Pioneer DJM-900SRT Test

Pioneer DJM-900SRT im bonedo.de-Test: Premiere für Pioneer. Nach zehn Jahren Solitärstatus für Rane und Serato Scratch Live scheint mit der Verschmelzung der beiden neuseeländischen DJ-Programme Itch (jetzt SDJ) und Scratch Live zu „Serato DJ“ oder andersherum der Implementierung von DVS in SDJ 1.5 nun endlich die Tür für weitere Hardware-Manufakturen aufgestoßen zu sein. Der Clubmixer Pioneer DJM-900SRT macht den Anfang und entert das Bonedo-Teststudio mit nativer Unterstützung für Serato DJ DVS samt kompatiblem Vierkanal-Interface. Und natürlich hat er auch all die bewähren Features an Bord, die sein Counterpart DJM-900Nexus dem Traktor Scratch User anheimstellt. Dazu gehören unter anderem ein digitales Vierkanal-Mischpult mit umschaltbarer Klangregelung, zwei Mikrofonkanälen mit Talkover, zwei FX-Abteilungen mit Kanaleffekten, Beat-FX und X-Pad sowie Beatcounter, Loop-, Slip- und Roll-Funktionen. Zu den Ausstattungsmerkmalen gehören auch digitale Schnittstellen, vier Turntable-Anschlüsse, Pioneers X-Link Technologie, Rekordbox- und MIDI-Kompatibilität.

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Mit einem Preisschild von 2199 UVP ist die Marschroute klar: Der DJM-900SRT möchte sich als Clubmixer für die Serato-Profiliga etablieren und dort Einzug halten, wo bis dato Ranes Pulte der Serien TTM und „SixtyX“ oder die SL-Boxen installiert sind oder als Alternative zum Traktor Scratch Setup dienen. Eine Einbahnstraße ist der SRT natürlich nicht, denn er ist auch kompatibel zu Traktor Pro 2, Rekordbox und weiteren DJ-Softwares. Sollten zudem CDJs vor Ort sein, ist der digitale Datenaustausch via HID möglich. Ein „verlockendes Angebot“ für die Inhaber der globalen Beschallungszentren und gut betuchte Serato-Fans? Vielleicht, nur zumindest einen Otto-Normalplattenreiter dürfte wohl zunächst einmal die Investitionssumme abschrecken. Doch vor dem Hintergrund, dass ein SL4-Interface aktuell 979 Euro kostet und ein DJM-850 ebenfalls mit 1500 Euro zu Buche schlägt, relativiert sich dies wieder ein wenig. Zu den Hauptkonkurrenten aus dem eigenen Lager zählen sicherlich die Nexus-Mixer DJM-900 und 2000 für Traktor Scratch und soll es Serato sein, dann sind der Rane-68 oder der in Kürze erhältliche Rane-64, der nach heutigem Erkenntnisstand für exakt den gleichen Kurs wie der SRT über den Tisch gehen soll, eine Option.

