PRAXIS
Der Controller lässt sich mit rekordbox und Serato nutzen. In beiden Fällen fungiert er als Dongle für die DJ-Software, schaltet also einerseits Serato DJ Pro frei und andererseits den „rekordbox core plan“. Ich verbinde das Gerät zunächst via USB-C mit meinem MacBook aus 2018 und rufe die Software rekordbox auf. Schnell sind zwei Tracks mit den Encodern geladen und es geht los. Über die Tasten „Deck 3“ und „Deck 4“ hat man Zugriff auf die entsprechenden Software-Player und kann mit vier Decks auflegen.
Rekordbox – die kurze Version
Summa summarum lässt sich sagen, dass die Performance im Zusammenspiel mit rbdj stimmt, der Workflow weitgehend gelungen ist und die Soundqualität des integrierten Audiointerface gefällt. Die Software bietet zudem mit ihren zahlreichen Stellschrauben allerhand persönliche Anpassungsmöglichkeiten. Jedoch gibt es in meinen Augen auch noch hier und da Luft nach oben, zum Beispiel was die Pad-Mappings angeht sowie die nicht vorhandene Vorab-Stem-Analyse. Dafür gibt’s mit dem Deck-Move-Feature, Dual-Mode, Deck-Umschalter, Auto-BPM-Transition und diversen anderen Goodies spannende Funktionen, auf die ich gleich zu sprechen komme.
Serato – die kurze Version
Auch hier habe ich nichts wirklich zu beanstanden. Flüssige Performance, prima Software, tolle FX – besonders wenn man sich das Serato-Sortiment gegen Aufpreis noch ein wenig ausbaut. Insgesamt gibt das REV5-Serato-Zusammenspiel für mich das schlüssigere Bild ab.
Der Pitch´n´Time-Algorithmus gehört für mich zum Pflichtkauf, da er bestimmte Features wie Pitch-Play etc. freischaltet, aber hier bekommt ihr ihn sogar kostenlos dazu.
Jogwheels Galore
Die Jogwheels sind nicht nur ein optischer Leckerbissen sondern auch ein haptischer, denn sie fühlen sich mit ihrer Vinyl-artigen Auflage und dem regelbaren Widerstand richtig gut an und versorgen DJ durch integrierte Displays mit Needle- Marker-Informationen. Sie sind stolze 20 cm groß und entsprechen hinsichtlich Größe und Design in etwa denen des CDJ-3000.
Für dich ausgesucht
Ein leichter Kontakt auf der Oberseite reicht übrigens nicht zum Scratchen. Ihr müsst den Teller schon niederdrücken. Find ich konzeptionell hier sehr gelungen, wenngleich die Wheels hinsichtlich ihres Bildschirms nicht ganz so imposant wie beim REV7 sind.
Auch gefällt mir bei diesem die Turntable-Optik des Platters besser als die CDJ-Optik des Griffrands und ich hätte auch nichts gegen Pitch-Bend-Tasten eizuwenden, aber das ist sicher auch eine Frage des persönlichen Geschmacks.
Jedenfalls machen die Teller echt Laune beim Scratchen, Schubsen und Phasenabgleich, zumal einem die Deck-Auswahltasten und das außen ansässige Cue-Play-Duo sowie der oben ansässige Jog-Feel-Regler nicht in den Weg kommen.
Auto-BPM-Transition
Ein Novum am Pioneer-Controller, das für nahtloses Mixen von Tracks mit unterschiedlichen BPM vorgesehen ist.
Mit dem Auto-BPM-Mode erfolgt eine automatische Anpassung der Geschwindigkeit des angewählten Decks zum Gegenüber über den vom User voreingestellten Zeitraum. Beispielsweise von 120 auf 140 BPM über 8 Bars (eine Bar entspricht dabei vier Beats).
Der DJ kann zudem festlegen, ob bestimmte Stems dabei gemutet werden und somit nur Vocals in den neuen Track mixen oder einen Basslauf oder nur den Beat. Allerdings ist es ein wenig knifflig, dies taktgenau hinzubekommen, da kein Phasenabgleich erfolgt. Aber so lassen sich natürlich auch Titel, die nur wenige BPM auseinanderliegen, über einen festgelegten Zeitraum zum Gegenüber anpassen und dann ohne “Autosync” mischen. All dies kann das Cross-Genre-Mixing mitunter vereinfachen. Im Detail heißt dies:
- Mittels Shift + Select-Taste lässt sich die Anzahl der Takte für den Übergang auswählen (1, 2, 4 oder 8)
- Transition Start bei deaktivierter Synchronisation auf dem anderen Deck ändert das Tempo allmählich in Richtung des Tracks auf dem anderen Deck
- Transition Start bei aktivierter Synchronisation auf dem anderen Deck ändert das Tempo allmählich in Richtung der ursprünglichen BPM des Tracks auf dem anderen Deck
- Transition Start + Select ändert das Tempo allmählich in Richtung der ursprünglichen BPM des Tracks auf dem aktivierten Deck
Effektcontroller am REV5
Die Effektsektion bietet pro Seite drei (Beat-) FX-Tasten, die wiederum via Hebel getriggert werden und über Level-Regler, BPM-Tapper und Beat-Optionen verfügen. Hier sollte man wissen, dass insgesamt sechs unterschiedliche FX auf die Tasten gelegt werden können und dann über den jeweiligen Hebel adressiert werden. Die Effekthebel verfügen über eine Hold-Stellung zum dauerhaften Aktivieren und federn zügig zurück, wenn man sie nach unten bewegt.
