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Play-Alike Prince – Gitarren Workshop

2016 verlor die Welt mit Prince Rogers Nelson, aka “Prince” einen ihrer größten Künstler. Nur wenige vermochten solide instrumentale Kenntnisse, überragendes Songwriting und eine bestechende Performance so zu vereinen wie der 1958 in Minneapolis geborene Musiker. Dabei zeigte Prince einen nahezu unerschöpflichen kreativen Output, denn neben mehr als 30 eigenen Alben, die zum großen Teil in seinen eigenen Paisley Park Studios entstanden, verhalf er Künstlern wie den Bangles mit „Manic Monday“, Alicia Keys mit “How Come U Don’t Call Me Anymore” oder auch Sinead O’Connor mit „Nothing Compares 2U“ zu bedeutenden Chartplatzierungen.

(Bild © Shutterstock / Northfoto)
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Inhalte
  1. Kiss
  2. Purple Rain
  3. Little Red Corvette
  4. Let’s go Crazy
  5. Controversy
  6. 1999
  7. I wanna be your lover
  8. Alphabet St.
  9. Most beautiful girl in the world
  10. Sexy MF
  11. Get the Sound:

Auch wenn das Wunderkind Prince als Multiinstrumentalist bekannt und angesehen war, unterschätzen doch viele seine gitarristischen Fähigkeiten. Die gingen weit über die durchschnittlichen Nebeninstrumenten-Skills der meisten Frontmänner hinaus und beeinflussten auch viele Gitarristen. Sowohl solistisch als auch in puncto Rhythmusgitarre ist hier nämlich einiges geboten und daher wird es höchste Zeit, diesem Ausnahmetalent einen Workshop zu widmen.

Kiss

Das Stück “Kiss” wurde 1986 auf dem Album “Parade” veröffentlicht und basiert lose auf einem “double meter” A-Blues. Wie viele Prince-Klassiker wurde auch dieser Song von unzähligen Künstlern gecovert, wobei vor allem die Tom-Jones-Version aus dem Jahre 1988 zu erwähnen wäre. Besonders charakteristisch ist dabei die funky Rhythmusgitarre, die einen extrem hohen Wiedererkennungswert besitzt und offensichtlich ein wenig vom James Brown Song „Papa’s got a brand new bag” inspiriert wurde. Zum einen haben wir das 16tel Pattern am Ende der Form, bei der Prince einen terzlosen E9-Akkord spielt, und zum anderen den Bridge-Teil, bei dem ein Am7 und Am7/13 Akkord zum Besten gegeben werden. Hier sind für euch beide Parts hintereinander aufnotiert.

Kiss
Kiss
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Kiss – Original Kiss – Playback

Purple Rain

Dieses Stück darf bei keiner Tanzveranstaltung fehlen und ist neben dem Soundtrack des gleichnamigen Films auch der wohl größte Hit von Prince. Harmonisch bewegt sich das Stück in Bb-Dur und kommt ganz klassisch mit den Stufenakkorden I-VI-IV-V aus, die häufig durch höhere Optionstöne wie Nonen oder Undezimen angereichert werden. Viele spielen den ersten Akkord als normalen Bbsus2, wenn man genauer hinhört, erkennt man jedoch, dass es sich um einen Akkord mit Terz im Bass handelt und daher möchte ich euch hier die korrekte Version des Intros aufzeigen. Die Gitarrenparts teilen sich bei dem Stück wohl Prince und Wendy Melvoin, die im Video mit einer Rickenbacker-Gitarre zu sehen ist. Für den verwendeten Choruseffekt gibt es leider wenig Hintergrundinfos. Möglicherweise handelt es sich um ein Boss-Pedal, sei es ein CE-1 oder eines aus der Dimension-Reihe, genauso gut könnte es aber auch ein Flanger- oder ein Pitch-Shifting-Effekt sein, der entsprechend eingestellt wurde.

Purple Rain
Purple Rain
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Purple Rain – Original Purple Rain – Playback

Little Red Corvette

Dieses Stück erschien auf dem Album “1999” aus dem Jahre 1982 und wurde als sehr erfolgreiche Single 1983 releast. Das Stück bewegt sich in Db-Dur und Prince begleitet den Refrain mit hohen Powerchords, deren Grundtöne auf der D-Saite liegen. Der hohe Bb5 wird mit einem Slide auf der hohen Quarte erweitert, der sich perfekt in die Lücke der Leadvocals einschmiegt. Das Riff kommt in einer klassischen 80s-Ästhetik mit einer eher moderaten Overdrive-Zerre. Neben der Rhythmusgitarre von Prince steuert Dez Dickerson noch ein Gitarrensolo bei.

