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Play-Alike Mark Knopfler – Gitarren Workshop

“Die Kunst der leisen Töne” – mit diesen Worten beginnt eine Konzertrezension der Dire Straits aus dem Jahre 1985 – eine Epoche, für die der Begriff “Minimalismus” nun wahrlich nicht das Wort der Wahl ist.

Photo Credit: Fabio Lovino
Photo Credit: Fabio Lovino
Photo Credit: Fabio Lovino


Dennoch haben die Endsiebziger einen Gitarristen hervorgebracht, der sich, anders als viele renommierte “Guitarheroes” dieser Zeit, wieder stärker auf extrem melodiöses, lyrisches und songdienliches Spiel besann und dessen Fusion aus Country und Blues gepaart mit einem unfassbaren Gitarrensound den Begriff des “cleanen” Stratspiels neu definierte.
Die Rede ist von Mark Knopfler, einem Künstler, der seine Ausnahmestellung aber nicht nur durch seine Meilensteine als virtuoser und innovativer Gitarrist zementierte. Auch nach Jahrzehnten glänzt er als herausragender Songschreiber mit nicht versiegender Kreativität, wie sein aktuelles Werk “PRIVATEERING” beweist. Das mit 20 Titeln bis an den Rand gepackte Doppelalbum ist so unverwechselbar aus seiner Feder wie es seine allererste Platte war, von Abnutzung oder Müdigkeit keine Spur. Höchste Zeit, diesen Ausnahmekünstler einmal genauer zu betrachten.

Das 2012 erschienene Album Privateering
Das 2012 erschienene Album Privateering

Biografie:

Mark Freuder Knopfler (spricht sich übrigens ganz undeutsch: “noff-ler”) wurde am 12.8.1949 in Glasgow geboren. Durch das Harmonika- und Boogie Woogie Pianospiel seines Onkels beeinflusst, entdeckte Mark schnell seine Liebe zur Musik, insbesondere zu Bluesgitarristen wie Blind Willie McTell, Lonnie Johnson und B.B. King. Aber auch Musiker, die der damaligen Pop/Rock- und Countrykultur entsprangen, wie die Everly Brothers, Duane Eddy, Rick Nelson (mit Jimmy Burton an der Gitarre – ein kleiner Anspieltipp ist übrigens das Solo von “Hello Mary Lou”!),die Shadows und natürlich auch Elvis Presley formten Knopflers Musik-Kosmos. Die “Shadows” mit ihrem Gitarristen Hank Marvin waren es auch, die Knopflers Faszination für eine Fender Stratocaster in Fiesta Red auslösten. Bis er die in den Armen halten konnte, musste sich Mark allerdings noch etwas gedulden, denn mehr als eine 50 Pfund teure Höfner V2 (immerhin in Rot) war damals leider nicht drin.

Heute hat Mark sein eigenes Signature-Modell
Heute hat Mark sein eigenes Signature-Modell
Heute hat Mark sein eigenes Signature-Modell

