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Polyend SEQ Test

Praxis

Ausgepackt wirkt der Polyend SEQ wirklich sehr solide verbaut und steht sehr rutschfest und stabil auf meinem Studiotisch. Die Drehregler fassen sich gut an und liegen weit genug für meine Finger zum ordentlichen Schrauben auseinander. Die Regler lassen sich auch klicken beim Drücken, so dass man sich schneller durch die Menüs steppen kann. Aber hier ist ein wenig Übung gefragt, denn jeder Encoder bedient nochmals weitere Parameter, die in Kombination mit anderen Tasten zuerst sehr unübersichtlich wirken. Aber dazu später mehr.
Die Anschlussbuchsen sind ebenso sehr solide verbaut. Also, kein Wackeln am ganzen Gerät. Das Kabel am Netzteil könnte etwas länger sein. Gerade bei solchen Tischgeräten, die direkt vor dem Nutzer stehen sollten, wäre ein längeres Kabel angebracht, so dass ich nicht zusätzlich noch eine Verlängerung anschließen muss.
Zuerst verbinde ich nun den Netzstecker mit der Hardware und einer Steckdose, dann das USB-Kabel mit meinem Rechner beziehungsweise USB-Hub und schalte SEQ ein. Los geht’s!

Fotostrecke: 3 Bilder Sogar an der Verpackung wurde nicht gespart.
Bedienung
Steht der Controller vor einem auf dem Tisch, ist der erste Kontakt sehr einfach und selbsterklärend. Die hintergrundbeleuchteten weißen Step-Tasten, sowie das Display sind in dunklen, aber auch sehr hellen Umgebungen sehr gut sichtbar. Also absolut club- und bühnentauglich. Zum Test habe ich SEQ mit meiner DAW Ableton Live auf meinem iMac verbunden und ein VST-Instrument in eine MIDI-Spur gelegt. Befindet sich SEQ im Clock Modus „internal“, fängt der Sequenzer nach dem Drücken der Play-Taste des Controllers an zu laufen. Natürlich in der eingestellten Geschwindigkeit. Jetzt kann ich manuell einzelne Steps der 32 Tasten anklicken, die ich abspielen lassen will. Die Silikon-Tasten reagieren sehr gut. Ich kann sogar mit meinem Zeigefinger locker über mehrere Tasten „wischen“, um mehre Noten hintereinander anspielen zu lassen. Den Notenwert muss ich nachträglich mit einem Druck auf die ausgewählte Step-Taste und dem Note-Encoder ändern. Eine weitere Möglichkeit ist das gleichzeitige Spielen von Noten mit einem angeschlossenen Masterkeyboard. So wird der letzte Noteneingang für den nächsten Step gespeichert und angewendet.
Ein Druck auf eine Spurauswahltaste mit einem Drehen des Length Encoders, verändert die Abspiellänge dieser einen Spur. Für jede Spur kann ich somit eine unterschiedliche Länge festlegen und dadurch extrem abgefahrene und variationsreiche Patterns kreieren.
Sehr schön ist die Autosave Funktion. Jeder Schritt wird automatisch im festen Speicher der Hardware abgelegt, so dass ein Stromausfall nicht die beste Session eures Lebens zerstört. Jedes Pattern und jede Einstellung bleibt nach dem Ausschalten also erhalten.
Fotostrecke: 2 Bilder Die Leuchtkraft der Hintergrundbeleuchtung ist sehr gut.
Menüstruktur
Die Menüstruktur war für mich erst nach einer längeren Übungssession logisch und schnell fassbar. Ein intuitives Einstellen neuer Notenwerte und die Zuordnung zu MIDI-Kanälen wird erst beim zweiten Hinsehen zu einer lösbaren Aufgabe. Sobald ein Encoder bewegt wird, ändert sich sofort die Anzeige auf dem Display. So soll das auch sein! Aber ich musste mich erst zügeln den Encoder nicht zu drehen, sondern erst auf dem Display das umrandete Funktionsfeld zu beachten. Ansonsten werden direkt die Werte dieses Parameters verstellt! Also erst das Display anschauen, dann klicken und zuletzt drehen. Mittlerweile, nach einer längeren Jam-Session, ist das Display so gut wie nicht mehr nötig und ich kenne die wichtigen Positionen der gesuchten Funktionen auswendig.
Fotostrecke: 2 Bilder Die Bedienung muss erst gelernt werden, bevor es ins Eingemachte geht.
Sequenzer und MIDI
Im Verbund mit Ableton Live läuft SEQ wie erwartet und steuert über mehrere MIDI-Kanäle meine zugeordneten Spuren. Die Latenzen sind natürlich abhängig von den eingesetzten Plug-ins, aber das ist ein anderes Thema und kann leicht über Track-Delay oder in den MIDI-Einstellungen von Live manuell nachreguliert werden. Leider habe ich ein wenig Probleme mit dem Zufallsgenerator, aber auch oft während der Auswahl der Standardfunktionen (zum Beispiel den Notenwert ändern), die während des Abspielens im Slave Modus zu Ableton Live, meinen Loop zum „stottern“ bringen, also kleine kurze Aussetzer verursachen. Das darf live auf der Bühne nicht passieren! Ich hoffe, dass dieses Problem mit einem Firmware Update behoben wird.
Schalte ich die Clock auf den internen Sync, verschwinden alle Probleme und SEQ läuft einwandfrei ohne Aussetzer und sehr tight. Dazu wird der Shuffle Parameter freigeschaltet, der das Ganze sehr schön zum Grooven bringt. Das Arbeiten mit dem Sequenzer macht mir so viel Spaß, dass ich mich schnell im Programmieren von Loops und Patterns verliere. So soll das auch sein. Das erzeugen von kompletten Songs gestaltet sich ebenfalls sehr einfach. Hier nutze ich die Funktion „Pattern Link“. Eine ungenutzte Steptaste fungiert bei dieser Funktion als Weiterleitung zu einem festgelegten anderen Pattern. Zum Beispiel programmiere ich einen Loop mit acht Spuren über 16 Steps und nutze die letzte Steptaste (16. Taste), die keine Note oder Modulation enthält, für den Pattern Link. Dort stelle ich das gewünschte Ziel ein. Sobald der Sequenzer bei dieser Step-Taste angekommen ist, springt SEQ zum gewählten neuen Pattern.
Die Step-Tasten lassen ein sehr intuitives Arbeiten zu.
Die Step-Tasten lassen ein sehr intuitives Arbeiten zu.

