Die US-amerikanische Band Journey hatte ihre ganz große Zeit Ende der 1970er und Anfang der 1980er-Jahre. All erfolgreichen Hits, darunter „Don’t Stop Believin’“,, „Wheel In The Sky“, „Separate Ways“, „Any Way You Want It“ etc. entstanden in dieser Phase. Journeys ausgefeilte Komposition gepaart mit aufwendigen Arrangements, hoher musikalischer Virtuosität und reflektierten Texten sind Blaupausen für den sogenannten „Adult Oriented Rock“, kurz AOR genannt. Die Rhythmusgruppe von Journey bestand in dieser Zeit aus dem legendären Drummer Steve Smith und Bassist Ross Valory. Sie bildeten das perfekte Fundament für Neal Schons virtuoses Gitarrenspiel und Joe Perrys unvergleichlichen Gesang! Wie generationenübergreifend Journeys Musik ist, konnte ich kürzlich auf einem mehrtägigen Fest in meinem Heimatort miterleben: In vier Tagen lief „Don’t Stop Believin’“ quasi in der Dauerschleife und wurde von 15- bis 65-Jährigen gemeinsam textsicher mitgesungen! Daher möchte ich heute einen Blick auf Ross Valorys klassische Journey-Basslines und seine Stilmerkmale werfen.
- Journey – History
- Journey – Stilmerkmale
- Journey – Equipment
- Journey – Transkriptionen
- „Any Way You Want It“ – Bassline
- „Don’t Stop Believing’“ – Bassline
- „Lovin’, Touchin’, Squeezin’“ – Bassline
- „Open Arms“ – Bassline
- „Separate Ways“ – Bassline
- „Wheel In The Sky“ – Bassline
- „Who’s Crying Now“ – Bassline
Journey – History
Gitarrist Neal Schon und Keyboarder Gregg Rolie waren nach ihrer Zeit bei Santana auf der Suche nach einer neuen Herausforderung und gründeten zusammen mit anderen Musikern die Band Journey. Bassist der ersten Stunde war Ross Valory!
Die ersten drei Alben („Journey“ „Look Into The Future“ und „Next“) brachten leider noch nicht den erhofften Erfolg, und es kam zu diversen Umbesetzungen. Unter anderem stieß Sänger Joe Perry zur Gruppe – und bereits mit dem nächsten Album inklusive des Hits „Wheel In The Sky“ sollte es steil bergauf gehen.
Es folgten die Alben „Evolution“ und „Departure“, welche weitere Achtungserfolge waren. Das folgende „Escape“ mit Songs wie „Don’t Stop Believin’“ und „Who’s Crying Now“ katapultierte Journey dann endgültig in den Olymp.
Nach diversen Tourneen und dem Studioalbum „Frontiers“ war die Luft bei Journey etwas raus – zeitgleich nahmen persönliche Differenzen Überhand. Bei den Aufnahmen zum Album „Raised On Radio“ mussten Ross Valory und Steve Smith 1986 die Band verlassen. Im Jahr darauf löste Journey sich dann offiziell auf.
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1996 kam es zu einer Reunion der Originalbesetzung, was jedoch nur von kurzer Dauer war. Mit dem neuen Sänger Steve Augeri ging es dann bis 2007 weiter. Als diese Liaison ebenfalls zu einem Ende kam, entdeckte Neal Schon den bis dato unbekannten philippinischen Sänger Arnel Pineda in einem YouTube-Video. Dieser wurde auf der Stelle verpflichtet und trägt seitdem die Fackel von Joe Perry erfolgreich weiter.
Im Jahr 2016 wurde Journey offiziell in die „Rock’n’Roll Hall Of Fame“ aufgenommen. Die mittlerweile wieder zur Band zurückgekehrten Bandmitglieder Ross Valory und Steve Smith wurden 2020 samt einer Schadensersatzklage erneut vor die Tür gesetzt.