Den offensichtlichsten Einfluss auf Knopfler übte jedoch der kürzlich verstorbene J.J. Cale aus, der durch seine Spielweise (J.J. Cale war ebenfalls Fingerpicker, und “kommentierte” seine Gesangslinien, wie auch Knopfler, mit kleinen Melodiefills), aber auch mit seinem Gesangsstil am stärksten in Mark Knopflers Spiel wiederzufinden ist. Zitat Knopfler: “He’s very very special to me”. Mark behauptet jedoch, nie tatsächlich Soli seiner Idole transkribiert und eingeübt zu haben, sondern vielmehr, den Spirit seiner Vorbilder aufzunehmen.
Knopfler spielte damals bereits in verschiedenen Formationen (z. B. Brewers Doop oder den Cafe Racers), bevor es ihn nach einem kurzen Gastspiel als Journalist und Englischlehrer nach London verschlug, wo er mit seinem Bruder und John Illsey, die beide in einer WG zusammenlebten, die Dire Straits gründete. Das erste selbstbetitelte Album aus dem Jahre 1977, das sich zu Beginn nur schleppend verkaufte, bis die Singleauskopplung “Sultans of swing” die Charts stürmte, präsentierte ein Gitarrenspiel, wie man es bis dahin in dieser Form noch nicht kannte.
Ab da begann die Erfolgsgeschichte der Dire Straits, die kontinuierlich bis zum Jahre 1985 anhielt – das Album “Brothers in Arms” markiert wohl den Höhepunkt dieser Entwicklung. Nebenbei schrieb Knopfler Filmmusik, komponierte für andere Künstler (z. B. “Private Dancer” für Tina Turner), wirkte als Sideman für Musiker wie Steely Dan oder Mink deVille, oder produzierte Alben, unter anderem für Bob Dylan. Allerdings machte sich Mark, dem der Erfolg und auch der Rummel um seine Person zu groß wurden, erste Überlegungen, auch andere künstlerische Wege zu bestreiten. So gründete er zum Beispiel 1989 die ” Notting Hillbillies”, und er erfüllte sich einen Traum, als er mit Chet Atkins die Platte “Neck to Neck” aufnahm. Beides waren Projekte, in denen er sich wieder auf seine musikalischen Wurzeln zurückbesann.

Photo Credit: Fabio Lovino
Photo Credit: Fabio Lovino

Zwar nahmen die Dire Straits 1991 das Album “On every Street” auf, die Band konnte jedoch nicht an alte Erfolge anknüpfen. Ab diesem Zeitpunkt widmete sich Mark seiner Solokarriere, stilistisch eine Mischung aus Blues, Rock, Folk und viel Tradition, und zieht es vor, eher kleinere Brötchen zu backen, oder wie er selbst sagt: “Mir macht es viel mehr Spaß, mein kleines Boot zu steuern. Den Riesenfrachter Dire Straits möchte ich für immer im Hafen lassen”. Wie dem auch sei: Ein Platz in der Musikgeschichte ist ihm auch unabhängig von der Schiffsgrößen sicher.

TechTalk:

Knopfler-Sound entsteht in erster Line – ich traue mich diesen Satz fast nicht zu verwenden – in seinen Fingern, und zwar der linken wie der rechten Hand. Mark pickt fast ausschließlich, vornehmlich mit Daumen, Zeige- und Mittelfinger. Zwar wurde “Expresso Love” mit dem Plektrum gespielt, aber Ausnahmen bestätigen bekanntlich die Regel.
Den Ringfinger sieht man sehr häufig auf das Schlagbrett gestützt. Sowohl sein Akkordanschlag in Form von Strummings, als auch das Picking von Einzelnoten werden primär mit diesen drei Fingern bewerkstelligt. Dieser “clawhammer”-Style (ein Begriff aus dem Banjospiel) ist wirklich untrennbar mit dem typischen Knopflersound verbunden und ich werde mich in diesem Workshop bemühen, ebenfalls weitestgehend alles mit Fingern zu spielen. Und genau das würde ich euch auch anraten, denn dadurch versteht man Marks Spiel (und auch seinen Sound) viel leichter.
Auch die linke Hand mit ihrem kleinen, schnellen, aber doch einfühlsamen Vibrato und natürlich die fantastische Spieltechnik tragen ihren Teil zum Faszinosum Mark Knopfler bei.
In Sachen Hardware finden wir bei Knopfler stark variierendes Equipment und gerade um die ersten Platten mit ihrem glasklaren, perligen Gitarrensound ranken sich Legenden und Gerüchte. Höchstwahrscheinlich handelt es sich bei den hier verwendeten Verstärkern um Fender Amps (Vibrolux, Twin Reverb, Concert), die später durch Music Man, Mesa Boogie und auch Marshall Amps erweitert wurden.