Little Red Corvette
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Little Red Corvette – Original Little Red Corvette – Playback

Let’s go Crazy

Bei „Let’s go Crazy“ handelt es sich um einen erdigen Rocker in F#, den Prince ebenfalls für das Album „Purple Rain“ im Jahre 1984 schrieb und der zu seinem zweiten Nummer 1 Hit werden sollte. Im Riff begegnen uns typische sus4-Sounds und bluesig, chromatische Lines. Der Gitarrensound kommt hier schon fast fuzzig rüber oder aber, als ob direkt ins Pult gespielt wurde. Auch hier teilen sich Prince und Wendy Melvoin den Gitarristenposten.

Let’s go Crazy
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Let’s go Crazy – Original

Controversy

“Controversy” stammt vom gleichnamigen Album aus dem Jahre 1981 und ist eine klassische Funknummer, die mit nur einem Akkord in der Strophe auskommt und später zu einer Hook/Bridge führt. Auf dem Albumcover erschien auch erstmalig die Farbe Lila, die sich noch zu einer besonderen Trademark des Künstlers mausern sollte. Im Text behandelt Prince, wie der Titel vermuten lässt, die Kontroversen, die es um seine sexuelle Ausrichtung und seine Hautfarbe gab. Bedauerlicherweise wurde die Tournee zum Album, bei der Prince im Vorprogramm der Rolling Stones spielte, zum Karrieretiefpunkt des damals gerade 23-jährigen Künstlers. Die “old school“-Rockfans brachten seiner Musik und seinem Outfit wenig Verständnis entgegen, was sich bei den Liveshows in fliegenden Flaschen und Tomaten äußerte. Das Stück bewegt sich in F# und Prince begleitet mit einem F#7 Voicing, bei dem lediglich die höchsten drei Saiten gespielt werden.

Controversy
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Controversy – Original Controversy – Playback

1999

1999 markiert das fünfte Prince-Album, das als einflussreichster Release des Künstlers gilt und von der Kritik mit Lobeshymnen überschüttet wurde, aber auch auf MTV in der Heavy Rotation landete. Der Titelsong besteht primär aus einem Sechzehntelpattern über ein abwechselndes F7 und F7sus4 Drop-2 Voicing, das Prince mit einem glasklaren Funksound spielt. Eine zweite Gitarrenspur übernimmt Singlenotes auf den tiefen Saiten und bedient sich eines WahWahs.

1999
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1999 – Original 1999 – Playback

I wanna be your lover

Dieser Song erschien 1979 als Single des zweiten, selbstbetitelten Albums und war der erste große Hit von Prince in den Vereinigten Staaten mit einem Platz 11 in den Billboard Charts. Auch dieses Stück bewegt sich in G#m, wobei Prince eine funky Quartenbegleitung für die Refrains wählt, die er in den Strophen in einem ganz ähnlichen Stil auf Singlenotes reduziert. Soundtechnisch hört man eine deutliche Modulation, die für mich nach einem Phaserpedal klingt.

I wanna be your lover
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I wanna be your lover – Original I wanna be your lover – Playback

Alphabet St.

Alphabet St. war ein Titel des 1988er Albums „Love Sexy“ und wurde zuvor als Singleauskopplung releast. Inhaltlich geht es in dem Stück, wie bei Prince so oft, um Körperlichkeiten, die er wunderbar metaphorisch umschreibt. Das Wort “Tennessee” wurde übrigens von der HipHop-Band “Arrested Development” für ihren gleichnamigen Song gesampelt. Die Tonart von Alphabet St. ist G-Dur und Prince zeigt eine relativ straighte Begleitung, vornehmlich mit einem cleanen 16tel Pattern. Die Gitarre beschränkt sich dabei auf Dur-Dreiklänge und am Ende der Hook spielt er ein schnelles G-Blueslick auf den tiefen Saiten.

Alphabet St.
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Alphabet St. – Original Alphabet St. – Playback

Most beautiful girl in the world

„Most beautiful girl in the world“ erschien auf dem 1994 releasten Album „The Gold Experience“. Prince befand sich zu diesem Zeitpunkt bereits inmitten eines Streits mit Warner Bros. und änderte seinen Namen zu Love Symbol. Da der Song nach dieser Auseinandersetzung als Single releast wurde und streng genommen nicht mehr unter Prince läuft, findet er sich auch häufig nicht als Albumtrack bei einschlägigen Streamingplattformen. Insgesamt war der Song jedoch ein starker Erfolg und landete als Nummer-Eins-Single-Hit in England, der Schweiz, Dänemark, den Niederlanden, Spanien, Australien und Neuseeland. Charakteristisch ist hier das lyrische Terzen- bzw. Quartenlick des Refrains.

