Das ist doch mal eine Kombination: Polyend, die vorausdenkende Erfinderwerkstatt neuartiger Sequencer und Module schließt sich im Keller mit dem Synthesizerhersteller Dreadbox ein. Heraus kommt Medusa. Optisch eine Kreuzung aus einem Ableton Push Controller mit einem Dreadbox Erebus “Plus X und mehr” Synthesizer. Wow. Und so sieht das Teil auch aus. Modern, innovativ, solide. Jedem Synthesizer-Fetischisten und modernem Elektronik-Musiker läuft sicherlich schon das Wasser im Mund zusammen. Und das zu Recht. Denn diese Zusammenarbeit bringt Steuerung und Sounddesign auf ein neues Level.
Details
Erster Eindruck
Medusa ist der Mythologie nach eine verfluchte Tochter eines griechischen Götterpaares, die wegen ihrer Hässlichkeit jeden, der sie anblickt, zu Stein erstarren lassen kann. Das klingt eigentlich nicht sehr positiv. Dagegen bewirkte der paraphone Synthesizer mit dem gleichen und eher unpassenden Namen Medusa bei mir genau das Gegenteil. Denn das neue und innovative Instrument, der eigentlich in verschiedenen Richtungen arbeitenden Firmen Polyend und Dreadbox, ist formschön und zieht seine Anwender in den Bann.
Der hybride Synthesizer steht sehr fest auf dem Tisch. Ohne Rutschgefahr und irgendwelche Wackler auf vier angebrachten Gummifüßen. Ein weiterer Hingucker ist sicherlich das auf der linken Seite positionierte acht mal acht Grid, das aus weißen LED-hintergrundbeleuchteten Silikon-Trigger-Pads besteht. Es erinnert an NI Maschine oder Ableton Push, nur mit etwas kleineren und härteren Pads. Und diese haben es in sich. Denn hier könnt ihr Elektron-like Parameter Locks programmieren, eigene Pads ganz ohne Notenwerte mit allen möglichen Parameter-Einstellungen belegen, und vieles mehr. Aber dazu kommen wir später.
Im Lieferumfang befindet sich neben der Hardware ein Netzteil mit länderspezifischen Adaptern. Ein Handbuch wird als Download auf der Internetseite des Herstellers angeboten.
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Gehäuse und Oberfläche
Der Mantel der Medusa ist solide aus einem schwarzen Aluminium-Case, das aus zwei Teilen besteht. Die Oberflächen-Platte enthält den Aufdruck der Beschreibung der Parameter, das Grid mit 64 Silikon-Pads, zwei OLED-Displays, 35 teilweise hintergrundbeleuchtete Buttons, 19 Drehregler, 12 Fader und einen klickbaren Encoder. Dazu kommen 27 LEDs. Das linke Display zeigt die Auswahl- und Funktion-Menüs sowie die Preset-Bänke und -Nummern an. Auf dem Rechten wird die Stellung der Fader und Drehregler angezeigt. Das ist wichtig für unser Auge, da kein Regler motorisiert automatisch an die im Preset abgespeicherte Position fährt. So kann ich mich an den eingestellten Wert annähern ohne den Sound sofort zu zerstören.
Ansonsten sitzen alle Regler und Buttons sehr gut und wackelfrei an ihrem Platz und lassen sich ohne Probleme bedienen. Nur das Betriebssystem scheint noch nicht hundertprozentig fehlerfrei zu sein, da ich oft bei einem Klick auf einen Button, die dazugehörige Funktion nicht immer aktivieren kann. Aber diese Feinheiten werden sicherlich in einem der nächsten Updates behoben.
