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Pioneer RMX-1000 Test

PRAXIS

Die ersten Haltestellen im Blockdiagramm (unter dem Gerät zu finden) sind X-Pad und der Sampler. Angestammte Funktion im Roll-Modus: Sample das Mastersignal und „hau` es mir als   Loop-Stakkatos um die Ohren“. Aufgezeichnet wird durch Auflegen des Fingers, je nachdem, auf welches der fünf Touch-Felder man hinübergleitet, wird die Länge gestutzt. Das Sample bleibt dabei solange im RAM, bis der DJ den Finger wieder vom Pad nimmt und durch Auflegen einen neuen Audiozyklus puffert. Mittels Overdub lassen sich einzelne Roll-Intervalle aufzeichnen. Zusätzlich zum gepufferten Mastersound dürfen sich Drums oder Sampleslots in den Loop einreihen, wobei auch live eingespielte Beats mittels X-Pad-Dividern umgehend „zerhackstückelt“ werden. In dieser Sektion sind ferner ein Lautstärkeregler und ein Dreh-Pitch verbaut, der Beats in ihrer Tonhöhe ändert.  
Über dem berührungssensitiven Streifen bilden vier Trigger-Buttons zusammen mit dem Bankswitch und den Funktionen Roll, Hold, Mute und Overdub den Sampler. Er kann zusätzlich zu den integrierten Drum-Samples Kick, Snare, Clap und Hi-Hat bis zu 16 Audio-Dateien auf vier Bänken verwalten, triggern und in unterschiedlichen Tempi wiederholen. Via Overdub werden Beats oder auch als Loop deklarierte Samples live eingespielt. Quantize verschiebt Benutzereingaben (ausgenommen sind One-Shots, die immer unmittelbar abgefeuert werden) auf den nächsten Takt, sodass der DJ bei seiner Performance in der Spur bleibt.  
Was den Sampler angeht, wäre noch zu erwähnen, dass die Dateien im Wave-Format vorliegen müssen und pro Bank eine maximale Spielzeit von 16 Sekunden zur Verfügung steht, was einer Gesamtsamplezeit von 64 Sekunden für vier Bänke oder 16 Slots entspricht. Im Editor lassen sich die Start- und Endpunkte der Audioschnipsel mit 1/100 Präzision feintunen. Das macht Sinn.

Isolate FX
Grundsätzlich machen die Isolator-EQs erst einmal das, was sie von Natur aus am besten können: Frequenzen „isolieren“. Betätige ich ISOLATOR, drücke ich das entsprechende Band gemäß Voreinstellung „KILL“ (lässt sich im Editor ändern) komplett weg oder booste in entgegengesetzter Richtung. Auswirkungen hat dies auf das Eingangssignal, auf das X-Pad (Samples, Drums, etc.) oder beides.
Als Nächstes kommen die Isolate-FX ins Spiel. Sie ermöglichen frequenzselektive Soundmanipulationen auf Hoch-, Mittel- und Tiefband. Zur Anwahl stehen Cut/Add, Trans/Roll und Gate/Drive, und zwar in bipolarer Auslegung. Was nichts anderes bedeutet, als dass die letztgenannte Routine (stellvertretend für seine beiden Kommilitonen) gegen den Uhrzeiger ein Gate auslöst und im Uhrzeigersinn einen Verzerrer zuschaltet. Praktischerweise kann dies für jeden Frequenzbereich separat eingestellt werden. Also ein Verzerrer auf die Mitten, ein Gate auf die Hi-Hats und den Bass. Eine Mehrfach-Selektion ist in dieser Abteilung nicht möglich.

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Transroll IsoFX Gate drive IsoFX Cut add IsoFX

Das nächste Bindeglied in der Kette sind die Scene-FX. Der obere Halbkreis enthält die rot beleuchteten Aufbaueffekte Noise, Echo, BBF Echo, Spiral- und Reverb Up. Der untere Bogen enthält Cut-Effekte wie Crush-, HPF- und LPF-Echo, Spiral Down und Reverb Down in Dunkelblau. Unten sind zwei Potis platziert, die sich der Effekt-Subparameter „1“ (Zeit) und „2“ (Resonanz) verschrieben haben. Schalte ich einen Aufbau oder Cut-FX ein, beginnt die zugehörige Taste zu blinken, und der Dry/Wet-Kranz nimmt die entsprechende Farbe an. Das macht was her. Nachstehend der erste Auszug aus den Scene FX:

