Praxis
WeGo3 & Djay2
Nach Betätigen des Stand-by-Knopfes erleuchten zunächst alle Bedienelemente des WeGo3, nicht wenige an der Zahl. Angefangen beim Auto Loop-Button, über die Effekt-/ Hot Cue und Sampler-Sektionen, dem Sync-Taster, den mehrfarbigen Jogwheels bis hin zu den Cues signalisiert mir der WeGo3 seine Bereitschaft: Es kann losgehen! Verbinde ich den WeGo3 über den iOS-Anschluss und öffne die zuvor installierte App, signalisiert sie mir durch Einblenden des Pioneer DJ-Logos, dass sie den Controller erkennt. Zudem werden am unteren Bildschirmrand der virtuelle Crossfader und der Cue- Button auf der Software-Oberfläche durch eine Pioneer-gebrandete Sektion ausgetauscht.
Die Decks füttere ich mit Tracks aus meiner iTunes-Library oder aus der des Streaming-Dienstes Spotify. Einfach den Browser-Knob drücken und es öffnet sich das Browser-Fenster. Spielend leicht lässt sich durch die Library navigieren. Wechseln zwischen den verschiedenen Listen ist über die Shift-Taste und Drücken des Browsers-Knobs möglich. Über den jeweiligen Load-Button bestücke ich die entsprechenden Decks mit den selektierten Tracks.
Sobald ein Track im virtuellen Deck „gelandet“ ist, zeigt mir die Applikation die mehrfarbigen Wellenformen, die Spieldauer, das Tempo und das Cover an. Zudem signalisiert mir die mehrfarbige Hintergrundbeleuchtung der Jogwheels den Startpunkt des Tracks bzw. die momentane Abspielposition (Launch Pulse). Darüber hinaus reagiert das Rad hinsichtlich der Leuchtintensität auf Berührungen. Ich bin begeistert von der Sensibilität der Jogdials. Selbst auf ultraschnelle, kurze Berührungen der Oberfläche reagieren die Rädchen auf Anhieb ohne nennenswert spürbare Latenz. Das Pitchbending erledigen die kleinen Teller, wenn ich sie am Rand berühre, leicht und filigran. Ich bin gespannt, wie damit die ersten Mixe von der Hand gehen.
Um die Wiedergabe der beiden geladenen Tracks zu starten, bediene ich mich entweder der pulsierenden Cue- bzw. Play-Taste oder den Hot Cues. Bis zu vier Stück kann ich pro Track festlegen, die nicht nur auf den laufenden virtuellen Plattentellern als kleine Sticker wiederzufinden sind, sondern auch der WeGo3 bestätigt mir durch stärkeres Aufleuchten der Tasterbeleuchtungen, welche nun belegt sind. Von der Haptik und dem Widerstand lassen sich die Pads sehr angenehm bedienen, zudem reagieren sie schnell und präzise. Aber beim klassischen Starten der Tracks über das Jogwheel lässt der Controller kaum spürbare Latenzen aufkommen. Selbst Scratches gelingen überraschend gut. Entsprechend präpariere ich meine Tracks unter dem Kopfhörer, indem ich entweder Kanal A oder B auf mein Monitoring lege. Über einen stufenlosen Cue/Master-Mix verfügt der WeGo3 nicht. Alternativ stellt mir der Pioneer die Master-Taste bereit, um zwischen Master und Channel A oder B hin und her zu switchen.
Starte ich die Wiedergabe zweier Tracks, gestaltet es sich denkbar einfach, sie hinsichtlich des Taktes in den Gleichschritt und beim Finetuning in Phase zu bringen. Ein Kinderspiel ist es mit der automatischen Sync-Funktion, die vom WeGo3 aus zugeschaltet werden kann. Djay2 arbeitet diesbezüglich sehr sauber und akkurat, mit aktivem Key-Lock sollten die Temposprünge allerdings nicht zu groß werden, denn die App kommt schnell an ihre Leistungsgrenzen und hält die Tonhöhe nicht ganz sauber. Verlasse ich mich beim Beatmatchen auf meine Ohren und mein Taktgefühl, pitche ich die Tracks manuell über den kurzen Fader, der es mir überraschend einfach macht. Trotz seines 45 Millimeter Regelwegs kann ich die BPM auf das Zehntel genau anpassen. Die sehr smoothen Line- und der fluffige Crossfader fühlen sich ebenso akkurat an und ermöglichen sowohl gefühlvolle Blendvorgänge als auch schnelle Cuts.
