Praxis
Der DDJ-Rev7 ist auf Serato DJ Pro zugeschnitten und wird entsprechend mit einer Vollversion samt Gutschein für das Expansion Pack Pitch ’n Time ausgeliefert. Nach der Installation von Serato DJ Pro 2.5.9 und Treiber erkennt die Software die Konsole Plug & Play, sodass dem Daddeln nichts mehr im Weg steht. Wer den Controller ohne Laptop standalone einsetzen möchte: dank zweier Line-/Phono-Anschlüsse und dem Aux-Input kein Problem.
Voreinstellungen
Der DDJ-Rev7 bietet mit dem zusätzlichen Einstellungs-Dienstprogramm etliche Anpassungsmöglichkeiten. Neben der Zuweisung der In- und Outputs gewährt euch die App unter dem Reiter „FX Bank“ die freie Belegung der sechs Effekttasten samt Modifikation der Beat FX in drei Parametern sowie das Aktivieren des Smoothing und das Halten der Parameter.
Die aus 22 Vertretern ausgewählten Beat-FX können auf zwei Bänken abgespeichert werden. Das Kanalfilter ist zudem gegen die Colour FX Noise, Pitch, Dub Echo und Wide Filter austauschbar und hinsichtlich seiner Resonanz einstellbar.
Die „Preferences“ eröffnen „Loop Optionen“ mit der individuell einstellbaren Länge der Auto Loops. Neben den Pad-Mode-Optionen lässt sich der Cut-in des Crossfaders, also ab welcher Länge das Signal beim Öffnen des Crossfaders ertönt, anpassen und ein auftretender Klickton bei zu schnellen Volume-Änderungen verhindern.
Auch die Display-Ansicht der Jogwheels gestattet Adaptionen, wie Zeitanzeige, ob verstrichen oder verbleibend, ob im Virtual Deck Mode der Hotcue-Indicator angezeigt wird oder das Hochladen des eigenen Logos.
Für dich ausgesucht
Noch mehr Anpassungsmöglichkeiten bieten die auf dem Jogwheel-Display angezeigten Utilities, diese sind über die Back-Taste zu erreichen. Für das Smooth Echo stelle ich ein, ob der Effekt beim Cutten mit dem Cross- oder Linefader, beim Triggern von Hotcues, bei Silent Cue oder beim Laden eines Tracks greifen soll. Zudem lassen sich die Beats bei der Wiederholung des Echo und dessen Lautstärke anpassen.
Mikro und Talkover
Für das Mikrofon können die Beats des Echos oder des Talkovers in drei entsprechende Modi (off, normal und advanced) und vier Dämpfungspegel (-6, -12, -18 und -24 dB) angepasst werden. „Low Cut“ eliminiert tiefe Frequenzen. Auch kann das Mikrofonsignal vom Monitor ausgeschlossen werden. Der Controller besitzt einen zuschaltbaren Limiter zum Vorbeugen von Verzerrungen auf dem Master beziehungsweise Monitor, sofern das Mikrofonsignal zugespielt wird.
Mono/Stereo-Wechsel und Dämpfungspegel in den Schritten 0 dB, -6 dB und -12 dB für den Master und Monitor gehören ebenfalls zu den Utilities. Selbst an die Kopfhörer-Split-Funktion wurde von Pioneer DJ gedacht.
Die Jogwheels bieten wahlweise ein softeres oder stärkeres Drehmoment („Low“/„Hi“). Die Helligkeit des Jogwheel-Screens, des OLED-Displays und der Pads lässt sich einstellen. Ebenfalls, ob bei aktiver Slip-Funktion die mit dem Feature verknüpften Tasten leuchten oder blinken.
Zwar gehorcht der DDJ-REV7 auf Serato DJ Pro, aber mit dem Wechsel des MIDI-Mode auf „General“ lässt sich der Controller individuell mappen und damit auf jede andere MIDI-unterstützende DJ-Software ein.