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HPF ECHO Scene FX Break LPF Echo Scene FX Break Spiral down Scene FX Break Reverb Down Scene FX Break BPF ECHO Scene FX Build Reverb Up Scene FX Build Noise SceneFX Build

Zwischengeschaltet
Dann wandert der RMX in die Effektschleife, um eventuelle Timing-Probleme auszumachen, wenn zwei in Traktor autogesyncte Tracks auf unterschiedlichen Kanälen „in the Mix“ laufen und Pad- oder ISO-FX zum Einsatz kommen. Nachdem der rückseitige Schalter auf Send/Return (-10 dBV) gestellt wurde, die Verkabelung mit dem DJM-600 vollzogen war und die Pegel der Effektschleife angeglichen wurden, konnte es losgehen. Ich stelle die manuelle Tempoeingabe auf automatisch um und warte, bis die BPM am RMX-1000 identisch zu denen am Traktor-Deck sind. Daraufhin kommt die Roll-Funktion zum Zug. Das Timing ist gut, ein störender Taktversatz oder Holperer sind nicht wahrzunehmen. Spiele ich live ein paar Drums dazu ein, muss ich natürlich ziemlich genau treffen, habe aber die Möglichkeit mittels Quantize und der Nudge-Funktion ein eventuelles „Schwimmen“ glattzubügeln, was gut gelingt – bis hierher alles tutti. Nun werden die ISO-FX (Cut/Add/Trans/Roll) abgefeuert und bei korrekter BPM-Anzeige, und exaktem Timing des Deejays lässt sich auch hier ein gutes Ergebnis erzielen. So soll es sein.  
Besonders, wenn der RMX-1000 in der Mixer-Schleife operiert und nicht am Master hängt, lassen sich mit den Build- und Break-FX sowie dem Release dramaturgische Höhepunkte setzen, die in interessanten Übergängen fußen können. Auch die Möglichkeit, während der Arbeit am Brett an den Isolator-EQs zu schrauben, ohne dass man zurück zum Mixer greifen muss, ist sehr effizient für den Workflow. Wer Lust hat, dreht an den Frequenzen, sampelt dabei, schleift seine Rolls durch einen Isolator-Effekt und jagt das Ganze dann durch ein BPF-Echo oder ein Spiral Up, um den Track dann mittels FX-Release zurück auf den Boden zu holen.

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Isolator-EQs ReleaseFX Backspin ReleaseFX EchoSD ReleaseFX VinylBreak

Software
Mit der Editing-Software Remixbox kann der Anwender die FX des RMX-1000 individuell an seine Performance anpassen und seine eigenen Samples auf das Gerät laden. Persönliche Einstellungen speichert er bequem auf einer SD-Karte ab, sodass man auch in fremden Gefilden mit seinem ganz persönlichen DJ-Setup arbeiten kann. Ein besonderes Schmankerl in Sachen Austausch will Pioneer allen Käufern des RMX-1000 in Zukunft anbieten. Sie haben vor, Einstellungen und Samples renommierter internationaler DJs auf der Pioneer-Website zum Download bereitzustellen, um den ambitionierten Nachwuchs zu inspirieren. Geplant sind unter anderem Kooperationen mit Chuckie, Kissy Sell Out, Kutski, James Zabiela, Doorly und Laidback Luke.
Leider kommen nicht alle Windows- und Mac-User in den Geschmack der Editoren-Software. Die Rückwärtskompatibilität erstreckt sich unter Windows 7 auf 32 und 64 Bit-Systeme. Vista 32 Bit läuft nur mit zusätzlichem Patch und XP ebenfalls nur als 32 Bit-Variante. Auf dem Intel Mac bedarf es mindestens OSX 10.5 (dieses jedoch nur als 32 Bit). 64 Bit gibt’s ab Version 10.6. Die nachfolgende Software-Installation auf dem Mac ist mit wenigen Klicks erledigt, was sowohl die Stand-Alone-Version, als auch das VST/AU-Plugin auf den Rechner schaufelt.

