Praxis
Mein Testkandidat wiegt stolze 8,6 kg und ist grundsätzlich sehr robust. Alle Drehknöpfe sind sehr griffig, zum größten Teil gummiert und verfügen über eine Mittenrastung, wo es Sinn macht. Etwas negativ fallen die vordere Kunststoffblende und die doch relativ klapprig geratenen Seitenteile ins Auge. In der Preisklasse dieses Pultes darf man meiner Meinung nach durchaus etwas mehr Metall erwarten. Und auch die Filter-Drehköpfe der Channels und der Beat-FX-Sektion entpuppen sich trotz perfekter Aluminium-Optik als Plastik-Nachbildungen. Sehr gut gelungen hingegen ist die große Bedienoberfläche. Sie ist sehr durchdacht aufgebaut und besticht in Anbetracht der zahlreichen Features dennoch durch ein sehr aufgeräumtes Layout. Kurzum, der Mixer lädt einen umgehend zum Loslegen und Experimentieren ein! Sämtliche Fader haben einen angenehmen, mittelschweren Widerstand, wobei der Crossfader sinnvollerweise ein wenig leichtgängiger geraten ist. Zwar lassen sich die Arbeitskurven der Channelfader nur in zwei Stufen verstellen, doch das reicht vollkommen aus, um den meisten DJ-Typen (Mix-DJ, Scratch-DJ …) gerecht zu werden. Der Crossfader hingegen bietet gar drei Einstellungen. So wird der Mixer Scratch-Nerds gerecht, die zwischendurch mit einer Turntablism-Einlage glänzen wollen und gleichermaßen auch DJs, die den Kreuzregler eher für butterweiche Überblendungen nutzten. Sehr praktisch ist außerdem die Schnellwechselvorrichtung.
Effektsektionen
Der Aufbau und die Funktionsweise der beiden Effektsektionen Inst-FX und Beat-FX ist Pioneer-typisch und hat sich in der Praxis bereits bei anderen Modellen bewährt. Die Anordnung der Bedienelemente ist praxisgerecht und sehr intuitiv bedienbar. Positiv zu erwähnen sind die zahlreichen Tasten der Beat-FX-Sektion, denn die Auswahl der Effekte und der Quellsignale fällt somit viel leichter als beispielsweise bei den Drehschaltern eines Pioneer DJM-600. Besonders gut gefällt mir außerdem das Filter-Feature der Beat-FX-Sektion. Mithilfe dieser Klangregler lässt sich die Sound-Charakteristik der Effekte adhoc verändern und es ergeben sich zahlreiche neue kreative Entfaltungsmöglichkeiten. Beide Sektionen (Inst-FX und Beat-FX) ermöglichen es dem Anwender zwar, stark in das Klanggeschehen einzugreifen, doch bleibt das Ganze in der Regel ziemlich „musikalisch“ und artet nicht in „Krach“ aus. Den sollte man als ernst zu nehmender Discjockey ohnehin vermeiden. Manchmal ist weniger auch mehr.
Der Remix und Frequency Mix über das Touch-Display ist sehr intuitiv und musikalisch. Beim Remix ist der Wechsel der Loop-Sequenzen zwar stets quantisiert, doch leider reagieren die Buttons für mich nicht direkt genug. Außerdem ist der Touch-Bildschirm mit seiner doch etwas eingeschränkten Größe nicht für jedermann ideal. Leute mit großen Griffeln dürften hier vielleicht des Öfteren daneben langen. Es erfordert ferner eine gewisse Einarbeitungszeit, zum Beispiel für die schmalen, etwas umständlich zu bedienenden virtuellen Fader des Frequency Mix (9 mm Höhe und 40 mm Länge). Außerdem schwankt die Darstellung (Farbe, Helligkeit, Kontrast) je nach horizontalem Betrachtungswinkel für meinen Geschmack etwas zu stark. Bei einer Änderung des vertikalen Winkels bleibt das Bild hingegen ziemlich stabil. Ein optionaler Negativmodus hätte diesem Gerät sicher gut zu Gesicht gestanden.
