Praxis
Isolate FX
Angestammte Aufgaben von EQs? Genau, das Cutten und Boosten; hier in den Preferences einstellbar in vier Schritten zwischen +9 dB und „Kill“ (-18 dB). Die drei Regler Low, Mid und Hi wirken auf das Eingangssignal und/oder das X-Pad mit seinen Samples und Drums.
Zusätzlich sind die Isolate-FX Cut/Add, Trans/Roll und Gate/Drive in bipolarer Auslegung aktivierbar. Also beispielsweise Gate gegen den Uhrzeigersinn und Drive in Laufrichtung des imaginären Sekundenzeigers. Das funktioniert frequenzselektiv, hat also nur Auswirkungen auf das gesteuerte Hoch-, Mittel- und Tiefband. Kombinationen sind möglich, eine Mehrfachselektion der FX nicht. Und so klingt das dann:
Scene FX
Es folgen die Scene-FX, besser gesagt je fünf Build-Ups (BPF, BPF Echo, Noise, Spiral Up, Reverb Up) und Break-Downs (HPF Echo, LPF Echo, Crush Echo, Spiral Down, Reverb Down). Sie eignen sich besonders, um Spannungskurven aufzubauen, Übergänge einzuleiten oder brachiale wie subtile Überlagerungen zu generieren. Ganz wie es euch gefällt.
Schalte ich einen dieser Audio-Schredder ein, blinkt die zugehörige Taste und der Leuchtring um den Dry/Wet-Regler nimmt die entsprechende Gruppenfarbe an. Neben der Intensität können pro Effekt zudem zwei Parameter reguliert werden. Beim Echo etwa Zeit und Modulation, beim Spiral stattdessen Zeit und Pitch. Beim Reverb dagegen lassen sich Timing und Filter einstellen, et cetera. Nachstehend ein Auszug aus den Scene FX:
Release FX
Die Release FX hören auf die Namen Vinyl Brake, Backspin und Echo, das ist wohl nicht nur für Plattenspielerfreunde selbsterklärend. Sie werden über einen virtuellen, dreistufigen Kippschalter ausgelöst, der mit drei Taktungen ausgerüstet werden darf. Release FX beenden sämtliche Effetktiraden und der Originalsound ertönt wieder. Hört selbst.
X-Pad
Letzte im Bunde sind die X-Pads, die sich den Funktionen Roll/Pitch, OSC, Sampler und X-Pad widmen. Im Roll-Modus wird das Mastersignal eingefangen und entsprechend eurer Einstellungen für die Roll-Tasten in diversen Taktungen von 1/32 bis 8/1 Beats als Loop-Gewitter wiedergegeben. Dabei könnt ihr den gesampelten Audiozyklus über den Pitch-Regler in der Tonhöhe ändern und auch den Grad der Überlagerung des Originaltracks via „X-Pad Level“ festlegen. Nehmt ihr die Finger vom Button, geht’s normal weiter, es sei denn, die Hold-Funktion ist aktiviert. Ähnlich ist es bei den vier Drum-Samples.
Via Overdub-Taste lassen sich die Roll-Eingaben einen Takt lang „sequenzen“ und overdubben. Das ist leider etwas kurz, besonders in Hinblick auf den Sample-Player, der mit vier Slots und vier Bänken aufwartet, ebenfalls „gerollt“ oder live einspielbar. Die OSC-Sounds des Samplers stellen zwei Envelope-Typen und wahlweise Short, Standard oder Long Decay nebst sechsfach abstimmbarem Gain (-3 bis + 3 dB) zur Auswahl. Praktisch ist die Quantize-Funktion, denn die sorgt dafür, dass eure Benutzereingaben im Takt bleiben.
Sound, Handling und Performance
An den Frequenzen drehen, sampeln und Rolls durch die Effektbatterie jagen – das ging an der RMX-Hardware gut von der Hand und funktioniert grundsätzlich auch beim iOS-Pendant. Der Spaßfaktor leidet allerdings in Ermangelung echter Drehregler. Die Effektqualität hingegen ist respektabel. Sämtliche Klangveredler und Schredder sind ordentlich parametrisiert, wenngleich sie für mich ein wenig kommerziell rüberkommen. Aber gut, sie dürfen nach Lust und Laune modifiziert werden, sodass man sich nicht allzu schnell satt hört. Individuelle Einstellungen sind über den Schalter User-Mode zugänglich. Dazu ein paar Screenshots, die mehr sagen als ellenlange Beschreibungen:
Für dich ausgesucht
Doch Licht wirft bekanntlich auch Schatten: Einige Tasten sind mir zu klein ausgefallen und somit nicht ideal zu treffen oder fummelig zu aktivieren. Allen voran die winzigen Bank-Switches und der Volume-Regler des Samplers, aber auch Nudge, Mute und Delete. Das liegt natürlich auch am Format des Tablets, die größeren Drehregler lassen sich schon besser steuern. Was mir außerdem fehlt, ist eine Möglichkeit zum MIDI-Mapping. Schade ist zudem, dass das Programm kein eigenes Audio-Routing zulässt und man zu einem Helferlein wie Audiobus greifen muss. Auf diese Weise lässt sich dann beispielsweise ein Signal aus der Traktor-DJ-App oder einem Audiointerface in den RMX schicken und nach der Bearbeitung ausspielen. Wie wir bereits in diesem NXS2-Hands-on von Numinos erfahren konnten, arbeitet die App auch mit dem Clubmixer DJM-900NXS2 zusammen. Bei mir kam nach einiger Zeit der Wunsch nach einem „richtigen‟ RMX-1000 auf. Vielleicht ist unser Testobjekt ja auch als ein kleiner „App“-etizer für die Hardware-Effektoren zu sehen?