Auch Marshalls JTM45 Head (hier in der MKII Version) gehört zu Knopflers Favoriten
Auch Marshalls JTM45 Head (hier in der MKII Version) gehört zu Knopflers Favoriten
Auch Marshalls JTM45 Head (hier in der MKII Version) gehört zu Knopflers Favoriten

Für das Album “Brothers in Arms” kamen Marshall JTM 45 und wohl auch ein Laney-Amp für “Money for nothing” hinzu, da Knopfler angeblich für diesen Track Bill Gibbons Sound (ZZ Top) imitieren wollte. Ende der 80er sieht man Mark dann des öfteren mit einem Soldano SLO 100 Topteil über eine Marshall-Box mit Electro Voice Speakern spielen.
Als Gitarre wird mit Knopfler gerne die Stratocaster assoziiert, und das stimmt natürlich auch bis zu einem gewissen Grad. Mark besitzt jedoch einen immensen Fuhrpark an verschiedenen Gitarrentypen, von Pensa Suhr mit aktiven Pickups über Gibson Les Pauls (insbesondere für “Brothers in Arms”), Steinberger, Fender Telecaster und vielen mehr.
Nichtsdestotrotz: Spricht man vom typischen Knopflersound, so meint man damit den typischen Stratsound aus den Anfängen seiner Karriere, anfangs bevorzugt mit Ahornhals-Strats, später auch gerne mal mit der Palisander-Variante erzeugt. Und natürlich gehört zu seinen Instrumenten auch die eigene Fender Signature, die Mark Knopfler Custom Strat.
Akustische Instrumente sind bei Knopfler z. B. die National Style O Resonatorgitarre, Ovation Adamas oder die Chet Atkins Nylonstring.
Auch wenn Mark in einem Interview aus den 70ern behauptet, keine Effekte zu benutzen, haben die 80er Jahre natürlich auch in Marks Rack Spuren hinterlassen. Dennoch fällt primär der angenehm komprimierte Sound der Erstlingswerke ins Ohr, der angeblich durch einen Dan Armstrong “Orange Squeezer” Kompressor erzeugt wurde. Reverbs und Delays dürfen nicht fehlen, so wie gelegentlich ein homöopathisch dezenter Chorus wahrzunehmen ist. Das WahWah stellt natürlich ein unverzichtbares Tool dar, um den “Money for Nothing” Sound zu erzeugen. Für unsere Zwecke reicht jedoch eine stratähnliche Gitarre (lange Mensur) mit – vorzugsweise – Steg-Singlecoil, da Knopfler häufig die erste Zwischenposition (Steg- + Mittelsinglecoil zusammen) verwendet. Das Ganze geht dann in einen cleanen (Röhren-) Amp, wobei ein Kompressor am Anfang der Signalkette hilft, die oft stark angerissenen Saiten im Attack etwas zu zähmen.
Für ein paar Sounds des “Brothers in Arms” Albums kommt man mit einer Gitarre, die mit einem Halshumbucker bestückt ist, sehr gut zum Ziel, und hier darf auch der Verzerrer oder das WahWah-Pedal ausgepackt werden. Die Akustikparts klingen natürlich mit einer Resonatorgitarre am authentischsten, wobei jede andere Steelstring diese Aufgabe auch erledigt. Der Kapodaster ist ebenfalls ein essenzielles Tool für die Akustikpassagen.

Stilanalyse:

Bei Mark Knopflers Spiel vermischen sich relativ viele kleine Einzelbestandteile zu einem großen Ganzen, in dem der Übergang von Begleitung, kleinen Solofills und kompletten Soli relativ fließend vonstattengeht. Bei ihm bildet alles eine Einheit im Dienste der Komposition.
Da sowohl bei den Dire Straits als auch bei den Soloprojekten fast immer ein Rhythmusgitarrist die Begleitfunktion übernimmt, kann Mark sich häufig auf Verzierungen in Form von Einwürfen und Fills beschränken. Rhythmusgitarrenarbeit findet im Hause Knopfler eher in Form von Fingerpickings auf akustischen Gitarren (z. B. der Resonatorgitarre) oder Double Stops statt.
Werfen wir zunächst einen Blick auf typische Knopfler-Doublestops:
Das klassische “Riff” wird man bei Knopfler eher vergebens suchen. Eine große Ausnahme stellt das Intro von “Money for Nothing” dar. Hier begegnen uns gepickte Quinten und Quarten mit einem sehr ungewöhnlichen Gitarrensound, den man am besten mit einer Les Paul-ähnlichen Gitarre durch den Halspickup erzeugt, den man in einen verzerrten Amp schickt. Im Fall der Dire Straits war dies ein Laney oder Marshall JTM45 – da scheiden sich wohl die Geister. Den nasalen Sound kreiert ihr mit einem feststehenden Filter, was im Prinzip nichts anderes ist als ein Wah Pedal, das ihr an einer fixen Position stehen lasst (d. h. euer Fuß moduliert das WahWah Pedal nicht, sondern kann sich entspannt daneben stellen). Da Knopfler das Riff im Song stark variiert, habe ich euch eine Version notiert, die eine Art Querschnitt darstellt:

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Audio Samples
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Money for Nothing – Intro

Hier die Noten nochmal als PDF zum ausdrucken.

Auf der zweiten Dire Straits Platte “Communiqué” finden wir im Song “Where do you think you’re going” ein tolles Doublestop-Motiv, primär bestehend aus Terzen und Sexten. Grundsätzlich sind diese Intervalle prädestiniert für Doublestops, da sich in jedem Dreiklang Terzen (zwischen Grundton und Terz, bzw. Terz und Quinte) und Sexten (zwischen Terz und Grundton in der ersten Umkehrung oder zwischen Quinte und Terz in der zweiten Umkehrung) befinden. Zwar treten auch Quarten und Quinten in Akkorden auf, dennoch lassen sich mit Terzen und Sexten oft lyrischere Effekte erzielen. Durch das Vorkommen dieser Intervalle im Akkordbild kann man sie natürlich auch immer als verkürzte Form der vollen Akkorde einsetzen:

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Where do you think you’re going Where do you think you’re going – Jam Track

Ein ganz ähnlicher Effekt, nämlich wieder Sexten und Terzen, begegnet uns bei dem Klassiker “Sultans of swing”

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Sultans – Double Stops Sultans – Double Stops – Jam Track

Auch im Solospiel sind Double Stops gern gesehene Gäste, wie hier im Auszug aus “Tunnel of Love”:

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Audio Samples
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Tunnel of love Tunnel of love – Jam Track

Tolle Rhythmusarbeit findet man auch in Form von Fingerpickings, wie z. B. im Intro von “Romeo and Juliet”, gespielt auf einer Resonatorgitarre.
Mark empfiehlt für neue Ideen und Inspirationen, die Gitarre in einem “Open Tuning” zu stimmen und dann ganz kindlich herumzuprobieren, welche Akkorde und Akkordverbindungen entstehen, wenn man sich nicht mehr auf seine bekannten Pattern und Shapes verlassen kann (auf diesem Weg ist übrigens auch “Sultans of Swing” entstanden).
Für “Romeo and Juliet” wählt Knopfler das DGDGBD – (also Open G -) Tuning, allerdings setzt er den Kapodaster in den dritten Bund:

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Romeo and Juliet

Da das Notenbeispiel relativ lang ist, haben wir es (der besseren Lesbarkeit halber) als praktisches PDF zum Downloaden anzubieten:

Das gleiche Tuning begegnet uns im Intro von “Telegraph Road” – ebenfalls mit einer Resonatorgitarre gespielt, mit dem Kapodaster im dritten Bund:

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Telegraph Road – Intro Telegraph Road – Intro – Jam Track

Auch diesmal gibt es die Noten als PDF:

