Ganz Deutschland war diesen Sommer im Taylor-Swift-Fieber. Die zurzeit weltweit erfolgreichste Musikerin machte auf ihrer „Eras“-Tour für sieben Konzerte Halt in Deutschland. Und ich persönlich war – zu meinem eigenen Erstaunen – mittendrin! Leichtsinnigerweise hatte ich ein ganzes Jahr vorher meine Tochter zugesagt, dass ich sie zum Konzert von Taylor Swift nach Hamburg begleiten würde, falls keine ihrer Freundinnen mitkäme. Und so fand ich mich tatsächlich am 23.07.2024 Hamburger Volksparkstadion wieder – Seite an Seite mit über 50.000 Swifties! Und ich muss gestehen: Trotz fragwürdiger Ticketpreise würde ich es jederzeit wieder tun! Was für ein Event, was für ein Konzert, was für eine Show, was für eine Künstlerin! Und was für eine Band – mit dem großartigen Amos Heller am Bass!
Biggest Gig In The World!
Taylors „Eras“-Tour bricht derzeit alle Rekorde bezüglich Zuschauerzahlen, Einnahmen und in zahlreicher anderer Kategorien. Die 3,5stündige Show ist ein unglaubliches Erlebnis, zu dem auch Taylors Band „The Agency“ mit Bassist Amos Heller beiträgt. Jeder einzelne der Musiker:innen hat aktuell den zurzeit zweifellos „Biggest Gig In The World“. Das muss man sich erst einmal auf der Zunge zergehen lassen!
Wir wollen uns heute zumindest ansatzweise in Amos Hellers Job hineinversetzen und uns den Anforderungen eines Taylor-Swift-Konzerts stellen. Zunächst widmen wir uns aber „the man himself“!
Amos Heller on bass – Kurzbiographie
Amos Heller wurde am 18. März 1977 geboren. Bereits mit zehn Jahren fing er an, Kontrabass zu spielen und erhielt zunächst eine klassische Ausbildung. Als er 13 Jahre alt war, kam der E-Bass in sein Leben und Heavy Metal wurde seine große Leidenschaft. Nach der Highschool machte er sich relativ früh in der Musikszene von Cincinnati einen Namen.
2005 zog Amos nach Nashville, was sich schnell als hervorragende Entscheidung erwies. Schnell wuchs seine Liste an Country-Größen, die er als Sideman begleitete. Bereits 2007 stieg er in die Band von Taylor Swift ein, die damals noch ganz am Anfang ihrer Karriere stand. Seitdem ist er Taylors Haus-und-Hof-Bassist und begleitet sie zuverlässig auf jeder Tour.
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Taylor Swift „Eras“-Touranforderungen
Wie bei nahezu jedem Pop-Act stehen die spieltechnischen Herausforderungen auch hier nicht wirklich an erster Stelle. Vielmehr ist hohe Professionalität auf sämtlichen Levels gefragt. Taylors Musik ist bekanntlich vergleichsweise simpel gestrickt, was in der Popmusik aber eher ein Vorteil ist. „Three Chords And The Truth“ lautet ein Zitat vom Alicia Keys auf die Frage, was einen guten Popsong ausmache. Folglich muss Amos Heller sein Ego „an der Tür abgeben“, selbstlos dem großen Ganzem dienen und jeden Abend mit voller Leidenschaft „Brot und Butter“-Bassspiel abliefern.
Zweiter wichtiger Punkt ist eine positive Einstellung/Ausstrahlung. Die komplette Band ist in die Show mit eingebunden und interagiert mit dem Publikum. Dreieinhalb Stunden zu strahlen und positive Energie zu verbreiten, ist sicher nicht einfach, gehört aber auf diesem Niveau zum Job zwingend dazu!