Fotostrecke: 2 Bilder

Ein Mausklick auf das Programm-Icon bringt die Konfigurationsoberfläche zum Vorschein, welche den RMX-1000 nahtlos abbildet. Neben den Reitern für den Import/ Export von User-Setups und/oder Samples auf SD-Karte findet sich hier ein Effekt-Browser zur unmittelbaren Anwahl eines bestimmten FX-Typus, möchte man diesen nicht in der grafischen Oberfläche selektieren. Sämtliche Änderungen erfolgen zunächst im RAM-Speicher und werden via Export auf die Karte geschrieben. An der Konsole gilt es dann, die Settings von Default auf User zu stellen, um das zuvor erstellte RSD-File von der Karte zu laden und zu aktivieren.

User-Effektsetup
Der Editor bietet eine Vielzahl von Tuning-Optionen, wie dB-Begrenzungen für sämtliche Bänder bei den Isolator-EQs, mildes oder wildes Verhalten der Iso-FX sowie variable Effektpattern. Zahlreiche Einstellungsoptionen verbergen sich auch im FX-Pad. Dort werden unter anderem der Roll-Typus definiert (Normal, Slip, Divide) und die Intervalle der Touch-Buttons in einer Skala von 8/1 bis 1/32 Beat festlegt. Die einzelnen Platzhalter können, anders als man es vielleicht von Divider-Potis gewohnt ist, frei belegt werden, was auch nicht lineare Rolls zulässt.  

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Rollin and pitchin Drumpad Timing Drumsampler Rollrecording

Auch die Scene-FX haben einiges in Petto, können hier doch neben Timing in Abhängigkeit von der Effektart Attribute wie Filter, Pitch-Typ, Resonanz und Modulation (Dreieck, Säge, Square, Random, Side-Chain) eingestellt werden.
In bester Turntable-Manier setzt Pioneer bei den Release-FX auf Backspin und Vinyl-Break, deren Timing frei definiert werden darf und über den Kippschalter ausgelöst wird – obendrein ist noch ein Echo-Effekt implementiert. Welche der Effektsektionen von den Release-FX betroffen sind, kann der Anwender selbst entscheiden, da Isolate-, Scene- und X-Pad wahlfrei kombiniert werden können.    
Was die einzelnen Optionen zur Parametrisierung der Effekte angeht: es gibt eine detaillierte, tabellarische Aufstellung, die sich über insgesamt vier DIN A4 Seiten erstreckt und in ausführlicher Vorstellung den Rahmen dieses Artikels sprengen würde. Auch die einzelnen Soundverbieger und ihre Funktionsweisen werden im Glossar aufgedröselt und grafisch aufbereitet. Ferner ist im Anhang ein MIDI-Chart untergebracht, das einen Überblick über die von der Konsole gesendeten MIDI-Daten gibt. Wir beschränken uns an dieser Stelle aber auf einige Screenshots.

Ladevorgänge
Die Samples werden scheinbar direkt von der Karte abgespielt und nicht in einen RAM-Speicher geladen, denn wenn ich den Speicher aus dem Einschub herausziehe, unterbricht die Wiedergabe und schaltet auf die internen Drumsamples um. Lege ich mehrere Setups auf einer Karte an, besteht aktuell noch keine Möglichkeit, diese anzuwählen, da die Konsole lediglich auf den PIONEER-RMX Ordner zugreift (Stand 20.04.2012) und dort nach einer Pioneer-RMX-RSD-Datei Ausschau hält.  
Leider fällt die maximale Samplezeit pro Karte mit 64 Sekunden nicht gerade üppig aus, auch wenn eine SDHC mit vier oder acht Gigabyte heute gerade mal um die zehn Euro kostet. Hier ist meiner Meinung nach dringend Abhilfe zu schaffen, aber bei einem so jungen Gerät ist sicherlich noch mit diversen Firmware-Updates zu rechnen.  
Die Ladezeiten gehen meiner Meinung nach in Ordnung. Ich muss dem Gerät nur wenige Sekunden Zeit geben, bevor die Audiofiles startklar sind und in den Mix integriert werden können – währenddessen spiele ich einen herkömmlichen Track ab. Auch das Umschalten der Bänke geschieht flott. Hier kann man beim Wechsel durchaus mit einem Breakdown/Breakup-FX liebäugeln. Sollte es doch einmal zu Komplikationen während eines Ladevorganges kommen, hilft ein Neustart in der Regel weiter. Hat der Deejay die Kiste einmal ins Herz geschlossen und möchte seinen Workflow an diesem Gerät in den Produktionsalttag einfließen lassen – nichts leichter als das. Der RMX-1000 lässt sich nämlich auch als USB-Controller verwenden. Etwa für das im Lieferumfang enthaltene VST-Plugin oder die Audio Unit.

