Praxis
Arbeiten mit dem Pittsburgh Modular Taiga im Test
Durch die spezielle VCA/Dynamics-Sektion des Pittsburgh Modular Taiga und die an Eurorack angelehnte Beschriftungen, wie etwa FREQ CV 1 anstatt FILTER FREQ LFO DEPTH – mögen sich Eurorack-Nerds womöglich zunächst etwas mehr zu Hause fühlen als Keyboarder. Aber man hat sich dann doch erstaunlich schnell an die Begrifflichkeiten und Arbeitsweisen des Taiga gewöhnt. Gewöhnungsbedürftiger kommt hingegen teilweise die Kalibrierung einiger Parameter/Regler daher. Beispielsweise haben die LFO-Attentuator etwa für Oscillator Pitch oder Filterfrequenz extrem große Umfänge, wodurch wirklich subtile Modulation wie etwa ein sanftes Vibrato sehr viel Fingerspitzengefühl erfordern. Im Gegensatz dazu hat die Glide-Funktion eine relativ geringe Range, wodurch ausufernde Portamento-Effekte nur bedingt möglich sind.
Wie klingen Pittsburgh Modular Taiga und Taiga Keyboard?
Der Grundsound der Oszillatoren des Pittsburgh Modular Taiga wirkt auf mich im Test wie eine Mischung aus Moog und Arp. Je nach Setting klingen sie durchaus warm, jedoch mit einem merkbaren Mitten-Fokus ähnlich wie beim Behringer CAT, aber nicht ganz so fett und breitbandig wie etwa bei Moog. Was den Taiga allerdings von diesen Zeitgenossen abhebt, ist die tonale Vielfalt durch das unkonventionelle Waveshaping. Hier sind wirklich interessante Texturen und Kombinationen möglich, wo andere Analog-Synthesizer schnell an ihre Grenzen geraten.
Paraphonie und Delay bringen Würze ins Spiel
Elegische Klänge mit dem Pittsburgh Modular Taiga erweisen sich im Test dank des paraphonen Modus als Genuss, gerade wenn durch Osczillator-Pitch- sowie Sample & Hold-Modulation noch ein wenig Patina hinzugefügt wird. Hier kommt zudem noch das Delay ins Spiel, welches je nach Input-Level auf eine gute Art noisy und unsauber arbeitet. Diese Eigenschaft eignet sich beispielsweise gut für verträumte Lead-Sounds. Zwar lässt sich die Delay-Zeit über die Patchbay auf bis zu 500 ms erweitern, aber gerade für atmosphärische Lead-Sounds wäre etwas mehr Verzögerungszeit schön gewesen.
Aber auch für rhythmische Zwecke kann man das Delay gut nutzen. Obwohl aufgrund einer fehlenden Clock/Tap Tempo-Option ein wenig Fingerspitzen-Gefühl gefragt ist, was die Delay-Time angeht. Dank des flexiblen Arpeggiators in Kombination mit etwas Waveshape-Modulation entstehen hier jedoch charakterstarke Sequenzen.
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Arpeggiator und schnelle Hüllkurven
Den Arpeggiator kann man aber auch fabelhaft für perkussivere Ausflüge nutzen, wobei dann vor allem die schnellen Hüllkurven und der angenehm abgestimmte Noise Generator strahlen. Hier ist allerdings auch Vorsicht geboten, denn die Hüllkurven sind mitunter so schnell, dass bei schnellen Attack-Zeiten sehr deutliche Low-End Impulse hinzukommen, was gerade für High Percussion schnell zum Drahtsteilakt wird.
Auch wenn der Pittsburgh Modular Taiga im Vergleich etwa mit Moog nicht meine erste Wahl für low- end-starke Bass-Sounds wäre, kann man gerade durch Verwendung des Preamps und der vielseitigen Wellenformen durchaus druckvolle Tiefklänge erzeugen. Der Preamp ist schließlich ebenfalls an die Patchbay angeschlossen, wodurch sich beispielsweise gezielt nur ein Oszillator verzerren lässt, während die anderen beiden clean bleiben.