Bevor ich dem DDJ-Rev7 mein technisches Review aufs Auge drücke, ein kurzes Feedback zur Verarbeitung und Haptik. Das Gehäuse wirkt trotz Kunststoff sehr massiv und robust. Die Bedienoberfläche empfinde ich als sehr aufgeräumt und übersichtlich. Beim Schrauben an den EQ-Reglern komme ich nicht mit den Nachbarn ins Gehege. Die Klang- und Filterknobs lassen sich leicht gedämpft drehen und rasten in der 12-Uhr-Position ein. Apropos einrasten: Auch bei den Reglern der Linefader-Kurven spürt man in der Mittelposition einen Widerstand, um diese blind zu finden. Wie bei den Battle-Mixern DJM-S7 und DJM-S11 flutschen die Fader regelrecht über die Bahn, wobei der verschleißfreie Magvel-Pro-Crossfader dies auf die Spitze treibt.
Klang
Pioneer DJ verpasst dem Controller wie beim DJM-S7 ein 24 Bit/48 kHz Soundprocessing mit einem Frequenzgang von 20 bis 20.000 Hz. Damit klingt der Controller über meine angeschlossenen Neumann KH 120A Aktivmonitore saftig und druckvoll, was ihn dank seiner Anschlüsse für professionelle Club-Auftritte prädestiniert.
Dass Pioneer DJ dem Mikrofon etliche Einstellungsmöglichkeiten gönnt, zahlt sich aus. Mein Shure SM58 hört sich dank 2-Band-EQ knackig und sehr gut verständlich an. Zudem überzeugt das Talkover, vor allem im Advanced Modus. Es greift recht schnell und ohne deutliche Verzögerung. Die Musik wirkt nicht abgerissen, sondern nur leicht gedämpft, damit sie ein hörbares Bett unter die Moderation legt. Für den Kopfhörerausgang gilt: Meinem Sennheiser HD25 serviert er einen sehr transparenten und kräftigen Sound.
Die Performance-Pads
Bei den großflächigen Pads geht Fingerdrumming sehr leicht und sicher von der Hand. Schließlich reagieren die gummierten und damit griffigen Flächen sehr sensibel und mit ihrem kurzen Hub wirklich tight. Zudem blitzen die Pads beim Triggern weiß und die generelle Farbtreue der RGB-Illumination beeindruckt. Wo bei anderen Mixern und Controllern die unterschiedlichen Blautöne der Hotcues kaum zu unterscheiden sind, differenziert der DDJ-Rev7 sie deutlicher.
Effekte
Die Effekt-Einheit zählt jeher zu den Stärken der Pioneer DJ-Produkte. Natürlich erfinden sie beim DDJ-Rev7 ihr eigenes Rad nicht neu, polieren es aber mit drei neuen Effekten auf. Die beliebten, sehr leichtgängigen blau beleuchteten FX-Hebel rasten wie gehabt in der Oberstellung ein. Nach unten getippt, federn sie ultraschnell beim Loslassen zurück.
Abgesehen von den bereits erwähnten 22 On-Board-Effekten samt Smooting, die einen eingeschalteten Effekt trotz aufgedrehter Intensität beim Ein- und Ausblenden dämpfen, begeistert vor allem das erstmal beim DJM-S11 vorgestellte Smooth Echo, das zu den in den Utilities gewählten Aktionen automatisch ein Echo (also ohne aktivierten FX-Hebel) mischt. Beispielsweise hallen damit ausgeworfene Tracks, getriggerte Hotcues oder generelle Cuts automatisch nach. Die Übergänge klingen dadurch deutlich softer. Auch die neuen Effekte finde ich äußerst gelungen, um einen Track nicht nur plump, sondern effektvoll zu stoppen.
