Vor einiger Zeit starteten U2 ihre mehrwöchige „Residency“ in der neuen und spektakulären „Las Vegas Sphere“. Die irische Band ist weltbekannt für ihre aufwändigen Live-Shows, aber nach allem, was man bereits jetzt auf YouTube sehen kann, setzt “The Sphere“ mit ihren ungeahnten technischen Möglichkeiten abermals eine gehörige Schippe drauf. Nachdem ich ein paar Videos gesehen hatte, erinnerte ich mich daran, dass ein U2 Play-Alike eigentlich schon seit Jahren auf meinem Zettel steht und daher längst überfällig ist. Das Quartett aus Dublin gehört nämlich schon seit Jahrzehnten zu den erfolgreichsten Bands der Welt! Mit dem Bassisten Adam Clayton haben U2 einen echten Fels in der Brandung in ihrer Besetzung, der mit seinem Spiel und seiner Bühnenpräsenz die perfekte Besetzung für diesen Job ist. Daher nehmen wir heute einige Basslines von U2 unter die Lupe und werfen einen tieferen Blick auf den Personalstil des Bassisten Adam Clayton. (Alle Bilder zur Verfügung gestellt von Warwick – vielen Dank!)
- U2 – History
- Adam Clayton – Style
- Adam Clayton – Equipment
- U2/Adam Clayton – Workshopteil
- „Sunday Bloody Sunday“ – Bassline
- „Pride“ – Bassline
- „Where The Streets Have No Name“ – Bassline
- „Still Haven’t Found What I’m Looking For“ – Bassline
- „With Or Without You“ – Bassline
- „Desire“ – Bassline
- „One“ – Bassline
- „Mysterious Ways“ – Bassline
- „Vertigo“ – Bassline
- „Beautiful Day“ – Bassline
U2 – History
1976 sollte ein Aushang am schwarzen Brett der „Mount Temple Comprehensive School“ in Irlands Hauptstadt Dublin die Welt verändern: Larry Mullen spielte Schlagzeug und suchte mithilfe dieses Aushangs nach gleichgesinnten Musikern. Es meldeten sich Adam Clayton, Paul David Hewson alias Bono und David Howell Evans alias The Edge mit seinem Bruder Richard. Letzterer stieg aber bereits nach kurzer Zeit wieder aus. Der erste Bandname war Feedback, dann The Hype – und schließlich U2.
Relativ schnell machte das Quartett in Irland auf sich aufmerksam, und nach dem Gewinn eines Talentwettbewerbes folgten der erste Plattenvertrag sowie erste Chart-Platzierungen in Irland. Anfang der 80er-Jahre erschienen dann in relativ kurzen Abständen die drei wegweisenden Alben „October“, „Boy“ und „War“. Die Single „New Year’s Day“ schaffte es in die hart zu knackenden US-Charts.
1984 erschien „The Unfogettable Fire“, und mit der Auskopplung „Pride“ landeten U2 ihren ersten Nummer-1-Hit in ihrer Heimat Irland. Ihr 1987er-Album „The Joshua Tree“ und die erfolgreichen Singles „With or Without You“ und „I Still Haven’t Found What I’m Looking For“ waren U2s endgültiger Durchbruch. Das Quartett wurde zum global erfolgreichen Phänomen und tourte zum ersten Mal um die Welt – es sollte nicht das letzte Mal sein!
In den 90er-Jahren vollzogen U2 eine stilistische Kehrtwende und experimentierten auf ihren Alben „Achtung Baby“ und „Zooropa“ mehr mit zu dieser Zeit populären elektronischen Dancemusik (EDM), kehrten jedoch 1999 mit „All That You Can’t Leave Behind“ wieder mehr zu ihrem typischen U2-Sound zurück. Dies setzte sich auch auf dem Nachfolger „How to Dismantle an Atomic Bomb“ fort. Bis heute erschienen noch weitere Studioalben und wie erstmals bei „The Joshua Tree“ wurden sämtliche Longplayer mit einer Welttournee begleitet, bei denen U2 immer wieder spektakuläre und innovative Live-Shows boten.
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Ein neuer Meilenstein ist fraglos die aktuelle Show in der für Live Events vermutlich wegweisenden „Las Vegas Sphere“. Hier kann ich nur jeden empfehlen, einmal nach ein paar Videos auf YouTube zu suchen – einfach beeindruckend!
Adam Clayton – Style
Seit „Tag 1“ ist Adam Clayton der Bassist von U2. Adams Spiel wie auch sein Verhalten auf der Bühne sind im positivsten Sinne „unspektakulär“: Der 63jährige macht einfach stoisch und zuverlässig seinen Job – einen Bassisten wie ihn würden sich zweifellos viele Bands wünschen!
Bei genauerem Hinhören fällt jedoch auf, dass Adam Clayton durchaus ein entscheidendes Puzzleteil bei U2 ist. Die Kombination aus den Charakteren The Edge, Larry Mullen und Adam Clayton ergibt zusammen eben jenen beeindruckenden U2-Sound. Keines der drei Teile funktioniert ohne das andere oder kann ohne das andere analysiert werden.