Taylor Swift spielt bei jedem Konzert der „Eras“-Tour ganze 44 (!) Songs aus verschiedenen Epochen ihrer Karriere. Dies bedeutet natürlich ebenfalls eine Vielzahl an unterschiedlichen Basssounds, die man anbieten muss. Zu Beginn ihrer Karriere war Taylor noch stark von Country beeinflusst und man kommt mit einem „normalen“ Basssound davon. Spätestens seit ihrer Platte „1989“ kommen aber fast ausschließlich Synthie-Bässe zum Einsatz. Sicher wird Amos Heller diese nicht alle mit dem E-Bass und Effekten simulieren – laut eigener Aussage spielt er ungefähr ein Drittel der Show Synthesizer. Aber auch seinen E-Basssound muss er oft genug anpassen!
Und genau das wird heute unsere Aufgabe sein: Wir spielen Basslines aus 12 Taylor-Swift-Songs der „Eras“-Tour und versuchen, mit relativ überschaubaren Mitteln (= Effekten) den Sounds der Produktion so nahe wie möglich zu kommen.
Taylor Swift „Eras“-Tour – E-Bass-Songs
Los geht es mit der deutlich einfacheren Aufgabe: Songs aus Taylors Zeit, in der noch starke Country-Einflüsse zu hören waren. Die Basssounds sind – wie von Nashville-Produktionen gewohnt – sehr „amerikanisch“. Bei den ersten vier Songs unserer Auswahl würde ich auf einen modernen aktiven 5-Saiter (Fender, Lakland, Sadowsky oder Ähnliches) tippen, der typisch für diese Art von Produktion ist. Zudem ist jede Menge Kompression im Spiel, damit der Basssound optimal in den Mix eingebettet werden kann.
ACHTUNG: Hier findet ihr zunächst nur die Noten und TABs zu den betreffenden Songs. Wie das Ganze klingt, hört im im weiter unten verlinkten Workshop-Video.
▶ “Fearless”
▶ “You Belong With Me”
▶ „I Knew You Were Trouble“
▶ „We Are Never Gettin Back Together Again“
▶ „Lover“
Ein Pick, Flatwound-Saiten, ein Shortscale-Bass oder P-Bass und die Palm Mute Technik sind das Rezept zum Basssound dieser Ballade aus dem gleichnamigen Album von 2019.
Taylor Swift “Eras”-Tour – Synth-Bass-Songs
Ab hier wird es deutlich schwieriger beziehungsweise aufwändiger, die originalen Sounds nachzubauen, denn wir haben es ausschließlich mit Synth-Basssounds zu tun. Darin liegen aber auch der große Reiz und die besondere Herausforderung. Stellen uns also einfach vor, wir seien als Bassist:in für die „Eras“-Tour engagiert worden und sollen sämtliche Basssounds möglichst originalgetreu abliefern. Versucht man diese Klänge mit einem regulären E-Bass und Effektpedalen nachzubauen, erreicht man logischerweise nur selten volle 100% der Zielsetzung. Aber definitiv kann man in die Richtung des klanglichen Charakters kommen und den Job erledigen.
Synthie-Basssounds bestehen meist aus vier Grundzutaten: Octaver, Verzerrung (Overdrive, Distortion, Fuzz), Filter (Wah Wah, Envelope Filter) und Modulation (Chorus, Flanger, Phaser). Damit kommt man in der Regel schon sehr weit! Zusätzliche Effekte wie Kompressor und Tremolo sind sicher sehr hilfreich, aber kein Muss. Die verwendeten Effekte und Einstellungen sind im Video zu sehen.
▶ „Blank Space“
▶ „Wildest Dreams“
Bei diesem Song bin ich leider an die Grenzen gestoßen, den Sound mit Effektpedalen zu erzeugen. Da braucht es wohl tatsächlich einen echten Synthesizer. Daher gibt es aus meiner Hand hier nur die Transkription.
▶ „Style“
▶ „Ready For It“
▶ „Cruel Summer“
▶ „You Need To Calm Down“
▶ „Bejeweled“
Alle im Workshop behandelten Songs im Video
Im Workshop benutzte Effektgeräte
Falls meine Basssounds euer Interesse gewckt haben, findet ihr nachfolgend Affiliate-Links zum Musikhaus Thomann zu der von mir anlässlich dieses Workshops genutzten Effektgeräte:
Viel Spaß mit den Basslines und Sounds dieser Hits von Taylor Swift, euer Thomas Meinlschmidt