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Positive Grid Bias Distortion Test

Das Positive Grid Bias Distortion Pedal ist nur auf den ersten Blick ein üppig bestückter Verzerrer. In Wirklichkeit bietet das Gerät tiefgreifende Editiermöglichkeiten und sogar eine Tone-Match-Funktion. Die erlaubt es, ähnlich wie beim Kemper-Amp, die Eigenschaften klassischer Verzerrer zu analysieren und nachzuahmen. Natürlich geschieht das alles auf digitalem Weg, denn erst mit den immer schnelleren, besseren und vor allem preiswerteren Prozessoren lassen sich nicht nur Handys und Computer steuern, sondern auch Synthesizer, Effektgeräte und Pedale wie das Bias Distortion. Dabei verwischt die Grenze zwischen der analogen Welt und deren immer perfekteren Simulationen zunehmend.

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Nach dem sensationellen Erfolg des Kemper-Amps versucht nun das US-amerikanische Unternehmen Positive Grid auf dem Weltmarkt zu punkten und das Konzept ist auch hier gnadenlos digital. Heute testen wir für euch den Bias Distortion, der sich anschickt, analoge Verzerrer in die digitale Welt zu überführen und die Gelegenheit bietet, eigene Kreationen am Rechner virtuell zu entwerfen und abzuspeichern.

Details

Konzept und Aufbau

Der Bias Distortion ist eine Kombination aus Hardware und Software. Nach dem Öffnen des Kartons findet man neben dem Pedal samt Netzteil und USB-Kabel auch einen speziellen Code für den Downloadlink der Bias-Software für Mac und PC, die sowohl im Standalone- als auch im Pluginmodus läuft und für das kreative Arbeiten mit dem Pedal unabdingbar ist. Letzteres steckt in einem schwarzen Stahlblechgehäuse und beherbergt im vorderen Teil vier Fußtaster. Hier lassen sich drei Verzerrerkreationen abspeichern und der vierte Taster fungiert als Booster, dessen Lautstärkeanhebung sich mit dem darüber platzierten Boost-Poti stufenlos einstellen lässt. Der Booster kann entweder vor oder hinter den virtuellen Verzerrer geroutet werden. Mittels des Kippschalters im Boostbereich lässt sich dessen Funktion weiter präzisieren. Nach oben geschaltet werden zusätzlich die Höhen geboostet, mittig wird das Signal linear angehoben und in der unteren Position werden zusätzlich die unteren Frequenzen betont.

Fotostrecke: 3 Bilder Positive Grid ermöglicht mit dem Bias Distortion eigene Verzerrer-Kreationen am Rechner virtuell zu entwerfen und abzuspeichern.

Das Herzstück des Pedals ist der Preset-Schalter. Bei ihm handelt es sich um einen zehnstufigen Endlos-Drehregler mit zusätzlicher Tasterfunktion, die zwischen zwei Bänken umschaltet. Jede Bank verfügt über zehn Presets, sodass man insgesamt immer 20 Sounds im Gepäck hat. Die Werkspresets basieren auf folgenden Pedalen: Boss DS1, BK Butler Tube Driver, Fulltone OCD, Roger Mayer Voodoo1, Boss Metal Zone, EHX Big Muff, ProCo Rat, Ibanez TS9, Voodoo Lab Sparkle Drive, Boss DS2 Turbo, Fulltone Fulldrive, Voodoo Lab Super Fuzz, Roger Mayer Spitfire, MXR Fuzzface.

Der zehnstufigen Endlos-Drehregler mit zusätzlicher Tasterfunktion ermöglicht die Anwahl von zwei Bänken mit je 10 Presets.
Der zehnstufigen Endlos-Drehregler mit zusätzlicher Tasterfunktion ermöglicht die Anwahl von zwei Bänken mit je 10 Presets.

Direkte Eingriffsmöglichkeiten auf die Sounds ohne Computer bieten insgesamt sechs Potis: Gain ist für den Verzerrungsgrad zuständig, mit dem Blendregler lässt sich das Mischungsverhältnis zwischen trockenem und verzerrtem Signal in der Ausgangsstufe einstellen und um die Ausgangslautstärke kümmert sich der Levelregler. Die drei verbleibenden Potis dienen als Equalizer, zur Verfügung stehen Low, Mid und High.

Fotostrecke: 5 Bilder Mit acht Potis und vier Fußschaltern ist der Bias Distortion reichhaltig bestückt.

Die Anschlüsse

An der Stirnseite befinden sich alle Anschlussmöglichkeiten des Pedals. Wichtigste Verbindung zur Außenwelt ist die Mini-USB-Buchse. Hier lässt sich das Pedal mittels des beigelegten Netzteils mit Strom versorgen oder an einen Rechner anschließen. Als Audiointerface ist es dabei allerdings nicht verwendbar, weil hier nur Parameterdaten übermittelt werden. Will man es in ein größeres Setup einbinden, kann man via Midi auf die 20 Speicherplätze zugreifen. Neben den MIDI In- und Thru-Buchsen befindet sich ein Bluetooth/Wireless-Button samt LED-Statusanzeige. Eine 9-Volt-Gleichstrombuchse dient der Energieversorgung mit einem handelsüblichen Netzteil. Wie es sich für einen Verzerrer gehört, hat man es auch hier mit einem Monopedal zu tun. Neben den beiden Ein- und Ausgangsbuchsen liegt noch eine dritte für den Anschluss eines Expressionpedals vor.

Fotostrecke: 3 Bilder Anschlussmöglichkeiten zur Verbindung mit der Außenwelt finden sich auf der Stirnseite des Pedals.