Details

Das Prädikat „clubtauglich“ verdient sich der 7,1 Kilo schwere und 331 × 404 x 108 Millimeter messende SRT allemal. Das beginnt bei der soliden Gehäusekonstruktion mit der frontalen Kunststoffschutzblende und führt über ein gut ausgestattetes Backpanel mit fest sitzenden Anschlussbuchsen, dem es auf den ersten Blick an nichts mangelt, zum hinlänglich kluberprobten Bedienlayout. Das dunkle, anthrazitfarbene Design wurde quasi vom Nexus übernommen und gefällt mir persönlich sehr. Einzige optische Änderungen sind natürlich die Herstellerschriftzüge am Gerät selbst, die Labels am Quellwahlschalter (die Position USB heißt jetzt Deck) und die Farbgebung einiger vormals gelb und nun blau beleuchteten Buttons (Cue, FX). Solide Pioneer-Kost erwartet einen auf der Bedienoberfläche, die mit sanften P-Lock-Fadern, geschmeidigen Potis und klassischen DJM-Buttons aufwartet. Channel- und Crossfader können drei unterschiedliche Kurvenausprägungen annehmen, die Equalizer arbeiten wahlweise als Isolatoren (mit Killfunktion) oder Im Standard-Modus mit einer Absenkung von 26 dB. Der Arbeitsraum ist großzügig bemessen. Da auch der 900SRT keine wirklich gravierenden Abweichungen hinsichtlich des Layouts im Vergleich zu seinen Vorgängern aufweist, sollte jeder, der schon einmal an einem Geschwistermodell gearbeitet hat, schnell mit dem Gerät auf „du und du“ sein. Zum Lieferumfang unseres Testmusters gehören ein Netz- und ein USB-Kabel, ein Handbuch, Control-Tone-Vinyls und -CDs, die Treiber/Software-CD und natürlich der Star des Tages: der DJM-900SRT!

Fotostrecke: 10 Bilder Das alles gehört zum Lieferumfang des DJM-900SRT

Am Backpanel erwarten mich viermal zwei Stereo-Cinch-Eingänge für externe Zuspieler. Statt zwei Phono-Anschlüsse wie noch beim 900NXS gibt es hier wieder vier, was in Anbetracht der Zielgruppe durchaus Sinn macht, denn der eine oder andere „Turntable-Deckwizard“ sollte sich noch auf unserem Planeten tummeln. Und so ist man natürlich äußerst flexibel bei der Installation, denn alle vier Kanäle können neben Phono, Line und USB auch noch digital gespeist werden, wofür die vier S/PDIF-Buchsen angedacht sind. Was bei mir allerdings auf Unverständnis stößt: Wenn ich doch schon vier Serato Decks mit vier Turntables bespielen könnte, warum ist dann keine zweite USB-Buchse für ein zweites Notebook nebst zweitem Kopfhörerausgang verbaut? Das wäre doch für DJ-Teams der Hammer und würde dem Standard-Pioneer-Clublayout nun auch nicht wirklich abträglich sein.  
Faderstart-Buchsen (für die Laufwerke von Drittherstellern und die eigene Einsteigerklasse) sind beim DJM-900 inzwischen passe, nicht jedoch die Funktion selbst, denn sie wird nun über die LAN-Verbindung für die Modelle CDJ-900 und CDJ-2000 realisiert, die auch die Rekordbox-Anbindung gewährleistet. Bei Serato DJ hingegen wird die Faderstart-Funktion über USB angewiesen, wobei zu Erwähnen ist, dass sie nicht im absoluten TC-Modus des DVS-Betriebs funktioniert. Weiterhin sitzt hier hinten ein Klinkeneingang für Mikrofon 2 und die MIDI-Out-Buchse, welche sich in der Lage sieht, Steuerbefehle und die interne MIDI-Clock samt LFO weiterzureichen.  
Zur Versorgung der Club-PA verbaut Pioneer ein Paar symmetrische XLR-Buchsen (Master 1). Das gleiche Signal liegt in am Master 2 an, der im Stereo-Cinch-Format ausgeführt ist. Unabhängig vom Masterpegel ist der Cinch-Record-Out. Ein digitaler koaxialer Master-Playout ist ebenfalls vorhanden. Die Kabinenanlage bekommt ihr Signal über den getrennt regelbaren Booth mit seinen zwei 6,3-Millimeter-Klinkenbuchsen. Zwar hat der Pioneer ja einige ausgezeichnete Effektprogramme implementiert und auch Serato DJ bringt nochmal einen Packen mit, doch lässt es sich der Hersteller nicht nehmen, zur Anbindung externer Effektorgeräte je zwei Klinkeneingänge (Send/Return) einzuplanen. Wer jemals an einem Pioneer RMX-1000geschraubt hat, kann das wohl verstehen. Den Ausflug über die Hinterseite beenden ein Kaltgerätestecker, der schutzumrandete Powerswitch und eine Ausfräsung für einen Kensington-Diebstahlschutz – sicher ist sicher.