Journey – Stilmerkmale
Der etwas „reifere und kultivierte“ Ansatz des AOR zeigt sich nicht nur in den Kompositionen und Arrangements, sondern auch in Ross Valorys Basslines. Jugendliche Spontanität und ungestüme Energie inklusive dreckiger Moll-Pentatonik-Exzesse weichen hier einem eher ausgefeilten und differenzierten Ansatz, der folgende Merkmale aufweist:
- häufige Verwendung von Skalen und Arpeggios
- wenig rocktypische Läufe auf der Moll-Pentatonik
- „gewagte“ Intervalle, wie Major 7 oder Quarte, um Spannung zu erzeugen
- sehr melodische Basslines, die oft wesentliche Erkennungsmerkmale des Songs bilden
- Bass doppelt häufig Keyboard bei prägnanten Passagen
- keine rifforientierten Songs (wie häufig im Rock), mehr harmonische Vielfalt
- viele kleine Variationen innerhalb des gleichen Songabschnitts (= viel Abwechslung)
- Wechsel zwischen bewegten und melodischen Basslines zu reduziertem Ansatz (= viel Abwechslung)
- Wechsel zwischen ausgefeiltem Bass-Schlagzeug-Zusammenspiel und straighten Rockgrooves
Journey – Equipment
Das Instrument, was man dank „Don’t Stop Believin’“ und dem „Eclipse“-Album sofort im Ohr hat, ist Ross Valorys extravaganter Ovation Magnum II Bass. Der berühmte Chorus-Effekt ist ein Eventide Harmonizer, welcher für eine schwebend anmutende leichte Verstimmung sorgt.
Weitere Bässe aus Ross Valorys Karriere sind ein Peavy T-40, Steinberger L2 und XT2 (die berühmten Paddel!), ein modifizierter Jackson-Bass mit P/J-Bestückung, diverse Fender Jazz- und Precision-Bässe, sowie in den letzten Jahren diverse Music Man Stingrays mit zwei Humbuckern (HH).
Ross Valoryy spielt je nach Song mit Fingern oder Pick und bevorzugt GHS Progressive Saiten. Beim Thema „Bassverstärker“ konnte ich nur „diverse Ampegs“ in Erfahrung bringen.
Journey – Transkriptionen
„Any Way You Want It“ – Bassline
Ein treibender Groove mit vielen antizipierten Zählzeiten. Ross Valory benutzt ausgiebig die G-Dur-Tonleiter für melodische Läufe und Fills. Interessant ist auch der Chorus-Effekt. Hier verlegt er die hohe Oktave auf die Viertel-Pulsschläge, was einen tollen Effekt erzielt.
„Don’t Stop Believing’“ – Bassline
Die E-Dur-Tonleiter dient als Basis für eine melodische Bassline, welche die Welt erobert hat. Spannend sind die vielen kleinen rhythmischen Variationen im Intro. Später erzeugt Ross mit ungewöhnlichen Intervallen wie der großen Septime interessante Fills.
„Lovin’, Touchin’, Squeezin’“ – Bassline
Ein Journey-Song zum Schunkeln und Mitgröhlen! Ein langsamer Shuffle-Groove mit vielen kleinen melodischen Ideen, die hauptsächlich auf der Dur-Pentatonik basieren.
„Open Arms“ – Bassline
In dieser atemberaubenden Journey-Ballade im 6/8-Takt beweist Ross Valory abermals sein enormes melodisches Gespür. Der Slide auf die None sorgt für Spannung und ein tolles Flair!
„Separate Ways“ – Bassline
Ein waschechter Dampfhammer mit einem rhythmisch komplexen Intro bzw. Vers. Tonal bleibt es auf dem Grundton. Im Chorus wechseln Steve und Ross Valory zu einem straighten pulsorientierten Groove, der im Vergleich zum Intro wie eine Auflösung klingt.
„Wheel In The Sky“ – Bassline
Einmal mehr erzeugt Ross hier eine beispielhafte Aufteilung der Songteile. Im Vers spielt er lange Noten eher selten, im Chorus jedoch verdichtet er das Ganze und spielt zusätzlich die Melodie des Gesangs mit.
„Who’s Crying Now“ – Bassline
Dieser Song ähnelt in der Struktur stark „Don’t Stop Believing“: Piano und Bass dominieren auch bei diesem Journey-Hit das Intro, diesmal mit melodischen Ideen aus der A-Moll-Tonleiter. Auffällig sind aber auch wieder die kleinen rhythmischen Variationen, die jeden Durchgang etwas anders werden lassen.
Ich wünsche euch viel Spaß mit Journeys Hits und den melodischen Basslinien von Journey bzw. Ross Valory!
Alles Gute, euer Thomas Meinlschmidt