Plogue sind Spezialisten für die präzise Emulation von Soundchips, die in alten Spielkonsolen, Heimcomputern oder Toy Keyboards stecken. Fast genau vor einem Jahr widmete sich die Firma mit chipsynth MD dem Sega Mega Drive, jetzt kommt chipsynth SFC heraus – eine Emulation des Soundchips im Super Nintendo Entertainment System. Damit kann der Konsolenkrieg der 90er-Jahre jetzt in der DAW weitergeführt werden.
Der Sound des Super Nintendo
Das Super Nintendo Entertainment System heißt in Japan Super Famicom, während die Konsole in den USA als Super NES bekannt ist. SFC ist also die Abkürzung des japanischen Namens, damit ist schon mal geklärt, warum das Plug-in nicht chipsynth SNES oder ähnlich heißt. 1990 kam die 16-Bit-Konsole (und Nachfolger des NES/Famicom) auf den Markt – zunächst in Japan, zwei Jahre später auch bei uns.
Der Soundchip dieser Konsole unterscheidet sich von vielen anderen Konsolen, weil hier nicht mit festen Schwingungsformen und Rauschen wie beim NES oder mit FM-Synthese wie bei dem Mega Drive gearbeitet wird. Stattdessen hat Nintendo auf die Verwendung von Samples gesetzt, ähnlich wie das Commodore beim Amiga gemacht hat.
Und Samples haben ja die Eigenschaft, durch die Auflösung, die Datenkompression und die verwendeten Wandler einen ganz eigenen Klangcharakter zu bekommen. Das im Super Nintendo steckende SHVC-SOUND-Modul ermöglicht außerdem, Samples mit Features wie einer Hüllkurve, Modulation, FM oder einem FIR-Filter zu bearbeiten.
chipsynth SFC emuliert bis ins kleinste Detail
Die Entwickler von Plogue haben jedes Detail der Hardware in einer genauen Emulation abgebildet – laut Hersteller so genau, dass ihr quasi ein Super Nintendo als Plug-in habt. Allerdings nur die Sound-Abteilung, zocken könnt ihr damit nicht (dafür gibt es ja genug andere Emus).
Ein ganz wichtiger Faktor ist die Tatsache, dass dies kein Rompler ist. Hier wurden keine statischen Samples aus Spielen erstellt. Ganz im Gegenteil: Mit diesem Plug-in spielt ihr eure eigenen Samples ab, als ob sie aus einem Super NES kommen. Und nicht nur das – ihr bearbeitet diese mit den typischen Funktionen des originalen Soundchips. Dieser ist übrigens achtstimmig und multitimbral. Der Hersteller hat aber trotzdem eine Sample-Library integriert und deckt damit die „üblichen“ Instrumente ab.
Das Plug-in ist für alle interessant, die auf authentische Retro-Sounds stehen oder diesen Klangcharakter ohne viel Aufwand in heutige Musik überführen wollen. Auch für die Entwicklung von Spielen ist das ein sehr praktisches Tool. Alle anderen kratzen sich wahrscheinlich am Kopf und fragen „WTF?“
Bisher hatte ich das SNES trotz meiner Leidenschaft für Chiptunes nicht so richtig auf dem Schirm, das hier macht mich aber schon sehr neugierig. Was denkt ihr? Welche Konsole hat den besseren Sound? Super Nintendo oder Mega Drive? Die Schlacht ist eröffnet!
Spezifikation und Preis
Plogue chipsynth SFC läuft als VST, VST3, AU und AAX auf macOS (10.11 oder neuer) sowie Windows (7 oder neuer). Der Preis beträgt knapp 39 Euro.