Fotostrecke: 3 Bilder Das rückseitige Anschlussfeld lässt kaum Wünsche offen.

Sound

Ich denke, detailliert auf das Oberflächenlayout einzugehen, können wir uns an dieser Stelle schenken, denn links Mikros, Preview und Color FX, in der Mitte der Mixer und eine Master- und Effekt-Sektion auf der rechten Außenseite, das ist nun wirklich gang und gäbe bei Pioneer und schon oft bei bonedo.de bewertet worden. Die hervorragende Bedienergonomie und den Platz zum Atmen für die Bedienteile, sehen wir mal von den Mikrofon-Potis ab, hatte ich ja bereits erwähnt. Stattdessen würde ich gern direkt auf die Klangeigenschaften eingehen, beginnend mit den „Brot-und-Butter-Disziplinen“ Preamps, Playout, Cueing und Equalizing. Die Entzerrer-Vorverstärker geben sich keine Blöße und klingen druckvoll und authentisch, ohne den Track zu färben oder zu verrauschen. Bei der Aufnahme der Schallplatte kam ein Vestax PDX-2300 MK2 mit einem Ortofon Digitrack System zum Einsatz.  
Der Master liefert laut Herstellerangaben +8 dBU (Standardleistung) und der Mixer hat einen satten Headroom von 19 dB, womit er genügend Luft nach oben für pegeltechnische Extrembelastungen bereithält. Der Klirrfaktor liegt gemäß Handbuch bei unter 0,004% und der Signalrauschabstand bei 107 dB. Wen wundert es da, dass der DJM-900SRT mit einem kräftigen, präzisen Klang punkten kann. Gerade am Master herrscht mächtig Druck. Um zum Beispiel mit meinem Audio 6 aufzuzeichnen und dabei nicht ins Clipping zu geraten, musste ich dort die Regler voll runterfahren und zudem den Mixer auf -6dB absenken.
Beim DJM-900SRT kommen die gleichen Ein- und Ausgangsschaltkreise, wie beim DJM-2000nexus zum Einsatz. Die digitale, interne Signalverarbeitung erfolgt mittels eines 32 Bit DSPs. Für die Ausgangswandlung sorgt ein 32 Bit A/D-Wandler. Auch der Kopfhörerausgang präsentiert sich in Bestform, nicht nur was seinen transparenten, glasklaren Sound angeht, sondern auch bezüglich seines hohen Outputs. Über die Taste „Cue Link“ darf hier das Signal eines Recordbox-Computers vorgehört werden. Was will man mehr? – Vielleicht etwas größere, nicht so wackelige Potis für die Mike-EQs? Die sind tatsächlich etwas wackeliger als ihre Kollegen und nachdem ich ihnen die Kappen vom Stift gezupft habe, wird auch klar warum. Hier ist – zumindest an dem uns zugestellten Sample – Kunststoff verbaut. Nun gut, das ändert nichts am grundsätzlich sehr rauscharmen Klang der Sektion, gepaart mit einer schnell ansprechenden, vierstufig einstellbaren Talkover-Funktion (inkl. ADV- für die reine Mittenabsenkung) und dem typischen Hi-Low-Zweibänder, der ebenfalls gute Dienste verrichtet. Die hohe Ausgabequalität des SRT sollen die nachstehenden Hörbeispiele veranschaulichen.