Der Gitarrist The Edge ist ein Musiker mit einem ganz und gar eigenen Stil, der sich durch spezielle Sounds, wenige Noten, viele Wiederholungen (gerne durch Delay) sowie einen perkussiven Charakter auszeichnet. Was man von The Edge sicher nicht hört, ist eine klassische Songbegleitung. Doch genau dieser Umstand lässt auch ganz andere Räume und Möglichkeiten für Bass und Schlagzeug. Nach der Analyse von zahlreichen U2-Songs lassen sich unter anderem folgende Stilmerkmale Adam Claytons erkennen:
- Rhythmische Interaktion mit The Edge: Nutzt bzw. füllt „Löcher“ der Gitarre oder macht der Gitarre bei dichteren Parts Platz
- Melodische Interaktion mit The Edge: Mehr Melodie, wenn The Edge perkussiven Part übernimmt (und umgekehrt)
- Gleichbleibende (Ostinato-)Bassfigur über wechselnde Akkorde
- Bass und Drums spielen viele gemeinsame Akzente mit ansonsten eher wenig Interaktion, was tightes und druckvolles Fundament für Sounds und Rhythmik der Gitarre erzeugt
- Sehr repetitives Spiel: Clayton spielt manchmal die gleichen vier Takte über einen kompletten Song (!)
- Häufiger Wechsel in hohe Register, um Spannung und Dynamik zu erzeugen
- Deutliche Punk-Wurzeln mit vielen Downstroke-Achtelnoten
- Rund-fetter Sound mit leichtem bis mittlerem Overdrive. Der Sound legt ein fettes Fundament, behält aber stets Bissigkeit, um sich im Mix zu behaupten
- Die Basslines finden manchmal nur auf der E- oder A-Saite für gleichmäßig fetten Sound statt
- Je nach Kontext und gewünschtem Sound spielt Adam Clayton mit dem Plektrum (aggressiver, bissiger) oder mit den Fingern (wärmer, weicher)
Adam Clayton – Equipment
In der nahezu 50-jährigen Geschichte von U2 ist es zu erwarten, dass sämtliche Mitglieder durch eine Vielzahl an Equipment gegangen sind. Dies gilt vor allem auch für Adam, den man auffällig häufig mit unterschiedlichen Instrumenten sieht. Daher erwähne ich hier nur, was sich als roter Faden erkennen lässt.
Aufgrund der enormen Popularität von U2 ist es kaum ein Wunder, dass Adam ein Objekt der Begierde zahlreicher Bassbauer und anderer Companies ist. Daher gibt es einen „Adam Clayton Signature Bass“ von Warwick ebenso wie einen „Adam Clayton Jazz Bass“ von Fender. Adam besitzt darüber hinaus eine veritable Sammlung an Vintage-Fender, -Gibson und anderen Bässen. Anfang der 2000er-Jahre sah man Adam Clayton häufig mit Instrumenten der Edelschmiede Lakland.
Britische Musiker greifen typischerweise gerne auf britische Verstärker zurück: So ist es kein Wunder, dass Adam Clayton schon lange mit der Company Ashdown zusammenarbeitet. Hier sah man ihn zumeist mit einer oder mehreren EVO 8x10er-Boxen und leistungsstarken Topteilen wie zum Beispiel dem ABM-1200 EVO. Vor Kurzem hat ihm Fender einen 50 Watt starken Vollröhren-Combo auf den Leib geschneidert, den Adam vor allem für Recording-Zwecke einsetzt.
U2/Adam Clayton – Workshopteil
„Sunday Bloody Sunday“ – Bassline
„Pride“ – Bassline
In unserer Bassworkshop-Serie „Das Bassriff der Woche“ entschlüsseln wir die Geheimnisse der besten Basslines der Musikgeschichte und liefern euch Tipps für authentische Grooves und Basssounds.
„Where The Streets Have No Name“ – Bassline
„Still Haven’t Found What I’m Looking For“ – Bassline
Wie man die richtigen Einstellungen am Sound seines E-Basses vornimmt und was man dabei beachten muss, verrät euch dieser Bass-Workshop!
„With Or Without You“ – Bassline
„Desire“ – Bassline
Effekte sind eine tolle Sache und versprechen eine Menge Spielspaß. Aber: In welcher Reihenfolge verschalte ich meine geliebten Treter auf dem Board idealerweise? Wir bringen Licht ins Dunkel!
„One“ – Bassline
„Mysterious Ways“ – Bassline
In dieser Workshop-Serie für E-Bass bekommen Anfänger wichtige Tipps für die ersten Schritte am Instrument. Aber auch Fortgeschrittene können bisher Erlerntes noch einmal kontrollieren!
„Vertigo“ – Bassline
„Beautiful Day“ – Bassline
Viel Spaß mit den Basslines von U2 bzw. Adam Clayton und bis zum nächsten Mal, euer Thomas Meinlschmidt