Duff McKagan ist der Inbegriff eines Rockbassisten, der dem Slogan „Sex & Drugs & Rock’n’Roll“-Lifestyle viele Jahre lang alle „Ehre“ gemacht hat. Seine beiden Bücher zeigen aber auch einen Mann, der durchaus zur Selbstkritik fähig ist. Als Bassist von Guns n’ Roses sorgt Duff McKagan mit Unterbrechungen seit nunmehr fast 40 Jahren für das satt-schiebende Low End und drückt der Band einen äußerst markanten klanglichen Stempel auf. Guns n’ Roses befinden sich gerade auf großer Welttournee – eine willkommene Gelegenheit, einmal einen Blick auf Duff McKagans Basslines sowie seine wichtigsten Stilmerkmale zu werfen.
- Duff McKagan / Guns n’ Roses – History
- Die frühen Jahre
- Durchbruch und Drogensumpf
- Reunion Time
- Duff McKagan / Guns n’ Roses – Stilmerkmale
- Duff McKagan / Guns n’ Roses – Sound und Equipment
- Duff McKagan / Guns n’ Roses – Songauswahl
- „Welcome To The Jungle“
- „Nightrain“
- „Mr. Brownstone“
- „Paradise City“
- „My Michelle“
- „Sweet Child Of Mine“
- „Rocket Queen“
Duff McKagan / Guns n’ Roses – History
Die frühen Jahre
Duff McKagan erblickte am 05. Februar 1968 in Seattle / Washington das Licht der Welt. Schon früh fand er zur Musik und zum E-Bass. Seine erste Leidenschaft galt dem Punk-Rock; er spielte unter anderem in der Band The Road Crew. Weitere Mitglieder dieser Gruppe waren ein gewisser Slash sowie Steven Adler – ihres Zeichens späterer Gitarrist und Drummer von Guns n’ Roses.
Auch zwei andere spätere „Gunners“ kannten sich bereits aus gemeinsamen Projekten. Sänger Axl Rose und Gitarrist Izzy Stradlin betrieben zu Beginn ihrer Karrieren gemeinsam die Band The Hollywood Rose. Danach trennten sich kurz ihre Wege und Axl Rose schloss sich L.A. Guns an. Gemeinsam mit Izzy und einigen Musikern dieser Band gründeten sie schließlich im Jahr 1985 Guns n’ Roses.
Kurz darauf verließ der erste Guns n’ Roses-Bassist, der Däne Ole Beich (1955-1991), nach nur einem Auftritt die Band und wurde durch Duff McKagan ersetzt. Dieser brachte zeitnah Slash und Steven Adler mit in die junge Band. Somit war die Besetzung gefunden, die kurz darauf Geschichte schreiben sollte: Nach einem Auftritt 1986 im L.A.-Club „The Troubadour“ wurden sie von der Plattenfirma „Geffen Records“ entdeckt und unter Vertrag genommen.
Durchbruch und Drogensumpf
Im Juli 1987 erschien mit „Appetite For Destruction“ das Debütalbum von Guns n’ Roses, welches sich aber zunächst nur schleppend verkaufte. Erst die Single „Sweet Child O’ Mine“ brachte die Dinge ins Rollen und „Appetite For Destruction“ entwickelte sich zu einem der erfolgreichsten Erstlingswerke aller Zeiten.
Für dich ausgesucht
Es folgten zahlreiche weltweite Konzerte – und ebenso viele Skandale! Der ausschweifende und von Drogen geprägte Lebensstil aller Bandmitglieder hinterließ über die Jahre immer wieder Spuren. 1991 erschienen mit „Use Your Illusion I & II“ das zweite bzw. dritte Album der „Gunners“. Mit „November Rain“, „Don’t Cry“ und dem Bob-Dylan-Cover „Knockin’ On Heavens Door“ gab es weitere Hits, während jedoch die internen Spannungen stetig zunahmen.
