SONGS
DETROIT
Als Erstes knöpfen wir uns den Album Opener “Detroit” vor, den Marcus Miller direkt mit einem für ihn typischen und heftig groovenden Slaplick beginnt. Das Tonmaterial ist recht übersichtlich und beschränkt sich auf die Töne G,B,C,D und F, besteht also aus der G Moll Pentatonik. Marcus Miller spielt natürlich auch viele Fills und kleine Variationen mit einigen zusätzlichen Tönen, ich möchte mich in dieser Transkription allerdings auf den Grundgroove konzentrieren, um das Ganze nicht zu verkomplizieren. Miller schlägt die meisten Töne mit dem Daumen an, die Pops habe ich in den Noten mit einem P gekennzeichnet, das H steht für Hammer On, der tiefere Ton wird also angeschlagen und der folgende nur mit der Greifhand aufgehämmert. Beachtet auch die Deadnotes die Marcus Miller in den Pausen mit dem Daumen spielt. Ich habe ein paar davon mit einem Kreuznotenkopf eingetragen. Ihr solltet beim Üben aber selbst ein Gefühl dafür bekommen welche ihr spielt und welche nicht. Deadnotes sind auf jeden Fall gut für das Timing, denn wenn die 16tel quasi immer durchlaufen, kann man die wirklich gespielten Noten exakter platzieren, weil man die rhythmischen Einheiten ständig fühlt.
Im zweiten Teil von Detroit spielt Marcus neben dem Basspart auch die Melodie und zwar typisch für ihn, auch geslapt. Die Töne werden alle angerissen, also gepoppt, bis auf die Stellen mit H wie Hammer On und den Pull Offs im zweiten und vierten Takt. Pull Off ist quasi das Gegenteil von Hammer On, ihr schlagt den höheren Ton an und zieht mit der Greifhand auf den tieferen Ton ab. Im vierten Takt spielt Miller den Pulloff manchmal von Ges über F nach Es, also zwei schnelle Noten um dann auf der zweiten Viertel zu landen. Um es nicht zu kompliziert zu machen, habe ich es in den Noten hier beim F belassen. Im Audio hört ihr aber auch diese Version im vierten Takt. Eine Melodie geschmackvoll zu slappen ist wirklich nicht einfach und klingt schnell hölzern. Ihr solltet unbedingt genau die Phrasierung von Marcus Miller anhören, um ein Gefühl dafür zu bekommen und euch nicht nur auf die Noten beschränken.
Der Basspart des zweiten Teils von “Detroit” ist da schon sehr viel einfacher: Miller spielt im Wesentlichen die Grundtöne der Akkorde, immer um eine Sechzehntel vorgezogen. Er variiert zwischen normaler Fingerstyle-Technik und Slapstil mit Daumenanschlag
REDEMPTION
Den Bassgroove von Redemption spielt Marcus Miller am Anfang geslapt und später, wenn die Melodie einsetzt, tonal fast unverändert mit der Mute-Technik. Bei der Slap-Versionen werden fast alle Töne mit Daumen angeschlagen, nur die Töne mit “P” in den Noten angerissen und die “H’s” aufgehämmert. Bei der Mute Technik-Version werden die Töne mit dem Daumen gezupft, während die Handaußenkante dahinter auf den Saiten liegt, um diese abzudämpfen. Dadurch entsteht ein dumpfer Staccato-artiger Sound wie man ihn von Reggea-Basslinien kennt. Beide Versionen sind nicht ganz einfach zu spielen und fordern eine gewisse Fertigkeit in den betreffenden Spieltechniken, nicht zuletzt, weil das Tempo ganz schön flott ist. Das Tonmaterial bewegt sich um As-Moll und As-Dur, sieht mit den vielen Vorzeichen in den Noten erstmal abschreckend aus, stellt aber auf dem Bass keine zusätzliche Schwierigkeit dar. Auch hier solltet ihr zuallererst das Audio oder noch besser, das Marcus Miller Original anhören, um die Phrasierung genau zu checken und dann langsam mit Metronom üben, bis alles sitzt.