UPDATE: Auf Nachfrage bei dem Hersteller, wurde mir nach Fertigstellung des Testberichts ein Firmware Update auf Version 1.1 zugeschickt, das ohne Probleme und sehr schnell auf dem Gerät installiert war. Hiermit wurden meine angesprochenen „Bugs“ und somit der Sync im Slave-Modus behoben. Sehr gut! Dazu sind die Temposchritte von vollen Zählern auf 0,5 BPM im Raster verringert worden. Insgesamt fühlt sich die Bedienung und die Reaktion des Displays mit der neuen Version viel flüssiger an und die Menü-Anzeige reagiert wesentlich schneller.
Mit einem angeschlossenen MIDI-Keyboard lassen sich sehr einfach Melodien, Grooves, aber auch Polyphones mit SEQ aufnehmen. Zur letzteren Aktion müsst ihr leider je nach Menge der Noten, die sich in eurem eingespielten Akkord befinden sollen, Spuren in dem Sequenzer reservieren. Das heisst, für einen Dreiklang benötigt ihr drei Spuren, die auf das selbe Instrument geroutet werden müssen. Leider gibt es für die Aufnahme kein Metronom, da SEQ über keinen Klangerzeuger verfügt. Das ist aber leicht mit einer taktgebenden Spur zum Beispiel mit einem Rimshot Sound aus einer angesteuerten Drummachine erzeugbar.
Da ich in meinem Modular System mehrere MIDI-Interfaces verbaut habe, ist es für mich nicht so schlimm auf die nicht vorhandenen CV-Ausgänge von SEQ zu verzichten. Die Steuerung der Module übernimmt in diesem Fall das Modul Yarns von Mutable Instruments, mit dem ich vier Ziele mit Pitch und Gate antriggern kann. Leider fehlt mir hier noch eine Modulationsquelle als Ausgang meines Moduls, aber wer mit Modular Systemen umgehen kann, weiß sich sicherlich zu helfen.
Richtig spaßig ist der Zufallsgenerator, der nach jedem Druck auf eine Spurauswahltaste und gleichzeitigem Drücken der Random-Taste eine zufällige Sequenz inklusive Rolls und unterschiedlicher Velocity-Werte erzeugt. Dazu kommt bringt der Roll-Encoder tolle Grooves in meine Loops.
Nach ein paar Tagen Einsatz von SEQ in meinem Studio, bin ich ein großer Freund der wirklich komfortablen Haptik des 32-Step-Sequenzers geworden und werde die großartigen Eingabemöglichkeit meiner Melodie- und Drumsequenzen sicherlich bald vermissen.

Polyend SEQ sequencer (No Talking Demo)

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Niels Dettenbach sagt:

#1 - 30.09.2017 um 17:24 Uhr

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Erstaunlich, wie der Eindruck "Hochwertigkeit" von Technik mittels eines Gehäuses erzielt werden kann, welches keinen Einfluß auf Klang oder Spielbarkeit hat.Mir persönlich wäre hochwertigere Technik statt Optik - gerade bei dem Preis - lieber gewesen. Ordentliche (Sequencer-)Pads mit ordenticher Artikulation und durchdachtere Poti-Ausstattung / -Belegung bekommt man ja eh selten genug, weil derlei Hardware tatsächlich teurer ist. Die Technik ist ja kaum mehr als ein Mikrocontroller samt Display mit Treiber und augenscheinlich teils "adaptierter" Software.Das Produkt zielt wohl eh eher auf die Jünger des aktuellen "Modular-Hype" ab, wo hohe Preise als "Qualitätsmerkmal" gehandelt werden und den "willichhaben" Faktor steigern. Mir scjekbt, ein echter "Modular-Fan" fängt dort an, wo mindestens ein Drittel des Einkommens in die "gesunde Sucht" fließt ß)

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