PRAXIS
MIDI zum Ersten
Der Testkandidat ist mit einem 5,8-Zoll in der Diagonale messenden Multitouch-Sensor Display ausgestattet. Es kann mit vier unterschiedlichen Layouts auf zwei identischen Seiten konzeptionell einen zusätzlichen DJ-Controller ersetzen. PAGE1 beinhaltet acht Schaltflächen, zum Beispiel für die Transportkontrollen, PAGE2 spielt dem DJ vier Fader und acht Buttons zu, PAGE3 hat eine Zwölf-Tasten-Matrix im Gepäck, PAGE4 ein X/Y Touchpad mit je drei Schaltflächen. Sicherlich ist das Feeling nicht mit realen Schaltflächen und Fadern zu vergleichen, doch die Übertragung geschieht gefühlt in Echtzeit. Nur fehlt mir eine bidirektionale Kommunikation mit der Software, zum Beispiel für Schaltflächenzustände. Dennoch ist das Touchfeld eine tolle Idee mit weitgehend gelungener Umsetzung. Wir haben für euch eine Konfigurationsdatei für das brandneue Traktor Pro 2 ausgearbeitet, die wie folgt definiert ist.
Mapping für Traktor Pro 2
Als Erstes ist ein passendes Layout für den Sampleplayer auszuwählen. Am sinnvollsten erscheint mir hier das Fader-Skin, und zwar in doppelter Ausführung für zwei Sample-Decks. In unserem Beispiel bedienen die einzelnen Horizontalen jeweils ein Sample-Slot des entsprechenden Vierer-Blocks. Die obere Taste startet und stoppt den jeweiligen Audiozyklus, der Fader bestimmt die Einzellautstärke des Platzes. Die zweite Buttonzeile übernimmt Modifier. Mod-1 aktiviert das Filterpoti mit Einschaltknopf. Mod-2 ändert den Abspielmodus von Shot nach Loop und zurück. SHIFT drei eröffnet Deck-Loading (Buttons) und Browsing per Fader (3=Liste, 4=Favoriten).
Grafik: TypB
Wer möchte, kann den DJM auch zum Abfeuern von Hotcues oder festgelegten Loop-Intervallen benutzen. Vorlage Typ-C bietet zu diesem Zweck vier Mal drei Taster pro Page. In unserem Mapping kommen die oberen Zeilen für sechs Hotcues zum Einsatz, die unteren für die Loop-Größen 1/8-2/1. Dazu kommt eine Shift-Taste zum Löschen der Cuepoints.
MIDI zum Zweiten und Dritten
Wer nicht mit dem Bildschirm als Controller arbeiten möchte, kann auch die Bedienelemente des Mischpults verwenden, um die Funktionen einer kompatiblen DJ-Software zu steuern. Dazu betätigt er die Taste MIDI/On. Der überwiegende Teil der Oberflächenbauteile sendet nun Kommandos, die hinsichtlich ihrer Notenwerte im Handbuch aufgeführt sind. Dies umfasst die meisten Taster, Schalter, Fader, Potis und das Touchfeld. Eine Deaktivierung der Equalizer im MIDI-Modus konnte ich nicht feststellen. Für die Fraktion der Video-affinen Plattendrescher ist
vielleicht noch die optionale Fader-Link-Option für Serato Scratch Lives Video-SL oder VDJs Videomixer interessant, denn die erforderlichen Zuweisungen sind innerhalb weniger Minuten vorgenommen.
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Handling und Workflow
So eine Mixsession am DJM-2000 macht schon aufgrund der sehr geräumigen Bedienoberfläche ordentlich Spaß. Das Pult ist sehr übersichtlich aufgebaut, und selbst wenn der DJ mal mit etwas mehr Schmackes in die Regler greift, läuft er kaum Gefahr, an einem benachbarten Bedienelement hängen zu bleiben oder einen Fader oder Knopf unbeabsichtigt mitzureißen. Das möchte ich noch einmal in aller Deutlichkeit hervorheben. Auch bei den Equalizern ist Pioneer einen guten Schritt auf die Anwender zugegangen und trennt sich von der “-26/+6-Philosophie” zugunsten frei zuschaltbarer Kill-Isolatoren.
Für eine praxisgerechte Arbeitsweise stehen auch die äußere und mittlere Effektsektion. Alles ist klar definiert, jeder Effekt unterliegt dem unmittelbaren Zugriff, was mir persönlich lieber ist als ein gerasterter Drehregler. Die Zuweisung und Steuerung der Klangkrümmer wirft keine Fragen auf und die frequenzselektiven BEAT-FX mit den zusätzlichen Instant-Taktungen sind ebenfalls benutzerfreundlich umgesetzt. In Abhängigkeit von der Beatcounteranalyse tritt allerdings auch mal ein Versatz auf. Nimmt man nun das Remix-Pad und den siebenfach geteilten Crossfader dazu, können schon kreative Impulse aufkommen. Die DJ-Effekte klingen gut und sprudeln dancefloortauglich aus den Monitorboxen – ohne den Zuhörer zu überfordern. Was die Komplexität angeht, denke ich ist für jeden Geschmack etwas dabei. So kann sich der DJ, sollte er unvorbereitet auf die Pioneer-Referenz treffen, im Laufe der Zeit von den eher einfach zu handhabenden Instant-FX zu den komplexeren Beat-FX vorarbeiten.