Decks
Die Spannung steigt, denn in dieser Disziplin hebt sich der Proband von allem Vorhergewesenen bei Pioneer DJ ab. Vorangestellt die motorisierten und als Vinylized bezeichneten Jogwheels, die wahrlich für ein glaubwürdiges Plattenspielergefühl stehen. Deren 7 Zoll große Fläche ist völlig ausreichend für Turntable-Skills. Das beim Start des Tellers mit der Tipptaste auftretende Drehmoment entspricht im Low-Mode ungefähr dem Niveau des Klassikers Technics SL-1210 MK2. Mit „Hi“ dreht der Motor voll auf, sodass sich der Teller trotz ordentlichem Druck auf die Platte dennoch weiterdreht.
Die Kehrseite der Medaille: Dieses hohe Torque erschwert etwas das Pitchbending am Plattenteller, aber dank der Stroboskopspiegel gleitet der Teller einem nicht so schnell durch die Finger. Zudem lassen sich die Platter mit den Pitchbending-Buttons per Tastendruck bremsen und anschieben.
Mit der stärksten Brake-Einstellung stoppt der Teller selbst bei hohem Drehmoment smooth genug für ein hörbares Auslaufen. Da hätte man ruhig noch etwas mehr an der Brake-Schraube ziehen können, denn nach einem Viertel mehr an dem Brake-Knob gedreht, erinnert der Sound bereits an einen klassischen Wind-Down Plattenspieler-Effekt mit dem Power-off-Schalter. Bei der 12 Uhr Position braucht der Plattenteller in meinen Augen schon zu lange bis zum endgültigen Stopp.
Die Rillenoberfläche der Acryl-Platten ist sehr griffig und dank der virtuellen Sticker auf dem Display gelingen Cuts und Drops, ohne das Signal durch Drifting zu verlieren. Das zahlt sich auch beim Scratching aus. Zusammen mit dem Crossfader gehen die Cuts überraschend gut von der Hand, täuschend nah am echten Vinyl. Lediglich der virtuelle Marker auf den Displays scheint visuell etwas hinterher zu hängen. Nicht ohne Grund steuert Pioneer DJ wohl die Sticker zum Aufkleben auf die Acryl-Platten bei.
Instant Scratch, Slip- und Censor-Modus
Zu den Neuheiten des DDJ-Rev7 gehört zweifelsohne der Instant-Scratch-Modus, der unabhängig der DJ-Software funktioniert. Beim Einschalten wechselt Serato DJ Pro automatisch in den Thru-Modus. Eine gelungene und praktische Idee, um spontan Scratch-Sessions einzulegen, unabhängig davon, ob man den Controller standalone oder mit Serato DJ Pro fährt. Alternativ belegen die dafür vier reservierten Pads auch die ersten vier Hotcues eines Tracks oder vier Slots der Scratch-Bank.
Die Slip-Funktion bietet neben dem bekannten Scratch-Effekt noch einen weiteren interessanten im Zusammenspiel mit den Hotcues, um beispielsweise auf einen Hotcue gespeicherte Claps oder Snares zu doubeln. Censor, das Track-Passagen durch einen temporären Rewind-Effekt unverständlich macht, ist meines Erachtens ungebräuchlicher. Aber dadurch steht zumindest eine Taste mehr zum individuellen MIDI-Mapping bereit. Denn wie bereits erwähnt, ist der Controller zwar für Serato DJ Pro zertifiziert, aber nicht zwingend mit ihm verbandelt. Denn auch anderen Programmen kann sich die Konsole durch individuelles Mapping unterwerfen.
Zusammen mit den weiteren Features, wie der dedizierten und von anderen Pioneer DJ-Produkten bekannten Auto-Loop-Sektion, dem leicht gängigen Pitch-Control nebst weiteren Einstellungen, dem Key-Sync, der automatischen Anpassung der Tonart und der Navigationseinheit, um unabhängig vom Laptop in der Library zu stöbern und Tracks in die Decks zu schießen, fehlt es dem DDJ-Rev7 zusammengefasst und meiner Meinung nach an gar nichts.