Drummer Steve Adler musste bereits vorher aufgrund seiner massiven Heroinsucht das Handtuch werfen. Ihm folgte Izzy Stradlin – immerhin bis dato der wichtigste Songwriter der Band! Diese Umstände führten zu dem mäßig erfolgreichen Album „The Spaghetti Incident“, auf dem ausschließlich Cover-Versionen bekannter Songs zu hören waren.
1997 war Axl Rose schließlich das einzig verbliebene Mitglied der originalen Besetzung. Im Laufe der Jahre gab es immer wieder personelle Änderungen – Guns n’ Roses blieben zwar auf dem Papier bestehen, nennenswerter kreativer Output war jedoch nicht mehr zu verzeichnen. Als legendärer Negativ-Höhepunkt dieser Phase ist das über nahezu 20 Jahre angekündigte Album „Chinese Democracy“, welches Axl Rose in Eigenregie aufnahm und erst 2008 veröffentlichte.
Reunion Time
Seit Mitte der Nuller-Jahre kam es dann immer wieder zu teilweisen Reunions der Band. 2016 fanden zumindest mit Axl Rose, Slash und Duff McKagan drei originale Mitglieder der Urbesetzung wieder zusammen und sind seitdem auf der „Not In This Lifetime“-Welttournee unterwegs.
Die gute Nachricht: Auch Duff McKagan hat seine Alkohol- und Drogenprobleme mittlerweile weit hinter sich gelassen und kann sich wieder vollends der Musik widmen. Nach Jahren der Suchtbekämpfung mit vielen Tiefschlägen und sogar Nahtoderfahrungen halfen ihm vor allem der Kampfsport und seine Familie, wieder zu einem gesunden Lebensstil zurückzufinden. Duff McKagan ist verheiratet und Vater zweier inzwischen erwachsener Töchter.
Duff McKagan / Guns n’ Roses – Stilmerkmale
Hier sind die wichtigsten Merkmale, die Duff McKagans Personalistil am E-Bass auszeichnen:
- Punk-Wurzeln
- sehr konstanter Plektrum-Sound
- hauptsächlich Downstrokes, nur bei höheren Tempi Wechselschlag
- wenig Legato-Techniken wie Hammer-On, Pull-Off etc., nahezu jeder Ton wird angeschlagen
- beendet Formteile meist auf hoher Note, um Spannung zu erzeugen
- Fills in höheren Lagen, die im Mix hervorstechen
- viele „funky“ Dead Notes, speziell gerne vor antizipierten Noten
- geschmackvolle Balance zwischen gedoppeltem Gitarrenriff und soliden Grundton-Achteln
- zahlreiche kleine melodische Motive
- Leersaiten als Auftakt zu Downbeats oder Akzenten
- Dur- und Moll-Pentatonik als favorisiertes Tonmaterial
Duff McKagan / Guns n’ Roses – Sound und Equipment
Duff McKagan kaufte sich vom ersten Vorschuss der Plattenfirma einen Fender Precision Bass Special, welcher zum bekannten Split-Coil-Pickup noch einen zusätzlichen Singlecoil-Steg-Tonabnehmer besitzt. Der Fender P-Special zeichnet sich durch einen tiefmittig-drückenden Sound aus. Duff ersetzte den Fender-Singlecoil durch einen Seymour Duncan Hotstack.
Im Laufe der Jahre sah man Duff McKagan mit einer Reihe verschiedener Fender-Bässe (z. B. Fender Aerodyne), aber nahezu allen war die P/J-Bestückung gemein. 2008 wurde Duff von Fender mit einem Signature-Modell geehrt: dem Duff McKagan P Bass:
„Fremdgegangen“ ist Duff McKagan ab und zu mit einem Yamaha BB 400 oder dem legendären Gibson Thunderbird. Duffs Bässe sind mit Rotosound Stainless Steel Strings bestückt. Diese schlägt Duff mit einem Plektrum an (Dunlop Tortex Standard 0.73mm), um das nötige Attack zu realisieren.
