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Pioneer DJM-T1 Test

DETAILS

Eine Liaison mit Erfolgsaussichten?! Zwar hat die Entscheidung Pioneers, den lukrativen Markt für Controller-Hardware ins Visier zu nehmen, etwas auf sich warten lassen. Nun aber scheint der Output ungebremst und der Kooperationswillen mit Software-Schwergewichten wie Native Instruments, Serato oder Atomix will nicht verebben. Letztes Jahr bescherten sie uns den Pioneer-DDJ-T1, seines Zeichens Traktor-MIDI-Kommandobrücke, die sicherlich auch Mister Spock ein Leuchten in die Augen gezaubert hätte und auch in der Test-Redaktion ziemlich beeindrucken konnte. Der Hersteller unternahm mit dem  DJM-2000 (Test hier) mit MIDI-Touchscreen erste Schritte Richtung Software-Direktion. Dann folgte der DJM-900 Nexus (Test hier)  mit Traktor Scratch Interface, aber ohne Software-Steuerelemente. Was liegt also näher, als nun den nächsten Schritt zu gehen und einen Mixer mit umfangreichen Kommandoabteilungen für Deck-Hexer und solche, die es noch werden wollen, zu konstruieren? Ja, und wenn man sich den Burschen nach dem Auspacken so anschaut, sieht es erst einmal so aus, als würde der japanisch-deutsche Zusammenschluss schmackhafte Früchte tragen.

Mach mal Platz da …
Normalerweise dauert das Auspacken eines Clubmixers nicht lang, da sich oft lediglich Gerät, Netzteil und Handbuch in der Verpackung befinden. Hier schält sich jedoch deutlich mehr aus dem Karton. Um genauer zu sein: der T1, je ein USB- und Stromkabel, Handbücher und Treiber für das Interface. Dazu noch Traktor Scratch Duo2, zwei Steuer-Vinyls und zwei zeitcodierte Silberlinge. Ein Komplettpaket also, mit dem sich der neue Besitzer sofort ins Eingemachte stürzen kann. Der Mischer legt ein Kampfgewicht von rund 6 Kilo an den Tag und misst 26,5 x 40,3 x 10,8 Zentimeter. Er ist sehr gut verarbeitet, alle Buchsen sitzen bombenfest im Gehäuse und die Bedienelemente überzeugen bereits im ersten Trockenlauf. Das Layout ist nicht nur für Treckerfahrer leicht zu adaptieren und wirkt trotz der Vielzahl an Reglern und Buttons übersichtlich. Alle Funktionen sind klar definiert und sollten daher auch Einsteiger nach einem Trainingsnachmittag nicht überfordern. Das schwarz gekörnte Finish reiht sich optisch gut in die bestehende Pioneer-Produkt-Palette ein.

Lieferumfang_Pioneer_DJM_T1_17

Rein und Raus
Wandert der Blick von links nach rechts, stößt man zuerst auf den Netzkabelanschluss und den gesicherten Power-Button. Dann folgen eingangsseitig vier Stereo-Cinch-Paare für je zwei CD-Player und Plattenspieler, wobei sich die beiden Turntables eine Schraube für zwei Massekabel teilen. Professionell geht’s `raus aus der Kiste: für den Master sehe ich je zwei Buchsen im XLR- und Cinch-Format. Ein geklonter Playout also, der über einen gemeinsamen Lautstärkeregler gesteuert wird und diesen Signalwegen eine zusätzliche Schalter-Dämpfung anheimstellt (-6dB/ 0dB). In -6 dB-Stellung wird der Pegel an den Hauptausgängen um 50 Prozent reduziert. Auch ein Booth-Out für die Monitoranlage ist mit von der Partie. Er ist als 6,3-Millimeter-Klinkenbuchse-Paar ausgelegt. Digitale Ausgänge fehlen gänzlich. Faderstart-Schnittstellen sind ebenfalls nicht implementiert. Den Abschluss bilden ein Kabelhalter, eine Aussparung für einen Kensington-Diebstahlschutz und natürlich der USB-Port zur Verbindung mit dem Laptop.