Audio Samples
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DJM-900SRT_Preamp1 Preamps_DJM-850 Playout_SDJ_Master_XLR_minus_6DB Playout_iTunes_Klinke Playout_CD_RecOut EQs_CutBoost_Iso_Mode EQs_CutBoost_EQ_Mode Mikrofonsektion_DJM-900SRTS

Die Effektsektionen sind für einen DJ-Mischer, vor allem im direkten Vergleich mit der überwiegenden Mehrzahl der Konkurrenten, wirklich üppig ausgestattet und spielen auf sehr hohem Niveau. Einzig die Parametrisierung der Kanaleffekte kann mich nicht restlos überzeugen, dafür ist mir der Noise-Anteil zu laut eingestellt und das Filter nicht „rotzig“ genug. Die Beat-FX mit ihren 13 Vertretern, zu denen sich auch der Pitchshifter „Robot“ und der Reverb zählen wollen, lassen eine manuelle (Encoder) oder synchroniserte Einstellung des Timings zu, das einem Kanal entnommen oder manuell eingeklopft werden darf. Dazu gesellt sich das X-Pad als Taktsteller oder um einen weiteren Parameter (Pitch beim Robot zum Beispiel) zu dirigieren. Die Color-FX wirken leider nicht auf die Mikrofonkanäle. Das Mikrofonsignal lässt sich jedoch genau wie die Crossfader-Seiten A/ B oder der Master alternativ zu einem Solitär-Kanal an die Beat-FX Sektion schicken. Beim Pioneer SRT gibt es reichlich Stoff zur Soundveredlung, egal ob MC, Vokalist oder Track. Hinzu kommt, dass der Laptop-Artist beim Einsatz von „Hardware-FX“ natürlich Rechner-Ressourcen einspart. Sicher sind einige der FX selbsterklärend oder dem geneigten Leser bekannt. Wer dennoch wissen möchte, was die einzelnen Effekte genau bewirken, den möchte ich auf die Seite 3 des DJM-900Nexus-Artikels verweisen.
Damit die Benutzereingaben bei den taktgesteuerten Effekten nicht mit unmittelbarer Wirkung zuschlagen, was zu asynchronen Verläufen oder bei Loops zu Offbeats im Mix führen kann, hat der DJM-900 SRT einen Button mit der Aufschrift „Quantize“ verbaut. Doch Quantisierung bedeutet Beatgrid-Daten vorliegen zu haben, denn diese müssen mitsamt den BPM-Werten des betreffenden Titels an die Effektsektion gesendet werden. Hierfür ist einerseits das Programm Rekordbox vorgesehen sowie die kompatiblen Player CDJ-900 oder CDJ 2000NXS, die uns heute leider nicht vorliegen. Andererseits funktioniert die Quantisierung auch im Serato DJ-Betrieb, sofern Grid-Infos vorliegen und korrekt empfangen werden und keine Scratches oder eine Laufrichtungsumkehrung erfolgen. Nachstehend die Effektprogramme im Durchlauf. Erst Color, dann Beat-FX.

Fotostrecke: 5 Bilder Der DJM-900SRT glänzt mit sechs Color-FX für die ein…

Praxis

Serato DJ führt zusammen, was zusammen gehört und ich installiere frohen Mutes die zum Testzeitpunkt aktuelle Version 1.5 auf meinen Rechner. Die RANE-Interfaces SL1-SL4 und die Mixer SixtyTwo/Eight werden voraussichtlich nicht vor Q1 2014 unterstützt und apropos Interfaces: Auch hier könnte Pioneer noch „Neuland betreten“.  
Die Installation der DJM-900SRT-Treiber und der vergleichsweise schlanken Software, die sich in 32 Megabyte für den Mac-Installer und 18,5 MB schmale Sample-Content für 24 Samples aus der Loopmasters-Schmiede aufteilt, geht schnell vonstatten. Zum Vergleich: Traktor schaufelt inzwischen 1,2 Gigabyte auf die Platte, wohlgemerkt mit einer sehr umfangreichen Sample-Bibliothek. Der Ordner „Content Import“ meiner „Zweipunktsechs“ enthält bereits direkt nach der Installation 774 Audiodateien für die Sample/Remix-Decks und ist „entpackt“ gar 1,7 Gigabyte groß. Doch zurück zu Serato:

Fotostrecke: 7 Bilder Serato DJ Screenshot

Mein erster Ausflug führt mich ins Setup, um genau zu sein in die Audio-Preferences, wo aktuell die Latenzeinstellungen auf zwei Millisekunden stehen – da habe ich nix dagegen. Der Tab hält zwei Schaltflächen für Vinyl- und CD-Timecodes bereit. Kurzerhand drücke ich auf Turntable und sehe die Kalibrierungskreise der Timecodes auf den Schirm, die sich mit den Phasenkorrektur-Werkzeugen „feintunen“ lassen. Vor der ersten Session ist darauf zu achten, dass die Scheiben bei 0% Pitch eingemessen und kalibriert werden. Im Übrigen beinhaltet das DJM-900SRT Edition Handbuch bei Bedarf Tipps zur Optimierung. Die Player liegen an den beiden mittleren Kanälen 2 und 3 an, die jedoch die Bezeichnung Deck 1 und 2 tragen. Deck 3 und 4 finden sich dementsprechend an den Mixer-Kanälen 1 und 4 ein. Ich allerdings möchte ein eigenes Profil anlegen, das nach einem Click auf “Custom” das Pioneer-Routing-Programm hervorbringt:

Fotostrecke: 12 Bilder Deck 1 und 2 liegen auf Kanal 3 und 4 an.

Die Audioroutings für In- und Outputs sind an den entsprechenden Kanälen im Pioneer-Softwarepanel vorzunehmen. Hier werden die Mixer-Eingänge für jeden Kanal angezeigt, wobei verbundene digitale Kanäle mit einem blauen Pfeil gekennzeichnet sind. Analoge Kanäle (LINE- oder PHONO) repräsentiert ein grauer Pfeil entsprechend der grau gemuteten Softwaredecks in SDJ. In Ermangelung von vier Turntables (ich habe nur zwei) und unter Beachtung, dass ich an eine Festplattenaufzeichnung der Performance denke und keinen weiteren Kanal für das aktuell ohnehin nicht mehr unterstützte Bridge-Plugin angedenke, route ich den Sampleplayer auf den Output 3.  
Möchte ich eine Mixsession, wohlgemerkt den Master des Pioneer-Pultes inklusive (!) aller Serato-Aktionen, Pioneer-Ressourcen und der Mikrofonkanäle aufzeichnen, benötige ich dafür einen Rückführungskanal in den Software-Rekorder. Im Softwarepanel des Nexus deklariert man hierzu einen Output als Rec-Out. Dieser kann dann natürlich kein zeitcodiertes Steuersignal an Serato senden, daher bleiben maximal drei Timecode-Inputs für die Decks über. Und wer auf das vierte Kontrollmedium nicht verzichten kann,  greift das Signal halt über den Record-Out mit einem Handy-Rekorder ab und zeichnet es auf SD-Karte auf. Das gilt natürlich auch für Protagonisten, die ohne Laptop mit „normalen“ Schallplatten oder CDs zum Gig auflaufen. Zum Thema Recording ist noch zuzufügen, dass sich die gut klingenden Phono-Inputs in Kombination mit den hervorragenden Wandlern natürlich auch zum Digitalisieren eines Vinyl-Bestandes nutzen lassen, so vorhanden.