Mark Knopfler als Solist

Betrachten wir Knopflers Solospiel genauer. Hier begegnen uns viele Elemente aus dem Blues, Bendings aus dem Countrygenre, Arpeggien und neben der Blues- und Durtonleiter auch der Einsatz von Harmonisch, ja bisweilen sogar Melodisch Moll.
Doch zunächst würde ich gerne auf ein paar Soundbesonderheiten eingehen, die mit Knopflers Fingerstyle verbunden sind und knopflersche Soundeffekte erzeugen:
In der folgenden Übung solltet ihr eine Art Wechselschlag mit Daumen und Zeigerfinger vollziehen, wobei der Daumen nach unten schlägt und Zeigefinger nach oben – ja man muss fast sagen “reißt”. Hier wechseln sich gemutete Ghostnotes mit angeschlagenen Noten ab. Das Muting wird hier sowohl durch den Greiffinger, der sich leicht abhebt, als auch durch den Handballen der Pickhand erzeugt:

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Picking-Übung

Sehr oft hört man diese gemuteten Noten in Form von Auftakten oder Vorschlagsnoten zur Hauptnote:

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Mute – Auftakt/Vorschlagnote

Gerne spielt Knopfler auch folgende “Rakes” mit p, i und m (Daumen, Zeige- und Mittelfinger):

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Rake

Betrachten wir nun ein paar Phrasen und Tonmaterial:

Klassische Blueslicks, manchmal auch in Verbindung mit Durmaterial (siehe auch oben der Soloeinstieg von “Tunnel of love”), finden wir z.B. in der Singleauskopplung “Calling Elvis” des Albums “On every Street” :

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Calling Elvis

Auch im Schlusssolo von “Lady Writer” (Album: “Communiqué”) treffen wir ein rasantes, aus der Pentatonik stammendes Repeating-Pattern an:

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Lady Writer – Repeating Pattern Lady Writer – Jam Track

Im Rideout-Solo von “Telegraph Road” finden wir ein ähnliches Pattern:

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Rideout-Solo Telegraph Road

Charakteristisch für Countrybendings ist häufig, dass man einen Doublestop greift und einen Ton “bendet”, wobei der andere liegenbleiben muss. Dadurch zieht man quasi in ein Intervall hinein, das meist ein Auszug aus einem Akkord ist.
Ein tolles Countrybending für ein A7 begegnet uns in “Sultans of Swing”:

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Sultans of Swing – Country Bending Sultans of Swing – Country Bending – Jam Track

… oder auch im Introsolo von “Lady Writer”:

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Lady Writer – Country Bending Lady Writer – Country Bending – Jam Track

Da das Beispiel wieder etwas länger ist, hier die Noten erneut als PDF-Download:

Auch Arpeggien sind typische Bestandteile von Marks Spiel und verleihen ihm die starke melodiöse Komponente, für die er so bekannt und geschätzt ist. Betrachten wir diesen Auszug aus Telegraph Road, in dem Mark geschickt das Gm Arpeggio in ein C- Dur Arpeggio führt.

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Telegraph Road – Arpeggio-Part

Und natürlich das Ende des zweiten “Sultans of Swing” Solos – die Harmonien sind Dm, Bb und C -und genau das spielt Knopfler mit den Arpeggien aus:

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Sultans of Swing Solo 2

Viele Kompositionen der Dire Straits bzw. von Mark Knopfler bewegen sich im Mollraum, wobei sogar hier eine kleine Vorliebe für Dm zu erkennen ist, die möglicherweise auch Knopflers optimaler Gesangslage geschuldet ist.
Wie ihr bereits aus meinem Harmonielehreworkshop wisst, erhalten wir in Moll auf der V. Stufe eigentlich ein m7-Akkord als Dominante, der nicht die starke Zugkraft eines Dominantseptakkordes besitzt. Wollen wir diese V. Stufe zu einem Dominantseptakkord verwandeln, müssen wir seine Terz erhöhen. Verwenden wir diese erhöhte Terz in der Ursprungsmolltonleiter, so gewinnen wir ein neues Tonfeld, nämlich harmonisch Moll. Und genau das macht sich Knopfler bei diesen (sich nach Moll auflösenden) Dominanten zunutze. Im konkreten Fall von Dm heißt das: Dm ist die Tonika (d. h. wir bewegen uns im Vorzeichenbereich von F Dur, also einem “b”) und A7 die Dominante (mit c# als großer Terz).
Betrachten wir die Akkordfolge von “Sultans of swing”:

II: Dm I Bb C I A7 I A7 :II

Für uns als Solisten – und so denkt auch Knopfler – können wir die ersten beiden Akkorde mit der Dm-Tonleiter ausspielen, für den A7 verwenden wir jedoch die D Harmonisch Moll Scale (bzw. den 5. Modus A HM5). Allerdings darf man nicht unerwähnt lassen, dass Mark, trotz des harmonischen Zusammenhangs, gelegentlich auch beinhart die mixolydische Tonleiter einsetzt (z. B. über den A7: die None b oder die große Sexte f#). Hier ein Beispiel aus “Sultans of swing” – ein A Dur add4 Quintraum (aus D harmonisch Moll):

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Sultans of Swing – Dominant-Part

Auch in “Private Investigation” begegnet uns die Harmonisch Moll Tonleiter, ein B7, der uns zu einem Em führt, lädt dazu ein, E Harmonisch Moll bzw. B HM5 auszupacken (auch sehr schön zu sehen, wie Knopfler das B7 Arpeggio ausspielt):

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Private Investigation – B7 Private Investigation – B7 – Jam Track

Auf der VII. Stufe dieser Tonleiter befindet sich ein verminderter Septakkord, der sehr gut über der Dominante eingesetzt werden kann. Hier dazu ein Beispiel aus “Telegraph Road”:

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Telegraph Road – Verminderter Septakkord

Auf Knopflers erster Soloscheibe “Golden Heart” aus dem Jahre 1996 finden wir das Stück “Rüdiger” (einem sehr anhänglichen deutschen Fan gewidmet). Hier kann man ein sehr gelungenes Beispiel für den Einsatz der Melodisch Moll-Tonleiter in einem Popsong hören:

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Rüdiger – Melodisch Moll Jam Track

Das Beispiel ist relativ lang, deshalb wieder als …PDF!

Zum Abschluss möchte ich euch gerne noch ein paar längere Auszüge aus Knopfler-Soli präsentieren.

Betrachten wir “Sultans of swing” mit seinen beiden Soli. Hier finden wir viele der oben genannten Punkte: die bereits vorgestellte Arpeggiophrase, Countrybending und Pentatonik-Licks.
Hier das erste Solo :

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Sultans of swing – Erstes Solo Jam Track

Die Noten als PDF:

Im zweiten Solo geht Mark schon etwas mehr zur Sache:

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Sultans of swing – Zweites Solo Jam Track

Und die Noten zum Downloaden:

Der Song “Telegraph Road” vom Album “Love over Gold” ist regelrecht gespickt mit Gitarrensoli. Deshalb werfen wir Auge und Ohr auf das erste Solo:

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Telegraph Road – Erstes Solo Jam Track

Die Noten des ersten Solos:

Das Antikriegsstück “Brothers in Arms” von der gleichnamigen Platte ist ein Paradestück für melodiöses, ja fast schon vokales Gitarrenspiel. Marks Ton, die Volume-Swells (erzeugt durch das Volumenpoti an der Gitarre) und die vielen kleinen wunderschönen Motive machen Knopflers Gitarrenarbeit auf diesem Song epochal.
Da die ganzen kleinen Fill-Ins ebenso ausschlaggebend für die Wirkung des Stückes sind, habe ich mir erlaubt, bereits etwas vor dem eigentlichen Solo einzusteigen. Knopfler spielt hier eine Gibson Les Paul, mit dem Halstonabnehmer über einen Marshall JTM 45:

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Brothers in Arms Jam Track

Und die letzten Noten dieses Play-Alike Workshops als PDF:

So viel zum Kollegen Knopfler. Ich hoffe, ich konnte euch in dieser Play-Alike Ausgabe einen repräsentativen Querschnitt seiner Spielweise präsentieren. Was mir bei Knopflers Spiel besonders imponiert, ist seine unglaubliche Ehrlichkeit und sein geschmackvoller Stil. Das bekommt man in dieser Ausprägung nicht häufig zu hören. Und ganz egal, ob man auf Metal oder Jazz steht, eine gehörige Portion “Knopflerismen” sollte jeder Gitarrist im Portfolio haben.
In diesem Sinne, Viel Erfolg und Spaß!
Zum Abschluss möchte ich euch noch einen Auszug der Knopflerschen Diskographie vorstellen, bei der ich auf unzählige Eps, Greatest Hits oder Live Bootlegs verzichtet habe:
Mit den Dire Straits:

  • 1978: Dire Straits
  • 1979: Communiqué
  • 1980: Making Movies
  • 1982: Love over Gold
  • 1984: Alchemy
  • 1985: Brothers in Arms
  • 1991: On Every Street

Solo:

  • 1996: Golden Heart
  • 2000: Sailing to Philadelphia
  • 2002: The Ragpicker’s Dream
  • 2004: Shangri-La
  • 2007: Kill to Get Crimson
  • 2009: Get Lucky
  • 2012: Privateering

Mit anderen

  • 1990: Neck and Neck (mit Chet Atkins)
  • 1990: Missing…Presumed Having A Good Time (mit The Notting Hillbillies)
  • 2006: All The Roadrunning (mit Emmylou Harris)
  • 2006: Real live Roadrunning (mit Emmylou Harris)

Soundtracks

  • 1983: Local Hero,
  • 1984: Cal
  • 1984: Comfort and Joy,
  • 1987: The Princess Bride
  • 1989: Last Exit to Brooklyn
  • 1993: Screenplaying
  • 1998: Wag the Dog
  • 1999: Metroland
  • 2001: A Shot at Glory
Hot or Not
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Photo Credit: Fabio Lovino

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Profilbild von Leistungstraeger

Leistungstraeger sagt:

#1 - 15.01.2014 um 19:02 Uhr

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Danke für diesen Workshop. Ein Knopfler-Play-Alike hab ich hier schon länger vermisst! :-D

Profilbild von MarkSz

MarkSz sagt:

#2 - 15.01.2014 um 22:03 Uhr

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Fantastische Workshop. Mehr davon,please! :-))

Profilbild von Volker

Volker sagt:

#3 - 16.01.2014 um 15:13 Uhr

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Toll, einfach nur toll!! Mark Knopfler ist einer meiner Lieblingsgitarristen. Und dass ihr jetzt ein Play Alike dazu rausgebracht habt, ist für mich der Hammer!Wenn es jetzt noch einen Track und Tabs für "Going Home" gäbe, wäre das das Tüpfelchen auf dem i...

Profilbild von Transienten Ali

Transienten Ali sagt:

#4 - 16.01.2014 um 16:06 Uhr

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Profilbild von Hans

Hans sagt:

#5 - 16.01.2014 um 17:50 Uhr

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zumindest teilweise benutzt er ein Volumenpedal (Brothers in Arms)

Profilbild von Michael

Michael sagt:

#6 - 18.01.2014 um 00:36 Uhr

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Ganz GROß !! Ein Gott an den Saiten.
Danke sehr. Und Chapeau, mein lieber Haiko. Klasse eingespielt.

Profilbild von Markus Galla

Markus Galla sagt:

#7 - 22.01.2014 um 01:14 Uhr

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Springsteen und Knopfler direkt hintereinander, ich bin begeistert. Knopfler benutzt aber anstelle des Volume Potis stets ein Pedal, wie auf den Live Konzerten zu sehen ist. Seit vielen, vielen Jahren spielt er u. a. Soldano Amps und eine Pensa Suhr Strat, Telecaster sowie diverse Flattops. Mesa Boogie, Fender Amps und Vox AC30 gehören ebenfalls zu seinem Setup, welches komplexer ist als man meinen möchte. Ein sehr vielseitiger Gitarrist, der auch im hohen Alter noch zu überraschen weiß.