JEKYLL&HYDE
Bei Jekyll&Hyde geht es tempomäßig wieder etwas gemütlicher zur Sache. Im ersten Grooveteil spielt Marcus Miller allerdings wieder Melodie und Bassgroove. Ob er das in einem Take gespielt hat, weiß ich nicht, Groove und Melodie wechseln sich aber ab, sodass man es in einem Rutsch spielen kann, so wie ihr es in den Noten sehen könnt. Die Nummer ist leicht angeshuffelt, also triolisch aufzufassen, bei den 16tel-Noten in der Melodie sollte die erste Note folglich immer etwas länger als die darauf folgende sein. Auch hier gilt: Mein Audio oder das Original anhören und das Feeling nachempfinden! Angerissen wird hier nur der 2-stimmige Part, also die Quarte auf der Zählzeit 1u. Die Quarte danach könnt ihr entweder mit der Greifhand aufhämmern, oder einfach einen Ganzton hochrutschen, was viel einfacher ist und sich genauso anhört, zumindest wenn man schnell genug rutscht. Der Rest ist mit dem Daumen Slap Stil gespielt und relativ einfach in den Griff zu bekommen.
Zum Durchatmen gibt es jetzt auch noch den zweiten Teil von Jekyll&Hyde. Hier spielt Marcus Miller einen entspannten Fingerstyle-Groove in der Tonart A-Moll mit den Tönen A,H,C,D,E,Fis und G der dorischen Tonleiter.
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MR CLEAN
Beim letzten Titel, den ich euch vorstelle, handelt es sich um einen Cover-Song, Mr Clean ist nämlich ein uralter Jazzstandard von Freddy Hubbard, dem Marcus Miller in seiner Version neues Leben einhaucht. Er zeigt hier eindringlich wie man mit wenigen Mitteln den maximalen Groove erzeugt. Der Bassgroove im Thema besteht im Wesentlichen aus einem F, allerdings über drei Oktaven angewendet, das E kommt nur manchmal als variierende Vorschlagnote zum Einsatz. Eine Spur komplizierter wird es nur am Ende, Meister Miller spielt das Unisono-Riff aus dem Original natürlich mit. Mr Clean ist auch leicht angeschuffelt, die 16tel-Noten im Schlussriff müsst ihr also wie schon bei Jekyll&Hyde triolisch angehen, damit es nicht zickig klingt. Marcus Miller spielt alles im herkömmlichen Fingerstyle, das H in den Noten steht wie immer für Hammer On, das P für Pull Off, also mit der linken Greifhand die Note abziehen.
Natürlich hat Mr. Miller beim Klassiker Mr Clean auch noch ein Interlude mit einem standesgemäßen Slap – Groove untergebracht. Anfangs hat man das Gefühl dass sich der Groove im zweiten Takt umdreht, es sind aber nur die ersten zwei Noten um ein 16tel nach hinten gerückt, der Rest ist nicht verschoben. Den Grundton As fährt Marcus Miller öfter mal mit einem Slide vom Ges an, dadurch klingt er noch fetter. Beachtet auch hier wieder die Deadnotes besonders in den Viertelpausen im dritten und vierten Takt. Der Daumen von Marcus Miller läuft hier im Grunde in 16teln durch und erzeugt eine beachtliche Schubkraft. In den Noten habe ich diese Deadnotes allerdings weggelassen damit der Groove visuell klarer zu erkennen ist.
Zum Abschluss möchte ich euch nochmals ans Herz legen, entweder die Audios oder besser noch die Originale wirklich genau anzuhören damit ihr das Feeling hinter den Noten und der Rhythmik aufnehmen könnt. Viele Fragen sind dann durch aufmerksames Zuhören schon geklärt, wenn ihr euch danach mithilfe der Noten die Grooves erarbeitet. Und ganz wichtig: Langsam und mit großer Präzision üben, die Geschwindigkeit kommt später von selbst wenn ihr das Material wirklich exakt spielen könnt.