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Digital Djaying

Sind alle Einstellungen korrekt vorgenommen, lässt sich mit dem SRT performant und betriebssicher abrocken. Serato/Pioneer legen ja insgesamt vier Kontrollmedien bei, nämlich zwei Vinyls und zwei Silberlinge mit je 15 Minuten Laufzeit und einem Selektions- und Titel-Track. Das Trägersignal für die CD können registrierte User übrigens noch nicht wie bei Scratch Live von der Website herunterladen. Blöd, wenn der optische Datenträger bei einem Gig im finstren Club vergessen wird und man bereits mit den Abreisevorbereitungen beschäftigt ist oder wenn das Scheibchen irgendwann den Geist aufgibt. Aber es gibt ja auch noch zwei Vinyls im Paket, hier in „Meerblau“. Deren Seiten sind im Minuten-Schnittverfahren angelegt. Die verwendete Signalfrequenz beträgt ein Kilohertz Zum Einsatz kommt hier nicht die klassische sequenziell markierte Timecode-Variante, sondern Seratos Noise-Map-Technik, die Seratos Dylan in einem interview mit DJTT mal als eine Art Landkarte einer Insel bezeichnet hat, auf der mann an jedem Punkt genau wisse, wo man sei. Aha. Die neuen „remastered“ Performance Vinyls haben einen 6 dB lauteren Signalträger als die Vorgänger, der laut Herstellerangaben präzises Tracking und das „authentischste“ Vinyl-Handling am Markt ermöglicht. Nachkaufen kann man die Platten in sechs Farben, obendrein gibt es 10-Inches und Sonderausgaben.
Da das Thema „Latenz“ sicher nicht für jeden, aber zumindest für die Profis unter den scratchenden Akteuren der digitalen Deejays sicherlich ein wichtiges Argument ist, habe ich im Test auch die Einstellung von einer Millisekunde gewählt und damit „rumgerockt“ – ohne das Knackser oder dergleichen auftraten. Besonders praktisch: Wegen der Input-Matrix am SRT ist es kein Problem für einen DVS-DJ, mit einem Kollegen zu battlen, der mit CDs oder Platten zum Set kommt oder umgekehrt. Einmal am Schalter gedreht und das Serato-Deck „schweigt“ (graue Wellenform). Schon schwingen die ultra-raren Whitelabels und Rare-Grooves aus dem Schallplattenarchiv im fröhlichen Einklang mit der MP3-Massenware aus dem Download-Store.  
Mit „lediglich“ meinen beiden Vestax-Turntables und dem Mixer bewaffnet, heißt es natürlich manuell „beatzumatchen“ und ich möchte hier auch gar nicht weiter auf das breitgetretene „Sync-Or-No-Sync“-Thema eingehen, sondern nur sagen, dass die automatische Synchronisation gut funktioniert, wenn das Beatgrid sitzt. Beim „Extremfuckeln“ mit Microloops, Nano-Slices, Slipping und Scratching können die Tracks auch gelegentlich mal aus dem Trab kommen, aber ein kurzer Hieb auf Sync und alles ist wieder in Butter. Wer sich nun zu Recht fragt, wie denn dies mit einem DJM-900SRT möglich ist, dem sei gesagt: Pioneer hat mir für diesen Test zudem einen DDJ-SP1 Controller zukommen lassen, mit dem sich allerlei „Zinnober“ oder besser gesagt „Live-Remix-Action“ anstellen lässt, die weder Pioneers Audiointerface, noch meinen Rechner in die Knie zwingt. Das Teil kostet zwar 399 Euro (inklusive Serato Video Lizenz). Aber wer sich einen 2200-Euro-Mixer leistet, ist vielleicht auch bereit, diese Investition zu tätigen.

Fotostrecke: 4 Bilder Zwei, die ein schlagkräftiges Duo bilden: der DJM-900 SRT und der …