Profilbild von TobiWanKenobi

TobiWanKenobi sagt:

#8 - 23.01.2014 um 15:33 Uhr

0

Jungs, ihr bekommt so einen Workshop gratis geliefert und das einzige was euch euinfällt ist das Volume Pedal...:)Gitarristen.... wie war der Witz mit der Glühbirne?

Profilbild von Rainer

Rainer sagt:

#9 - 27.01.2014 um 19:00 Uhr

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Toller Workshop!! Vielen, vielen Dank! Ich bin ein großer Knopfler-Fan, aber leider ein spät berufener Gitarrenspieler von 48 Lenzen. Ich habe es daher nur auf Hobbyniveau gebracht und komme mit der Fingerpicking-Technik nicht zurecht. Ein How-to-learn-Video hierzu wäre toll! Ansonsten auch vom Sound her, erste Sahne!

Profilbild von Strat

Strat sagt:

#10 - 20.02.2014 um 20:37 Uhr

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Hallo,vielen Dank dafür!
Hat der Workshop was mit der Umfrageauswertung zu tun?

Profilbild von Juergen

Juergen sagt:

#11 - 22.05.2014 um 14:16 Uhr

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Hallo,
klasse Workshop mit treffender Stilanalyse
Knopflers.Dicke Empfehlung und Dank!Ein Späteinsteiger an der Gitarre,
Gruß aus LEV

Profilbild von Nigel Reed

Nigel Reed sagt:

#12 - 27.09.2015 um 22:57 Uhr

0

Excellent information and easy to follow even for a non German speaker. Thanks for sharing.

Profilbild von Harry

Harry sagt:

#13 - 27.12.2015 um 19:07 Uhr

0

Danke, ihr seid toll!!!
Eine Frage hätte ich aber....Bin nur Anfänger und stehe mit Noten auf Kriegsfuß!
Kann es sein das die Notation v. MFN nicht so ganz zur Tabulatur passt?

Profilbild von Haiko Heinz

Haiko Heinz sagt:

#14 - 27.12.2015 um 19:28 Uhr

0

Hallo Harry, danke für deinen Beitrag - die stimmen überein, dadurch dass man ein und dieselbe Note gegriffen und mit Leersaiten spielen kann entstehen manchmal unterschiedliche Tabulaturen trotz identischer Notenschrift, falls du das meinst?

Profilbild von Josef Meier

Josef Meier sagt:

#15 - 09.02.2017 um 20:47 Uhr

0

Hallo Heiko,
Eure Workshops sowie Eure Homepage sind einfach nur super;
ich stöbere jeden Tag und finde immer etwas brauchbares.
Ich bin über die Faszination des Knopfler Sounds der mich ab der ersten Dire Straits CD bewegt hat, vor ca. zwanzig Jahren selbst zum Gitarristen (Hobby-Autodidakt) geworden.
Nun hat Knopfler neben den von Dir aufgeführten Dire Straits Licks (Techniken)
in seiner Solo Karriere sein Repertoire immens erweitert.
Mich würde ein Workshop über die Knopfler Picking Techniken brennend interessieren.
Vielleicht hast Du ja mal die Muse ein paar acoustik Workshops zu starten.
Mich und sicherlich viele andere würde es freuen.
Macht weiter so
Viele Grüße
Josef

Profilbild von Christian Minuth

Christian Minuth sagt:

#16 - 12.08.2019 um 15:22 Uhr

0

Wirklich ganz großartige Tutorials. Da ich mit Noten nichts anfangen kann, sind die Tabulaturen perfekt. Gewöhnungsbedürftig ist natürlich das Open Tuning (Neulernen der Akkorde ;0(
Danke für Eure tolle Arbeit

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