Pioneer Remix Station RMX-500 ist eine Symbiose aus Multieffektgerät, Produktionswerkzeug und mini Drum-Sequencer. Man kann mehrere Effektparameter mit nur einer Handbewegung steuern, kurze Drum-Loops einspielen, Sounds muten und mit Beat-Effekten veredeln. Der Effektor basiert auf dem RMX-1000 und bietet separate Tasten für fünf Rhythm FX und zehn Scene FX sowie fünf Drum-Samples in je sechs Versionen. Zwei große Push-Controller steuern Effektattribute und Parameter per Drehung oder Druck. Obendrein lassen sich kurze Drum-Loops und Rhythmuseffekte bis zu einer Länge von zwei Takten im internen Sequencer aufzeichnen, während die Release-Funktion sanfte Effektausklänge in Aussicht stellt.
Das Remix-Tool verfügt über je einen Stereo-Cinch Ein- und Ausgang und arbeitet mit Mixern, CD-Playern oder einem Computer bei variabler Eingangsverstärkung zusammen. Ferner gehört zu jedem Remix 500 eine Download-Version des gleichnamigen Plug-ins, das die Funktionsweise in ein VST-/AU-/RTAS-Plug-in überführt, um Pioneers DJ-Effekte in der Produktion oder zur Veredelung von Mixsets in DAWs oder Editoren verfügbar zu machen. Zu begrüßen ist daher auch die neu hinzugekommene integrierte 24 Bit/48 kHz Soundkarte mit Kopfhöreranschluss.
Mit 399 Euro (UVP) gegenüber 699 Euro für den RMX-1000 hat Pioneer zudem noch einmal kräftig an der Preisschraube gedreht, was natürlich grundsätzlich erfreulich ist, wenn Qualität, Sound, Handling und Features dem Preis gerecht werden. Ob dem so ist und ob die Remix Station das Zeug hat, zum neuen Kultobjekt der DJ-Kanzel zu avancieren, soll dieser Test verdeutlichen.
Details
Was macht der Bonedo-Autor gemeinhin, wenn sich der Frühling hier und da noch ein wenig ungemütlich gibt? – Richtig, er sitzt am Rechner statt im Park-Café und haut in die Tasten. So ist es auch an diesem verregneten Apriltag, als der Pioneer RMX-500 Effektor eintrifft, in dessen Karton neben der 30,6 x 13,2 x 6,7 Zentimeter großen und mit 0,93 Kilogramm Gewicht im Backpack kaum auffallenden Remix Station selbst noch ein Strom- und USB-Kabel sowie Bedien- und Sicherheitshinweise Platz gefunden haben. Ein Installationsdatenträger ist nicht dabei, daher unternehme ich direkt mal einen Ausflug zur Website des Herstellers, um die für den Test benötigten Audiotreiber, das Firmware-Update und das RMX-Plug-in zu laden. Das geht in wenigen Klicks und ohne Registrierung vonstatten. Prima! Dann wandert der RMX-500 auf den Desktop und die visuelle Erkundungstour soll beginnen.
Sauber verarbeitet und modern designt präsentiert sich das leicht zum DJ hin angewinkelte Kunststoffgehäuse, das allein schon optisch ordentlich was hermacht und einen sehr durchdachten Eindruck hinsichtlich des Workflows suggeriert: rechts und links je eine Effektsektion, in der Mitte Tempo-, Variations- und Flusskontrollen und schließlich die Release-FX. Sämtliche Taster weisen eine ihrem Einsatzzweck entsprechende Größe auf und sind, besonders wenn das Teil DJ-Setup-typisch auf einem angewinkelten Ständer hinter dem Mixer oder CDJ steht, gut zugänglich. Wo es sinnvoll ist, verdeutlichen LEDs und hintergrundbeleuchtete Aussparungen in den Tasten den aktuellen Status der Funktion, wobei die Beschriftungen gut ablesbar und ziemlich eindeutig ausfallen. Als richtige Handschmeichler und Eyecatcher erweisen sich die beiden dicken Push-Encoder, die nahezu perfekt zu greifen sind, einen gediegenen Regelwiderstand bieten und denen ich zudem ein praxisgerechtes Andruckverhalten zur Steuerung von Parametern attestieren möchte, was sie allerdings im Live-Einsatz noch belegen werden müssen.