Klangliche Einflussnahme erlauben mir die Dreiband-EQs, die aber bei eingestelltem Linksanschlag der Regler das jeweilige Frequenzband nicht komplett eliminieren können. Um dem DJ-Mix etwas mehr Individualität zu verleihen, stehen mir pro Deck vier Sample-Pads zur Verfügung, auf die ich über den zweiten Layer der Hot Cue-Pads zugreife. Die Auswahl der Sounds kann ich aber ausschließlich über das iPad ausführen.
Die Auto Loop-Sektion besteht aus drei Buttons, einer zur Aktivierung, die anderen beiden verkürzen oder verlängern die Schleifenlänge. Den Status der Loops bescheinigen zum einen die Pads durch Pulsieren, zum anderen die modifizierte Oberfläche von djay2, was wirklich sehr hilfreich ist.
Die Jog-FX bieten viel Freiraum für spielerische Aktionen. Standardmäßig stehen mir fünf verschiedene Effekte zur Verfügung, von denen ich bis zu drei über Gedrückthalten der Shift-Taste und Durchklicken mit der jeweiligen FX-Taste am WeGo3 auf die Pads legen kann. Ob Echo, Flanger oder Phaser, alle sind sie kombinier- und zudem über die Jogwheels anpassbar. Lediglich die Einstellungen der Intensität, von dry bis wet, müssen am iPad vorgenommen werden. Somit komme ich mit Hilfe der Controller des WeGo3 fast komplett ohne Aktionen am Touch-Display aus.
WeGo3 & VirtualDJ LE
Aber auch VirtualDJ LE, das Pioneer erfreulicherweise mit in das Paket legt, pariert auf Anhieb auf den Controller. Da leider in dem mir vorliegenden Sample die Installations-CD samt Seriennummer nicht vorlag, griff ich zum Download der Software. Ist der WeGo3 mit dem PC über das USB-Kabel verbunden, suche ich beim ersten Start intuitiv in der Config, Reiter „Controllers“, den Pioneer WeGo3, der auch erfreulicherweise sofort mit einem angebotenen Pre-Mapping gelistet ist. Nach dessen Bestätigung kann ich auch sofort loslegen, denn die Funktionen der Software reagieren nun nativ auf den Controller. Die Bedienung erfolgt äquivalent zu djay2. Mit dem Browser-Encoder scroll ich durch die Tracklisten in der Library. Ausgewählte Tracks beam ich auch hier auf die Decks über die Load-Tasten. Der Pitch-Controller reagiert beim manuellen Beatmatching ebenfalls ziemlich genau. Auch das Handling mit dem Jogwheel beflügelt mich genauso wie bei djay2. Ich spüre kaum Latenzen, sodass ich mich beim Mixen allzu gern auf die kleinen silbernen Teller verlasse.
Im Gegensatz zu djay2 resultiert die Nutzung des Pioneer-Controllers bei Virtual DJ nicht in einem eigenen Layout bzw. verursacht kein Branding. WeGo3 ist grundlegend für vier Hot Cues ausgelegt, VirtualDJ LE hingegen eigentlich nur für drei, sodass die Software zwar auf einen vierten vergebenen Hot-Cue reagiert, ihn aber nicht in der Hot-Cue-Sektion anzeigt. Effekte und Samples erfreuen sich hingegen einer größeren Auswahl als bei djay2. So bieten sich dank einer Batterie aus zwölf Effekten und deren Dreierkombinationen etliche Möglichkeiten, die sich ebenfalls über die Shift-Taste auswählen, über die FX-Pads aktivieren und über die Jogwheels modifizieren lassen.
Für dich ausgesucht
Das von Pioneer vorgeschlagene Mapping kann natürlich entsprechend der eigenen Vorlieben im Setup angepasst werden. Allerdings finde ich persönlich das vorgeschlagene Mapping sehr effizient und jedweder erdenkliche Nutzen ist in meinen Augen nahezu ausgereizt. Aber wer sich generell nicht auf die werkseitigen Mappings oder auf die beigelegten Programme beschränken möchte, kann dank des USB-Ports auch andere DJ-Applikationen per MIDI „knechten“.
Sei noch abschließend der Mikrofon-Eingang auf der Basis einer 6,3-Millimeter-Klinkenbuchse zu erwähnen, der durchaus manche kurze Anmoderation zulässt. Allerdings sind vom Mikrofonkanal keine großen Wunder zu erwarten, denn WeGo3 bietet keine Klangregelung für das eingespeiste Signal.