Welche Verzerrer können simuliert werden?

Zu den klassischen Verzerrern gehören Fuzz-Verzerrer, Overdrive – und Distortionpedale, die nicht nur unterschiedlich konstruiert sind, sondern auch völlig andere Klangergebnisse liefern. Mit dem Bias Distortion können Pedale simuliert werden, die auf Germanium-, Silizium-, JFET-, Mosfet- oder Röhrenschaltungen basieren. Fuzz-Verzerrer verwenden je nach Baujahr und -art entweder Germanium-oder Siliziumtransistoren. Bei der Konstruktion des klassischen Fuzzface kamen Germaniumtransistoren zum Einsatz, während moderneren Modelle wie beispielsweise der Big Muff mit Silizium arbeiten. Auf Silizium basieren ebenfalls der gute alte TS9 Tubescreamer als auch die Proco Rat, die allerdings zur Gattung der Overdrive- bzw. Distortionpedale zählen. Auf JFETs setzt der Fulltone Full-Drive 3 oder der Fulltone Robin Trower Overdrive. Mosfets sind ebenfalls eine gute Basis für einen Verzerrer. Zu den bekanntesten Geräten zählen der OCD, der MT-10 Mostortion von Ibanez und der Fulldrive 2 Mosfet. Im klassischen Verzerrerbau werden aber auch Röhren verwendet, wie beispielsweise beim Chandler Tube Driver oder der Cream Machine von Hughes & Kettner.

Die Software

Zum Lieferumfang des Pedals gehört ein Code, mit dem sich die Software von der Hersteller-Webseite herunterladen lässt. Sie besteht aus einem Plugin und einem Standalone-Programm. Die Modifikationen und die Erstellung eigener Sounds sind also nicht an die Hardware gebunden, sondern lassen sich bequem am Rechner vornehmen. Alternativ lässt sich das Pedal auch via Bluetooth und iPad steuern. Wer jetzt denkt, man könnte virtuelle Kondensatoren und Widerstände mit einem imaginären Lötkolben ein- und ausbauen, den muss ich leider enttäusche. Dafür sind die Eingriffsmöglichkeiten stark vereinfacht und auch für Laien selbsterklärend. Als positiver Nebeneffekt gibt es auf diese Weise keine völlig unbrauchbaren Sounds.

Kommen wir zu den unterschiedlichen Ebenen der Software. Wenn man das Programm am Rechner öffnet, befindet man sich zunächst in der obersten Ebene, die ein stilisiertes Pedal darstellt. Hier werden Pedalform, Potiknöpfe, die Farbe usw. den eigenen Wünschen angepasst.

BIAS Pedal Software: Startfenster
BIAS Pedal Software: Startfenster

Die klangliche Reise des Gitarrensignals beginnt erst in der zweiten Ebene, die aus einem optional zuschaltbaren Achtband-Equalizer besteht. Der EQ ist übrigens zweimal vorhanden und lässt sich an eine beliebige Stelle der Signalkette platzieren. Die verfügbaren Frequenzbänder sind 60 Hz, 120 Hz, 250 Hz, 500 Hz, 1 kHz, 2 kHz, 4 kHz und 8 KHz. Ich hätte mir an dieser Stelle noch einen 12 KHz und 16 kHz Regler gewünscht, um auch diese Frequenzen manipulieren zu können. Obwohl ein Gitarrenspeaker diesen Bereich nur marginal wiedergeben kann, unterstützen Obertöne aus diesen Regionen doch die Charaktereigenschaften des Instrumentes.

BIAS Pedal Software: Equalizer
BIAS Pedal Software: Equalizer

Weiter gehts mit der Clipping Stage, die man auch als erste Bratstufe beschreiben könnte. Sowohl im Eingang als auch im Ausgang des Moduls lässt sich der Frequenzgang mittels Low- und Highcut einschränken. Den Verzerrungsgrad steuert man mit Gain, Distortion und Bias, während die Art und Weise der Verzerrung mit einer Auswahl an verfügbaren virtuellen Transistoren/Dioden/Röhren beeinflussbar ist. Diese deckt mit Germanium, Silizium, JFET, Mosfet und Röhre die Bauweise von 90% aller Verzerrerpedale ab.

BIAS Pedal Software: Clipping Stage
BIAS Pedal Software: Clipping Stage

Auch im Output Stage-Modul kann man den Frequenzgang im Eingang per Low- und Highcut einschränken. Da es sich um die zweite Gainstufe handelt, steht auch hier wieder ein Distortionregler inklusive der unterschiedlichen Transistoren/Dioden/Röhren zur Verfügung. In der rechten Seite befindet sich der Tone-Shape-Bereich, bestehend aus einem Dreiband-EQ, einem Tone-Poti sowie einem Output- und Mixregler.

BIAS Pedal Software: Output Stage Modul
BIAS Pedal Software: Output Stage Modul

Im Power-Module-Bereich wird die Dynamik mittels einer ausgefuchsten Kompressorschaltung eingestellt. Neben einem Compressor kann man den Sound ebenfalls durch simulierte Batterien bzw. Spannungen beeinflussen. Zur Auswahl stehen 6, 9, 12 oder 18 Volt.

Fotostrecke: 2 Bilder BIAS Pedal Software: Kompressor

Das letzte Modul hört auf den Namen Pedal Match. Mit seiner Hilfe wird der Sound des virtuellen Pedals mittels Frequenzgang-Analyse an den des analogen Vorbilds angleichen.

BIAS Pedal Software: Pedal-Match
BIAS Pedal Software: Pedal-Match
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