Praxis
Vorweg muss ich sagen, dass ich das heißbegehrte Testgerät leider nicht sehr lange und ausgiebig testen konnte, um mich so richtig in die Tiefen der Programmierung ausleben zu können.
Deswegen komme ich auch hier direkt zur Sache. Ausgepackt steht die wirklich formschöne und interessante Hardware vor mir. Medusa sowie die Namen der Entwickler Polyend zur Linken und Dreadbox zur Rechten, blitzen in weiß in meine Augen. Der Blick schweift aber trotzdem auf das prominente in weiß gehaltene und von der schwarzen Oberfläche abhebende Trigger-Pad-Feld namens Grid. Es verleitet sofort angefasst zu werden. Und das mache ich natürlich. Die Finger gleiten sehr angenehm von einem Pad zum nächsten. Das riecht nach schnell gespielten Riffs. Sie fühlen sich aber wesentlich härten an, als ich es von Push2 und Maschine gewohnt bin.
Jetzt wird die Kiste angeschlossen. Alle Kabel passen, nichts ruckelt. Angeschaltet fangen einige Pads an zu leuchten und zeigen mir Grundtöne an, wie ich es von Push kenne. Aber auch die beiden OLED-Displays zeigen Werte an und einige Buttons leuchten. Das heißt: Los geht es!
Das Haupt-Menü wird mit einem Encoder bedient. Drehen, auswählen, klicken. Das klappt sehr gut. Für die Geräte-Konfiguration muss man vorher die dazugehörige “config”-Taste aktivieren. Alles recht selbsterklärend.
MIDI und USB
Über USB könnt ihr Medusa an euren Rechner anschließen, um Noten- und Parameter-Werte von und zur DAW zu senden. Das klappt sehr gut. Nur fehlt mir irgendwie die Möglichkeit den Synthesizer mit dem Songtempo meiner DAW zu Synchronisieren. Oder habe ich hier etwas verpasst? Das MIDI-Trio mit In, Out und Thru läuft auch wie erwartet ohne Probleme mit den selben Funktionen.
Herstellerseitig bin ich aufgefordert worden erst mal ein Update auf 1.01 aufzuspielen. Also Datei herunterladen, Medusa per USB-Kabel an meinen iMac anschließen, die Datei entpacken und doppelklicken. Das Terminal-Fenster öffnet sich und verlangt mein Passwort. Danach werden Daten transferiert und ich soll den Reset-Button an der Hardware drücken. Das ist gemacht, Medusa startet neu und voila: Das Update ist installiert. Alles funktioniert wie am Schnürchen.
Klangerzeugung
Jetzt Presets checken. Und die klingen schon mal wirklich gut. Naja. Das sind wir von Dreadbox gewohnt. Ein Test aller Oszillatoren zeigt ebenso, dass hier am Klangergebnis nicht gespart wurde. Auch der Filter greift gut. Nur die Resonanz macht sich erst spät bemerkbar. Aber das ist Geschmackssache.
Bässe klingen fett und warm, Lead-Sounds schneiden, Pads klingen mono- sowie polyphon auch trotz des Mono-Ausgangs wirklich schön und Sequencer-Töne modulieren interessant vor sich hin. Das macht Spaß! Im Vergleich zu meinem großen Vorrat an Hardware-Synthesizern verschiedenster Hersteller gibt es aber nichts Neues und innovatives. Zumindest auf der klanglichen Seite.
Nachtrag: In einem gerade erschienen Update (1.02) wurde der Filter nochmals feinjustiert. Leider konnte ich das neue Verhalten nicht testen.
Für dich ausgesucht
Der, die, das Grid
Egal welches Geschlecht dieses Grid auch besitzt – ich mag es! Und das ist für mich auch das Kauf-Argument von Medusa. Diese Kombination ist einzigartig (zumindest zusammen verbaut in einem Gerät). Aber auch die Umsetzung ist dem Hersteller Polyend wirklich gut gelungen. Klar, hier und da gibt es natürlich parallelen zu Funktionen, die andere Hersteller schon seit Jahren mit ihren Controllern anbieten. Aber ich denke die Entwickler haben hier nur die besten Features extrahiert und auf das acht mal acht große Pad-Feld übertragen.
Nach dem Start befindet sich das Grid im Noten-Modus. Wie gesagt erinnert das an Ableton Push. Diesen könnt ihr im Menü in verschiedene Darstellungen versetzen. Das heißt ihr könnt die Zwischenschritte zwischen den Grundtönen erweitern oder schrumpfen lassen. Das ist interessant für unterschiedliche Spielweisen, so dass zum Beispiel Gitarristen beim Einspielen von Chords nicht umdenken müssen. Dazu könnt ihr neben den Grundtönen auch die mittlerweile üblichen Skalen für das Grid vorschreiben. Damit werden nicht passende Noten einfach nicht eingeblendet und ihr spielt eure Noten immer richtig und in Harmonie.
Der zweite Modus ist der fortgeschrittene Sequencer. Ganze 64 Steps umfasst der Ablauf. Aber auch hier kann ich sehr einfach die Länge eingrenzen und auf jeden anderen Wert reduzieren. Steps nehme ich entweder live in der Notenansicht auf oder gebe Chords und Noten Schritt für Schritt in den Sequencer ein. Über die Transport-Buttons Play und Record werden diese Funktionen aktiviert oder dementsprechend deaktiviert.
Die Entwickler haben aber auch an alles gedacht, denn Parameter Locks sind wirklich einfach zu produzieren. Entweder auch hier live während des Abspielens der Sequenz, oder durch Halten eines Pads und gleichzeitigem Drehen der gewünschten Parameter. Cool!
Absolut interessant ist die Möglichkeit reine Parameterwerte einem Pad zuzuordnen, das sich gar nicht in einem Sequenzablauf befindet. Im Klartext: Ich setze eine 16-Step Melodielinie und darunter liegen ungenutzte Pads. Diese kann ich nun gedrückt halten, um dort zum Beispiel Filter- und Resonanz-Einstellungen abzulegen. Das mache ich mit weiteren Pads und verschiedenen Parameteränderungen. Drücke ich nun während des Abspielens meiner Sequenz eine “Parameter-Taste”, ändert sich der Sound dementsprechend. Jawohl! Das ist ein Live-Performance Feature, das wir uns doch schon lange gewünscht haben.
Das heißt aber auch, dass ich komplett umprogrammierte Sounds auf verschiedene Pads legen, und somit unter anderem in einem Sequenz-Preset Kick, Bass, Snare und Hihats nebeneinander spielen kann. Eigentlich ähnlich der Funktion, die wir von den Elektron-Kisten kennen. Auch ein Kopieren von einem Pad zum nächsten funktioniert sehr einfach. Pad halten bis es blinkt, dann dabei das Ziel-Pad anklicken und das war es schon. Löschen eines Pads funktioniert eben so einfach. Pad drücken, Clear-Taste betätigen und im erscheinenden Auswahl-Menü angeben, ob ihr nur die Noten oder die Synth-Parameter oder beides löschen wollt.
Haptisch ist das Grid auch für Tastenfreaks und schnelle Bewegungen eine Spielwiese. Es macht mir richtig Spaß im Noten-Modus mit meinen Fingern über die Pads zu fliegen. Wirklich jede Note wird hier mitgenommen. Bei Push wirkt das eher schwerfälliger. Aber das kann man auch nicht so richtig vergleichen. Denn die Pads bei Medusa sind wesentlich kleiner und liegen enger zusammen.
Audiobeispiele zu Polyend & Dreadbox Medusa
Video: Polyend Dreadbox Medusa Sound Demo (no talking)
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