Most beautiful girl in the world
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Most beautiful girl in the world – Original Most beautiful girl in the world – Playback

Sexy MF

Sexy MF
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Sexy MF – Original Sexy MF – Playback

Get the Sound:

Hier ist es sicherlich schwer, von „dem“ Sound zu reden, da Prince im Laufe seiner Karriere verschiedene Entwicklungsschritte durchmachte und unterschiedliche Klangfarben ganz gezielt einsetzte. Dennoch assoziieren die meisten mit Prince den glasklaren cleanen Funk-Ton, den Chorussound von Purple Rain und den vollkommen überdrehten, schreienden Zerrsound seiner Soli, den er meist noch mit seinem Wah bearbeitete und der Gitarristen wie Steve Vai stark beeinflusst hat. Für den Prince-Funksound empfiehlt sich eine Singlecoil-Gitarre, wobei Prince selbst mit einer Hohner MadCat Telecaster zu sehen ist, einer in Japan hergestellten Tele-Kopie. Ursprünglich zeigte sich H.S. Anderson für das Design dieses Instruments verantwortlich, allerdings wurden dessen Rechte später an Hohner verkauft. Charakteristisch für die MadCat war der Ahornkorpus mit dem mittigen Walnussstreifen, die 25 ½-Zoll-Mensur, die beiden Strat-Singlecoils und die feste Brücke. Übrigens gibt es eine sehr günstige Variante der Gitarre von Harley Benton, die TE-80NT Deluxe.

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(331)

Abgesehen von diesem Instrument ist Prince bekannt für seine “Cloud”-Guitar des amerikanischen Herstellers David Rusan sowie seiner Love Symbol vom deutschen Gitarrenbauer Jerry Auerswald.
Was die Verstärker anbelangt, scheint Prince eine Vorliebe für Mesa Boogie gehabt zu haben, von denen er unter anderem den Heartbreaker, den Nomad und den Lonestar spielte. In den 90ern gesellten sich allerdings noch Soldano oder Orange Amps hinzu. An Cabinets verwendete Prince 4×12″ Boxen, die von Peavey, Mesa Boogie oder Marshall stammten. Allerdings gilt auch zu bedenken, dass viele seiner Tracks direkt ins Pult gespielt wurden, also ohne den Einsatz eines Gitarrenamps, was manchen Sounds eine sehr eigene Note verleiht. Wollt ihr einen Echtamp verwenden, hilft ein Fender-ähnlicher Cleansound, den ihr mit einem Kompressor andickt.
Die Effektabteilung wird bei Prince überwiegend von der Firma Boss gestemmt, was wohl neben dem Sound und der für Boss typischen Robustheit auch mit der sehr attraktiven Farbgebung der Pedale zu tun hat. Prince schien wirklich nahezu die komplette Produktpalette zu besitzen, dennoch wird er am häufigsten mit dem BF-2 Flanger, OD-2 Turbo Overdrive, MT-2 Metal Zone, VB-2 Vibrato, DD-3 Digital Delay und OC-2 Octaver gesehen. Ganz charakteristisch für den Zerrsound ist jedoch der DS-2 Turbo Distortion, den Prince mit voll aufgerissenem Gain und aktiviertem Turbo-Mode betrieb, sowie der BD-2 Blues Driver für etwas mildere Drivesounds. Darüber hinaus war er auch ein großer Fan des Wah-Sounds, für den er entweder ein Dunlop Crybaby oder ein Colorsound Wah verwendete und natürlich das DigiTech Whammy. Als Kind der 80er darf man auch getrost davon ausgehen, dass die eine oder andere 19″ Rackeinheit ihren Weg in die Paisley Studios und auf die Tracks gefunden hat.
Und damit wünsche ich euch viel Spaß mit Prince!

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skinner sagt:

#1 - 23.10.2024 um 12:23 Uhr

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Was Wendy Melvoin angeht, hat sie ein Boss Chorus Ensemble und ein Mesa Mark t Top verwendet (Auf die Frage, ob der in Stereo sei, antwortet sie: "It´s mono, Baby! Old school mono!"). Ihre beiden Rickenbacker, die sie bei Purple Rain und auf der Bühne spielte, die speziell umgebaut waren, sind ihr gestohlen worden und bis verschwunden. Bei Youtube unter "Wendy Meloin (Prince) Breaks Down Her Most Iconic Guitar Parts and Her New Rig!.mp4" erzählt sie darüber und unter anderem auch das Intro zu Purple Rain. Da sieht man auch, dass die hier vorgestellte Transkription doch nicht dem Original entspricht. Heute hat Wendy ein völlig anderes Setup und man merkt, dass es eigentlich völlig egal ist welcher Chorus dranhängt. Wichtig ist immer die Spielweise. Ich nutze den Chorus des Deco. So hört sich das für mich richtig an bzw. besser. Den Chorus verwendet Wendy übrigens in dem Video auch.

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