Pioneer XDJ-1000 MK2 Test

Praxis

Ohne Frage hat die massive Marktdurchdringung von Pioneer den angenehmen Nebeneffekt, dass man sich mit fast allen Playern auf Anhieb gut zurecht findet. Der XDJ-1000 MK2 macht da keine Ausnahme: Bewegen wir uns gegen den Uhrzeigersinn rund um das Jogwheel, findet sich auf ca. 11 Uhr der USB-Port samt Stop-Taster. Eine Besonderheit bildet die mehrfarbige Randbeleuchtung. Im Standard-Modus changiert sie fast unmerklich. Innerhalb von Rekordbox kann ich aber eine spezielle Farbe für jede meiner Playlisten festlegen, die dann von der Buchse angezeigt wird.
Auf 10 Uhr dann die beiden Loop-In/Out-Taster nebst Reloop/Exit. Der beim Vorgänger noch vorhandene Reverse-Schalter wurde durch einen Taster ersetzt. Das mag schlicht und ergreifend dem Umstand geschuldet sein, dass ein Taster nicht so leicht abbricht wie ein Schalter.

Fotostrecke: 2 Bilder Der Reverse-Schalter wurde durch einen Taster ersetzt.

Daran an schließen sich die Taster Track-Search (Titelsuche) und Search (Suche innerhalb eines Titels) sowie das Play/Pause und Cue-Duo an. Spiegelbildlich auf der rechten Seite sitzt dann der lange Pitchfader zusammen mit Master-Tempo und der Pitch-Umschaltung (+/-6, 10, 16, 100 Prozent). Ist Master-Tempo aktiviert, tritt Pioneers Pitchshifting/Timestretching-Algorithmus in Aktion, der ganz klar im vorderen Bereich dessen rangiert, was derzeit technisch machbar ist. Hören wir mal rein:

Audio Samples
0:00
Vinyl Speed Settings Rewinding mit wechselnder virtueller Trägheit. Pitch +/-6, 10, 16% (Pitch-Lock aktiv) Pitch +/-6, 10, 16% Pitch +/-100% (Pitch-Lock aktiv) Pitch +/-100%