Hat man sich erstmal eingefuchst, bereitet der fliegende Wechsel zwischen EFX, Frequency-Mix, Remix und MIDI-Sektion keine Probleme. Beim MIDI-Touchpad hätte ich mir zwar gewünscht, vier Seiten statt zwei aufrufen zu können – immerhin könnte man ja bis zu vier Decks steuern wollen. Weiterhin finde ich es schade, dass beide Pages identisch sein müssen, statt frei kombinierbar zu sein. Allerdings sollte auch erwähnt werden, dass Pioneer vom Fader über den Button bis zum X/Y Pad ausschließlich praxistaugliche Touchelemente untergebracht hat. Virtuelle Drehregler zum Beispiel machen hier meiner Meinung nach keinen Sinn. Zudem werden viele Anwender sicherlich die eingebauten Effekte und die interne Klangregelung nutzen, was für die timecode-orientierten User obendrein bedeutet, dass sie das Touchpad vornehmlich für Loops, Cues und den Sampler verwenden werden. Für die Controllerfreaks trifft dies wohl in ähnlichem Maße zu, mal abgesehen von denen, die den DJM auch zusätzlich zum Einstarten und syncen der Softwaredecks nutzen wollen. Aufgrund der Preisstruktur spricht der DJM-2000 primär die professionellen unter den experimentierfreudigen Anwendern an und natürlich die Inhaber der globalen Beschallungstempel.
Klang
Einen wichtigen Aspekt haben wir bisher noch nicht unter die Lupe genommen, und das ist die – wie sagt man so schön – uneingeschränkt clubtaugliche Audioqualität. Der Pioneer-Mixer brilliert durch einen äußerst kräftigen, präzisen Klang, bei dem auch sehr feine Soundnuancen zur Geltung kommen. Ferner ist er sehr übersteuerungsfest. Die Pegel liegen laut Herstellerangaben bei einer Nennleistung / Standardleistung von +26/+8 dB am symmetrischen Ausgang und bei +20/+2 dB am Cinch-Master. Die Phono-Preamps produzieren ein natürliches und druckvolles Signal. Um die Sache rund zu machen, ist ein lauter, glasklarer Kopfhörerverstärker implementiert. Schade ist allerdings, dass nur ein Ausgang verbaut wurde. Hier habt ihr einen Vergleich zum DJM-600 und dem Vestax PCM05 ProV.
Sytem-Link-Funktion und Preferences
Erwähnen möchte ich auch noch die System-Link-Funktion, mit der maximal vier kompatible CDJ-Player und bis zu zwei Computersysteme auf denen die Pioneer Software Recordbox läuft kollektiv auf den Datenbestand zugreifen können. Ferner bietet der Verbund die Möglichkeit, den Live-Sampler am Mixer zu nutzen und die Samples auf einem CDJ-2000 zu scratchen, sowie Verwaltungsdaten per SD-Card oder USB-Stick/HD austauschen und Statusinformationen angeschlossener Abspieleinheiten zu überblicken. Via Monitor-Link lassen sich Musikdateien, die auf maximal zwei Rechnern vorliegen auch auf dem Kopfhörer vorhören, bevor sie an einen kompatiblen CD-Player geschickt werden. Zudem können nahtlose DJ-Wechsel vollzogen werden. Prima. Allerdings gelingt dies alles nur mit den kompatiblen Playern CDJ-2000 (UVP pro Stück: 1899 € ) und CDJ-900 (UVP pro Stück: 1399 €). Schade. Der CDJ-350 (UVP: 599 Euro) beispielsweise ist zwar Recordbox-kompatibel, hat aber keine Netzwerkbuchse.
Preferences
Um in das DJM-2000-User-Setup zu gelangen, betätigt man den Sampler-Button etwa zwei Sekunden und schon erscheint das Konfigurationsmenü auf dem Touchscreen. Es beinhaltet unter anderem Faderstart und MIDI-Optionen. Das Club-Setup Menü wird aufgerufen, indem der Sampler-Knopf während des Einschaltvorgangs betätigt wird. Hier werden unter anderem der Schwellwert und die Absenkung der Talkover-Funktion, der Ausgangspegel der digitalen Ausgänge, die Samplerate und die Vorhör-Option der Mikrofonsubgruppe auf dem Booth-Out eingestellt. Auch findet sich hier eine Funktion zum Kalibrieren des Touch-Feldes.