Drum_Xpad_Pioneer_RMX-100023

Audio-Unit
Pioneer legt in seiner Produktbeschreibung einen besonderen Wert darauf, dass der RMX speziell auch auf die Anforderungen im Tonstudio entwickelt worden sei und den DJ-typischen Bedienkomfort eines Mixers in den Produktionsalltag integriert. Das schauen wir uns mal etwas genauer an. Nachdem die Audio-Unit in den Plugins-Ordner am Mac verschoben ist und die MIDI-Zuweisungen in den Preferences erfolgt sind, lässt sich das Plugin aus der Seitenleiste in eine Audio-, MIDI-, Return- oder Master-Spur ziehen, und die benötigten Attribute zur Automationsaufzeichnung werden zugewiesen. Equalizing, Cuts, Scene-FX, Pads, Drums, alles ist am Start. Die Verzahnung ist nahtlos, die Bedienung so intuitiv, als würde man keinen Mix produzieren, sondern „Live On Stage“ abrocken. Fernab von der umständlichen und schon gar nicht präzisen Parameter-Steuerung mit Maus und Tastatur. Besonders toll ist natürlich die Möglichkeit, einen aufgezeichneten, verrissenen Effekt im Nachhinein zu editieren. Was soll ich sagen? – Das macht schon eine Menge Spaß!

Soundqualität
Die Soundqualität der Pioneer-FX war schon immer auf clubtauglichem Niveau, was nicht weiter verwundert, da man ja quasi den Clubstandard stellt. Das hat sich auch mit der Remix-Konsole kein wenig geändert. Die Effekte klingen toll und sind in den Default-Einstellungen ziemlich praxistauglich parametrisiert. Wer gern selbst Hand anlegen möchte, kann dies über den Editor bewerkstelligen, was eine willkommene Bereicherung für die individuelle Klangfärbung der eigenen Performance darstellt. An dieser Stelle gibt noch einen Nachschlag an Scene FX im Vergleich mit dem altgedienten Geschwistermodell EFX-500.  

Audio Samples
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Echo SceneFX Build Crush Echo SceneFX Break Spiral Up SceneFX Build EFX-500 Flanger EFX-500 Echo EFX-500 Zip EFX-500 Fuzz

Was einem so zu denken gibt
Wer nur gelegentlich auflegt, wer Itch, Traktor oder Serato nutzt oder vielleicht sogar dem Controllerism frönt, gehört in meinen Augen nicht unbedingt zur Kernzielgruppe. Für CD-Artisten und Vinylisten sieht dies ganz anders aus, denn betrachtet man den aktuellen Feature-Umfang von DJ-Mixern und CD-Player, ist nicht von der Hand zu weisen, dass es einen Markt für Hardware-FX gibt. Doch das Gros der Effektgeräte eröffnet den Usern meist kaum Raum zur Individualisierung. Pioneer erklimmt über seine Software-Schnittstelle und den damit verbundenen Setups die nächste Stufe. Ausbaumöglichkeiten, wie sie in einer DJ-Software an der Tagesordnung sind, darf man bei einer Hardware wie dieser natürlich nicht erwarten. Dafür braucht man sich auch nicht ellenlang einarbeiten und kann das Schreckgespenst Systemabsturz, sollte man analog arbeiten, während der Live-Performance im Schrank lassen.  
Was den Sampler angeht, finde ich, dass Pioneer hier einen Schritt in die richtige Richtung macht,  aber nicht an die Komplexität von Traktors Sample Decks heranreicht. Als Effektgerät fehlen mir  ein paar Brot- und Butter-FX, wie Flanger, Phaser, Delay oder Pan. Es scheint, als hätte Pioneer den RMX-1000 als Erweiterung für seine bestehende Mixerflotte konstruiert.
Die Audio-Qualität der Effekte ist ohne Zweifel sehr gut, für mich persönlich klingen die Build-Ups und Break-Downs doch ein wenig kommerziell, und gewiefte Traktoristen und Multi-FX-User könnten sich unter Umständen irgendwann sattgehört haben. Was mich außerdem stört: Es gibt weder einen Kopfhöreranschluss noch einen Bypass oder die Option, einen Effekt vorzuhören. Das geht doch sicherlich auch anders. Genug gemeckert, ab zum Fazit.

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