Touch-Display

Das zentrale Interaktions- und Informationselement ist der Touchscreen, dessen oberste Zeile die fünf Menüpunkte „Browse, Tag List, Info, Menu, Perform“ anzeigt. Die linke Flanke ist den virtuellen Quellwahltastern „Rekordbox, Link, USB“ sowie den Umschaltern für den Loop-Betrieb und Slip-Modus (die Audiodatei wird im „Hintergrund“ bei aktiven Loops oder Scratches weiter gespielt) reserviert. Die Mitte des Bildschirms wird von einer aussagekräftigen, mehrfarbigen Wellenformansicht (wahlweise in dezentem Blau oder mehrfarbig) des aktuell geladenen Titels ausgefüllt. Darüber sehe ich eine Beatdrift/Taktanzeige, darunter diverse Titelinformationen wie aktuelle Track-Nummer, verstrichene/verbleibende Zeit, aktueller Pitch- und BPM-Wert. Rechts daneben sind die Cuepoint-Verwaltung, Quantisierung, Sync- und Master-Funktion platziert.
Die Arbeit innerhalb der verschiedenen Modi geht auf Anhieb und ohne ein Blick ins Handbuch problemlos und zielführend von der Hand: Das Display selbst besitzt eine gute Ablesbarkeit und ist im Kontrast regelbar. Die darauf erscheinenden Menüs sind durch die Bank übersichtlich und logisch designt und auch die Benutzerführung ist praxistauglich gelöst. Hilfreich beispielsweise: Die aufklappende On-Screen-Tastatur im Browse-Modus. Der wird zusätzlich durch eine ganze Reihe neuer Sortier-Funktionen geheckspoilert wir etwa die Filterung nach Kriterien (u.a. Bewertung, BPM, Grundton) oder das so genannte „Matching“, bei dem einem automatisch die (vorher festgelegten) passenden Stücke vorgeschlagen werden. Eine Sonderstellung nimmt der Performance-Modus ein, da hier zeitkritische Kommandos wie Beat Jumps, Hotcues und Auto Loops abgefeuert werden. Dabei war für mich im Test keine wahrnehmbare Latenz zu verzeichnen. Allein die Fingerabdruck-Anfälligkeit erschien mir etwas hoch. Club-Betreiber dürfen dem künftigen XDJ-DJ also gerne eine Packung Brillenputztücher mit in die Booth stellen.
Apropos zeitkritische Kommandos: Als volldigitaler Mediaplayer (der die Audiodateien gewissermaßen vorher schon „kennt“, also die BPM-Zahl und das Beatgrid) beherrscht der XDJ-1000 MK2 einige Tricks, die seinen Artgenossen mit optomechanischen Laufwerken verschlossen sind. Dazu zählt, dass die meisten Sprung- und Loop-Aktionen wie Hotcue, Beat Jump, Loop Move (1, 2, oder 4 Takte) bei aktivierter Quantize-Funktion im metrischen Raster ausgeführt werden. Entsprechend hilfreich ist der neu hinzu gekommene physische Quantize-Taster, der in der vorherigen Version noch ein virtueller Taster im Display war: Er bewirkt, dass alle Kommandos immer genau „auf dem Beat“ ausgeführt werden. So zum Beispiel auch das Abfeuern der acht möglichen Hotcues. Wem es zu „wonky“ ist, mit schweißnassen Fingern auf dem Display des XDJ-1000 MK2 wilde Hotcue-Artistik zu vollführen, dem steht es frei, sich noch einen DDJ-SP1 daneben zu stellen und dort auf die Hardware-Taster zuzugreifen – ja, auch das geht.

Fotostrecke: 2 Bilder Die grundsätzlichen Modi: Play, Browse, Hotcue und Beat-Jump.

In puncto Audiodateien zeigt sich der Player als dankbarer Allesverwerter, denn die abspielbaren Dateiformate sind MP3, AAC, WAV, AIFF und mit Version 2 nun auch FLAC und ALAC. Wähle ich die Befüllmethode über den integrierten USB-Port, akzeptiert der Pioneer Zuliefermedien im FAT, FAT32, HFS+ Format. Der nächste Weg, den XDJ-1000 MK2 mit Daten zu beschicken, ist der Ethernet-Verbund mit anderen Pioneer-Laufwerken. Das können derzeit alle Pioneer-Geräte mit Netzwerkanschluss sein, also CDJ-2000, CDJ-2000NXS/2, CDJ-900, CDJ-900NXS/2 und natürlich XDJs. Trifft der XDJ auf einen Vertreter mit älterer Firmware, mault er das an, greift aber klaglos auf die geteilte Rekordbox-Bibliothek zu. Warum man der MK2, der ja problemlos mit 24 Bit Wortbreite zurecht kommt, nicht direkt auch noch die 96 kHz Unterstützung des CDJ-2000NX2 spendiert hat, wissen wohl nur die Produktstrategen bei Pioneer – ein Kostenfaktor wird es sicherlich nicht sein.

Fotostrecke: 2 Bilder Hinweis auf eine veraltete Firmware eines benachbarten Players.

