Der “Spiegel” nannte Black Sabbath einmal die “Beatles des Heavy Metal” – und in der Tat ist dieser 1968 in der englischen Arbeiterstadt Birmingham gegründeten Band eine ähnlich einflussreiche Wirkung zuzuschreiben wie den Pilzköpfen aus Liverpool – zumindest in ihrem Genre.
Bands wie Led Zeppelin wiesen zwar ebenso die Richtung, die der Hard Rock und Heavy Metal der nächsten Jahrzehnte gehen sollte, aber im Gegensatz zu den eher skiffle- und bluesbeeinflussten Rockbands der Zeit überraschte Black Sabbath mit sehr düsteren und schweren Gitarrenriffs, oder wie der Gitarrist Tony Iommi einmal feststellte: Man kann nicht nur Filme, sondern auch Musik machen, bei der sich die Zuhörer fürchten. Bestand die Ursprungsbesetzung noch aus Ozzy Osbourne am Gesang, Tony Iommi an der Gitarre, Bill Ward an den Drums und Geezer Butler am Bass, so wechselten, von Iommi abgesehen, alle Instrumentalisten im Laufe der nun 45-jährigen Karriere der Band ihre Posten. Mit von der Partie waren so bedeutende Musiker wie Ronnie James Dio, Ian Gillan, Glenn Hughes, Cozy Powell und viele mehr. Nach diversen Aufs und Abs beschloss Sabbath im Jahre 1997, sich wieder in der Originalbesetzung (vom Drummer Bill Ward abgesehen) zu formieren – allerdings nur für ein paar Liveshows und Tourneen.
Im Jahre 2012 war die Sensation dann perfekt, denn die Band hatte beschlossen, in der Originalbesetzung ins Studio zu gehen und das erste Black Sabbath Studioalbum seit 18 Jahren aufzunehmen. Zwar galt es, diverse Startschwierigkeiten zu überwinden (wie z.B. der Ausstieg Bill Wards und die Krebserkrankung Iommis), jetzt (im Juni 2013) ist es aber endlich so weit: Black Sabbath präsentiert “13”!
Ein guter Grund, uns den Gitarristen Tony Iommi und sein Spiel auf zwei ausgewählten Stücken des neuen Silberlings im Detail vorzuknöpfen.
TIPP: Doch bevor wir loslegen, solltet ihr euch unbedingt die kompletten Noten des Workshops als PDF runterladen und ausdrucken. Hier kommen sie schon:
Iommi kann man ruhigen Gewissens als einen der wichtigsten Pioniere der Metalgitarre bezeichnen. Als seinen Haupteinfluss nennt er Hank Marvin von den Shadows, wobei man in seinem Solospiel natürlich auch deutliche Anleihen der Bluesgitarristen seiner Jugendzeit wahrnehmen kann. Seine Karriere als Gitarrist hätte jedoch fast ein jähes Ende gefunden, als er mit 17 Jahren in einer Metallfirma zwei seiner Fingerkuppen der Greifhand verlor. Ermutigt vom Schicksal des Gypsyswing-Gitarristen Django Reinhardt, dessen Hand ein ähnliches Schicksal widerfuhr (Reinhardt hatte Verbrennungen an seiner Greifhand), fasste Iommi allerdings neuen Mut, ließ sich Fingerkuppenaufsätze aus Plastik herstellen und rockte munter weiter, stimmte seine Gitarre jedoch häufig tiefer, um eine niedrigere Saitenspannung für seine gehandicapte Greifhand zu erreichen (oder spielt sehr dünne Saiten).
Zum sonstigen Equipment gibt es bei Iommi relativ wenig zu sagen – denn das hat sich in den letzten 45 Jahren kaum geändert. Spielte Tony in den Anfangsjahren noch Marshall 50-Watter, wechselte er bereits zum ersten Sabbath-Album zur Birminghamer Firma Laney, der er bis heute treu geblieben ist – auch wenn man ihn hier und da mal mit Marshall oder Engl Amps sichtet. Auch seinem bevorzugten Gitarrenmodell blieb Iommi über die Jahre weitestgehend treu: einer Gibson oder Epiphone SG mit zwei Humbuckern und 24 Bünden. Effekte findet man eher selten bei ihm – hier und da mal ein Wah und in den frühen Jahren einen Dallasrangemaster Treblebooster.
“13” – “End of the Beginning”.