Eine 360-Grad-Drehung auf dem Desktop zeigt vorn das Pioneer-Logo, hinten den Kensington Diebstahlschutz, links „nichts weiter“ und rechts ein leicht vertieftes Anschlusspanel. Hier haben es sich die Netzteilbuchse samt Kabelhalter und der Einschaltknopf gemütlich gemacht, ferner die USB-Buchse mit Kopfhörerausgang und dessen Lautstärkeregler sowie die beiden Ein- und Ausgänge im Stereo-Cinch-Format. Für den Eingang lässt sich die Eingangsverstärkung auf -10dB, 0db oder +4dB gemäß Zuspieler umschalten. Dies ist von Bedeutung, wenn man sich vor Augen hält, dass der RMX ja an einen Mixer, Controller, CDJ oder ein Instrument geklemmt (respektive zwischen, nach oder vorgeschaltet) sein darf. Schließe ich das Tool an den Master-Out des Mixers an, empfiehlt Pioneer den Schalter auf +4dB zu stellen. In der Effektschleife bin ich mit -10dB gut beraten und beim MIDI-Controller oder im Rechnerverbund soll es die Nullstellung sein. Ferner empfiehlt mir das Handbuch, auf einen USB-Hub zu verzichten und mein Laptop mit dem Netzteil zu speisen. Das will ich gern tun. Im Direktvergleich zum 1000er-Modell fielen unter anderem die EQ-Isolatoren, der SD-Karteneinschub, die Klinken Ein- und Ausgänge und das X-Pad-Ribbon dem Rotstift zum Opfer. Ferner bekommt man statt einer elfschrittigen, ampel-farbcodierten Stereo-LED-Kette nur zwei Peak-LEDs zum Aussteuern an die Hand, doch dafür hat der 500er andere Spezialitäten zu bieten, wie wir gleich noch sehen werden.
Pioneer RMX-500 – Scene FX
Auf der linken Seite finden sich fünf jeweils mit einem alternativen Modus ausgestattete, gemäß Beatcounter oder manuell eingeklopftem Tempo auf Wunsch fröhlich im Takt schwingende „Break Down“-Effekte und ebenso viele „Build Ups“ ein, deren angestammte und alternative Betriebsarten ihr der nachstehenden Auflistung entnehmen könnt.
Für dich ausgesucht
Break Down FX Pioneer RMX-500
- HPF (HPF, Crush HPF)
- LPF (LPF, Crush LPF)
- ZIP (Pitch Down, Pitch Up)
- Spiral Down (Spiral Down, Tape Echo Down)
- Reverb Down (Reverb Down, Space Down)
Build Up FX Pioneer RMX-500
- Mod (Flanger, Phaser)
- Echo (MidHi Echo, Echo)
- Noise (Noise, +Distorsion, +Ride Cymbal, +Crash Cymbal)
- Spiral Up (Spiral Up, Tape Echo Up)
- Reverb Up (Reverb Up, Space Up)
Der zugehörige Push-Encoder dirigiert in der Drehung sowohl die Effektintensität als auch den Effektparameter, wohingegen das Niederdrücken für Timings zuständig ist – hier konnte ich drei Taktungen von 1/1 Beat über 1/2 Beat bis 1/4 Beat ausmachen, festgehalten unter anderem am Audiobeispiel des Hochpassfilters und des Rauschens. Kombinationen des RMX-1000 wie HPF Echo und LPF Echo sind nun über den zuschaltbaren Effekt „Echo+“ realisierbar – oder eben nicht. Das gefällt.
Besonders erwähnenswert vor dem Hintergrund, dass der Noise-Effekt beim Test der Clubmixer DJM-850 und DJM-750 von den Testern als in Relation etwas laut eingestuft wurde: Er lässt sich nun in 25 Schritten von -8 bis +16 regulieren und es gibt vier unterschiedliche Noise-Arten – na also, geht doch! Und wo wir schon gerade beim Regulieren sind. Der Effekt „Echo+“, der auf jeden „Szenen Schredder“ angewandt werden kann, ist in seiner Taktung variabel (Short, 1/8, 1/4, 1/2, 3/4, 1). Unterschiedliche Timings, die sich am besten den nachstehenden Screenshots des Plug-ins entnehmen lassen, gibt es auch bei den Release FX „Vinyl Brake“, „Echo“ und „Backspin“. Damit sollte sich bereits einiges anstellen lassen, was erste Hörbeispiele verdeutlichen sollen und uns in der Folge dann auch schon in den Praxisteil überleitet. Bei der Gelegenheit habe ich es mir natürlich auch nicht nehmen lassen, die vier Noise-Typen aufzuzeichnen.