FX in Serato
Die FX-Steuerung unterscheidet sich ein wenig von rekordbox, da innerhalb Seratos das Dry-Wet-Level via Drehregler stets für alle FX gleichzeitig festgelegt wird. Das finde ich nicht so gut gelöst. Hier würde ich es bevorzugen, zusätzlich bei gehaltener FX-Taste den Anteil des jeweiligen Sound-Schredders separat zu steuern. Dann ließen sich bei FX-Kombis beide Möglichkeiten nutzen.
Die Selektion der jeweiligen FX für den entsprechenden Slot ist indes über die Shift-Taste möglich. Zwar sind im FX-Single-Mode erweiterte Funktionen im GUI zugänglich, aber nur via GUI und nicht über die FX-Regler.
FX Serato
FX in rekordbox
Hier wird das Dry-Wet-Level wird via Drehregler für den aktiven Effekt festgelegt. Das funktioniert auch für multiple Selektion. Allerdings können nicht alle FX im Dry-Wet zusammen gesteuert werden. Für den Kanal-Effekt dürft ihr – anders als in Serato – statt Filter auch andere Klangverbieger wie Dub Echo oder Noise in der Software festlegen. Auch die Pad-FX lassen sich bestimmen. Remapping der Modi ist allerdings nur via MIDI-Konfiguration möglich, da der Pioneer Pad-Editor für den REV5 (noch?) nicht genutzt werden kann.
Stems
Ob Serato oder rekordbox – ein halbwegs aktuelles Notebook sollte zum Nutzen der Stems-Funktionen schon am Start sein, auch wenn es bei Serato erfreulicherweise eine Stems Crate zur Vorabanalyse gibt, was CPU-Performance gegenüber der Live-Analyse einspart, aber entsprechenden Festplattenplatz einfordert.
Stems-Control-Tasten am Pioneer DDJ-REV5
Der Controller verfügt je nach Software über gleich mehrere Möglichkeiten, Stems zu steuern und verschiedene Teile eines Musikstücks wie Bass, Vocals, Drums und Instrumente individuell abzuspielen oder stummzuschalten. Perfekt für Live-Mashups und Remixe. Und das alles an einem Scratch-Style-Controller wohl gemerkt. Mal eben nur die Vocals aus dem Track scratchen? Kein Problem.
Serato DJ Pro und Rekordbox
SDJ unterteilt Stems in Vocals, Melodie, Bass und Drums. Rekordbox in Vocals, Drums und Inst (andere Instrumente wie Bass und Synthesizer), die sich separat je nach ausgewählten Tasten abspielen lassen.
Folgende Stems-Funktionen stehen in rekordbox zur Verfügung:
- Stems Mute/Solo
- Stems Separate
- Stems Level EQs
Mit den „Stem Level“-Buttons schaltet DJ von Equalizer auf Stem-EQs um. Damit könnt ihr die jeweiligen Stems noch deutlicher boosten. Das gibt es bei Serato aktuell (09/2023) leider nicht.
Stems in Serato bieten zusätzlich Stem-FX, zum Beispiel Aushallen von Vocals, Break Stop für Beats etc. Allerdings ist es in Serato konzeptionell nicht möglich, Musik eines Streaming-Anbieters im Stems Prepare Crate abzulegen. Rekordbox besitzt dieses Feature ohnehin nicht. Schade, das würde der allgemeinen Performance des rekordbox-Stems-Features zugutekommen.
Dual-Deck-Modus in rekordbox und Serato
Über die Deck+Shift-Kombination kommt ihr in den Dual-Deck-Modus, bei dem ihr zwei Decks zusammen steuern könnt (1/3 bzw. 2/4). Dies umfasst Pads, Volume, EQs, Loops, klappt allerdings nicht mit Pitch und Stems. Mit dem Deck-Move-Feature könnt ihr einen Track in ein anderes Deck (2>3 und 1>4) schieben und dies mit dem Dual-Mode kombinieren. Oder ihr habt somit wieder die erste Hauptebene wieder frei und beladet Decks neu. Der Dual-Deck-Mode erlaubt in Serato, zwei Decks mit einem Layer zu steuern. Davon ausgenommen sind hier die Stems.