Backpanel_Pioneer_DJM_T1_09

Ungewöhnlich für Pioneer wurde der Kopfhörer in bester MIDI-Controller-Manier an der Vorderseite statt auf der Oberfläche angebracht. Persönlich habe ich ganz und gar nichts dagegen. Wie bei der DDJ-Baureihe sind die Regler für das Cuemixing und die Kopfhörerlautstärke in die Mitte gewandert, wo sie hier unter den Pegelmetern Platz finden. Diese beeindrucken mit vier Mal zwölf Segmenten (von -24 bis +9 und Clipping-LED) und zeigen sowohl die Pegelsumme am Master als auch die Lautstärkenverhältnisse an den Einzelkanäle simultan an.
Schalter für die Arbeitsrichtung und Steilheit des Überblendreglers sind ganz rechts eingelassen. Darunter folgt eine Aussparung, die Mikrofon- und Aux-Anschlüsse nebst Quellenschalter freigibt. Sie werden von einem gemeinschaftlich genutzten Gain-Regler und einem Zweiband-EQ begleitet.

Frontpanel_Pioneer_DJM_T1_11

Draufgeschaut
Links oben sind die Lautstärkeregler für Master und Booth beheimatet. Die Mixerkanäle können drei unterschiedliche Audioquellen einbringen, und zwar CD, Phono- und USB. Die Auswahl erfolgt über einen Switch nördlich der EQs und kann im Live-Betrieb jederzeit gewechselt werden, sodass es möglich ist, ein gemischtes Set aus Schallplatten, Audio-CDs und MP3-Dateien vom Rechner zu spielen. Darunter kommen Aufholverstärker und Dreiband-EQs zum Vorschein. Die gummierten Potis weisen einen natürlichen Regelwiderstand auf und rasten an der Nullstellung ein. Klassisches Mixerdesign an dieser Stelle. Gar nicht so klassisch ist der Cut/Boost, denn hier hat Pioneer jahrelang EQs mit +6/-26 dB verbaut. Nun haben sie sich für Isolatoren entschieden, was bedeutet, dass die maximale Absenkung den gesamten jeweiligen Frequenzbereich auslöscht. Die Bänder der Equalizer sind gut aufeinander abgestimmt und greifen praxisgerecht ins Klangbild ein, wobei es auf den letzten Metern gegen den Uhrzeigersinn etwas kräftiger zur Sache geht, denn dort leisten die Kill-EQs ganze Arbeit. Wir haben für euch nachstehend ein paar Audiofiles zu diesem Thema aufgezeichnet.  
An angestammter Position unter den Klangreglern sitzen die Cue-Buttons zum Vorhören eines oder beider Kanäle auf dem Kopfhörer. Ihnen ist eine Doppelfunktion während des Softwarebetriebs mit Traktor zugedacht, denn sie ermöglichen ein manuelles Eintippen der Geschwindigkeit für das jeweilige Software-Deck. In ihrer Mitte ist die Shift-Taste positioniert, welche für den zuvor geschilderten Vorgang hinzuzuziehen ist. Doppeltippen löst einen Shift-Lock aus, was sehr zu begrüßen ist. Im Übrigen gibt es kaum ein Traktor-relevantes Objekt, das keine Zweitfunktion verpasst bekommen hat. Wir werden sehen, wie weit die Kontrolle tatsächlich reicht.

EQs_Pioneer_DJM_T1_15
Audio Samples
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EQ High EQ Mid EQ Bass Kill All

Die Channel-Fader legen ein außergewöhnlich angenehmes Gleitverhalten an den Tag. Sie arbeiten sehr präzise und sind mit den neuen, fest sitzenden P-Lock-Kappen ausgestattet. Diese Technologie macht es dem Anwender wahrlich nicht leicht, die Kappe während impulsiver Handlungen vom Fader zu rupfen. Klasse. Club- und Barbetreiber mag interessieren, dass dies im Übrigen auch eine vortreffliche Maßnahme gegen Fadercap-Langfinger darstellt. Zudem sind sie robuster als ihre Vorgänger, da sie durch zwei Metallstifte verstärkt werden, an denen der Fader seitlich angebracht ist. Der Hersteller verspricht sich davon eine dreimal größere Haltbarkeit, als bei früheren Modellen. Laut Pioneer wird zudem potenzieller Schaden, durch eventuell eindringende Flüssigkeiten oder Staub minimiert. Na, das sind doch willkommene Tugenden im rauen DJ-Alltag. Manche Clubs sind nämlich ziemlich staubig und der Schweiß tropft von der Decke.  
Sämtliche Flachbahnregler präsentieren sich mit standesgemäßer Länge von 45 Millimetern, also auch der butterzarte Crossfader. Dieser hat übrigens eine mechanische Einstellschraube für die Betriebslast, sprich Widerstand spendiert bekommen. Da lacht das Scratcher-Herz und nimmt den Schalter für die Kurvencharakteristik (Curve, Cut, Through) und den Reverse-Switch wohlwollend zur Kenntnis. Obendrein darf der geneigte Plattenkratzer den Cut-Lag in 0,1 Millimeter-Schritten von 0,74 bis 5,94 Millimeter in der Software einstellen. Auch die Dämpfungskurven lassen sich bis ins Detail anpassen. Möglich sind Werte zwischen 0 und 32, wobei 32 der Standardwert für die Fast-Curve ist, die Slow- Curve hingegen werkseitig auf 16 steht. Schade nur, dass keine Transformer dabei sind.

