klangeindruck: klingt gut. Für den 3-Band-EQ könnt ihr in den Serato Light allerdings keine Voreinstellungen für den Cut/Boost festlegen und auch das Filter lässt sich hinsichtlich seiner Resonanz nicht innerhalb des GUI anpassen.
Einen Curve-Control-Regler für den Crossfader gibt es nicht am Gerät, die Flankensteilheit der Flachbahnregler könnt ihr jedoch in den Serato-Settings festlegen.
Etwas gewöhnungsbedürftig finde ich die Lautstärkeregler für Cue rechts oben und finde es schade, dass es konzeptionell keinen Cuemix-Regler gibt, sondern ausschließlich Vorhörbuttons und Master zwischen den Fadern.
Aber so steht einem beim schnellen Fader-Wechsel nichts im Weg und auch hier hilft ein Griff in die Software-Preferences, um eure „Grundeinstellung“ festzulegen.
Search, Scratch, Match
Groß und griffig, das passt wie Faust aufs Auge für die Jogwheels. Diese weisen die gleiche Größe wie beim DDJ-SR2 oder XDJ-RX3 auf – in Zahlen 154 mm. Die Seitenkerben des Handrads dienen als adäquate Fingerführung beim Suchen, Cues platzieren und Tellerschubsen bzw. Phasenabgleich. Die Teller fassen sich gut an, sind responsiv und taugen definitiv für mehr als nur Babyscratches.
Sollte es jedoch mit euren Scratch-Fähigkeiten noch nicht so weit her sein und ihr müsstet euch diese Skills erstmal aneignen, kein Problem. Dafür hat Pioneer ein besonderes Feature in Form von fertigen Scratch-Routinen eingebaut. Serato DJ gleicht die Sticker-Position am Jogwheel beim Track-Loading übrigens nicht mit dem Jogwheel ab. Also einfach zuvor auf 12 Uhr drehen.
Pitchfader
Apropos Phasenabgleich respektive manuelles Beatmatching: Da die Pitchfader nun horizontal über den Jogwheels positioniert sind, wurde ihnen etwas mehr Länge angedacht. So kommen sie beim REV1 auf 60 mm, was einem ein grazileres Gefühl beim Tempoabgleich gibt. Genauer gesagt liegt die Auflösung bei Pitch +/-8 etwa bei 1/100 BPM. Das ist schon sehr genau. Die Pitch-Range lässt sich in SDJ Lite allerdings nicht umschalten.
Loops
Wer gern Wiederholschleifen setzt, findet die Loop-Sektion über den Handrädern, so wie man es von Pioneers CDJs gewohnt ist. Rev1 hat neben manuellen und automatischen Loops auch Loop-Cutter anzubieten. Persönlich bevorzuge ich zwar eher Push-Encoder, mit denen man die Größe einstellen kann und beim Niederdrücken den Loop (de)aktiviert, aber das ist einerseits sicher Geschmackssache und andererseits wäre es hier definitiv dem Pitchfader im Weg, also passt das. Weiterhin sind unter dem Tempo-Regler eine Shift-Taste und die Sync-Funktion sowie die Deck-Umschaltung vorzufinden.
Richtig gelesen, es ist eine Möglichkeit zur Steuerung der Serato Decks 3 und 4 vorhanden. Dabei wird das komplette Mixer und Deck-Regelwerk dem entsprechenden Layern zugeordnet – gerade zu Beginn der Controllerism-Ära gang und gäbe bei vielen 2-Kanal-Controllern, mittlerweile finden sich aber durchaus auch vier Channelfader ein, aber um das Umschalten der Decks und Pads kommt man dabei auch nicht herum. Was allerdings in diesem Kontext schön gewesen wäre: eine alternative LED/RGB-Beleuchtung, entsprechend des jeweilig gewählten Layers. Das würde für mehr Übersicht sorgen.
