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Pioneer DJ PLX-CRSS12 Test

Mit dem DJ-Turntable PLX-CRSS12 gelingt Pioneer DJ ein cleverer Schachzug. Der Plattenspieler spielt nämlich herkömmliches Vinyl ab, kann allerdings auch als DVS-Player für Serato DJ Pro und Rekordbox eingesetzt werden, ohne Timecode-Vinyl zu nutzen. Wie? Nun, dank der im Dorn montierten MAGVEL-CLAMP. Dennoch erfindet der japanische Hersteller das Rad nicht komplett neu, da kamen ihm MWM mit dem Phase zuvor. Auch die zusätzliche Performance-Sektion für ausgewählte Software-Features wie Hotcues oder Sampler zogen bereits vor Jahren beim Reloop RP8000 ein.

Innovationen, die Pioneer DJ im PLX-CRSS12 aufgreift, um das erste hybride Laufwerk seiner Art zu lancieren. Allerdings kostet der Player 1399,- Euro UVP. Kein Schnäppchen! Entsprechend drehe ich mit dem Cross-Turntable auf der bonedo-Teststrecke ein paar „Praxis-Runden“, um für euch herauszufinden, welche Gimmicks er bereithält und für wen oder was sich der Kauf lohnt. 

Pioneer DJ PLX-CRSS12 DVS Turntable Test Review

Pioneer DJ PLX-CRSS12 – das Wichtigste in Kürze

  • DJ-Turntable mit tonarmloser DVS-Steuerung für Serato DJ Pro und Rekordbox
  • vibrationsdämpfendes robustes Zinkdruckguss-Chassis
  • High-Torque und Brake in drei Stufen einstellbar
  • vier Performance-Pads mit verschiedenen Modi
  • OLED-Display mit Pitch-Control- und Track-Informationen
  • bis zu vier Decks der DJ-Software ansteuerbar 
Fotostrecke: 3 Bilder Der PLX-CRSS12

Das Sample des PLX-CRSS12 aus dem neutralen Karton gepackt, zeigt sich auf den ersten Blick ein schicker klassischer DJ-Turntable mit mattschwarzem Finish, der auf dem PLX-1000 basiert. Er misst 453 x 159 x 353 Millimeter (Breite x Höhe x Tiefe) und wiegt 12,2 Kilogramm, reichlich zwei Kilogramm weniger als das 1000er-Modell. Das heißt nicht, dass Pioneer DJ am Material spart. Vielmehr wurde es optimiert und verbessert. Schließlich besteht jetzt der obere Teil des Chassis aus Zinkdruckguss, der untere aus acht Millimeter dickem Harz, das noch vibrationsdämpfender wirken soll. 

Battle-Position ist Standard

Auf den zweiten Blick fallen die um 90 Grad gedrehten Beschriftungen der Bedienelemente ins Auge. Ergo, der Hybrid-Turntable ist von Haus aus für das vertikale Aufstellen im Battle-Style ausgelegt, schließlich bevorzugen vor allem scratchende und juggelnde DJs diese Position, um das Setup kompakter zu halten und um bei schnellen Moves von der Platte zum Crossfader nicht den linken Tonarm zu tuschieren.

Obwohl die generelle Hochkant-Anordnung zweckmäßig erscheint, an die Beschriftungen, vor allem bei den Drehzahlschaltern muss ich mich persönlich noch gewöhnen.  

Standard-Funktionen des Pioneer DJ PLX-CRSS12

Das Top-Panel des PLX-CRSS12 verfügt über alles, was zu einem soliden DJ-Plattenspieler gehört. Da ist zum einen ein 10 cm langer, sanft über seine Bahn gleitender Tempo-Schieberegler nebst Reset-Taste und einstellbarem Pitch-Umfang auf 8,16 und 50 Prozent. Der S-förmige, statisch balancierte Tonarm besitzt eine kardanisch aufgehängte Lagerung. Fast alle DJs verzichten beim Auflegen auf den Tonarmhebel zum sanften Absenken und Anheben, er gehört dennoch zur Standardausstattung.