Performance Pads
Folgende Pad-Modi stehen in Serato zur Verfügung
- Hotcue
- Roll
- Saved Loop
- Sampler
- Pitch Play
- Piano Play
- Stems
- Scratch Bank
Dazu kommen sogar noch vier weitere Modi, wenn die jeweilige Taste zweimal angetippt wird
- Saved Flip
- Slicer Loop Mode
- User mode 1
- User Mode 2
Die beiden zusätzlichen User-Modes erlauben euch, MIDI-Mappings nach Wahl auf die jeweiligen Tasten zu legen.
Performance Pads in Rekordbox
Im Gegensatz zu den aufgedruckten Performance-Modi am Controller sind die Pads wie folgt belegt.
- Label: Hotcue >> Modus: Hotcue
- Label: Roll >> Modus: Pad-FX
- Label: Saved Loop >> Modus: Beat Jump
- Label: Sampler >> Modus: Sampler
- Label: Pitch-Play >> Modus: Keyboard
- Label: Piano-Play >> Modus: Piano Play
- Label: Stems >> Modus: Beat Loop
- Label: Scratch Bank >> Modus: Sample Scratch
Dazu kommen vier frei belegbare User-Modi.
Combo-Pad-Modus
In diesem Zusammenhang sollte auch der Combo-Pad-Modus erwähnt werden, der euch erlaubt, zwei Modi gleichzeitig zu verwenden. Ein Modus wird dabei den oberen vier Pads zugewiesen, der andere den unteren. Mal eben einen Hot-Cue-Roll mit einer isolierten Vocal auf einem Instrumental eines anderen Tracks abfeuern? Warum nicht.
Piano-Play
… bietet die Möglichkeit, einen Cue-Punkt in verschiedenen Halbtönen zu triggern. Im Piano-Play-Modus wird allen 16 Performance-Pads ein Piano-Layout zugewiesen. Mit Shift selektiert DJ einen Hotcue. Der Pad-Modus wird zeitgleich auf dem anderen Deck aktiviert.
Die linken Parameter-Tasten schalten dabei durch die Klaviaturbereiche. Mit den rechten Parametertasten wechselt man die Skalenanzeige zwischen Moll-Pentatonik + Dur +- Dur-Pentatonik. Mit den „weißen“ Tasten in der unteren Reihe und den „schwarzen“, die hier blau leuchten. Nun lassen sich wie auf einer Klaviatur Melodien spielen.
Preferences
Letztlich lassen sich in den Preferences und im Utility Mode noch zahlreiche Controller-spezifische Voreinstellungen festlegen. Dazu gehören Talkover und Mike-Ausgabe für Master/Booth sowie Dämpfung und Peak-Limiter. Auch Headphone-Split und Stereo/Mono-Schaltung sind dort zugänglich. Im Panel lassen sich zudem Pad- und Loop-Optionen festlegen, Faderstart (de)aktivieren, der Cut-in des Crossfaders bestimmen und die Latenzeinstellungen vornehmen.
Beatmixer VS Open Format DJ
Ob ihr eher der Typ Beatmixer seid oder der Typ Open Format DJ – grundsätzlich hat der Controller für jeden DJ was zu bieten und ist nicht nur für Scratch-DJs eine Alternative, denn der Workflow an der Kiste ist gut durchdacht. Allerdings spielen beide möglichen Softwares ihr Stärken in unterschiedlicher Form aus und wenn man bedenkt, dass der Pioneer DDJ-SX3 oder DDJ-800 für weniger Investitionsvolumen bereits einen Standalone-Mixer integriert hatte, kann man nicht von einem Schnäppchen sprechen. Auf das etwas enge EQ-Layout hatte ich ja bereits hingewiesen. Das führt uns zu den …
DDJ-REV5 – mögliche Alternativen
Produkt | Pioneer REV7 | Pioneer REV5 | Rane One | Pioneer DJ FLX10 | Hercules DJC T7 |
Jogwheels | 2 x 7 Zoll mit integrierten Displays | 2 x 7 Zoll mit integrierten Displays | 2 x 7,2 Zoll mit Plattenteller | 2 x 8 Zoll On-Jog-Wheel | 2 x 7-Zoll-Motor-Platter |
Stand-alone-Mixer | ja, Hardware-FX inklusive | nein | ja, Hardware-FX inklusive | ja, incl. FX | nein |
Audiointerface | 24 Bit/48 kHz (Dual Soundcard) | 24 Bit/48 kHz (Dual Soundcard) | 24 Bit/48 kHz (Dual Soundcard) | 24 Bit/48 kHz (Dual Soundcard) | 24 Bit/44,1 kHz |
Software | rekordbox DJ, Serato DJ Pro | rekordbox DJ, Serato DJ Pro | Serato DJ Pro | rekordbox DJ, Serato DJ Pro | DJUCED, Serato DJ Pro |
Decks | 2 bis 4 | 2 bis 4 | 2 bis 4 | 2 bis 4 | 2 bis 4 |
Stems-Feature | nein | ja | ja | ja | ja |
Preis (€) | 1999,- | 1099,- | 1549,- | 1.600,- | 699,- |