Pioneer DJ DDJ-REV1 und Effekte
Die sogenannten Lever-FX in der oberen Mixer-Sektion ermöglichen das Triggern der ersten drei Serato FX via Kippschalter, wobei die zentrale Stellung „aus“ entspricht, nach oben gedrückt der FX auf „hold“ dauerhaft aktiv ist und nach unten temporär wegen der Rückholfederung.
Via Shift+FX-Taste und Select könnt ihr außerdem die Taktung anpassen und die Effektauswahl ändern, dies aber nur für Platz 1, was wirklich schade ist.
Pad-Performance
Bleibt noch die Performance-Sektion mit ihren acht Performance-Modi, die da wären
- Hotcue
- Autoloop
- Sampler
- Beatjump
- Roll
- Trans
- Scratch Bank
- Tracking
Neben den üblichen Verdächtigen finden wir hier also zwei speziell auf scratchende Klientel adressierte Modi. Und zwar Scratch-Bank, womit ihr eure Lieblings-Samples, die ihr aus den Sample-Bänken zugewiesen habt, auf Tastendruck reinscratcht oder in den laufenden Mix dropt.
Und dann wäre da noch das neu hinzugekommene Tracking-Scratch. Hierbei wird eine live analysierte, tempoabhängige Scratch-Routine ausgewählt, jedes Mal, wenn man das Jogwheel vor- oder zurückdreht, was einem quasi die Fadercut-Bewegung einspart. Das hört sich wie folgt an:
Battle-Style-Setup Pioneer DDJ-REV1
Summa summarum lässt sich folglich festhalten, dass Pioneer DJs REV1 Battle-Style-Setup, besonders auch die freiliegenden Teller, der Horizontal-Pitch und die Lever-FX, Scratchern und OF-DJs zugute kommen, keine Frage.
Aber auch für den klassischen Tech- und Mainstream-DJ finde ich das Layout nicht verkehrt, denn sicher hat sich manch einer schon gefragt, warum man die Performance-Pads meist unter den Tellern positioniert, wo man doch dort doch am ehesten dran hängenbleiben kann.
Zugegeben: Es gab aber auch schon Bestrebungen, diese teils nach oben zu verlegen – seinerzeit von Vestax, was sich aber nicht wirklich zu Nachahmern durchsetzen konnte. Die DJM-Variante jedenfalls hat sich am Mischer bereits bewährt, nun ist sie auch am DJ-Controller zu finden. Das dürfte somit auch seine Interessenten finden.
Auf Sendung mit Serato?
Streaming ist nicht erst seit der Corona-Pandemie ein Thema in DJ-Kreisen, aber sie hat das Ganze ziemlich befeuert. Folglich hat Pioneer am Rev1 einen Mikrofonanschluss vorgesehen, dem es zwar an einer Klangregelung fehlt. Aber ihr müsst euch keinen zusätzlichen Mischer besorgen, wenn ihr auf Sendung gehen wollt, sondern streamt
- erstens: mit auf den Master und die angeschlossenen Boxen und
- zweitens: in den Computer an eure Streaming-Software, zumindest wenn ihr den Serato Virtual Audio Driver mit installiert habt, der das Mastersignal inklusive Moderation an OBS und Co senden kann.
Schade allerdings – wo wir ja zuvor bei den FX waren: Ihr habt hier keine Möglichkeit, einen Effekt auf das Mikrofonsignal abzufeuern. Dafür müsstet ihr euch eine gesonderte Hardware oder eine Software zwischenschalten.
Serato DJ Pro anyone?
Last but not least sollte noch Erwähnung finden, dass man auch das kostenpflichtige Update auf Serato DJ Vollversion kaufen kann. Dieses schlägt mit knapp 120 Euro zubuche. Dies bringt auch noch die Möglichkeit, ausgesuchte Serato-Plug-ins dazu zu kaufen, darunter Effekt-Erweiterungen, Video und Co.
Vor dem Fazit noch der Hinweis, dass ein Betrieb des DDJ-REV1 mit rekordbox dj zum aktuellen Zeitpunkt nicht möglich ist.