Kommen wir zum neuen Album “13” und werfen gleich mal einen Blick auf den Opener mit dem Titel “End of the Beginning”. Typischerweise finden wir auch hier die klassische Eröffnung mit schweren, fetten Powerchords in einem gemächlichen Mediumtempo von 87bpm. Den Powerchords und dem Drumgroove folgen die Grundtöne der Akkorde in etwas zurückhaltender Manier – dazu solltet ihr den Volume-Regler eurer Gitarre etwas zurücknehmen. Einen ähnlich dynamischen Riffaufbau kann man übrigens auch auf dem Song “Black Sabbath” aus dem Jahre 1970 hören.
Nach dem Intro-Part zieht das Tempo auf geshuffelte 125 bpm an und es folgt eine schöne Singlenote-Line aus der Fm- bzw. F- Bluesscale:
Für dich ausgesucht
Im nächsten Part spielt Tony die Quarten aus den Powerchords und lässt den Grundton abgedämpft:
Generell hat der Openingtrack fast schon progrockartige Elemente – zum einen die Länge von knapp acht Minuten, aber auch die Vielzahl verschiedener Gitarrenparts. Hier ein weiterer davon:
Gegen Ende des Songs läuft das Gitarrensolo in einen etwas ruhigeren Part mit Bridgecharakter – die Rhythmusgruppe wechselt in ein Halftime-Feel und die Achtel werden wieder gerade gespielt (und nicht mehr gesuffelt). Zugleich bremst das Tempo auf ca. 118 bpm ab. Hier pickt Iommi Akkord-Arpeggios, die jedoch nicht wirklich clean, sondern eher “british clean” angezerrt sind – dazu braucht ihr keine Kanalumschaltung am Amp, sondern dreht auch hier einfach den Volumeregler zurück und bestimmt die Dynamik mit euer Anschlagsstärke:
“God is dead?”
Im zweiten Song, den wir uns in diesem Play-Alike etwas genauer ansehen wollen, stellt uns Ozzy eine Frage, die schon Nietzsche glaubte beantworten zu können: “Gold is dead?” Dieser Track – übrigens ähnlich wie “End of the beginning”, ca. acht Minuten lang – kommt in einem sehr gemeinen, langsamen Tempo von 58 bpm daher – achtet darauf, dieses Tempo zu halten, denn das ist gar nicht so leicht.
Da wir hierfür die Gitarre einen Halbton tiefer stimmen müssten (und ich euch das Leben an dieser Stelle so leicht wie eben möglich machen möchte), habe ich die Audiobeispiele und das Playback in Standard E-Tuning vorbereitet:
Im Intro-Picking bekommen wir es gleich mit einem klassischen Iommi-Motiv zu tun, dem Tritonus (der bezeichnenderweise im 17. Jahrhundert “Diabolus in musica” – der Teufel in der Musik, genannt wurde). Dadurch, dass dieses Stück sich in E-Moll bewegt, erhalten wir als Tritonus die Note Bb, die zeitgleich auch die “Blue Note” ist, in einem solchen Kontext jedoch beileibe nicht bluesig klingt:
Auch im nächsten Riff begegnet uns das Bb in Form eines Powerchords:
Im nachfolgenden Part spielt Iommi ein Powerchord-Riff, das mit viel Chromatik garniert ist:
Im PreChorus und Refrain sehen wir Pickings und Powerchordriffs, die vor allem durch den tonartfremden Powerchord Eb5 sehr böse klingen:
Im anschließenden Singlenote-Riff begegnen uns, wie auch im Opener, geshuffelte Achtel. Die Melodie speist sich aus der E-Bluesscale:
So viel zu unserem kleinen Vorgeschmack auf das neue “Black Sabbath” Album “13”. Ihr könnt die Gitarrenparts übrigens beruhigt auch bei Dunkelheit durchspielen, mir ist beim Aufnehmen der Beispieltracks nicht der Leibhaftige erschienen … wobei … so ein leichter Schwefelgeruch …
Sack Blaubarth sagt:
#1 - 21.05.2014 um 15:10 Uhr
Iommi ist ein Gott!!!Die Riffs sind das einzige was "13" hörbar macht... :)
WurstHans sagt:
#2 - 30.05.2014 um 12:32 Uhr
1. Iommi IST ein Gott. Keine Widerrede hier!2. Das Album ist ja wohl der Kracher! Dagegen können diese ganzen Retro-Kappellen mit ihren großen Sonnenbrillen sowas von einpacken!
Alex sagt:
#3 - 19.06.2014 um 12:28 Uhr
Iommi ist einfach nur geil!