Seit den Anfangstagen von Guns n’ Roses vertraut Duff McKagan Bassverstärkern der US-Company Gallien Krueger. Er benutzte zunächst einen Gallien Krueger 400RB und rüstete später zu den Modellen 800RB und 2001RB auf. Diese paart er mit mehreren 4x10er-Boxen. Soll es mal „röhren“ und dreckiger sein, greift Duff zu einem Fender-Bassman-Topteil:
Bekannt ist Duff McKagan aber auch für seinen leicht angezerrten Sound inklusive Chorus (ein häufig bemühtes Soundklischee der 80er-Jahre). Dafür nutzt er diverse Pedale von MXR, Ibanez, Tech21 und anderen Marken. Hier ein paar Beispiele:
Duff McKagan / Guns n’ Roses – Songauswahl
Heute möchte ich bei der Songauswahl eher in die Tiefe und weniger in die Breite gehen. Daher beschränke ich mich auf das legendäre „Appetite For Destruction“-Album. Für viele Fans (inklusive meiner Wenigkeit) gilt es nach wie vor als das beste Album der Gunners.
Bass und Gitarren sind bei allen Songs einen Halbton tiefer gestimmt. Für uns bedeutet dies: Eb – Ab – Db – Gb. Die Transkriptionen habe ich jedoch der Einfachheit halber im Standard Tuning E – A – D – G aufgeschrieben.
„Welcome To The Jungle“
Der Name ist Programm: Mit diesem Song heißen Guns n’ Roses die Zuhörer in ihrem „Dschungel“ aus Sex, Drugs & Rock’n’Roll willkommen! Duff McKagan startet gleich mit seiner Vorliebe für höhere Lagen, um Dynamik zu erzeugen. Auch das Fill am Ende des Intros wandert wieder in die Höhe. Es folgt ein Unisono-Riff mit der Gitarre, und im Chorus hören wir die klassische Moll-Pentatonik bzw. Blues-Tonleiter.
„Nightrain“
Auch in diesem Song finden wir Fills in den höheren Lagen, um Formteile zu gliedern. Bevorzugtes Tonmaterial ist die A-Moll-Pentatonik bzw. Blues-Tonleiter. Auch die vielen durch Leersaiten vorbereiteten Akzente fallen in dieser Bassline auf.
„Mr. Brownstone“
In „Mr. Brownstone“ widmet sich Duff bei nahezu allen Akkorden der Dur-Pentatonik – auch das Main Riff basiert darauf. Der Einsatz von perkussiven Dead Notes vor und nach Akzenten ist hier ebenfalls wieder einmal sehr deutlich zu erkennen.
„Paradise City“
Nicht fehlen darf in unserer Sammlung natürlich der Megahit „Paradise City“. Allerdings haben wir diesen erst vor kurzer Zeit in einem eigenen, wesentlich ausführlicheren „Bassriff der Woche“-Workshop behandelt, der hier zu finden ist.
„My Michelle“
Im Intro deutet Duff McKagan abermals sein Gespür für einprägsame Melodien an, die auf dem Bass gespielt werden. Darauf folgt ein Unisono-Part mit Moll-Pentatonik/Blues-Tonleiter. Und auch Dead Notes bzw. Leersaiten zur Vorbereitung von Downbeats oder Akzenten setzt Duff hier häufig ein. Im Chorus schließlich geht dann der alte Punk mit ihm durch.
„Sweet Child Of Mine“
DAS Rock-Bassintro schlechthin! Mit dieser traumhaften Bass-Melodie hat sich Duff zweifellos einen Platz im Rock’n’Roll-Lexikon gesichert. Vers und Chorus glänzen auch mit vielen kleinen melodischen Motiven, die meist auf der Dur-Pentatonik beruhen.
„Rocket Queen“
Das epische Finale von „Appetite“. Der Song besteht zu einem großen Teil aus einem der bekanntesten Bassriffs von Duff. Zudem finden wir auch hier wieder Leersaiten als Auftakt zu Akzenten, kleine melodische Fills in höheren Lagen, und die Dur-Pentatonik.
Viel Spaß mit den Basslinien von Duff McKagan/Guns n’ Roses und zum nächsten Mal!
Thomas Meinlschmidt