Audiointerface
Für das integrierte Audiointerface steht auf der Pioneer Website ein Treiber zur Verfügung, der sich schnell und problemlos auf meinem MacBook installieren lässt. Sende ich vier Stereokanäle vom Rechner an den Mixer, muss ich mit einer Qualität von 16 Bit und 44,1 kHz Vorlieb nehmen. Verwende ich hingegen nur drei Stereokanäle, erhöht sich die Audioauflösung auf 24 Bit. Möchte ich nun zusätzlich den Master-Ausgang des Mixers zwecks Aufnahme in den Computer schleusen, reduziert sich die Auflösung wieder auf 16 Bit. Außerdem wird der Output ungünstigerweise hinter dem Master-Regler abgegriffen. Ein echter Record-Ausgang wäre in diesem Fall besser gewesen. An der eigentlichen Audioqualität und der Performance – unter anderem getestet mit Traktor Scratch Pro 2 – habe ich nichts auszusetzen.
Klang & Audioeigenschaften
Der Mixer klingt erwartungsgemäß hochwertig und ist somit auch für die edelsten Clubs und größten Events bestens geeignet. Der Sound ist druckvoll und zeichnet sich durch ein (in allen Frequenzbereichen) hoch aufgelöstes Klangbild aus. Die Phono-Vorverstärker klingen klasse und verfügen über eine sehr brillante Reproduktion des gesamten Höhenbereichs. Der Mixer erweist sich im Test zudem als sehr übersteuerungsfest und bietet einen großen Headroom. Erfreulich ist außerdem, dass die 3-Band-EQs der Kanäle zwischen einem Standard- und Isolator-Modus umgeschaltet werden können, wobei sich in der letztgenannten Betriebsart die Flankensteilheit der einzelnen Bänder etwas erhöht. Das sorgt für eine stärkere Klangfärbung, nützlich für DJs, die Equalizer mehr als Effekt einsetzen. Die EQs selbst klingen warm und „musikalisch“. So, wie man es von Pioneer kennt.
Die interne digitale Klangbearbeitung erfolgt mit einer Auflösung von 24 Bit und 96 kHz. Die Rauschabstände von 85 dB (Mikrofon) und 107 dB (Line) sind wirklich sehr gut. Auch der Kopfhörer-Output klingt sehr hochwertig, denn der Verstärker liefert auch für leisere Kopfhörer-Modelle definitiv genug Leistung, ohne das Signal zu verzerren. Die Talkover-Funktion und der 2-Bänder der Mikrofonsektion funktionieren hervorragend. Der saubere Klang sorgt dafür, dass der DJM 2000 Nexus für Ansagen und kleinere Vocal-Einlagen (Gesang, Rap) gleichermaßen geeignet ist. Ich persönlich hätte mir zwar noch einen zweiten Mikrofoneingang gewünscht, aber man kann wohl nicht alles haben. Leider lässt sich das Mikrofonsignal nicht durch die Beat-FX-Sektion jagen.
MIDI
Das Multitouch-Display misst in der Diagonalen etwa 13 cm. Nutze ich dieses als MIDI-Controller, stehen mir vier unterschiedliche Layouts mit jeweils zwei identischen Seiten zur Verfügung. Diese können einen zusätzlichen DJ-Controller ersetzen.
Das erste Layout beinhaltet insgesamt acht Schaltflächen. Beim zweiten Layout stehen mir vier Fader und acht Buttons, beim dritten ein Feld mit zwölf Buttons zur Verfügung. Auf dem vierten Screen finde ich ein X/Y-Pad und drei Schaltflächen. Der Touch-Controller arbeitet zuverlässig, ist aber nicht mit Hardware-Tools zu vergleichen. Bedauerlicherweise gibt es keine wechselseitige Kommunikation zwischen Software und Mixer, wodurch ein visuelles Feedback über den aktuellen Status von Schaltflächen auf dem Display leider ausbleibt. Die MIDI-Sektion ist sehr praxisnah aufgebaut, was bedeutet, es gibt genügend Fader, Buttons und X/Y-Pads, während auf Features wie virtuelle Drehregler verzichtet wurde. Frei kombinierbare Pages (unterschiedliche Bedienelemente) wären hier noch von Vorteil gewesen wären.