Das Grid ist mein persönliches Highlight von Medusa. Die 64 Silikon-Pads fassen sich erstaunlich gut an. Durch die Härte, Größe und Lage der Pads könnt ihr sogar über das komplette Grid-Feld “sliden” und somit sehr interessante Verläufe von Melodien und/oder Parameter-Veränderungen einspielen. Jedes Pad hat drei Stufen der Hintergrundbeleuchtung. Ohne Licht für Noten zwischen den Grundtönen und für leere Felder im Sequencer, halbe Stärke für Parameter-Locks und volle Leuchtkraft für Grundtöne und für Noten-Felder im Sequencer. Und das sieht man bei jedem Umgebungslicht wirklich hervorragend. Die Pads reagieren dazu auf Anschlagstärke, Bewegungen von links nach rechts auf einem Pad und von oben nach unten auf einem Pad. Diese Bewegungen könnt ihr jedem x-beliebigen Parameter des Synthesizers zuweisen. Das sorgt für sehr lebendige und abwechslungsreiche Sequenzen. Darüber hinaus dient das Grid zum Abrufen und Abspeichern von 64 Presets in zwei Bänken (A und B).
Synthesizer
Die Klangerzeugung von Medusa stammt im analogen Part von Dreadbox selbst. Teile sind dem Tabletop-Synthesizer Erebus entnommen. Dazu gehören drei synchronisierbare analoge Oszillatoren mit den Schwingungsformen Sägezahn, Rechteck mit regelbarer Pulsweiten-Modulation, Dreieck und Sinus. Die Oszillatoren können separat +1 oder -1 oktaviert, stufenlos +12 und -12 Halbtonschritte verstimmt und zusätzlich über Finetuning passend justiert werden.
Dazu kommt ein klassischer 24 Dezibel analog Filter mit den drei Typen 2-Pol Tiefpass, 4-Pol Tiefpass und Hochpass, Frequenzmodulation für Oszillatoren und Filter, analoger Rauschgenerator mit eigenem Filter, fünf frei zuweisbare und zum Tempo synchronisierbare LFOs mit morphbaren Schwingungsformen (von Sinus über Puls, Sägezahn, Dreieck nach umgekehrtem Sägezahn mit Geschwindigkeiten von 0,1 bis 30 Hertz) und fünf Hüllkurvengeneratoren (davon je einer für Filter und Amp, und drei frei zuweisbare) sowie ein Loop-Generator für die Hüllkurve.
Der Hersteller Polyend steuerte hierzu drei weitere aber digitale Oszillatoren mit denselben Schwingungsformen und Eigenschaften hinzu. Oder ihr könnt jedem der drei Digitalen einen Wavetable zuordnen, um euren Sound ganz anders klingen zu lassen. Sehr schön!
Der Synthesizer ist monophon (M: alle sechs Oszillatoren und Rauschgenerator zusammen), paraphon dreistimmig (P1: hier werden zwei Oszillatoren pro Stimme genutzt) oder paraphon sechsstimmig (P2: mit einem Oszillator pro Stimme) spielbar (laut Hersteller: semi-polyphon). In der Mehrstimmigkeit P1 wird jeweils ein analoger und ein digitaler OSC miteinander verknüpft. Über den Glide-Regler bestimmt ihr einen Portamento-Wert.
Das Mischungsverhältnis der sieben Tongeneratoren bestimmt ihr über den Fader-betriebenen Mixer. Dazu gibt es einen Master-Volume-Regler für den Mono-Ausgang und einen Phones-Volume-Regler für angeschlossene Kopfhörer.
Anschlüsse
Die Anschlüsse von Medusa liegen wie üblich auf der Rückseite der Hardware. Hier befindet sich neben dem Ein-/Ausschalter der Anschluss für das mitgelieferte externe 15 Volt Netzteil. Daneben liegen Lüftungsschlitze gefolgt von Monoklinken-Ausgang sowie -Eingang und dem Kopfhörer-Ausgang. Des Weiteren sitzt hier der USB-Anschluss und ein MIDI-Trio (MIDI-Out, -Thru, -In). Zu guter Letzt wurde daneben der innenliegende und nur mit einer Nadel oder aufgebogenen Büroklammer erreichbare Reset-Button gesetzt. Dieser wird für Updates benötigt, die über USB an die Hardware gesendet werden.
Das war es auch schon. Und los geht es mit der Praxis!