Die Controller-Gruppen, um den Trecker über den Tanz-Acker zu jagen, sind im Wesentlichen in fünf Funktionsbereiche aufgeteilt. Da wären zunächst zwei identische Effektabteilungen sowie zwei Sample-Blöcke, zwei Decksektionen und die Navigation zu nennen. Global kommen die Buttons Snap und Quantize hinzu. Die Transportabteilung für die Software-Decks wurde zusammen mit den Browser-Elementen auf 12-Uhr-Position arrangiert. A und B befördern Songs in die gleichnamigen Player und übernehmen zudem den Duplicate-Deck-Befehl. Play, Cue und Sync sind gängige Bordmittel zur Track-Steuerung, dazu implementiert Pioneer Befehle für Pitchbend, Set-Master und FX-Assign! Prima. Zwei Kommandos wechseln zwischen absolutem und relativem Timecode-Modus, was DVS-Artisten zugute kommt. Wer jetzt ein relativ absolutes Fragezeichen hinsichtlich dieser Terminologie im Kopf hat, sollte den nächsten Abschnitt lesen. Wer den Unterschied kennt, kann zum Praxisteil springen.

Der relabsolute Wunschpunsch
TSD2 unterstützt zwei verschiedene Arten, um mit den durchgereichten Timecode-Informationen umzugehen. Im absoluten Modus werden sowohl Wiedergaberichtung, Drehgeschwindigkeit sowie Nadelposition an die Software übermittelt und ausgewertet, bevor sie an die Decks weitergereicht werden. Der DJ kann somit Scratchen und einen physischen Needle-Drop erzeugen, um die Abspielmarkierung im virtuellen Player an eine bestimmte Position zu manövrieren. In diesem Zusammenhang sollte er um die Beschaffenheit des Steuer-Vinyls wissen: Traktor Scratch Control Vinyl ist grundsätzlich kompatibel mit sämtlichen Traktor Scratch Versionen, wiegt etwa 120 Gramm und hat zwei unterschiedlich geschnittene Seiten. Seite A kann mit zehn Abspiel-Rillen plus Scrollzones aufwarten, Seite B zeigt 15 Segmente plus Scrollzones. Jede Zone repräsentiert dabei exakt eine Minute Abspielzeit. Einen Song im absoluten Modus bei drei Minuten Spielzeit einzustarten, sollte daher kein Problem darstellen. Die Selection-Tracks am Ende einer Seite ermöglichen dem DJ durch Traktors Musikbibliothek zu navigieren, Musikstücke durch Anheben des Tonarms in das zugehörige Deck zu laden und einzustarten, wenn er die Nadel des Plattenspielers in eine normale Rille setzt. Er braucht dazu weder Maus noch MIDI-Controller einzusetzen. Ebenfalls erwähnenswert: Bei aktivierter Record Flip-Option lädt der nächste Titel der aktuellen Playliste beim Umdrehen der Schallplatte automatisch. Ziemlich komfortabel, oder?  
Betätigt der DJ die Taste REL, setzt er eine Wiederholschleife oder erreicht ein Titel bereits vorzeitig das Ende des Vinyls, wechselt Traktor in den relativen Modus, wo nur Tempo und Richtung von Bedeutung sind. Das Auflegen der Nadel hat keine Positionsänderung zur Folge. Dieser Modus ist maßgeblich für Anwender konzipiert, die häufig von der Loop-Funktion und den Hot Cues Gebrauch machen.

Control_Vinyl_TSP
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Profilbild von Olli

Olli sagt:

#1 - 19.11.2011 um 18:00 Uhr

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Schöner Bericht! Weckt Lust, das Gerät mal zu testen ;)

Profilbild von holtz

holtz sagt:

#2 - 08.04.2012 um 20:33 Uhr

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Top Bericht, der zum Kauf anregt.:-)So macht eine Beschreibung Spass und ich denke ich komm um einen Test nicht mehr drum zu.
mfg

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