Alternativ zu den virtuellen Controllern auf dem Bildschirm lassen sich auch die Bedienelemente des Mixers zum Dirigieren einer DJ-Software verwenden. Dazu betätige ich die Taste MIDI On/Off, woraufhin ein Großteil der Schalter, Fader und Potis in der Folge Daten an ein externes Gerät sendet – ebenso wie der Touch-Sensor. Besonders für Tools wie Video-SL für Serato Scratch Live ist die Fader-Link-Option interessant. Externe Sequencer oder Drum Computer lassen sich ebenfalls mit Pioneer Pult synchronisieren, indem man diese mit der MIDI-Out-Buchse des Mischers verbindet und im Slave-Modus betreibt. Das Tempo des DJM 2000 ist dann der Taktgeber.
ProDJ-Link
Um den von Pioneer ProDJ-Link getauften Netzwerkverbund gebührend zu testen, habe ich folgenden Testaufbau erstellt: Herzstück ist der DJM 2000 Nexus. Als Zuspieler verwende ich den Multiplayer CDJ-2000 Nexus, den mir Pioneer freundlicherweise zur Verfügung gestellt hat. Den Player verbinde ich sowohl über dessen analogen Ausgang (Stereo-Cinch) sowie über ein LAN-Kabel mit dem Pult. Ebenfalls über ein Netzwerkkabel verbinde ich mein MacBook (2,4 GHz, Intel Core2Duo, 4 GB RAM, OS X 10.6.8) mit dem Pult. Das von Pioneer entwickelte „ProDJ-Link“ Netzwerk arbeitet mit der Software Rekordbox als Plattform, die in Kooperation mit der Firma Mixvibes entwickelt wird. Rekordbox greift auf Musikdateien von CDJ-Playern und Computern via Lan zu und kann diese untereinander synchronisieren (Beatgrid). Der Zugriff auf meine Musik, das Vorhören der Tracks vom Rechner über den Link-Cue des Mixers und die Tempo-Synchronisation der Songs über die ProDJ-Link-Verbindung funktionieren im Test hervorragend. Dabei gibt der Mixer oder einer der Player den Haupttakt vor – die anderen Player folgen. Voraussetzung dafür ist allerdings, dass alle verwendeten Sounds von der Rekordbox analysiert wurden und die nötigen Infos im ID3-Tag der entsprechenden Datei gespeichert sind. Untereinander verbundene Geräte sind zudem in der Lage, ihre Musikdateien zu teilen, sofern diese von der Software verwaltet werden.
The Next Generation sagt:
#1 - 05.03.2017 um 22:23 Uhr
Der Kopfhörerausgang des Mixers war bereits nach 2 Stunden Betrieb nach dem Neukauf beidseitig tot.
Detlef Rick (Autor) sagt:
#1.1 - 06.03.2017 um 07:55 Uhr
Vielen Dank für deinen Komentar, "The Next Generation". Bei meinem ausfürlichen Test sind die von dir genannten Probleme nicht aufgetreten und mir sind auch keine ähnlichen Fälle bekannt. Es muss sich demnach um einen unglücklichen Einzelfall handeln. Derartige Defekte werden ja von der üblichen Garantie abgedeckt. Die Marke Pioneer steht, meiner Meinung nach auch zurecht, für durchgehend hochwertige Produkte. Gruß, Detlef Rick (Bonedo-Autor)
Antwort auf #1 von The Next Generation
Melden Empfehlen Empfehlung entfernenThe Next Generation sagt:
#1.1.1 - 06.03.2017 um 09:10 Uhr
Eine überdurchschnittliche Qualität sollte man für diesen Preis aber auch erwarten dürfen. Ich werde sehen ob nach dem Austausch des Gerätes die Probleme dauerhaft gelöst sind.
Antwort auf #1.1 von Detlef Rick (Autor)
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