Sync-, MIDI- und Setup-Mode

Um der MIDI-Clock-Funktion auf den Zahn zu fühlen, habe ich den DJM mit Arturias Spark, das auf einem zweiten Rechner lief, verbunden. Der DJM bezog die BPM-Werte aus dem zugewiesenen Solo-Kanal, wo eine Deephouse-Nummer ablief. Wer dem Beatcounter nicht traut, kann den Wert auch per Hand eintippen. Nachdem ich der Trommelmaschinen-Software den Slave-Mode zugewiesen hatte, schwang sie im korrekten Tempo mit, allerdings nicht auf den Takt genau, da es aufgrund der jeweilig beteiligten Rechner und Interfaces zu einer minimalen Latenz kommt.  
Für den LFO-Output musste ein Audiokanal mit Overdrive-Plugin in Ableton Live herhalten, bei dem die Filterbandbreite über den Pioneer-LFO variiert. Der Pioneer kann acht unterschiedliche LFO-Wellenformmuster generieren, festgehalten im nachstehenden Audiofile.  
Auch die Bedienoberfläche des DJM sendet auf Wunsch MIDI-Befehle, die sich im MIDI-Chart des Handbuchs genauer studieren lassen. Ich habe mal durchgerechnet und es müssten über 110 Kommandos, meist Control-Change, der Taster, Schalter, Fader, Potis und das Touch-Felds sein, sobald die Taste MIDI-On betätigt wird. Für Serato DJ würde ich eher zum SP1 greifen, aber dennoch ist es natürlich legitim, die Fader im MIDI-Modus mit den Transparenzreglern des Serato Video-Plugins zu verknüpfen, oder was einem sonst noch so in den Kopf kommt.

Audio Samples
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LFO-Overdrive

Zum Abschluss möchte ich noch erwähnen, dass der Setup-Mode beim Booten und der normale Utility-Modus mannigfaltige benutzerspezifische Anpassungen zulassen, wie Talkover-Modus und -Absenkung, das Button-Verhalten im Zusammenspiel mit Software (Trigger/Toggle), das Autostartverhalten oder ganz simpel den MIDI-Kanal. Im „Club-Setup“ hingegen geht es um Ausgabepegel (analog, digital) Sampling-Raten, den Peak-Limiter oder die Ausgabe des Mikrofonsignals zur Monitoranlage.

Fazit

Der DJM-900 ist ein qualitativ hochwertiger, sehr gut klingender Clubmixer mit einer ausgezeichneten Effektauswahl, MIDI- und Netzwerkfunktionen – daran hat sich auch beim SRT-Modell nichts geändert. Was sich jedoch geändert hat ist die Software-Kompatibilität, in diesem Fall zu Serato DJ ab Version 1.5, daher hat das Gerät ein kompatibles Audiointerface im Bauch, dass mit niedrigen Laztenzen den DVS-Betrieb ermöglicht. Vinyl und CD-Steuermedien inklusive. Das Zusammenspiel von „harter“ und „weicher Ware“ ist betriebssicher und sehr performant, die Einrichtung kinderleicht. Vier Phono/Line-Eingänge, der fliegende Wechsel zwischen Zuspielern und Softwaredecks, digitale i/Os, MIDI und LFO-Ausgabe, Hard- und Soft-FX und die vielen professionellen Schnittstellen machen den DJM zu einer sehr flexiblen Schaltzentrale für den Profi. Dass der SRT ganze 400 Euro mehr kostet, als sein Traktor-Counterpart ist sicherlich hart, ebenfalls, dass es nicht zu einem zweiten USB-Port gereicht hat, aber das Prädikat „uneingeschränkt clubtauglich“ hat sich der DJM wie viele seiner Kollegen zuvor auf jeden Fall verdient.

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • DVS Interface für Serato DJ
  • Vier Phono-Eingänge
  • Niedrigste USB-Latenzen möglich
  • Gut strukturiertes Layout.
  • Viele Effektprogramme
  • Sehr gute Klangeigenschaften
  • Anschlussvielfalt
  • Satter Kopfhörerverstärker
  • Hohe Qualität der Bedienelemente
  • Netzwerkfähig mit kompatiblen Geräten
Contra
  • Nur ein Laptop via USB anschließbar
  • Ein USB-Kanal entfällt beim Mix-Recording
  • Eigene Parametrisierung der Color FX nicht möglich
  • Recht hoher Preis
Artikelbild
Pioneer DJM-900SRT Test
Für 2.199,00€ bei
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