Noch spannender wird die Sache, wenn der Hub gleichzeitig auch noch ein WLAN-Router ist. Denn dann kann und darf auch die Mobilgeräte-Version von Rekordbox (Android/iOS) jeden der Pioneer-Player im Netzwerkverbund mit Audiodateien versorgen. Pioneer haben hier auf Protokollebene im Vergleich zum Vorgänger offenbar nachgebessert und der Datentransfer lief in meinem Testaufbau stabil und ohne Aussetzer.
Apropos Sicherheit: Entzieht man dem XDJ im laufenden Betrieb das Quellmedium, wechselt er in den sogenannten „Emergency Loop Modus“, bei dem er aus dem aktuellen Abspiel-Cache heraus noch eine rettende Audioschleife generiert – klasse. Ganz begeistert wäre ich gewesen, wenn er das Abspielen – hat man ihm den Datenträger wieder zugeführt – an dem Punkt der Unterbrechung fortsetzen würde. Wer auf eine hochverfügbare Anbindung angewiesen ist, wählt im Zweifel den kabelgebundenen Weg über einen stationären Rechner mit Rekordbox, der mit im selben Netzwerk hängt. Auch wenn sich die Version für Mobilgeräte (iOS/Android) und stationäre Rechner (PC/MAC) von ihrem Funktionsumfang sehr unterscheiden (die Mobilversionen sind noch sehr rudimentär), ist es mit beiden Varianten möglich, mehrere Pioneer-Laufwerke im Netzwerkverbund direkt mit Audiodaten zu beschicken. 

Kommentieren
Profilbild von Lukas Ojutdi

Lukas Ojutdi sagt:

#1 - 26.10.2016 um 05:37 Uhr

0

Dreist ist es schon für ein paar Updates, von denen die Hälfte auch für den Vorgänger als Patch nach lieferbar wäre gute 400,- mehr zu verlangen. Hardwareseitig wurden ein paar Knöpfe verschoben, das Jogwheel beleuchtet, das Interface leicht verbessert und ein Spdif Ausgang ergänzt. Das rechtfertigt keineswegs den absurd höheren Preis.

Profilbild von Alex Doramas

Alex Doramas sagt:

#2 - 31.10.2016 um 14:33 Uhr

0

Im XDJ1000 mk1 war die Reverse Funktion auch nur als Taster ausgeführt und nicht wie hier behauptet als Schalter. Der Autor hat das wohl mit einem CDJ 2000 verwechselt.

    Profilbild von NUMINOS

    NUMINOS sagt:

    #2.1 - 02.11.2016 um 10:23 Uhr

    0

    Ayo Alex,Ups - Du hast völlig Recht, da habe ich im Brassel tatsächlich auf den CDJ geschaut. Danke!

    Antwort auf #2 von Alex Doramas

    Antworten Melden Empfehlen
Profilbild von lars

lars sagt:

#3 - 12.11.2017 um 18:27 Uhr

0

hallo...,habe vor mir 2 dieser XDJ´s 1000mk2 zu kaufen. mein derzeitiges setup
besteht aus 2 PLX 1000, einem Xone92, Lappi (WIN7), Traktor Software,
Maschine Software, 2 NI Audio10 Soundkarten und einige hardware effekte.
möchte wieder stand alone spielen. also mit den PLX 1000 und den XDJ´s
1000 und auf Traktor verzichten. allerdings die option frei halten mit
NI maschine hin und wieder was zu samplen.also daher meine frage. lässt sich der XDJ 1000 irgendwie syncen mit der
NI Maschine software ?! evtl. per Abelton link funktion oder vllt
anderweitig ?!wäre traumhaft wenn ihr mir da weiter helfen könntet...danke und gruss lars

    Profilbild von Numinos

    Numinos sagt:

    #3.1 - 13.11.2017 um 13:39 Uhr

    0

    Also wenn Du die Traktor-Schiene verlassen und hardwareseitig auf Pioneer umsatteln möchtest, überlege ich, ob nicht am Ende ein Pioneer DJS-1000 die bessere Wahl ist. Dann kannst Du nämlich das ganze Setup mit dem Pioneer proprietären "Pro-DJ-Link"-Protokoll syncen... Ich persönlich mag diese Hersteller-Abkapselung überhaupt nicht und fänd es einen Gewinn für alle Beteiligten, wenn sich alle auf einen gemeinsamen Standard einigen könnten. Da das aber (derzeit) nicht passiert und Pro-DJ-Link faktisch sehr gut funktioniert, ist es in der Praxis empfehlenswert.

    +1
Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.