Wilde Auswüchse und Texturen sind mit dem Pittsburgh Modular Taiga möglich, sobald man sich von herkömmlichen Klangmustern entfernt und die Patchbay stärker ausreizt. Sowohl gezielte Sound Design-Konstrukte als auch überraschende, inspirierende Wundertüten sind die Bereiche, in denen der spezielle Klangcharakter des Taiga wirklich zum Vorschein kommt. Bei derartigen Ausflügen wünscht man sich dann doch schnell einen LFO und den ein oder anderen Patchpunkt mehr. Hierfür müssen dann mitunter doch externe (Eurorack)-Geräte hinzugezogen werden. Schließlich bietet der Taiga doch insgesamt eine große Klangvielfalt und dank des Low Pass Gates und der Hold-Funktion sind auch Drone-Kaskaden kein Problem.
Pittsburgh Modular Taiga Keyboard – Das sind die Alternativen
Features | Pittsburgh Modular Taiga Keyboard | Moog Grandmother | PWM Malevolent |
---|---|---|---|
Polyphonie | Paraphon | Monophon | Monophon |
Oszillatoren | 3 | 2 | 2 |
LFO | 2 | 1 | 1 |
Hüllkurven | 2x ADSR + Low Pass Gate/Dynamics | 1x ADSR | 2x ADSR |
Modulare Erweiterung | 64 Patchpunkte + 24HP-Slot für externe Eurorack-Module | 41 Patchpunkte | 38 Patchpunkte |
USB-MIDI | ja | ja | ja |
Onboard-Effekte | BBD (Echo) | Federhall | Overdrive |
Arp./Seq. | Arp mit Rest-Funktion | Arpeggiator, Sequencer | Arpeggiator |
Tastatur | 37 Full Size Tasten ungewichtet, mit Aftertouch | 32 Full Size Tasten leicht gewichtet | 32 Mini-Tasten ungewichtet |
Preis | 1.359 € | 1.289 € | 479 € |
Test-Bewertung | 4/5 | 4,5/5 | 4/5 |
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Pittsburgh Modular Modular Taiga – Das sind die Alternativen
Auch zum Pittsburgh Modular Taiga in der Desktop-Ausführung hat der Markt passende Alternativen, wie beispielsweise den Moog Mother 32 und den Behringer Cat:
Features | Pittsburgh Modular Taiga | Moog Mother 32 | Behringer Cat |
---|---|---|---|
Polyphonie | Paraphon | Monophon | Paraphon |
Oszillatoren | 3 | 1 | 2 |
LFOs | 1 | 1 | 1 |
Hüllkurven | 2x ADSR + Low Pass Gate/Dynamics | 1xAD mit Sustain-Switch | 1xADSR, 1xAR + Repeat-Funktion |
Patch-Anschlüsse | 58 | 32 | 11 |
USB-MIDI | — | — | ja |
Onboard-Effekte | BBD-Echo | — | — |
Arp./Seq. | Arp mit Rest-Funktion | — | — |
Preis | 739 € | 689 € | 239 € |
Preis/Leistung | 4,5/5 | 4/5 | 5/5 |
Test-Bewertung | 4/5 | 4/5 | 4,5/5 |
Produkt bei Thomann | Pittsburgh Modular Taiga kaufen (Affiliate) | Moog Mother 32 kaufen (Affiliate) | Behringer Cat kaufen (Affiliate) |
Burkhard sagt:
#1 - 13.03.2024 um 06:03 Uhr
Es muss „Coarse tuning“, nicht „Course tuning“ heißen! Diese falsche Schreibweise kommt zweimal vor und ist mir daher sofort aufgefallen. Das darf bei einem professionellen Musikmagazin nicht vorkommen! Bitte ändern…