Die Tonarmbasis lässt sich mittels Rings am Sockel in der Höhe anpassen, wie auch das Antiskating am entsprechenden Rädchen von null bis sechs. Im ausfahrbaren weißen Target-Light zum Ausleuchten der Nadelposition versteckt sich noch das blaue Stroboskop, das im Zusammenspiel der Spiegel am Plattenteller den Gleichlauf und die werkseitige Justierung des Pitch-Controls überprüft.

Natürlich dürfen auch Taster für Start/Stop und Abspielgeschwindigkeiten auf 33 1/3 und 45 RPM nicht fehlen. Da der PLX-CRSS12 nicht über den klassischen Drehknopf zum Ein- Ausschalten des Turntables verfügt, der gern als Turn-Off-Effekt zum langsamen Auslaufen eines Tracks benutzt wird, findet man den entsprechenden Schalter neben dem Start/Stop-Button.

Features für den DVS-Modus

Mit den bisherigen Funktionen ist die Rundreise auf dem Deck noch längst nicht beendet. Denn der Turntable „spielt“ auch als DVS-Add-On mit Serato DJ Pro und Rekordbox. Für Rekordbox wird die DVS-Funktion mit dem Anschließen des PLX-CRSS12 freigeschaltet. Bei Serato DJ Pro bedarf es einer entsprechenden weiteren Hardware wie einem zertifizierten Mixer oder Interface. 

Fotostrecke: 5 Bilder Pioneer DJ PLX-CRSS12 von oben

Mit der Taste „Needle Mode“ wähle ich aus, ob ich analog mit klassischem Vinyl oder eben digital auflegen möchte, der Taster „Application“ steht für die präferierte DJ-Software. „Deck“ sucht eins von bis zu vier möglichen Decks aus, die der Plattenspieler betreut.

Wo man sonst die Mulde für den Single-Puck vermutet, platziert Pioneer DJ eine abgespeckte Performance-Sektion mit vier kleinen RGB-illuminierten Pads, die wahlweise Hotcues, Sampler, STEMS oder Scratch Bank triggert, Instant Doubles aktiviert und noch zwei User-Layer zum Mappen weiterer beliebter Funktionen bietet. Durch doppeltes Drücken der jeweiligen Mode-Taste greife ich im Serato DJ Pro auf Loop Rolls und Saved Loops beziehungsweise bei Rekordbox auf Pad FX und Beat Jumps zu.

Das OLED-Display des Pioneer DJ PLX-CRSS12

Das monochrome knapp 20 x 35 cm große OLED-Display zeigt im analogen Modus Infos zum gewählten Pitch-Umfang oder zum aktuell eingestellten Halbtonschritt. Ist der PLX-CRSS12 digital im Einsatz, zeigt das Display zudem das aktuelle Deck, die Tonart, die BPM des Tracks und die gewählte DJ-Software an.

Mit Hilfe des Displays und langem Drücken der Deck-Taste gelange ich in die Utilities, um das Drehmoment, die Helligkeit des Displays, das Auto Standby und Factory Reset einzustellen. 

MAGVEL-CLAMP – ein Highlight

Dieses Feature bringt die Idee von Phase auf ein deutlich höheres und ausgereiftes Level. Denn Remote-Drifting, Akku- und Verbindungsprobleme, dazu das etwas umständliche Einrichten kennt der MAGVEL-CLAMP nicht. 

Denn die runde Klemme wird einfach auf den Plattentellerdorn gelegt. Selbst dessen Leichtgängigkeit kann anhand zweier Rippen am Clamp stufenlos zwischen Light und Heavy eingestellt werden.

Anschlüsse am PLX-CRSS12

Betrachtet man den PLX-CRSS12 von den Seiten, bietet er weitere Überraschungen. An der Front befindet sich ein etwas verloren wirkender Schalter für die Bremse, um den Plattenteller in drei verschiedenen Stufen zu stoppen. Ich frage mich, ob man diesen Schalter nicht doch noch auf dem Top-Panel hätte unterbringen können.

An der linken Seite, gewöhnlich die Rückseite des Plattenspielers, verstecken sich in einer Mulde der Kaltgeräte- und der Kensington-Anschluss. Am Backpanel schalte ich den Plattenspieler ein und verbinde ihn über die vergoldeten Cinch-Buchsen samt Erdungsschraube mit dem Mixer oder einem Vollverstärker und via USB-C-Port mit dem Hub eines Mixers oder direkt mit dem Laptop. 

Da es sich bei dem zu testenden Gerät um ein Sample handelt, war der Lieferumfang leider nicht komplett. Regulär legt Pioneer DJ als Zubehör eine Slipmat mit Slipsheet, eine Staubschutzhülle, ein Ausgleichs-, System- und Untergewicht, ein Headshell, ein Netz-, USB- und Cinch-Kabel (mit Masseleitung), eine Kurzanleitung, die Garantie und Gebrauchshinweise bei.

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Profilbild von Michael Singer

Michael Singer sagt:

#1 - 12.04.2024 um 15:57 Uhr

0

Hallo, also ich weiss nicht, wie sie drauf kommen, dass das Gerät mehrere Decks ansteuern kann. Meines Wissens kommt das tonarmlose DVS Signal aus den analogen Cinch Audio Ausgängen. Ich habe diesbezüglich extra beim Pioneer Support angefragt, weil ich es nicht glauben konnte. einerseits wird es dadurch natürlich treibertechnisch sehr einfach das DVS Signal an eine Vielzahl von DJ Anwendungen zu routen. (Jede DJ-Software die Serato DVS unterstützt ist sozusagen Plug and Play kompatibel). Beim Rane twelve dagegen, welcher sein DVS per USB ausgibt, könnte es irgendwann man Probleme mit der Treiberunterstützung geben, wenn der Lebenszyklus ausläuft (wie bei einigen Rane Mixern zuletzt gesehen). Der Pioneer ist sozusagen zeitlos. Allerdings: Dass Midi-Signal (welches als offenes Protokoll ja auch zeitlos ist) ist m.E. einzige welches über USB übertragen wird. Das tonarmlose DVS Signal kommt somit über den analogen Cinch Ausgang. Dadurch entsteht erstens Latenz (Weil das digitale vorliegende DVS Signal nach analog gewandelt werden muss. Gleichzeitig kann man nicht per Tastendruck wählen, welches virtuelle Deck man ansteuern möchte, so wie das bei Rane12 selbstverständlich ist. Beim Rane12 würde somit ein Deck ausreichen um bis zu vier Decks gleichzeitig zu steuern. Das jeweils aktive Deck geht in den relativen DVS Modus, die drei nicht aktiven Decks gehen in den internen Modus. Das Hin-und Herschalten zwischen den Decks ist unterbrechungsfrei möglich. Beim Pioneer Crss12 dagegen keine Chance. Das Routen und Umschalten des DVS Signals (egal ob tonarmlos oder mit Timecode Vinyl erzeugt) an verschiedene virtuelle Decks, würde ein aufwändiges analoges Routing (z.B. mit einem analogen Audiosplitter) erfordern. Es ist schade und verständlich zugleich, dass Pioneer den Weg über die analoge DVS Ausgabe geht. Sie hätten jedoch sicher mehr verkaufen können, hätten sie es möglich gemacht das tonarmlose DVS Signal per USB auszugeben. P.S: Für den Fall dass ich mich irre (ich wünschte ich würde mich irren) bin ich gerne bereit mich belehren zu lassen. Ein Test wäre ganz einfach möglich: Einfach USB abstecken und ausprobieren ob die tonarmlose DVS Steuerung noch funktioniert. Umgekehrt mal die analogen Cinch Kabel abstecken und ebenso schauen ob die DVS Steuerung funktioniert. Leider befürchte ich, dass Bedienungsanleitung, PioneerPro-Forum und die Leute vom Pioneer E-Mail-Support nicht irren können. Damit fehlt dem Pioneer Crss12 ein erhebliches Stück echter "Hybridität".

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